Hallo Allerseits,
eine interessante Diskussion und ich finde es immer wieder spannend, dass genau jene Wohnmobilisten, die von Trenntoiletten so überhaupt keine Ahnung haben, sofort wissen, warum’s nicht gut ist, auf die Umwelt pochen und mit Unwissen gespickter Kritik den erhobenen Zeigefinger ausfahren. Genau jene sollten vielleicht ab hier nicht mehr weiterlesen, weil sie meine Argumente sowieso nicht erreichen werden.
Jene, die lieber die Chemietoilette in welcher Form auch immer nutzen, sei das unbenommen, weil natürlich jeder es so handhaben darf, wie es für ihn am angenehmsten scheint und ich niemand bekehren, sondern lediglich von meinen Erfahrungen erzählen möchte.
Jetzt kommt der Part für die Interessierten, die vielleicht umbauen wollen: Leute, wenn ihr die bordeigene Toilette hauptsächlich oder ausschließlich nutzt, baut um, egal ob Selbstbau oder Fertigprodukt, das gilt speziell für Freisteher. Es gibt momentan keine hygienischere, geruchsfreiere, umweltbewusstere, stressfreiere Nutzung und Entsorgung.
Es gibt bei einer TTT drei Punkte zu beachten: Erstens die Trennung des Flüssigen vom Festen, zweitens den festen Stoffen die Feuchtigkeit alsbald entziehen und drittens eventuelle Gerüche mittels effizienter Lüftertechnik aus dem Badezimmer fernhalten.
Weil das Thema Urinentsorgung immer wieder für sogar heftige Diskussionen sorgt: Urin stinkt einmal die ersten zwei, drei Tage grundsätzlich nicht. Er ist steril, antimikrobiell und hat einen mandelartigen Geruch, sofern er für sich alleine steht, keine bakteriellen Entzündungen oder sonstige Krankheiten vorliegen oder z.B. Spargel gegessen wurde. Urin ist ein natürlicher Dünger, enthält viele Minerale, Salze, Enzyme etc., ist biologisch abbaubar und wenn man auf einem Wald- oder Wiesenplatz steht, stellt es umwelttechnisch überhaupt kein Problem dar, diesen dosiert - die Betonung liegt auf dosiert – an mehreren Stellen (Bäume, Sträucher) zu entsorgen.
Mit ordnungswidrigem Pullern in der Öffentlichkeit hat das genauso viel zu tun, wie eine Kuh mit Stepptanzen und die Wahrscheinlichkeit, dass ein weiterer Camper, der auch eine Trenntoilette nutzt und ebenfalls seinen Urin an den gleichen Stellen zeitnah entsorgen will, liegt nicht einmal im Promillebereich und tendiert gegen absolut null.
Außerdem kann das Flüssige völlig problemlos an jeder Raststätte oder WC-Anlage entsorgt werden. Es sind dann zwar nicht Toilettengänge mit 300 oder 400 ml sondern 6 bis 8 Liter, was der WC-Anlage grundsätzlich einmal egal ist. Beim Entleeren sollte man nichts verschütten, was mit Weithalskanistern sehr gut und unauffällig funktioniert. Und das Wichtigste, Nachfolgende können die Toilette ohne massive Verschmutzung und Geruchsbelästigung nutzen, was man ja bei einer Kassette nicht behaupten kann.
In die örtliche Kanalisation zu leeren, ist tatsächlich keine gute Idee, weil man zumeist nicht weiß, wie das Kanalnetz aufgebaut ist und die wenigsten Regenwasserkanäle mit einem Klärwerk verbunden sind, weil dies unnötigen Aufwand und Überforderung bei Regen bedeutete.
Jetzt noch kurz weiter zur Umwelt: Nehmen wir an, zwei Personen sind mit einem Wohnmobil einen Monat lang unterwegs. Im Falle eines Kassettenbetriebes muss diese alle zwei bis drei Tage entsorgt werden, was im Durchschnitt 12 Entleerungen/Monat ergibt. Das Volumen der Kassette beträgt ca. 17 Liter, wobei das Flüssige etwa 11- 12 Liter betragen wird. Beim Entsorgen wird noch zwei bis drei Mal nachgespült, weil man ja eine saubere Kassette haben will. Das heißt, dass im günstigen Fall noch einmal mindestens 10 Liter anfallen. Man kontaminieren also innert eines Monats 250 - 300 Liter Wasser mit Fäkalien. Hier haben wir die problematischen Chemikalien noch gar nicht mit einbezogen.
Meine Erfahrung besagt, dass bei der Trenntoilette mit 14-tägiger Entleerung, im Monat in etwa gesamt 30 Liter Volumen bei den Feststoffen samt Humus anfallen. Wie viel Wasser benötigen wir für die Entsorgung der Feststoffe? Null, weil ja das Bestreben besteht, den Feststoffen Feuchtigkeit zu entziehen. Zu den Plastiktüten, weil da wird ja ziemlich genau darauf geschaut
: es gibt biologisch abbaubare. Nur so nebenbei: Es wurde schon angeführt, wie viele Papierwindel werden alleine in einem Bundesland tagtäglich im Restmüll entsorgt? Die stinken aber dann richtig.
Zum Geruch: Entgegen aller Unkenrufe, Feststoffe die getrocknet sind, riechen nicht, ziehen keine Fliegen an und verursachen auch keinen Ekel, weil sie mit Streugut, Humus und was auch immer vermischt sind. Es handelt sich um eine Mär, dass die Restmüllbehälter mit stinkenden Müllbeutel der TTT-Nutzer verseucht werden, es wird bei richtiger Nutzung niemandem auffallen, weil es sich, wenn zum Beispiel Kokosfasern verwendet werden, um eine fast schon erdige Substanz in einem Biomüllsack handelt.
Die Nutzung einer Trenntoilette ist höchst komfortabel, sehr leicht erlernbar. Die Entleerung dauert bei mir keine zwei Minuten: Raustragen des Feststoffbehälters (ich habe eine Selbstbautoilette mit motorbetriebenem Rührwerk) aus dem Wohnmobil, Mülltüte darüber stülpen, umdrehen, auf zwei, drei Seiten kurz draufklopfen, Mülltüte abziehen und verknoten, neuen Kokosfaserhumus einfüllen, fertig. Der Humus, der noch an den Wänden des Behälters anhaftet, bleibt für die nächste Kompostierung im Behälter.
Es bedarf keiner extra Anlagen oder Plätze, das geht ratzfatz vor dem Wohnmobil. Bei Wohnmobilisten, die eine Tütenkompostierung (also keinen Quirl) haben, geht’s noch einfacher, Tüte entnehmen, zuknoten und zum Restmüll tragen. Eine Kassettenentleerung dauert deutlich länger, ist umständlich, unhygienisch und zumeist auch heftig stinkend. Es stimmt aber auch, dass es bei so mancher Fertigtoilette ebenfalls umständlich ist, weil der gesamte Unterbau ausgebaut werden muss und die Entsorgung dadurch aufwändiger wird. Dafür muss das aber nur etwa alle 14 Tage gemacht werden.
Und bedenkt, nie mehr wieder bei einer versifften Entsorgungsstation aussteigen müssen
.
Wenn jetzt noch das Filtersystem im Wohnmobil für das Grauwasser tatsächlich praktikabel wird, ist der Autonomie in Verbindung mit LI-Technik sehr weiter Spielraum gegeben.