Vom 13. Mai bis zum 4. Juni dieses Jahres besuchten wir das südliche Italien und Sizilien. Unsere Anfahrt sollte besonders zügig über Greding, München, dem Brenner, Bologna, Florenz, Rom, Paestum und Pizzo bis zum Fährhafen San Giovanni in Calabrien erfolgen. Diese Reiseroute verfolgten wir auch recht konsequent, lediglich der zeitliche Rahmen, war auf Grund des wirklich schlechten Wetters in Italien, nicht einzuhalten. Statt der angepeilten 4 Tage bis Sizilien brauchten wir bis zu 7 Reisetage.
Dies war ja aber kein wirklich großer Verlust. So gönnten wir uns in Verona eine Übernachtung auf einem guten Stellplatz vor dem historischen Zentrum dieser schönen Stadt in Oberitalien. Dazu kamen dann nochmal zwei Nächte in Rom auf unserem Lieblingscampinglatz an der Via Flaminio zum akklimatisieren. Das war zwar mental erforderlich, jedoch vom Klima nicht wirklich notwendig,....es regnete in Rom sprichwörtliche Bindfäden über fast 36 Stunden. Der Campingplatz am nördlichen Stadtrand drohte im Wasser zu versinken. Dazu gesellten sich dann stärkere Windböen und auch Blitz und Donner. Immerhin war es nicht kalt dabei und in unserem Logbuch notierten wir am 15.Mai eine Tagestemperatur von 19-24° C und feiner Dauerregen.
Am 17.Mai brachen wir dann schon recht früh in Rom auf mit der Hoffnung auf Sonne und besseres Wetter. Unsere 4.Etappe führte uns von Rom nach Paestum südlich von Neapel und dem Golf von Sorrent. Für die 378 km brauchten wir ca. 5 Stunden reine Lenkzeit. Trotz zweifach vorhandener GPS-Navigation wurde es jetzt im süden Italiens sehr schwer auf dem richtigen Kurs zu bleiben. Die vor Ort suche in Paestum gestaltete sich daher nicht ganz einfach. Letztendlich landeten wir auf einem recht idyllisch gelgenen Stellplatz der sich “Mare Mirtillie” nannte. Dort gab es Strom ausreichend Fläche und jede Menge freie Stellplätze. Dusche und ein WC gehörte ebenfalls zu diesem landschaftlich schönen Stellplatz direkt am Mittelmeer. Die Kosten für eine Nacht beliefen sich nun schon auf 15,00€ für eine Nacht. Das fanden wir nicht wirklich preiswert. Aber der Platz war sehr gepflegt, die Leute freundlich, und wir konnten morgens vom Reisemobil über die erste Düne hinweg, ein Bad im Mittelmeer nehmen. Das war schon in Ordnung so!
Am 18.Mai wurde dann bereits der Fährhafen San Giovanni in Calabrien angepeilt. In unserem Logbuch schrieben wir dazu u.a.:
“Heute ging es über viele Höhen und tatsächlichen Tiefen, bis in den Fährhafen...! Einen Stellplatz konnten wir bis San Giovanni leider nicht mehr auftun. Gerne hätten wir noch eine Nacht auf dem Festland vor dem Fährhafen verbracht. Die Küste in Calabrien an der Westseite ist sehr steil, hoch und ziemlich zerklüftet, die Autobahn selber in einem katstrophalen Zustand und wieder einmal spielte das Wetter verrückt...! Auf einem Streckenabschnitt, verläuft diese Autobahn ausserhalb eines Bergmassivs, auf wie auf einem Balkon ca. 1.200 m hoch über dem Mittelmeer, an der Küste entlang. Immer wieder peitschte der heftige Wind uns seitlich in die Breitseite, dann verschwanden wir in einer dichten Nebelwand mit einer Sichtweite von weniger als 20 Metern, dort oben in den Wolken. Na prima...! Tempo runter...! Auf der Lee-Seite das Fallfenster etwas abgesenkt, tasteten wir uns wie im Blindflug, Meter für Meter vorwärts. Das Manöver endete erfolgreich. Die Autobahn verlor wieder etwas an Höhe und wir tauchten unterhalb dieser dicken schwarzen Wolken an der Bergwand wieder auf, mit freier Sicht auf den Ort Bagnara Calabra. Dort erzählte man uns von einem möglichen Stellplatz der gerne von den Fährgästen angelaufen wird, bevor sie dann morgens den Hafen von San Giovanni anfahren. Unsere GPS-Navigation liess uns jedoch ein weiteres Mal in Stich und natürlich konnten wir diesen Stellplatz nicht finden. Hinweisschilder sind generell ab Neapel südwärts