Coronabedingt haben wir mit unseren Womotouren in 2020 erst wieder im Sommer begonnen. Aufgrund der noch unsicheren Lage wollten wir uns weitgehend innerhalb Deutschlands bzw. nicht allzu weit weg bewegen, aber dennoch etwas Neues sehen. Mehr oder weniger zufällig ist dann eine Tour westlich und östlich des Rheins daraus entstanden.
Das erste Ziel führte uns an die Mosel, wo meine bessere Hälfte die berühmte Burg Eltz zwar von außen, aber noch nicht von innen gesehen hatte. An einem brütend heißen Augusttag hieß es dann erst mal am Eingang Schlange stehen, es hielt sich aber in Grenzen, da die NRW-Ferien bereits zu Ende waren.
Es ist kaum vorstellbar, dass sich in diesem Tal eine so imposante Burg verbirgt. Man muss es einfach mal gesehen haben.
Burg Eltz an der Mosel
Die Nacht verbrachten wir in der Nähe von Bad Kreuznach auf dem Bonnheimer Hof. Dort kann man kostenlos mit dem Wohnmobil stehen, Einkehr ist obligatorisch.
In einer halben Stunde erreicht man von dort den Disibodenberg, ehemaliges Kloster und bekannt durch Hildegard von Bingen, die hier den größten Teil ihres Lebens verbracht hat. Die Ruinen werden auch als „Kraftort“ bezeichnet - dies sei dahingestellt, unzweifelhaft hat der Ort auf jeden Fall eine besondere Atmosphäre und außergewöhnlich schöne Lage.
Ruinen Kloster Disibodenberg
Da es auch bereits frühmorgens schon wieder richtig heiß geworden war, ging es Richtung Pfälzer Wald, wo es zumindest ein paar Grad kühler war, ein konkretes Etappenziel hatten wir nicht, allerdings standen die Burg Trifels und der Teufelstisch auf dem Programm. Zur Burg sind wir nicht hoch, dazu hatten wir in der Mittagshitze einfach keine Lust, aber den Teufelstisch muss man sich schon von nahem ansehen.
Burg Trifels
Teufelstisch bei Hinterweidenthal
Nun reichte es auch für heute. In ca. 40 km Entfernung lag Bitche, der dortige Stellplatz war gut bewertet. Leider waren die offiziellen Plätze alle belegt und es kündigte sich auch ein heftiges Gewitter an, welches unseren Plan, es sich draußen bequem zu machen durchkreuzte.
Zitadelle von Bitche
Wir sind dann einfach auf gut Glück weiter südlich durch den „Parc naturel régional des Vosges du Nord“ bis nach Petite Pierre. Das war eine gute Entscheidung, die Gegend ist sehr schön, und wir konnten auf einem Parkplatz in der sehenswerten Oberstadt eine ruhige Nacht verbringen.
La Petite Pierre
Auch das Wetter blieb trocken. Am nächsten Tag ging es weiter durch den Regionalpark, wo wir uns in St. Louis-Arzviller das Schiffshebewerk angesehen habe. Es wird allerdings nur noch touristisch genutzt. In der Gegend wird noch erstaunlich viel Kristallglas hergestellt.
Schiffshebewerk St. Louis Arzviller
Eines der Highlights (im wahrsten Sinne des Wortes) ist der Rocher de Dabo (Dabofelsen oder Dagsburg). Mit 650 Metern Höhe biete er eine tolle Aussicht, auch eine Übernachtung oben am Fuß des Felsens ist möglich, für heiße Sommernächte bestimmt keine schlechte Idee.
Rocher de Dabo
Es war jedoch noch früh am Tag und so ging es erst mal zum Entsorgen nach Walscheid. Der schöne und kostenlose Platz liegt am Ortsrand an einem kleinen See. Ansonsten ist der Ort leider etwas tot, daher fuhren wir bis Abreschviller, dort gibt es einen kleinen preiswerten Campingplatz. Auch der Ort ist ganz nett, die größte Attraktion ist der „Chemin de fer forestier d'Abreschviller“ (Waldeisenbahn). Allerdings war alles ausgebucht, darüber hinaus war dort ein ziemliches Gedränge was uns nicht so zusagte. Ansonsten aber bestimmt ein Erlebnis.
