Nord- und Ostseetour im Herbst 2018 (Greifswald, Usedom)

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Nord- und Ostseetour im Herbst 2018 (Greifswald, Usedom)

Beitragvon cwr » 13.11.2018 - 16:20:22

Nord- und Ostseetour im Herbst 2018 Teil 3
(Greifswald, Usedom, Heimfahrt und Gesamtfazit)

Nach so viel Natur und Insel sollte es mal wieder eine Stadt sein. Die Hansestadt Greifswald liegt quasi um die Ecke und war schnell erreicht. Der Stellplatz „Am Museumshafen“ bietet für 15 € pro Nacht 20 ebene, gut befestigte Stellflächen. Zum Ausfahren der Markise sind die Plätze allerdings zu schmal. Hier wird Kuschelcamping großgeschrieben. V+E sind auch vorhanden, die Entsorgung für Chemietoiletten ist selbst gebaut aus einem Dixi Klo und gespült wird mit Regenwasser aus bereit gestellten Gießkannen. 100 Liter Frischwasser gibt’s, aber nur zu den Bürozeiten für 2 €. Die Entsorgung befindet sich außerhalb des Platzes und ist sehr schlecht anzufahren für längere Fahrzeuge oder wenn mal wieder unbedingt jemand davor parken muß. Beim Anmelden gibt’s je einen Schlüssel für Jungs- und Mädchensanitär. Das Jungssanitär ist in die Jahre gekommen aber immer picobello sauber und aus den Duschen kommt richtig viel Wasser. Leider gibt’s nur einen Vorhang an den Duschen und so ist zwangsläufig die Überschwemmung vorprogrammiert. Im Mädchensanitär gibt’s leider keine Türe zwischen dem Dusch- und dem Toilettenbereich. WLAN ist nicht vorhanden, aber wir hatten mal wieder 4G Empfang mit unserer Aldi Talk Prepaid SIM. Dieser Stellplatz ist einfach genial aufgrund seiner einmaligen Lage.
Man kann direkt an den Hafen und die Altstadt von Greifswald ist auch nicht weit entfernt. Greifswald ist eine junge Stadt wegen seiner Universität, aber trotzdem voll mit interessanten Sehenswürdigkeiten. Dem berühmten Sohn der Stadt Greifswald, dem Maler der Romantik Caspar David Friedrich begegnet man hier überall (das ist nicht wörtlich gemeint). Sehr schöne Ziele in unmittelbarer Nähe sind die Ruine des Klosters Eldena und das malerische Fischerdorf Wieck. Auf dem Treidelpfad am Fluss Ryck entlang gelangt man sehr einfach zu diesen beiden Attraktionen. Es lohnt sich wirklich. Wer Glück hat, kann in Wieck vielleicht zuschauen, wenn die Zugbrücke per Hand geöffnet wird, um ein- und ausfahrende Schiffe passieren zu lassen. Ein Schauspiel, das einen ohne Probleme ins 18. Jahrhundert zurück versetzt. Es sind noch immer 2 Mann fest angestellt, die diesen Job übernehmen.

Fazit: Die Universitäts- und Hansestadt Greifswald ist eine liebenswerte Stadt, die viel Lebensqualität bietet. Wir haben uns hier jede Minute wohl gefühlt und das quirlige Leben sehr genossen. Das Zusammenspiel von Altem und Neuem ist hier sehr gut gelungen. Der Stellplatz mag dem Einen oder Anderen auf den ersten Blick nicht allzu sehr zusagen. Man sollte aber immer zweimal hinschauen und die sehr gute Lage direkt am Museumshafen und unweit der Altstadt, macht die kleinen Unzulänglichkeiten mehr als wett. Noch ein Tipp für unsere Hundefreunde. Am Ende des Strandbads Eldena, der Badewanne der Greifswalder, teilen sich Hundefreunde und FKK Anhänger eine Wiese, die ausreichend groß ist, unsere Vierbeiner auch hier mal ausgiebig rennen zu lassen.

