Erfahrungsbericht: alte Batterie (fast) wie neu

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Erfahrungsbericht: alte Batterie (fast) wie neu

Beitragvon hans_kroeger » 01.11.2006 - 22:52:36

Hallo zusammen,

Ich möchte kurz über ein Messergebnis berichten, dass wohl für viele Wohnmobilisten überraschend sein dürfte.

Ich habe 2 Stück Moll Solar Batterien parallel mit einer Gesamtkapazität von K100 = 200 Ah in Betrieb im Wohnmobil seit Mai 2003, also seit 3 1/2 Jahren.

In regelmäßigen Abständen wurden Entladekurven aufgenommen um die Alterung der Batterien zu dokumentieren. Schon nach 1/2 Jahr zeigten die Batterien einen erheblichen Kapazitätsverlust, trotz moderner Ladetechnik mit IUoU Kennlinie und Temperaturkompensation der Ladespannung.
Im März 2006 habe ich mit wiederholten Ausgleichsladungen begonnen, wobei die Ladespannung für 3 Stunden auf 15,5 Volt angehoben wurde.
Als Folge war eine deutliche Verbesserung des Entladeverhaltens festzustellen. Die verfügbare Kapazität wurde durch diese Behandlung auf ein Niveau gebracht, wie es in den Jahren davor niemals erreicht wurde!!

Siehe hierzu die Entladekurven in
http://www.hkroeger.privat.t-online.de/

Im Mai 2006 wurden die Batterien ausgebaut und an einen billigen Batterie-Conditioner von WAECO angeschlossen: Mobitronic MBCC-100 für etwa 45,- Euro.
Dieses Gerät lädt die Batterien mit 1 Ampere, bis 14 Volt Spannung erreicht ist. Danach werden die Batterien langsam entladen bis 13 Volt, um dann wieder geladen zu werden (Sägezahnerhaltungsladung).
Zu meiner großen Überraschung habe ich Anfang November 2006 (also nach 1/2 Jahr) festgestellt, dass die gemessene verfügbare Kapazität der Batterien nochmal angestiegen war!!
Das elektrische Messergebnis wurde übrigens durch eine gemessene Säuredichte von 1,27 kg/L bestätigt.

Fazit: es empfiehlt sich unbedingt nasse Bleisäurebatterien
- in regelmäßigen Abständen durch eine Ausgleichsladung
aufzufrischen, und
- während Stillstandszeiten (z.B. Überwinterung) an
einen Batterie-Conditioner anzuschließen.

Ganz offensichtlich führt die von den Herstellern vorgeschriebene Ladetechnik (IUoU kennlinie mit 14,4 / 13,8 Volt) zu einer Unterladung und damit zu einem scheinbaren vorzeitigen Kapazitätsverlust, wenn man nicht regelmäßige Ausgleichsladungen mit 15,5 Volt o.ä. durchführt.

Anmerkung: Diese Ausgleichsladungen habe ich mit dem Ladegerät CTEK XS 25000 durchgeführt.

Gruss
Hans
Zuletzt geändert von hans_kroeger am 25.05.2007 - 12:31:09, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitragvon Jens_M » 01.11.2006 - 23:57:03

Hallo Hans,

erst einmal ein großes Dankeschön für diesen Erfahrungsbericht.

Ich bin deswegen von Deinem Bericht so angetan, weil er mit meinen praktischen Erfahrungen ziemlich gut übereinstimmt. Ohne das ich jetzt mal genau gemessen habe, hatte ich ständig Probleme, wenn die Aufbaubatterie regelmäßig über das Boardladegerät längerfristig angeschlossen war. Die Batterie hat dann immer nur für eine viel zu kurze Zeit dem Alltag getrotzt. Jedesmal wenn ich sie dann ausgebaut und im Keller mit ähnlichen Ladetechniken bedient habe (auch mit einem Condidionierer) war die Batterie danach wie neu und kein Vergleich mehr.

Daher gehe ich im Urlaub bereits dazu über (6 Wochen dauerstehen mit Landstrom) die Batterien direkt zu laden und mich nicht mehr auf die original verbaute Ladetechnik zu verlassen.

