Der Caravansalon ist schon längst ein Reisemobilsalon geworden. Kein Wunder also, wenn auch branchenfremde Journalisten die Begriffe verwechseln und über Wohnwagen berichten, wenn eigentlich Wohnmobile gemeint sind.
Wer die Anschaffung eines RM plant, und keinen blassen Schimmer hat, wird von der Vielfalt des Marktes erschlagen.
Auch die Wiederholungskäufer tun sich manchmal schwer bei der Wahl des nächsten Modells, wenn das Nachfolgermodell plötzlich liebgewordene Einteilungen verlässt, oder ein bestimmter Grundriss aus der Mode kam.
So ist so ein Großraumbad zum Beispiel nicht jedermanns Liebling, weil optisch meist im Mittelpunkt gelegen, der weiße Thron den Raum beherrscht und von allen Seiten gut zu sehen ist. Will man ungestört seinen Geschäften nachgehen, muss man meist eine Schiebewand zum Schlafraum schließen und dann die Türe zum Wohnbereich zusperren. Später entlässt man die Düfte in umgekehrter Reihenfolge wieder in den Rest des Wagens. Will man dies vermeiden, muss der SOG wirklich ganze Arbeit leisten. Toiletten riechen nun einmal nur im Neuzustand wirklich neu. Entweder duften sie nach einiger Zeit nach Hygienemitteln oder manchmal eben auch ganz dezent nach dem, was man eigentlich nicht riechen will. Beides ist nicht appetitanregend und bei einigen reicht schon die pure Ansicht auf das Klo für Abwendung dieser Lösung.
Im Bild eines Reisemobilprospekts eines großen deutschen Herstellers wird die dekorativ beleuchtete Gläservitrine mit schönen Wein-, Sekt- und Longdrinkgläsern gezeigt und im Hintergrund strahlt die weiße Schüssel aus dem Großraumbad damit um die Wette. Wunderschön. Soll man jetzt generell die Türe zum Toilettenraum offenlassen, damit alle Familienangehörigen und Gäste auch diesen Besitz zur Kenntnis nehmen?
Toll ist auch, wenn man eine Dusche sein eigen nennt, die zentral und optisch klarsichtig allen die Hygienebemühungen des Duschenden offenbart. Gleichzeitig durchströmt das Aroma des verwendeten Duschmittels den Raum und feinste Tröpfchen milden Wasserdampfs setzen sich auf Bettdecke und Wandflächen. So lassen sich die Isolationsbemühungen der Ingeniere jederzeit überprüfen – auch ohne aufwendige Messtechnik. Sehr praktisch!
Bereits Mitte der 90er Jahre hatten die Hersteller Fahrzeuge auf dem Markt gebracht, bei denen das Waschbecken frei im Wohnmobil positioniert war. Hatte man hier etwa eine besondere Berufsgruppe im Auge? Konsequent ist die einsehbare Dusche nun die Weiterentwicklung dieser Idee.
Dazu passend funkelt und blinkt es jetzt aus jeder Ecke. Keine Kante, die nicht irgendwie mit LED-Strasssteinchen belegt wäre. In allen Farben verwandelt sich das Mobil auf Wunsch in ein kühles Nordlandblau oder ein sündiges Bordellrot, äh’ Bordeauxrot.
Daneben spiegelt sich das Konterfei im trendigen Klavierlack des neuen Tec Towers, wer hierzu schlicht Kühlschrank sagt ist out. Fein temperierter Sekt wartet hier auf einen edlen Spender. Reeperbahn wir kommen!
Nun hatte man schon früher neben dem Familiengrundriss und dem Best Ager Modell auch ein Männermobil entstehen lassen. Derselbe Hersteller folgt folgerichtig der eingeschlagenen Linie und kommt mit einem Modell für alleinreisende Paare (ALPA) auf den Markt. Bestimmt wird nächstens ein Single- und dann ein Rotel-Mobil für mehr als 20 Reisende vorgestellt. Ideen gehen bestimmt nicht aus. Ich schlage vor: Spezielle Fahrzeuge für Hundefreunde, (Dog-Mobil) und passend dazu ein Cat-Mob mit Kratzbaum und elektrischer Katzenklappe für die selbständige Katze unterwegs, runden dann irgendwann das Programm ab. Solange man keine weitere Randgruppe unter dem Namen Detlev entdeckt, für die man ein eigenes Wohnmobil braucht, kann das eigentlich egal sein.
Einige Modelle scheinen allerdings heute schon für bestimmte Personengruppen konzipiert zu sein. Möchte man in einem Eurocargo oder MAN vom Fahrersitz in den Wohnraum des Alkovenmobils umsteigen, so sollte man die sportlichen Fähigkeiten eines Fabian Hambüchen besitzen. Hat man die erste Hürde der Motorabdeckung erklommen, so schiebt man sich durch die enge Verbindungsklappe in den Wohnraum. Wer diesen Geburtskanal erfolgreich absolviert hat, überlegt sich sicherlich, ob er auf dem gleichen Weg zurückkehrt, zumal wenn er dann Obst oder Getränke in der Hand hält. Nun, für 150.000.- Euro und mehr muss so ein Mobil auch nicht perfekt sein, zumal das der Hersteller des Fahrgestells verbockt hat und der Reisemobilbauer dafür ja nichts kann.
Ja so ein Salonaufenthalt zeigt viele Facetten. Man sieht viel und wird teilweise durch die Hallen geschoben. Erstaunt sieht man als Nichtkäufer viele Leute in den reservierten Bereichen der Hersteller. Ob die alle kaufen oder sich nur beraten lassen, bekommt man natürlich nicht mit.
Manche Hersteller lassen sich auch ganz tolle Sachen einfallen, um Leute auf den Stand zu kriegen. So bekam man bei Hymer eine Tasse Kaffee und ein Zimtschneckchen á la Schweden für sage und schreibe 3,50 Euro, wobei man die mit einem Hymer-Logo bedruckte Tasse behalten durfte.
Dometik überdeckte die Aromen der blauen Sanitärmittel mit duftenden Popkorn, welches die ganze Halle einnahm. Nicht wenige folgten dem Wohlgeruch und opferten einige Minuten Wartezeit bis zur nächsten Füllung, um dann mit einer kostenlosen Tüte des frischen süßen Snacks durch die Halle zu wandern. Eine gute Idee – gerade weil man damit sicher keine Zusatzumsätze erreichen wollte, sondern einfach nur um den Besuchern etwas Gutes zu tun.
Die anderen Gutscheine, die man in einer Mappe am Eingang erhielt, waren eigentlich keine Gutscheine im eigentlichen Sinne, sondern Werbung. So erhielt man hier und da einen Sonderpreis, den man aber auch bekommt, wenn man keinen Gutschein vorlegt. Trotzdem eine gute Idee, wenngleich ein jeder natürlich sofort den geschäftlichen Sinn hinter der Maßnahme entdeckte.
Viele Grüße
Woki