Das Wetter war noch immer gut in diesem sommerlichen Herbst und genügend Zeit war auch noch da. Also ging's nach Usedom. Wir hatten uns entschlossen, am südlichen Ende der Insel, in der Nähe der polnischen Grenze mit unserem Inselaufenthalt zu beginnen. Wir bekamen ohne Reservierung noch einen schönen Platz auf dem Caravanplatz „Am Wiesenrand“ in Ahlbeck. Man wird es kaum glauben, aber selbst Anfang bis Mitte Oktober ist hier ohne Reservierung nur mit viel Glück was zu kriegen. Wir konnten leider nur 2 Nächte bleiben und haben die Zeit aber optimal ausgenutzt. Hier steht man in der Nebensaison für 13 € pro Nacht plus 1 € für unsere Jule. Strom wird am Ende des Aufenthaltes abgelesen und kostet 60 ct pro kwh. Gegen Gebühr kann man Waschmaschine, Trockner, Bügeleisen, WLAN (hier hatten wir auch wieder 4G Empfang) und die Duschen nutzen. Einen sehr netten Brötchenservice gibt’s auch. Die Brötchen hängen in einem Stoffbeutel morgens ab ca. 08:00 Uhr am Platz. Das Betreiberehepaar Arndt ist wirklich sehr bemüht, uns Campern den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Was manch Einer wahrscheinlich als ein wenig störend empfindet, ist die sprichwörtliche „Preußische Genauigkeit, Ordnung und Sauberkeit“ auf diesem Platz. Uns hat das nicht im Geringsten gestört, wir haben es als sehr angenehm empfunden. Kurkarten werden in der Rezeption ausgestellt.
Wenn man schon mal in der Nähe von Świnoujście (Swinemünde) ist, sollte man sich auch das vierte Kaiserbad, neben Ahlbeck, Bansin und Heringsdorf ansehen. Hier findet man auch die längste Strandpromenade, die sich über diese 4 Orte erstreckt. Der circa 12 km lange feine Sandstrand von Świnoujście bis Bansin zieht sich, durchschnittlich etwa 40 m breit, im weiteren Verlauf von Usedom insgesamt sogar 42 km bis nach Peenemünde. Die Strände auf Usedom sind wirklich traumhaft. Absolut empfehlenswert ist der Hundestrand im Grenzbereich zu Polen. Auch hier Bäderarchitektur wohin das Auge blickt und das auch in der zweiten Reihe. Polen bildet da eine kleine Ausnahme. Die Häuser sind augenscheinlich nicht so liebevoll restauriert und abends wird man von den vielen Leuchtreklamen geradezu erschlagen, nein geblendet. Der Polenmarkt hier soll einer der schönsten in ganz Polen sein.

Fazit: Auch auf diesem Platz ist die Rezeption nur stundenweise geöffnet und auch nur dann sind die Versorgung mit Frischwasser und das Entleeren der Chemietoilette möglich. Die Entsorgung von Grauwasser ist mit einem mobilen Trichter geregelt, der das Rangieren vereinfacht. Auf dieser Tour haben wir festgestellt, daß die Brötchen im Osten Deutschlands deutlich besser sind als im Rest der Republik. Ahlbeck, Bansin und Heringsdorf sind sehenswerte Orte, mit teilweise traumhaften Stränden und einer überwältigenden Bäderarchitektur.