Schönen Gruß
Jens
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... und wie wirst DU diesen Tag verbringen?
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Batterieladung

Beitragvon Wilfried . M » 02.11.2006 - 00:37:27

Hallo Hans und Jens,
an Hans ebenso meinen Dank für den doch ausführlichen und auch fachlich durchsetzten Aufsatz.
Nun, wie ünberwintere ich meine Batterien ?
Ich entlade meine Batterien mit einer Glühlampe von 15 Watt.
Ist der Zeitpunkt erreicht, daß die Glühlampe merklich an Helligkeit nachgelassen hat, klemme ich die Batterie an das Ladegerät und lade mit 1 Amp.
Diesen Ladevorgang muß sich meine Batterie, 24 Stunden ergehen lassen.
In der Folge dann, wird die Batterie ganz normal mit Ladegerät ( vorhandener Stromstärkeanpassung ) geladen, bis diese in kurzen Abständen gast.
Ich habe mit dieser Methode auch meine Bootsbatterien behandelt ( 108 Amp ), und diese sind jetzt im 12. Jahr ( Vetus , geschlossen, Säure )

Diese Prozedur der Entladung und Ladung wiederhole ich im Winterhalbjahr 2 mal.
So Männer, das sind meine Erfahrungen.

Stromstärkenmäßige Grüße
Grüße aus dem Norden
mit Hymer B 544/ Ducato 14, 2,5 TD von 1994
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Beitragvon Scout » 02.11.2006 - 22:07:49

Hallo Spezialisten!
Das Thema ist ja äußerst interessant und es empfiehlt sich eine solche Batterieauffrischung durchzuführen. Um Sicherzustellen, dass ich alles richtig verstanden habe wiederhole ich hier nochmals einige Punkte und habe zusätzliche Fragen.
    - Zu verwenden wäre ein Batterie-Conditioner von WAECO: Mobitronic MBCC-100.
    - Die Rede ist von Säurebatterien. Wenn dem so ist, kann man dieses Verfahren auch bei Gelbatterien anwenden?
    - Ist beim Auffrischvorgang die Temperatur wichtig? Kann man dies im kalten Womo durchführen, oder muss man die Batterien in einen beheizten Keller stellen.
    - Ist vor dem Auffrischen eine Entladung der Batterie erforderlich?

Da dieses Thema auch für Laien, wie mich, interessant ist, könnt ihr dazu eine Anleitung (Kochrezept) entwickeln?
Gruß
Wolfgang
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Beitragvon woming » 02.11.2006 - 23:42:45

Scout hat geschrieben:- Die Rede ist von Säurebatterien. Wenn dem so ist, kann man dieses Verfahren auch bei Gelbatterien anwenden?


nein, das würde dem Akku den Rest geben.
- Ist beim Auffrischvorgang die Temperatur wichtig? Kann man dies im kalten Womo durchführen, oder muss man die Batterien in einen beheizten Keller stellen.


Kälte ist nicht das Problem (in Grenzen). je niedriger die Temperatur,
desto höher soll die Lade-Endspannung sein. Durch's Laden erhöht sich
ohnehin die Akku-Temperatur.
- Ist vor dem Auffrischen eine Entladung der Batterie erforderlich?


nein, nicht bei Blei-Akkus. Das nimmt denen nur etwas von der Lebensdauer.

(den Waeco-Akku-Konditioner kenne ich nicht)
woming
hier sind die Stellplatzlisten:
http://www.womo-sp.org
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Beitragvon Uli_bw » 03.11.2006 - 10:06:45

Hallo Hans,

mal wieder einer wenigen aber doch absolut tollen Beiträge. Schön dass du uns an Deinen erfahrungen teilhaben lässt.
Wie lange hält diese Regeneration?
Das würde mich nioch interessieren - wenn der Effekt nach eingen malen Laden und Entladen hinüber ist ist es ja nicht viel.