Abreschviller
Von Abreschviller sind wir dann über den Col de la Donon und den Col de la Chapelotte bis zum Lac de Pierre-Percee. Am Col de la Chapelotte tobten im ersten Weltkrieg heftige Kämpfe, die Orte des Geschehens können über markierte Wege erreicht werden.
Col de la Chapelotte
Der Lac de Pierre-Percee war allerdings weitgehend abgelassen, so dass die Atmosphäre dort recht trist war und wir fuhren weiter nach St. Die des Vosges. Aufgrund von Zerstörungen im 2. Weltkrieg ist die Stadt nicht sonderlich attraktiv, die Kathedrale mit dem Kreuzgang aus rotem Vogesensandstein sollte man sicher aber nicht entgehen lassen.
St. Die des Vosges
Auch nicht entgehen lassen sollte man sich aufgrund der Aussicht einen Stop am Col de Bagenelles. Man kann hier auch mit dem Womo übernachten, eine Ferme Auberge (Grain Johe) ist fussläufig. Leider zog sich mal wieder der Himmel kurz nach unserer Ankunft zu und verhieß nichts Gutes.
Col de Bagenelles
Wir fuhren dann zum Ecomusee d’Alsace in der Nähe von Ungersheim, da wir dort schon mal eine Nacht verbracht hatten. Vorsicht übrigens beim Wechsel auf die östliche Seite der Vogesen: die Maut für den Tunnel du St. Marie ist, obwohl dieser nicht außergewöhnlich lang ist, extrem teuer.
Am Ecomusee fanden wir uns erst mal überhaupt nicht mehr zurecht, der eigentlich recht schöne Womo-Stellplatz am alten Standort fiel einem umfangreichen Umbau der Zufahrt und des Parkplatzes zum Opfer. Im Gegensatz zu den PKW-Parkplätzen, welche recht aufwendig mit einer Überdachung aus Solarzellen gestaltet wurden, blieb für Wohnmobile nur eine ungepflegte, staubige (bei Regen schlammige) Fläche. V+E ebenfalls Fehlanzeige. Schade.
Wir sind dann in das nur wenige Minuten entfernte Hartmannswiller, wenngleich hier die Parzellen bzw. Parkplätze leider recht eng sind. Man steht aber ruhig und eine V+E-Säule ist auch vorhanden, welche bei unserem Besuch, wie auch der Platz, kostenlos war.
Hartmannswiller mit Blick auf den Hartmannsweilerkopf
Dennoch statten wir dem Ecomusee am nächsten Tag noch mal einen Besuch ab, und wechselten dann auf die andere Rheinseite, wo wir unter anderem die malerische Hexenlochmühle (bei Furtwangen) aufsuchten. Ich meine mich erinnern zu können dass es diese mal als Bausatz für die Modelleisenbahn gab.
Ecomusee d' Alsace
Hexenlochmühle
Nicht auslassen darf man natürlich auch die ca. 20 km nördlich gelegenen Triberger Wasserfälle, wobei der Rummel hier erwartungsgemäß recht groß war.
Triberger Wasserfälle
Auf gut Glück sind wir dann bis Wolfach bzw. Oberwolfach, die Altstadt ist sehenswert, der Womo-Stellplatz liegt etwas versteckt, aber ansonsten ganz akzeptabel an der Kinzig.
Wolfach
Sehenswert ist auch das nahegelegene Schiltach (Ein Drehort der „Schwarzwaldklinik“ … wer sich noch daran erinnern kann…) auch hier gibt es einen Stellplatz direkt an der Kinzig, der zwar tagsüber recht stark von PKW’s frequentiert wird, abends findet man aber immer ein Plätzchen.