Im Nachhinein betrachtet muß man sagen, es war doch schade daß wir unser Vorhaben nicht umgesetzt haben und nach Peenemünde auf den Stellplatz gefahren sind. Wir waren aber trotzdem dort, haben uns alles angesehen und entschieden, daß wir auf jeden Fall nochmals hierher kommen werden. Wir sind stattdessen auf dem Campingplatz „Am Dünengelände“ gelandet und damit auch nicht schlecht gefahren. Der Platz liegt in einem Waldstück abseits des Ostseebades Zempin. Zempin ist auch bekannt geworden als kleinstes Seebad auf Usedom und liegt an der schmalsten Stelle der Insel zwischen Koserow und Zinnowitz. Die Lage ist wirklich grandios. Uns trennen hier lediglich der Radweg, ein Zaun und Dünen vom Strand und der Ostsee. Wer auf Meerblick nicht verzichten möchte, hat aber keinen Satellitenempfang. Wer Fernsehen unbedingt braucht, kann an der Rezeption gegen Kaution das Anschlussset für analoges Kabelfernsehen bekommen. Im vorderen Bereich, allerdings ohne Meerblick gibt’s dann Satempfang. Für 22 € am Tag inklusive allem (außer Duschen) standen wir im roten Feld mit gigantischem Meerblick. Man bekommt Transponderkarten zum Ein- und Ausfahren und zum Öffnen der Sanitäranlagen. Zum Duschen müssen diese an einem Automaten in der Rezeption aufgeladen werden. Wer frische Brötchen möchte, sollte diese am Vortag bestellen und kann sich die Aufbackware ab 08:00 Uhr abholen. Wer sein Rad dabei hat, dem sei empfohlen die knapp 2 km bis zum Edeka Markt zu fahren. Es lohnt sich wirklich. Auf jeden Fall sollte jeder der sich diesen Campingplatz aussucht und ein Mobil länger als 6 m fährt, das Rangieren beherrschen. Die Stellflächen sind meist sehr schmal und wenn sie mit Hecken eingefasst sind, ist das Rangieren ohne mehrmaliges Hin und Her nicht möglich. Die Entsorgung befindet sich mitten auf dem Platz in der Nähe eines der Sanitärgebäude. Dort kann man die Chemietoilette entsorgen und Frischwasser tanken. Das ist aber auch schon alles. Außer man kümmert sich keineswegs darum, wo das Grauwasser hinläuft. Wer immer die Entsorgung geplant hat, kennt sich mit Wohnmobilen nicht aus. Alleine das Umfahren der kleinen Insel, die zu allem Elend auch noch mit hohen Steinen eingefasst ist, stellt sich als großes Abenteuer heraus. Wenn man es dann tatsächlich ohne Schaden zu nehmen geschafft hat, ist es unmöglich den Gulli zu treffen. Dementsprechend riecht es und sieht es hier auch aus. Wir haben uns das Entsorgen gespart und Frischwasser gibt es sowieso an allen Plätzen.
Wir haben Zempin als Basis für Ausflüge nach Zinnowitz, Trassenheide, Karlshagen und Peenemünde genutzt. Gute Radwege haben die ganze Sache vereinfacht. Lediglich unsere Fahrt nach Peenemünde war etwas anstrengend, da wir in Karlshagen nicht genügend auf die Schilder geachtet haben und deshalb auf einer Schotterpiste am Deich und den Resten der alten Bunkeranlage zur Lagerung der V2 Raketen entlang nach Peenemünde gelangt sind. Der Rückweg entlang der Bahnlinie und der Bundesstraße auf einem sehr guten Radweg war dann doch entspannter. Man sollte aber auf jeden Fall die aufgestellten Schilder beachten und den Weg auf keinen Fall verlassen. Es tummeln sich noch immer immense Munitionsreste aus dem Zweiten Weltkrieg im Wald links und rechts des Radweges. Man kommt auf diesem Weg auch noch an den restlichen Punkten der Denkmal Landschaft vorbei und kann noch verschiedene Ruinen an den einzelnen Stationen sehen. Überall sind sehr ausführliche Infotafeln angebracht. Außer dem Historisch Technischen Museum gibt es noch verschiedene andere Museen und zu guter Letzt, die U461. Es handelt sich hier um das einzige noch verbliebene Exemplar des größten jemals gebauten konventionellen Unterwasser Raketenkreuzers. In der Nähe des oben erwähnten Stellplatzes befinden sich das Marine Museum und das Museumsschiff der Volksmarine.

Fazit: Wir haben noch einen weiteren Stellplatz besichtigt. Der Stellplatz „Autokino Usedom“ bei Koserow scheint sich noch im Aufbau zu befinden, käme bei uns aber nur im äußersten Notfall in Frage. Uns scheint Usedom eine hundefreundliche Insel zu sein. Es gibt genügend ausgewiesene Hundestrände (mal kleiner und mal größer) und unser Lieblingsstrand findet sich zwischen den Strandabschnitten 9C und 9C1 zwischen Zinnowitz und Trassenheide.