Wie schlecht waren Deine Batterieen vor der Regeneration?

mfg

ULI
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Beitragvon hans_kroeger » 03.11.2006 - 12:35:08

Hallo Wolfgang,

- Die Rede ist von Säurebatterien. Wenn dem so ist, kann man dieses Verfahren auch bei Gelbatterien anwenden?

ja, das geht auch mit Gel-Batterien. Sonnenschein (heute Exide) berichtet in einem militärischen Handbuch von der "Sägezahnerhaltungsladung" bei den dryfit Gel-Batterien. Die Lebensdauer wurde verdreifacht gegenüber einer KOnstantspannungserhaltungsladung.

- Ist beim Auffrischvorgang die Temperatur wichtig? Kann man dies im kalten Womo durchführen, oder muss man die Batterien in einen beheizten Keller stellen.

Prinzipiell geht das auch im kalten Womo. Meine Messungen sind allerdings im Temperaturbereich 15 bis 20 °C. Ich will nicht spekulieren, ob die Wirkung bei niedrigen Temperaturen schlechter ist...
- Ist vor dem Auffrischen eine Entladung der Batterie erforderlich?

Im Gegenteil, die Batterie sollte voll geladen sein wenn sie an den Batterie-Conditioner angeschlossen wird.

Gruss
Hans
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Beitragvon hans_kroeger » 03.11.2006 - 12:45:44

Uli_bw hat geschrieben:Hallo Hans,
mal wieder einer wenigen aber doch absolut tollen Beiträge. Schön dass du uns an Deinen erfahrungen teilhaben lässt.
Wie lange hält diese Regeneration?
Das würde mich nioch interessieren - wenn der Effekt nach eingen malen Laden und Entladen hinüber ist ist es ja nicht viel.

Wie schlecht waren Deine Batterieen vor der Regeneration?


Hallo Uli,

1. Ich habe die Batterien nicht wieder in den Normalbetrieb genommen, da ich momentan Optima AGM Batterien im Womo habe und deren Verhalten weiter verfolgen möchte.
Also keine Aussage wie dauerhaft dei Verjüngungskur ist.
Meine Empfehlung ist, in den Standzeiten die Batterie nicht mit dem serienm. Ladegerät dauerzuladen, sondern einen Batterie-Conditioner anzuschliessen.

2. Wie schlecht meine Batterien waren? Nun das hing ganz davon ab, wie ich sie geladen habe. Jede Ausgleichsladung hat den Zustand deutlich verbessert. Bei wiederholter Anwendung der Ausgleichsladung hatten die Batterien auch nach 3 Jahren noch 80% der Nennkapazität.

Gruss
Hans
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Beitragvon woming » 03.11.2006 - 13:00:41

hans_kroeger hat geschrieben:
- Die Rede ist von Säurebatterien. Wenn dem so ist, kann man dieses Verfahren auch bei Gelbatterien anwenden?

ja, das geht auch mit Gel-Batterien. Sonnenschein (heute Exide) berichtet in einem militärischen Handbuch von der "Sägezahnerhaltungsladung" bei den dryfit Gel-Batterien. Die Lebensdauer wurde verdreifacht gegenüber einer KOnstantspannungserhaltungsladung.


dann haben die wohl ne neue Akku-Generation kreiert haben ? !

Die müßten einen rigiden Katalysator drin haben, der das Gas
rekombiniert, damit es nicht entweicht bzw der Akku austrocknet.
Ist dazu was beschrieben?

Im Regelfalle dürfen säuredichte Gel-Akkus NICHT bis in den Gasungsbereich
geladen werden.


woming
hier sind die Stellplatzlisten:
http://www.womo-sp.org
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Beitragvon Uli_bw » 03.11.2006 - 14:09:47

hans_kroeger hat geschrieben:Meine Empfehlung ist, in den Standzeiten die Batterie nicht mit dem serienm. Ladegerät dauerzuladen, sondern einen Batterie-Conditioner anzuschliessen.


Was ist mit der Solaranlage - die hab ich mir eigentlich drauf gemacht um immer volle Batterieen zu haben!

