Gei sas,
nun, dann wil ich auch mal was schreiben... und zwar über "mein" Griechenland, so wie ich es mag und erlebe. Das ist kein kompletter Reisebericht, sondern ich schildere einige Eindrücke, ein paar Erlebnisse und Geschichtchen, die wir - meine Frau und ich - so in > 20 GR-Urlauben erlebt haben.
Vielleicht macht es ja dem Einen oder Anderen Spaß beim lesen oder - noch schlimmer - Lust auf ein paar weniger bekannte Ecken Griechenlands. Peleponnes war ja schon jeder...
Ich habe lange überlegt, ob ich denn überhaupt etwas schreiben soll: nachher wird es dort noch voll! Aber ich glaube die Kante ist soweit weg, dass tatsächlich nur Liebhaber sich dorthin verirren. Vorweg: die Ecken, über die ich schreibe, sind nichts für Leute, die alles straff durchorganisiert haben möchten und "deutsche Genauigkeit" erwarten. Leben und leben lassen, klappt halt nicht alles immer so wie gewohnt. Irgendwie geht alles. Oder wie wir im Rheinland sagen "et hät noch immer jot jejange".
Fangen wir mit dem "anderen Ende" von Griechenland an: Samothraki. Nicht gerade um die Ecke, aber der Weg ist ja das Ziel! Oder ist das Ziel im Weg? Oder ist das Ziel weg? Ganz ungriechisch ist diese Insel für die, die weiße Kirchen mit blauen Kuppeln erwarten. Kein Trubel, keine Hektik, dafür aber jede Menge Ruhe und Natur.
Mit der Fähre ist Samothraki von Alexandroupolis in ca. 2,5 Stunden zu erreichen. Die Verbindungen sind sehr gut, fast täglich. Wann genau die Fähren abgehen, sollte man in Alexandrouplolis am Hafen erfragen, das schwankt je nach Wetter, Jahreszeit und Einsatzbereitschaft der Schiffe. Sowieso ist Alexandroupolis einen Aufenthalt wert, da macht es überhaupt nichts, wenn die Fähre mal was später geht.
Die Tickets kosten je nach Länge des Womos und Menschen, der die Tickets ausstellt, zwischen 75 und 120 Euro einfach für ein Womo und zwei Personen.
Also kein Preis für mal eben zwei Tage dort bleiben.
Dickschiff-Kapitäne werden wahrscheinlich tausend Tode sterben, wenn sie auf die Fähre fahren. Kein Vergleich zu den riesigen Fähren Italien-Griechenland, alles ist hier wesentlich enger und kleiner. Wir mit dem Kastenwagen waren gut dran.
Mein Tipp: stur auf das hören, was die Einwinker sagen. Die kennen ihren Job und es ist erstaunlich, wie dicht man an einen LKW hernafahren kann! Wer glaubt, dass er das alleine besser kann, weil er ja als Deutscher der beste Rangierer und Autofahrer unter Gottes schöner Sonne ist, der wird sich den Unmut der Einwinker und der wartenden anderen Passagiere einhandeln.
Die ständigen Begleiter während der Überfahrt.
Da taucht der Berg aus dem Meer auf: Samothraki! Der Fengari mit seinen gut 1600 Metern darf sich schon Berg nennen.
Kamariotissa ist ein sehr nettes Örtchen, lebendig, aber dennoch gelassen. Sehr schön ist auch, dass man nach ein paar Tagen die Gesichter und die Menschen kennt und auch selbst erkannt und gegrüßt wird. Blitzschnell gehört man zu der kleinen Gemeinschaft und nimmt teil am Leben.
Die Nike von Samothraki.
Wir hatten nun mehrfach eine Bucht für uns alleine! Wir standen z.B. auf dem "Campigplatz" "Free Camping". Während der Nebensaison ist dort kein Mensch, weder Gäste noch Angestellte. Wir lieben es, andere bekommen Angst bei dieser Einsamkeit. Also bitte uns fragen, bevor ihr "unsere" Parkanlage ansteuert
Nichts, aber auch gar nichts für große Womos, sorry! Ich schätze ab sechs-fuffzig ist kein Durchkommen mehr. Vor Kratzern an der Kiste darf man nicht fies sein, das sind keine Schrammen, sondern Auszeichnungen!
