Hallo WoMo-Freunde,
hier scheinen ja einige schon Erfahrungen mit "Sprit-sparender Fahrweise" zu haben, andere beschäftigen sich damit, Zeit also für einen Erfahrungsaustausch.
Meinem Kenntnisstand nach sollte man bei "ökologischer" Fahrweise in folgender Reihenfolge vorgehen:
1) Gemäßigtes Fahrtempo
Sachlich gibt es hier meist kein Problem, jedoch sagt das eigene ich hier häufig: "ooooch, ich will aber schnell fahren, das ist schööön". Hilfreich ist hierbei vielleicht folgender Test aus der Reisemobil-International. Hier wurden zwei gleiche Fahrzeuge auf eine gleichlange Strecke geschickt. Der eine Fahrer "schwamm" im Verkehr mit, der andere pflegte eine recht flotte Fahrweise, gab' seinen Emotionen schnell fahren zu wollen so richtig Raum und holte 'raus was in der "Kiste" drin ist.
Der "flotte" Fahrer, kam natürlich zuerst an und war auf dem Stellplatz richtig geschafft über die katastrophalen Verkehrsverhältnisse, fand zu dem Thema auch gleich Gesprächskollegen "Mensch fürchterlich, was da so abgeht, haste gesehen?? ich kann Dir sagen ??."
Der "mitschwimm"-Fahrer, kam einige Zeit später an, war ausgeruht, voller Tatendrang, endlich am Ziel, raus aus der "Kiste" und war schon auf Stadtbesichtigung, als der andere noch immer seinen Frust über die schreckliche Fahrt beim zweiten Bier abbaute.
Fazit: Zeit Sparen im Straßenverkehr geht kaum, die höhere Konzentration bei schneller Fahrweise erfordert soviel persönliche Energie, daß man sogar Zeit verliert (bei der notwendigen anschließenden Erholung). Es gibt im Straßenverkehr offensichtlich so etwas wie ein optimales Tempo, was aufzuwendene persönliche- und Motoren-Energie anbelangt. Sowie man dieses Tempo überschreitet, verschwendet man Energie (auch eigene) ohne, daß ein Nutzen eintritt.
Nach der Psychologie vielleicht hierzu noch die Physik: Der Spritverbrauch steigt überproportional mit dem Tempo. Wer doppelt so schnell fährt, braucht weit mehr als doppelt soviel Sprit. Deshalb bringt ein gemäßigtes Fahrtempo am meisten Spritersparnis.
2) Vorrausschauende gleichmäßige Fahrweise, möglichst wenig Beschleunigen, möglichst wenig Bremsen.
Das ist gerade beim WoMo mit seiner großen Masse von 3,5 oder mehr Gewichts-Tonnen sehr bedeutsam. Die maximale Motorleistung benötigen wir nur bei zwei Gelegenheiten:
Dem maximalen Tempo (siehe oben) und bei der maximalen Beschleunigung, dem Kick down an der Ampel, beim Gefühl in die Polster gepreßt zu werden.
Auch hier wieder der Kampf mit den eigenen Emotionen: Klar ist es ? je nach Verlanlagung ? ein tolles Gefühl, daß der Kopf beim Beschleunigen zurück gedrückt wird. Die Beschleunigung und damit das erlebte Gefühl ist jedoch umso größer, je geringer die zu beschleunigende Masse ist, auf dem Motorrad ? oder noch besser ? beim Jahrmarkt, wo nur eine leichte GFK-Kapsel mit Sicherheitssitz geschleudert wird. Das WoMo, mit seinen 3,5t "Kampfgewicht" ist somit zum schnell Beschleunigen denkbar schlecht geeignet, benötigt Unmengen an Energie, je schneller wir auf Tempo 50 beschleunigen.
Je geringer das Gaspedal beim Beschleunigen durchgedrückt wird, desto wenniger Sprit vergast, desto besser fällt unser Duchschnittsverbrauch somit aus. Haben wir uns dann einmal mit olympischer Gelassenheit damit abgefunden, daß an der Ampel alle mit maximaler Motorleistung (und maximalem Verbrauch) vorpreschen, werden wir feststellen, daß unser WoMo ? mit einem Nutzfahrzeug-Diesel ? hier sogar beste Voraussetzungen für Spritsparen bietet. Bei modernen Motoren ist das zum Anfahren nötige Drehmoment nämlich schon bei einer Drehzahl, minimal über Leerlaufdrehzahl, vorhanden.
Ein Gaspedalweg von ca. 5-10 mm ist bei meinem WoMo (Ford Transit) in nahezu allen Situationen vollkommen ausreichend. Mehr Gaspedaldruck bringt mehr Beschleunigung, schnelleres Erreichen der gewünschten Geschwindigkeit, aber auch mehr Verbrauch.