Schiltach
Ein paar Kilometer weiter kann man das berühmte Kloster Alpirsbach (Alpirsbacher Klosterbräu, wer kennt es nicht?) besichtigen. Im Museumsshop gibt es alles zum Selberbrauen von Bier.
Kloster Alpirsbach
Wenn man bei Loßburg die B294 in westlicher Richtung verlässt (L405 Richtung Freudenstadt), kann man der nachweislich mächtigsten Tanne des Schwarzwaldes, der sogenannten Großvatertanne einen Besuch abstatten. Auch dies soll ein „Kraftort“ sein.
Großvatertanne bei Freudenstadt
Sehr sehenswert sind auch die Ruinen des ehemaligen Klosters Hirsau (bei Calw). Hirsau war zeitweise eines der bedeutendsten Klöster Deutschlands.
Kloster Hirsau
Wir haben dann bei Waldbronn auf einem Campingplatz übernachtet.
Ein weiteres Kloster stand noch auf den Programm, das man aufgrund des Status als UNNESCO-Welterbe nicht links liegen lassen sollte, Kloster Maulbronn.
Maulbronn gilt als die am besten erhaltene mittelalterliche Klosteranlage nördlich der Alpen. Hier sind alle Stilrichtungen und Entwicklungsstufen von der Romanik bis zur Spätgotik vertreten. Fußläufig zum Kloster gibt es einen - wenn auch nicht sonderlich idyllischen und etwas engen – offiziellen Womostellplatz. Auf dem großen normalen Parkplatz steht man m.E. etwas ruhiger, was wir dann auch getan haben, da der Stellplatz voll belegt war.
Kloster Maulbronn
In ca. einer Stunde in nordwestlicher Richtung erreicht man Speyer. Der Speyerer Dom (die größte erhaltene romanische Kirche der Welt) ist seit 1981 auf der Unescoliste des Weltkulturerbes, und daher auch einen Umweg wert. Obwohl der Dom zweimal von französischen Truppen geplündert und stark zerstört wurde, erfolgte ein Wiederaufbau, wobei die Gestaltung des Doms der Zeit entsprechend verändert wurde.
Dom zu Speyer
Von Speyer ist es im Grunde nur ein Katzensprung nach Schwetzingen zu dem berühmten Schloss bzw. den Parkanlagen. Die Parkanlage ist sehr weitläufig und gliedert sich in einen Französischen Garten, also geometrisch angelegt und einen Englischen Landschaftsgarten. Beide Teile sind recht beeindruckend, jedoch gefielen uns die englischen Gärten aufgrund der natürlichen Gestaltung besser. Auch diverse Bauwerke befinden sich in der Parkanlage.
Schwetzingen
Für eine Übernachtung empfiehlt sich das nahegelegene Ladenburg. Leider muss man wegen der noch einige Zeit anhaltenden Sperrung der Speyerer Brücke einen großen Umweg fahren. Der Stellplatz in Ladenburg war nahezu voll belegt, obwohl der Platz seit unserem letzten Besuch nahezu verdoppelt wurde. Ladenburg ist eine sehr sehenswerte Stadt mit viel Fachwerksubstanz, allerdings hatten wir diese vor eine paar Jahren schon mal besucht, daher keine Fotos.
Wer Richtung Norden unterwegs ist und von Kirchen und alten Gemäuern noch nicht genug hat kann sich in Worms noch den Dom ansehen, sehenswert ist aber auch der älteste erhaltene jüdische Friedhof (Heiliger Sand) Europas. Hier werden - wie auf allen jüdischen Friedhöfen - aus Glaubensgründen die Gräber nicht geräumt , so dass nach und nach der Friedhof immer weiter wächst. Wer schon mal in Prag den alten jüdischen Friedhof besucht hat wird sich erinnern, dass dort die Grabsteine übereinander stehen.
Wormser Dom
Jüdischer Friedhof
Für uns war Worms die letzte Station, da es nur noch ca. 200 km Heimreise waren.