Mangelware. Das Dörfchen Bagnara Calabra klebte zudem steil an dieser wilden Küste und unser 880 cm lange “Flachmann” mit seinem erheblichen Wendekreis, mußte sehr behutsam durch die engen Gassen dieses Ortes gelenkt werden. Die Dorfbewohner staunten nicht schlecht, als wir ca. 45 Minuten später, unten an der Stazione der Küsteneisenbahn, auf einem freien Parkplatz zum stehen kamen. Nach diesem albtraumhaften Tag, war die Stimmung bei uns an Bord nicht unbedingt das, was man lustig nennen konnte. Nach Lage unserer Bordkarten konnten wir aber unten bleiben und mußten nicht wieder hoch durch’s Dorf auf die Autostrada. Die SP 18 führte uns dann sehr behutsam neben der Eisenbahnlinie fast in Schrittgeschwindigkeit und vielen kleinen Kurven flach am Mittelmeer entlang bis in den kleinen aber sehr lebhaften Fährhafen San Giovanni. Diese landschaftlich sehr schöne Strecke entschädigte uns ein wenig für die Strapazen des Nachmittags. Und wir durften sogar dort im Fährhafen mit offizieller Duldung der Administration gegen ein kleines Trinkgeld frei stehen und übernachten!”
Erst am siebten Tag erreichten wir nach einer unruhigen Nacht über die Strasse von Messina unser eigentliches Urlaubsziel: Sizilien...!
Auf Sizilien verlor sich dann unser doch inzwischen erheblicher Stressfaktor und es begann eine wunderschöne Zeit der sozialen Kontakte und freundschaftlichen Begegnungen. Unsere deutschen Mitcamper waren wirklich allesamt sehr kontaktfreudig, höflich und sozial engagiert im Umgang mit sich und den Sizilianern. Auf einem der ersten Stellplätze südlich von Messina in Giardini-Naxos trafen wir denn auch “alte Bekannte” hier aus dem Forum wieder, mit denen wir immer mal wieder eine SMS unterwegs austauschten. Das Wiedersehen obwohl kurz, verlief sehr freundschaftlich, und nach einem ausgiebigen Plausch trennten sich dann unsere Wege wieder. Leider konnten wir dann in der Folgezeit keinen gemeinsamen zeitlichen Rahmen mehr für weitere sozialen Kontakte finden. Was zum einen an unserem wohl etwas zu langem Reisemobil lag und auch an den zu kleinen Campingplätzen im Süden der Insel. An dieser Stelle sagen wir Claudia und Dietrich nochmals ein ganz herzliches Dankeschön für ihren Kontakt zu uns, und ihren Bemühungen hinsichtlich eines gemeinsamen Treffens, das leider aus den genannten Gründen nicht zustande kam.
In Giardini-Naxos war nun erstmal bei den Laganis Entspannung und Erholung angesagt. Es war kurz vor Pfingsten und auch die Italiener machten sich auf dem Weg ans Meer. Giardini-Naxos unterhalb von Taormina ist ein ganz besonderer Anziehungspunkt nicht nur für die Touristen sondern auch für die Bewohner Siziliens. Und natürlich wollten auch wir all die schönen Seiten dieses Küstenstrichs erleben. Kurzerhand wurde unser “Beiboot” der SACHS-Roller flott gemacht und mit dem 125er gings kreuz und quer an dieser wunderschönen Küste entlang. Und natürlich durfte dabei auch eine Stippvisite in Taormina nicht fehlen.
Bei den Laganis, einer sehr freundlichen Familie, fühlten wir uns auf Anhieb sehr wohl. Es gab ausreichend Strom auch für unsere Bordklimaanlage, eine Dusche mit WC und eine V+E auf dem Stellplatz. Ausserdem besitzt dieser Stellplatz einen kleinen aber sehr gepflegten Palmengarten mit einer Bar die an den Wochenenden geöffnet hatte. Auf einer Großbildleinwand konnten wir das Fußballfinale zwischen Inter Mailand und Bayern München unter Palmen am Abend miterleben. Hinterher gabs ein Gläschen Prosecco vom Chef und natürlich beglückwünschten wir die Italiener zu ihrem Sieg über die Bayern. Das ganze verlief sehr freundschaftlich und ohne viel Emotionen: “Sizilien ist halt nicht Mailand und Bremen nicht München!”...versuchte ich den Laganis noch zu erklären! Aber das hatten sie längst selber bereits verstanden und freuten sich trotzdem über unsere Anteilnahme am italienischen Fußball.