Da der Heimweg uns in einer Tour zu anstrengend ist, haben wir nochmals einen Halt eingeplant. Wir wollten gerne irgendwo zwischen Göttingen und Kassel einen ruhigen Platz für die Nacht suchen, aber der Verkehr und eine hirnlose Baustelle bei Braunschweig auf der A39 haben unsere Pläne zunichte gemacht. Wir sind letztendlich auf dem Stellplatz Rio Grande in Bad Gandersheim gelandet. Für 7 € pro Nacht kann man hier auf einem der 24 Stellplätze maximal 3 Tage stehen und Strom gibt’s an genügend Säulen für 50 ct die kwh. V+E sind vorbildlich und sehr gut anzufahren. Die Plätze sind leicht nach unten geneigt und doch ziemlich schmal. Für einen Zwischenstopp und zum Besichtigen der kleinen Stadt aber durchaus ausreichend.


Gesamtfazit der Reise:
Neben der schon hinreichend erwähnten Bäderarchitektur, den verschieden langen Seebrücken und dem Verspeisen von etlichen frischen Fischbrötchen, bieten Fischland-Darß-Zingst und die Inseln Rügen und Usedom für jeden Geschmack etwas; auch viele Erinnerungen an die deutsche Geschichte. Stellplätze auf Usedom sind ziemlich rar gesät und meist schon auf Monate ausgebucht. Bestes Beispiel ist der Stellplatz in Ahlbeck. Dort sind Sommer und Herbst 2019 bereits ausgebucht. Besser sieht es da auf Rügen und Fischland aus. Radwege gab es auf unserer Tour genügend und meist in sehr guter Qualität. Wenn das Wetter so perfekt mitspielt wie diesen Herbst, ist die Tour ein wahrer Traum. Ob Stadtbesichtigungen, Radtouren, Wanderungen in der herrlichen Natur oder einfach nur mal Chillen am Strand, alles ist möglich. Die Strände haben uns auf Usedom aber am besten gefallen. Rügen wird mit Sicherheit irgendwann in der Zukunft nochmals unser Ziel sein, aber dann hauptsächlich der westliche Teil und das Mönchgut im Süden. Leider hat sich unsere Planung für die Besuche auf den Inseln in der Nordsee nicht realisieren lassen, wird aber auch mit Sicherheit irgendwann nachgeholt. Der kurze Abstecher ins Harzvorland hat uns auch sehr gut gefallen. Ein netter älterer Herr, den wir auf dem Stellplatz in Bad Gandersheim kennen lernten, hat noch den Stellplatz in Einbeck wärmstens empfohlen. Wie schon so oft in unseren Berichten geschrieben, sind wir noch immer der Ansicht, daß man nicht unbedingt ins europäische Ausland fahren muß um eine abwechslungsreiche und interessante Zeit zu verbringen. Bei uns in Deutschland ist es überall schön und es sind noch genügend lohnende Ziele übrig. Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, daß Reisen nach Skandinavien oder in den Süden für alle Zeiten gestrichen sind. Schweden, Norwegen und Finnland haben uns auf unserer Nordkaptour die Augen für die grandiose Schönheit der Landschaft Skandinaviens geöffnet und die Sehnsucht nochmals dorthin zu fahren ist immer noch da. Der Süden Europas wird vielleicht irgendwann mal interessant, wenn die alten Knochen die Wärme brauchen und ein Überwintern in der Wintersonne notwendig machen. Aber bis dahin wird noch einige Zeit vergehen. Im Moment sind wir schon wieder voll in der Planungsphase für nächstes Jahr. Neben einer längeren Tour, wahrscheinlich wieder im Herbst, wird’s auch dann Kurztouren in der näheren Umgebung gegen. Wir wissen es auch noch nicht so genau und lassen uns genauso überraschen wie unsere Leser. Nebenbei arbeiten wir zurzeit an einer Aufstellung aller von uns mit dem Wohnmobil besuchten Stell- und Campingplätzen, auch mit persönlichen Anmerkungen.

Bunte Bildchen und noch viel mehr, wie immer auf https://rohnerreisen.wordpress.com/
Disziplin ist die Fähigkeit, sich zu merken was man wirklich will.
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