ULI
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Beitragvon hans_kroeger » 05.11.2006 - 14:52:43

Im Regelfalle dürfen säuredichte Gel-Akkus NICHT bis in den Gasungsbereich geladen werden.


das ist so nicht richtig. Im Zyklenbetrieb wird immer in die Gasung geladen, sowohl bei Gel als auch bei AGM Batterien.
Siehe dazu:
http://www.exide-automotive.de/produkte ... adetechnik

Bei den AGM Batterien von Hawker wird z.B. mit 14,7 Volt Hauptladespannung geladen, um dann zum Ladeschluss sogar auf 15,6 V zu gehen.
Die Liste liesse sich fortsetzen....

Gruss
Hans
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Beitragvon hans_kroeger » 05.11.2006 - 14:58:52

Was ist mit der Solaranlage - die hab ich mir eigentlich drauf gemacht um immer volle Batterieen zu haben!


Das ist ja auch im Prinzip richtig.
Ich kann Dir aber nicht sagen, ob bei Deiner Solaranlage und dem verwendeten Laderegler die Batterieauffrischung ebenso gut gelingt.
Hier würde nur eine exakte Vermessung über einen längeren Zeitraum helfen.
Ich habe zwar auch eine Solaranlage, aber wegen meines überdachten Parkplatzes habe ich keine Erfahrung damit.

Gruss
Hams
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Re: Erfahrungsbericht: alte Batterie (fast) wie neu

Beitragvon Seekater » 06.11.2006 - 11:05:18

Hallo Hans,

vielen Dank für diesen tollen Bericht.

hans_kroeger hat geschrieben:In regelmäßigen Abständen wurden Entladekurven aufgenommen um die Alterung der Batterien zu dokumentieren.


Wie hast Du die Entladekurven aufgenommen ? Was hälst Du - um über den aktuellen Zustand der jeweiligen Batterie informiert zu sein, von den Batteriecomputern (z.B. Votronic) ?

Gruß
Seekater
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Re: Erfahrungsbericht: alte Batterie (fast) wie neu

Beitragvon hans_kroeger » 06.11.2006 - 14:28:25

Wie hast Du die Entladekurven aufgenommen ? Was hälst Du - um über den aktuellen Zustand der jeweiligen Batterie informiert zu sein, von den Batteriecomputern (z.B. Votronic) ?


Hallo Seekater,

1. die Kurven nehme ich auf indem ich einen Lastwiderstand von etwa 2,5 Ohm an das Bordnetz anschliesse (alle anderen Verbraucher sind aus). Dann messe ich mit dem Batteriecomputer die entnommene Ladungsmenge (Ah) und die Batteriespannung (V). Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Batterietemperatur.
Die Werte werden dann in ein Diagramm eingetragen.
Ein Beispiel davon findest Du in
http://www.hkroeger.privat.t-online.de/
dort Datei3.doc
Allerdings sind dort die neuen Werte noch nicht eingearbeitet.

2. Wie bereits oben erwähnt verwende ich einen Batteriecomputer, und zwar den DCC 4000, siehe unter
http://www.solarlink.de/batteriecondcc4000.htm
Ohne Batteriecomputer würde ich nicht auskommen.
Ich habe auch den Votronic Batteriecomputer getestet. Er ist preiswert und für normale Anwendungen ausreichend.
Allerdings sollte man immer bedenken, dass der Messfehler aller dieser Geräte sich mit der Zeit akkumuliert. So ist es wichtig den Batteriecomputer manuell zurückzusetzen, wenn die Batterie voll geladen ist. Je nach Anwendung kann das nach 2 bis 4 Wochen notwendig sein.
Bessere und teurere Geräte können dies automatisch erledigen.

Gruss
Hans
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Re: Erfahrungsbericht: alte Batterie (fast) wie neu

Beitragvon Uli_bw » 06.11.2006 - 15:00:18

hans_kroeger hat geschrieben:Allerdings sollte man immer bedenken, dass der Messfehler aller dieser Geräte sich mit der Zeit akkumuliert. So ist es wichtig den Batteriecomputer manuell zurückzusetzen, wenn die Batterie voll geladen ist. Je nach Anwendung kann das nach 2 bis 4 Wochen notwendig sein.


Bitte näher erklären, ich setzte normalerweise nichts zurück!
Wie geht das?

ULI
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