Am 24.Mai ging es dann mit unserer 8.Etappe von Giardini-Naxos nach Syrakus. Wir hatten heute bereits unser “Bergfest”...von 24 Reisetagen war jetzt der 12. Tag angebrochen. Wir quartierten uns auf dem Citycamp der sich “Parcheggio von Platen” nennt ein. Dieser ist ein großer Omnibusparkplatz der einen begrünten und eigenen Stellplatz für Camper bereithält. Es gab Strom, Dusche und WC sowie eine V+E mitten in der City dieser sehr schönen Stadt im Südosten der Insel. Alles recht einfach aber sauber und geordnet ging es dort zu. Der Platz wurde zudem bewacht und seine Lage ließ keine Wünsche offen. Zu allen Sehenswürdigkeiten der Stadt wie dem archologischem Museum und Park, dem griechischem und römischen Anfitheatro oder auch der historischen Halbinsel Ortiglia waren es nur wenige Kilometer die wir entspannt zu Fuß zurück legen konnten. Beim einchecken wurden wir zudem befragt, ob uns der Übernachtungspreis von 18 € angemessen erscheint. Da wir absolut kein Quervergleich wagten, bejahten wir diese Frage sehr zur Zufriedenheit des Vermieters, der sich dann an den beiden Folgetagen ebenfalls bemühte, es uns gut gehen zu lassen. Selbst unsere Bordklimaanlage, die gleich zweimal dort “das Licht ausknipste”..., bekam einen eigenen Anschluß mit wenigstens 16 Ampere. Unser Aufenthalt in Syrakus war daher angenehm, das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite und auch unsere Freunde aus Oldenburg, die wir bereits bei den Laganis kennen gelernt hatten, “trudelten” dort nach einem weitern Tag ein.
Auf Sizilien trifft man sich wenigsten zweimal: Während die Einen im Uhrzeigersinn die Insel umkurven, fahren die Anderen dem Uhrzeigersinn entgegengesetzt. Wir bevorzugten die erstere Variante und so kreuzten wir immer wieder die Wege von einigen Mitcampern, die zeitgleich mit uns dort unterwegs waren. Dazu gehörten denn auch Inge und Manfred aus Oldenburg und eine italienische Familie aus der Gegend von Pescara. Jedesmal gab’s dann ein freundschaftliches hallo und wir tauschten dann auch unsere Erfahrungen von unterwegs aus. Das war immer recht lustig und auch informativ.
Am 26. Mai ging es dann in der 9. Etappe von Syrakus nach Marina di Ragusa. Wir wählten uns dazu ein Stück Autostrada bis Avola aus bevor wir dann auf die SS 115 oder auch der E 45 über Noto, Rosolini, Ispica, Modica nach Ragusa gelangten. Von Ragusa aus führte uns dann eine breite Strasse herunter ans tiefblaue Mittelmeer nach Marina di Ragusa. Dieser doch schon recht große Badeort an der Südküste machte auf uns einen recht ordentlichen Eindruck. Der Strand war gepflegt und der Ort wurde für die bevorstehende Saison heraus geputzt. Lediglich die in der nähe befindlichen Campingplätze waren mal wieder zu klein, zu eng oder einfach auch nur bautechnisch falsch angelegt. Besonders bedauerlich und schade empfanden wir dieses auf dem sonst schön angelegten Campingplatz “Scarabeo” oder auch dem Nachbarplatz “Luminoso”. Auf letzterem blieben wir bereits in der Einfahrt mit unserem Tiefrahmenfahrwerk von ALKO stecken und nur mit viel Geschick konnten wir unseren “Dampfer” dort wieder frei bekommen.
