Ein Besuch auf dem Caravansalon ist immer etwas besonderes, doch fielen dieses Jahr auch einige Punkte auf die negative Seite.
Die Serienhersteller werden sich immer ähnlicher. Das Quensbett, das mit nur 1,35 x 1,85 m diese Bezeichnung nicht verdient, sieht man jetzt fast überall. Ebenso die Toiletten-/Duschkammer für die Alibihygiene. Das Wort Nasszelle bekommt da eine ganz neue Bedeutung. Auch die Küche vieler setzt schon Grundkenntnisse in Refa voraus, weil man schon vorab planen muss, wo man was in welcher Folge abstellt.
Sicher sind die meisten Wohnmobile jetzt wunderschön anzusehen. Zwar beherrscht von außen immer noch die Farbe Weiß die Szene, aber innen sind die Modelle edel und formschön durchgestylt. Nur Hinsetzen sollte man sich nicht - die meisten Sitzgruppen haben den Charme gepolsteter Kirchenbänke. Bequem ist was anderes.
Man hört im Vorbeigehen oft, dass viele Wohnmobilkunden gezielt nach Fahrzeugen unter 6m Länge fragen. Dies trägt sicher dazu bei, dass diese Fahrzeuggröße eine der tragenden Säulen der Hersteller bildet. Da in Modulbauweise produziert wird, findet sich dann oft die Miniküche, das Waschkabinchen und das wenig königliche Schlafgemach sowohl in dieser Klasse wie auch im 8m-Wagen, obwohl dort Platz für mehr gewesen wäre. Wie erwähnt, das Interieur ist wunderschön und die Technik ausgereift, doch was nutzt der schöne Schein, wenn bei der Erstbesichtigung schon so viele Nachteile auffallen.
Das klingt jetzt vielleicht überheblich - und ist bestimmt nicht so gemeint, aber jeder hat doch einen mehr oder weniger ausgeprägten Erfahrungsschatz angesammelt, sei es noch vom Caravaning oder bereits von Wohnmobilen. Je mehr man weiß, desto geringer ist die Bereitschaft für Kompromisse. Beispiel: Wenn man jahrelang auf einem breiten bequemen Bett geschlafen hat, wird man kaum mit einer Liegefläche von 1,20 Breite (für zwei) zufrieden sein. Oder wenn bislang der Toilettenraum auf der Markisenseite lag und man immer Stühle und Tische rücken musste, um an die Serviceklappe zu kommen, dann sucht man sicher ein Modell, wo das anders gelöst ist. Hinzu kommt, dass auch die Preise mittlerweile auf einem Niveau liegen, bei dem man einfach ein perfektes Mobil erwartet.
Zurück zur Messe: Die Zubehörhalle hätte ein Aushängeschild werden können, doch die Katalogversender verkaufen viel Ramsch, den sie wohl sonst nicht loswerden. Die bekannten weißen Flaschen mit dem blauen Inhalt duften wie immer Teile der Halle zu und bei den großen Zubehörfirmen steht oft jemand vor Dir, der selbst noch weniger Ahnung vom Produkt hat wie du selbst, oder man kommt an den richtigen Fachmann erst gar nicht heran, weil dieser gerade im Gespräch mit anderen vertieft ist. Was die Küchenmaschinenhersteller auf einer Campingmesse suchen, verstehe ich ohnehin nicht. Aber wenigstens duftet es hier nach geschnittenem Gemüse. Der Weinstand daneben konkurriert mit einem Brühsuppenhersteller. Und die Verkäuferin des Matratzenstands sucht genauso die best ager's aus dem Publikum wie der Herr mit den Massagekissen. Eigentlich hat das alles nichts mit Camping zu tun, aber mit viel Wohlwollen findet man sicher eine Brücke.
So empfand ich auch den Tourismusbereich des Caravansalons als einen Versuch, sich der Stuttgarter CMT anzunähern. Die Idee ist gut, aber das Angebot war zu gering. So nutzten nur wenige Reisemobilfreundliche Gemeinden diese Messe als Podium. Etwas mehr Internationalität wäre auch nicht schlecht. Es fehlten die meisten europäischen Länder mit eigenen Ständen. Da auch die Versicherungsagenten in dieser Halle platziert wurden, drängte sich bisweilen der Verdacht auf, dass diese Lösung wohl mehr ein Kompromiss war, weil sonst die Fläche leer geblieben wäre.
Hinzu kommt ein Problem, das auf allen Messen gleich ist: die Menschen. Ständig steht so ein Homo Sapiens im Weg und blockiert die freie Sicht. Man kann sich nichts in Ruhe anschauen, weil ständig einer bittet, doch mal vorbei gehen zu dürfen oder man selbst diesen Wunsch äußert, um an das Ziel des Begehrens zu gelangen. Trotz breiter Gänge und großer Flächen bleibt der Platz an den Highlights immer zu klein und in den Fahrzeugen besteht sowieso notorischer Platzmangel. Eigentlich paradox, denn so eine Messe sollte ja ein Podium für Information und Auswahl sein. Doch irgendwann obsiegt der Frust und man trottet müde der Masse hinterher.
Und kaum daheim freut man sich schon wieder auf die nächste Messe. Erstaunlich, nicht war?
Bin gespannt, wem es ähnlich ging - oder andere Eindrücke hatte.
Gruß
Ahorn