Im August soll dort die Hölle toben! Stellt euch das nicht als Campingplatz im herkömmlichen Sinne vor. Der "Platz" ist einfach ein riesengroßes Waldareal, zwischendrin ein paar freie Flächen und ab und zu ein - wie soll ich sagen? - nennen wir es mal "Sanitärgebäude" mit ein paar Stehklos, Duschen und außen am Gebäude Waschbecken. Wie schön, dass wir unsere eigene Naßzelle dabei haben, denn nach dem Winter sind diese Gebäude recht unansehnlich.
Verstreut finden sich auf dem Gelände noch einige Wasserhähne und offene Duschen. Das war´s! Kein Strom, kein nix! Aber wir Womolisten können dort
Frischwasser bunkern und Abwasser / Toilette entsorgen.
Für uns ist das einer, wenn nicht der schönste Platz, an dem wir je Urlaub machten. Meherere Jahre hatten wir für eine Woche den ganzen Wald für uns. Das einzige, was wir abends sehen konnten, waren die Sterne, ab und zu ein Fischerboot draußen und unser Lagerfeuer (Gut auslöschen, Eimer Wasser drüber!!)
Besuch gibt es allerdings schon. Zweimal am Tag zieht eine Ziegenherde durch, manchmal auch mit Schafen dabei. Vom Hund lassen die sich gar nicht stören, umgekehrt aber auch nicht.
Und wieder sind die Ziegen zu Gast. Nur anders diesmal.
Überhaupt: Vorsicht vor den Ziegen! Die sind überall! Und Vorsicht vor den Schildkröten auf der Straße, das kann ganz böse rumsen..
Einer der Gattelusi Wachtürme, die sich an der Küste befinden. Dieser hier an der Mündung des Fonia ("Mörder"). Ach ja, Fonia: wenn man da hochwandert sollte man das Wetter berücksichtigen. Wir konnten eines Tages problemlos hochlaufen, zwei Tage späte war wegen Regen kein Durchkommen mehr. Das kann sogar gefährlich werden, ganz ohne Grund hat der Fluß seinen Namen nicht!
Daher hat auch dieses Schild durchaus seine Berechtigung:
Alles fließt. Wie wahr, wie wahr... An der Hafenmauer von Loutra Therma.
Wenn man abends mal ins Städtchen Kamariotissa möchte und dortens auch ein oder zwei alkoholische Getränke einnehmen will, der ruft sich ein Taxi: kostet so um die 15 Euro und ist ein tolle Fahrt die Küste entlang. Tipp: Rückfahrt gleich klarmachen, die paar Taxen der Insel sind oft ausgebucht! Übrigens ist die Taxi-Dame nicht nur sehr nett, sondern auch sehr pünktlich, da spürt man mal nichts von der griechischen Zeiteinteilung.
Ach, und die Sprache! Mit meinen Hochdeutsch-Kölsch-Fähigkeiten komme ich nicht recht weiter, mit meinem Griechisch dagegen sehr gut. Und wer es denn kann, der soll schwäbisch schwätzen! Heiliges Blechle, ich glaub halb Samothraki war in "Sturgart" beim "Daimler schaffe". Im Ernst: sehr viele Leute sprechen Deutsch, also keine Bange, auch Sprachmuffel haben eine Chance dort zu überleben.
Und natürlich hat auch Samothraki kaputte Steine für das Bildungsbürgertum zu bieten: das Kabirenheligtum. Mit Tempeln will ich euch hier aber nicht langweilen...
Dann die andere Seite der Insel: Pachi Ammos, "fetter Sand" auf Deutsch. Eine Traumsandbucht, für den, der denn Sandstrand mag. Kleine Taverne vor Ort, die bei unsere Besuchen aber gerade aus dem Winterschlaf geweckt wurde. Aber jedes Mal war es dort extrem windig, weswegen es uns dort auch schnell wieder vertrieben hat.
Blick von oben auf die Bucht.
Und hier die Kapelle oberhalb von Pachia Ammos, schöner Spaziergang dorthin übrigens!