Zurück in Marina di Ragusa, blieben wir dann auf einem kleinen aber sehr gepflegten Argriturismo, der sich “Tantopercamper” nannte, für 3 Tage einquartiert. Dieser Bauernhof der landwirtschaftliche Produkte anbaute und daneben in grüner Hanglage einen Stellplatz betreibt, wurde von zwei sizilianischen Brüdern bewirtschaftet, die ebenfalls auch Olivenöl übers Internet nach Deutschland anbieten. Dieser Stellplatz der nachts zwischenzeitlich künstlich bewässert wurde, war wie eine kleine Oase in dem doch sonst recht staubigen und sandigen Süden Siziliens. Wir bekamen für die große Schiebepforte am Eingang des Anwesens sofort einen Schlüssel und uns wurde das gesamte Konzept und die pflanzentechnische Produktion mit samt seiner ganz neuartigen Bewässerung sehr gut erklärt. Die Bewässerung wiederum war uns aus den Fußballstadien der Bundesliga nicht gänzlich unbekannt: ”Nachts um 1:00 Uhr öffnete sich ein Stück weit die Rasenoberfäche und der Reihe nach schoben sich metallische Wasserspritzen empor die kreisförmig und halbhoch den Boden kräftig bewässerten. Wer also mal sehr spät zum Reisemobil zurück kehrte, der konnte auch schon mal ein wenig ‘mit bewässert’ werden...!”
Erst am 29. Mai zog es uns weiter nach Argrigento und ins Tal der Tempel.
Das Wetter wurde nun eigentlich immer wärmer, lediglich im Tal der Tempel liessen es die Götter für uns noch einmal regnen. Aber es war schon eher angenehm nach dem feuchten und doch sehr schwülen Wetter tagsüber. Mit unseren oldenburger Freunden besuchten wir die alten und sehr eindrucksvollen Tempelanlagen der alten Griechen. Obwohl ein wenig Müde, vom “alte Steine gucken”..., zogen uns diese Tempelanlagen sehr wohl noch in ihren Bann. Gemeinsam kamen wir zu der Erkenntnis, das die Visite im Tal der Tempel zum absoluten Muß auf Sizilien gehört. Nach nur einer Übernachtung ging’s für uns bereits weiter nach Palermo. Am 30. Mai setzten wir um ins ca. 157 km entfernte Palermo. Wir passieren dabei auf der SS 115 sehr schöne Landstriche um Montallegro, Ribera, Sciacca, Menfi und Campobello di Mazara bevor wir bei Castelvetrano wieder auf die Autostrada Richtung Palermo weiter dürfen.
Am 30. Und 31.Mai sind wir dann in Palermo zu Gast bevor wir am 1. Juni eingeschifft wurden und uns das Fährschiff “Fantastic” von der Reederei GNV zurück nach Genua brachte. Von Genua aus brauchten wir nochmal 2 Tage via San Bernardino und Rothenburg o.T. bis nach Bremen.
Insgesamt ging damit unser lang ersehnte Sizilienurlaub zu Ende. Nicht alles hatte uns auf dieser Reise begeistert und einiges blieb auch einfach offen, wie z.B. eine Ätnaumrundung.
Die Autobahnen im Süden Italiens waren sehr schlecht und wir würden allen Campern raten den Hin-und Rückweg mit der Fähre zu organisieren. Das spart Sprit und jede Menge Nerven. Der Mai ist zwar ein sehr guter Monat für Reisen nach Sizilien aber nicht alles ist schon auf die Touristen eingestellt. Viele Campingplätze hatten einfach noch nicht offen. Einige von ihnen sahen so aus, als wenn sie gar nicht mehr öffnen würden. Die Sizilianer selber sind jedoch sehr nette Menschen und überall wurden wir freundlich und höflich behandelt. Sogar im chaotischen Strassenverkehr von Palermo genossen wir so etwas wie ein Gastrecht, man ließ uns die Richtung wechseln, gewährte uns Vorrang oder gar Vorfahrt, obwohl wir ehrlich gesagt gar nicht wußten, wer wo denn überhaupt irgendwelche Rechte für sich in Anspruch nehmen durfte. Es klappte immer irgendwas und jeder gewährte seinem Gegenüber eine Lücke zum weiterfahren. Wer auch nur ein wenig italienisches Blut in sich hat, der kommt damit prima zurecht...!
Und dann nochmal etwas zu den Strassen auf der Insel: Sizilien ist für Reisemobile über 600 cm Länge und 200 cm Breite schlichtweg ungeeignet. Na klar, wir haben es ja auch gewagt, mit unserem 880 cm langen “Flachmann”, aber wir blieben auch ganz überwiegend auf den “eingetrampelten Pfaden”...! Da haben wir so manchen Kastenwagenfahrer-oder fahrerin, die sich über die kleinsten Provinzsträßchen trauten, doch ein wenig drum beneidet.
Unsere Sizilienreise führte uns über 23 Kalendertage, 4.662 km ( ohne Seeweg ) und 15 Etappen erfolgreich zurück nach Bremen.
Hier noch ein paar Impressionen von dieser schönen Reise :