Ähnlich ist es auf der Autobahn: Nicht hinter dem langsamen LKW mit waghalsigem Minimalabstand "hängen" und "schnell 'raus und kick-down", das bringt maximalen Verbrauch. Sondern zurückfallen lassen, den Verkehr beobachten, eine weit entfernte Lücke anpeilen, wenig Gas geben, beschleunigen, die Lücke ist da, ausscheren und gleichmäßig weiter beschleunigen. Das ist zugegebener Maßen sehr schwierig, klappt im Alltag nicht immer, kann aber geübt werden. Allerdings ist das weniger häufig nötig, als man meint: Beobachtet man nämlich nicht nur den LKW direkt vor einem, wir man häufig feststellen, davor ist ja einer und noch einer, die alle genauso langsam fahren. Fängt man einmal mit dem Überholen an, muß man dann gleich 20, 30 oder mehr Überholvorgänge machen, jedesmal Beschleunigen und wieder abbremsen, bis endlich eine größere Lücke auftaucht.
Vielleicht als Zusammenfassung:
- Vorausschauend Fahren, den Verkehr weit vor, weit hinter einem beobachten
- Frühzeitig den Fuß vom Gas statt Bremsen
- Minimales Beschleunigen, minimales Durchdrücken des Gaspedals
Im Ergebnis zeigt sich eine eher gleichmäßige Fahrweise mit weitgehend konstanter Geschwindigkeit. Ist man einmal soweit, wird häufig ein Fehler gemacht: Man versucht das gleichmäßige Tempo, auch am Berg, durchzuhalten. Kaum kommt der kleinste Hügel wird mehr Gas gegeben. Hier sollte man ausprobieren, welche Steigung das jeweilige Fahrzeug noch "schafft" ohne daß man mehr Gas gibt. Eine Geschwindigkeitsreduktion von von 5 oder 10 km/h während einem sanften Anstieg sollte und Verbrauchsaspekten, ruhig auch einmal hingenommen werden, bis die Steigung bewältigt ist.
3) Möglichst geringe Motordrehzahl
Nach der notwendigen Motorleistung (gefahrenes Tempo und Grad der Beschleunigung) ist das der dritte Verbrauchsfaktor. Fahre ich Tempo 50 im dritten Gang, muß der Motor höher drehen, muß ich das Gaspedal weiter durchdrücken bis der Motor die entsprechende Drehzahl hat, als wenn ich Tempo 50 im vierten, fünften oder gar 6ten Gang fahre. Möglichst schnell Hochschalten ist somit die Devise, um mit möglichst niedrigen Drehzahlen mit möglichst niedrigem Verbrauch zu fahren. Dabei heißt es aber aufpassen:
Fahr ich mit Tempo 50 im fünften Gang am Ortsschild vorbei, will ich auf der freien Landstraße dann wohl schneller fahren. Will ich im fünften Gang von 50 auf 80 km/h beschleunigen, muß ich dazu im fünften Gang evtl. das Gaspedal weiter durchdrücken und benötige eine längere Zeit, als wenn ich im vierten Gang von fünfzig auf 80 beschleunige. Ich verletze also die ? mehr Einsparung bringende Regel 2 ? zugunsten der Einhaltung der Regel 3. Falsch. Hier heist es zurückzuschalten, wenn ich in einem niedrigeren Gang mit geringerer Gaspedalstellung denselben Effekt erreichen kann. Mit Erreichen von Tempo 80 wäre in diesem Beispiel dann jedoch schleunigst wieder in den fünften oder gar 6ten Gang zu schalten.
Hier läßt sich nach den beiden Maximen "minimale Gaspedalstellung" und "minimale Motordrehzahl" sehr viel experimentieren und das Fahrzeug in der jeweiligen Situation immer besser kennen zu lernen.
Hat man einmal seine Fahrweise auf "energiesparend" umgestellt, ergibt sich aus meiner Sicht ein positives Abfallprodukt: Das Spiel mit "minimaler Gaspedalstellung" und "minmaler Drehzahl" lenkt von stellenweise monotonen Fahrsituationen ab, man kommt gar nicht mehr in Versuchung schnell eine Fahrt abspulen zu wollen.
Mein Kritikansatz hierbei ist, daß ich mir etwas mehr technische Unterstützung wünschen würde. Ein beständiges "1mm mehr Gaspedal" "1mm weniger" setzt langanhaltende feinmotorische Fähigkeiten im rechten Fuß voraus (mit Pumps oder Flip-Flops geht das sowieso gar nicht). Hierbei könnte die Technik unterstützen ? unsere Gaspedale sind ja sowieso elektronische Gebeelemente. Wo ist also der "Eco-Modus" in der Ansteuerung meiner Motorelektronik mittels Gaspedal ?
Wie sind Euere Erfahrungen ?
Was fehlt in meiner Abhandlung ?
Was klappt bei Euch gut ? Was schlecht ?
Oder seit ihr mit dem sicheren Beherrschen eines großen Fahrzeugs wie dem WoMo noch so sehr beschäftig, daß für derartige Feinheiten einfach kein Raum bleibt ?
Euer
Seekater