Kipoi: am Ende der Straße. Oder am Ende der Welt? Gegenüber schon Gökceada. Auch eine mächtig windige Angelegenheit dort!
Histörchen eins "Nette Leute"
Beim Metzger in Kamariotissa in meinem besten Griechisch Ziegen-Paidakia (Rücken) fürs Grillen eingekauft und als Dank des Hauses ob des Erstaunens, dass da ein Deutscher Ziege kauft und das auch noch auf griechisch bestellt, ein paar frische Würstchen dazubekommen. Nebenan im Laden gibt es übrigens hervorragenden Ziegenkäse aus eigener Produktion. Hier die Käserei in den Bergen:
Schräg gegenüber dem Metzger findet sich der Laden des Landfrauenvereins von Samothraki, in dem selbtgemachten Produkte verkauft werden. Nur hatte der leider zu. Den Metzger gefragt, wann der aufmachen würde, hieß es nur: "Kathiste Paidia!", Setzt euch, Kinder! Ja, in Griecheenland gibt es beim Metzger Stühle, kann ja sein, dass der Kumpel zu Besuch kommt und bei einem Kaffe ein paar Geschichten erzählt werden. Der Metzger ruft mit seinem Kinito (Handy) ein paar Leute an Minuten später kommt jemand vorbei und schließt den Laden für uns auf!
Histörchen zwei "Nette Leute"
Ihr mögt gutes Olivenöl? Also richtig gutes Olivenöl? Dann weiterlesen... In Kamariotissa beim Klimataria (Weinstock) richtig gut gegessen
und gefragt, ob man irgendwo Olivenöl kaufen könnte. Ja, könnte man, beim Jannis. "Wie findet man den?" "Da rauf fahrenm, dort abbiegen, dann... Ah ba!" sagt der Wirt, nimmt sein Handy (ein Grieche ohne Handy ist ja quasi nackt und hilflos) Wieviel wollen wir? Kostet aber soundsoviel! Entaxi (OK), morgen habt
ihr hier 15 Liter stehen. Und tatsächlich, am nächsten Tag holten wir 15 Liter 1A Bio-Olivenöl ab. Ein guter Freund aus der Heimat leckt sich heute noch die Finger danach. Im folgende Jahr mussten wir wieder neues für ihn und uns kaufen.
Histörchen drei "Nette Leute"
In der Chora spazieren gegangen und uns niedergelassen, um Frappe zu trinken. (Warum schmeckt eigentlich in Griechenland
kalter löslicher Kaffee? Hier treibt es mir den kalten Schweiß auf die Stirn, wenn ich sowas trinken sollte).
Am Nachbartisch ein englischsprechendes Paar, das zu Fuß unterwegs ist und den Weg nach Kamariotissa nicht weiß und die Wirtin danach befragt. Doch diese spricht kein Englisch, das Paar kein Griechisch. Ach, da muss ich mich doch einmischen und mime den Englsich-Deutsch-Griechisch-Dolmetscher. Weg erklärt, alle freuen sich des Lebens und die Wirin gibt Kaffe für alle aus!Gut, auf dem Rückweg haben wir dann das Paar auf der Straße aufgelesen und mit nach Kamariotissa genommen, sie haben den Weg dann doch nicht gefunden.
Tipp: Wenn ein Grieche nach dem Weg gefragt wird und er ihn nicht kennt, dann wird er das niemals zugeben, weil das eine bodenlose Unverschämtheit gegenüber dem Fragenden wäre. Er hat ja gefragt und möchte eine Antwort. Sie ihm nicht zu geben wäre grob unhöflich! Also wird nach bestem Wissen und Gewissen irgendwas erzählt. Also immer vorsichtig sein mit solchen Auskünften. Andersherum lernt man dadurch Gegenden kenne, in die man sonst nie gekommen wäre.
Wenn ihr wollt, dann gibt es bald mehr: Alexandroupolis ruft! Ach, ich könnte ein ganzes Buch schreiben... Herr Schulz, Autor gesucht?
Polla Chairetismata!
Xaiko
Sthn Elada panta einai h kardia mou...