Hallo,
ich wollte hier mal von der ersten längeren Tour mit unserem „richtigen“ Wohnmobil berichten, nachdem wir die letzten Jahre im VW-Bus-Camper unterwegs waren.
Wir hatten uns die Auvergne ausgesucht, weil wir diese Gegend Frankreichs noch nicht kannten.
Gestartet sind wir am 23.06. vormittags im Rhein-Sieg-Kreis, mit Zwischenstop über Luxemburg (Tanken) nach Toul, wo wir uns die Kathedrale mit Kreuzgang, erbaut im 13. bis 15. Jahrhundert angesehen haben. Wie fast alle französischen Kathedralen auch diese beeindruckend.
Toul
Weiter ging es in südlicher Richtung nach Chaumont, wo es ein ca. 600 m langes Eisenbahnviadukt aus 19. Jahrhundert zu bestaunen gibt.
Chaumont
Für die erste Übernachtung hatten wir uns Arc-en-Barrois ausgesucht (ca. 15 km südlich von Chaumont), es entpuppte sich als hübsches kleines Städtchen, mit ein paar Restaurants und der üblichen Nahversorgung (Boulangerie etc.), somit als Zwischenstation gut geeignet.
Es gibt vor dem kleinen Camping Municipal eine Stellfläche für Wohnmobile (3,- €/Nacht) - wir haben es vorgezogen für ca. 8,- € den CP zu nehmen, welcher zwischen zwei Bachläufen auf einer Wiese mit Bäumen etwas idyllischer lag.
Arc en Barrois
Am nächsten Tag ging es in westlicher Richtung bis Guedelon (das ist hier glaub ich hinreichend bekannt), wo ein Burgenbau mit den Handwerks-Techniken des 13. Jahrhunderts ausgeführt wird.
Guedelon
Über Moulins Weiterfahrt nach St. Pourcain sur Sioule, wo wir den Womo-Stellplatz aufsuchen wollten, leider war er voll. War aber kein Beinbruch, der CP liegt auch recht schön in einer Flusschleife, wenngleich der Blick auf den Fluss hier leider durch hohe Hecken versperrt ist. Die Gegend um St. Pourcain ist im Grunde das einzige Weinbaugebiet der Auvergne, so dass wir uns bei der örtliche Union des Vignerons eingedeckt haben. Keine Spitzenweine, aber preiswert und lecker.
Morgens dann Weiterfahrt zunächst nach Charroux, eines der „schönsten Dörfer Frankreichs“. Das Dorf befindet sich ca. 20 km südwestlich von St. Pourcain auf einem Plateau. Der Ort besitzt zahlreiche historische Häuser, Reste der Stadtmauer mit zwei Türmen und eine Pfarrkirche mit Teilen aus dem 12./13. Jahrhundert. Sehr sehenswert.
Charroux
Über Riom, wo eine Basilika aus dem 12.-18. Jahrhundert besichtigt werden kann, ging es zum Lac du Chambon, wo wir auf dem Womo-Stellplatz in Seenähe übernachtet haben (Kosten 8,-€/einschl.Strom, V+E auf dem danebenliegenden Campingplatz). Abends merkte man die Höhe, es wurde recht kühl.
Riom
Lac Chambon
Nicht verpassen, sollte man St. Nectaire (ca. 5 km östlich von Lac Chambon), bekannt für den gleichnamigen Käse und die Kirche Notre-Dame-du-Mont-Cornadore, ursprünglich aus dem 12. Jahrhundert stammend.
St. Nectaire
Über den Col de la Croix Morand (1.401 m) ging es am nördlichen Rand der Monts Dore entlang bis zum Chateau de Val, welches sich in schöner Lage auf einer Landzunge im Stausee der Dordogne (Barrage de Bort) befindet. Da es uns hier gut gefiel, suchten wir einen Übernachtungsplatz mit Seeblick, welchen wir auf der gegenüberliegenden Seite des Sees auch fanden (Camping Les Aubazines). Ein Badestrand ist fußläufig zu erreichen, das Wasser war aber noch nicht wirklich warm.
Col de la Croix Morand
Chateau de Val/Barrage du Bort
Oberhalb von Bort les Orgues befinden sich die Basalt-„Orgeln“ etwa 350 m oberhalb des Ortes, eine etwa 2 km lange Felsformation von 80 bis 100 m hohen Vulkannadeln.
Hier hat man eine schöne Aussicht auf die umliegende Gegend.
Am nächsten Tag ging es nach Salers, sicherlich eine der schönsten Städte in der Auvergne, perfektes mittelalterliches Stadtbild. In einer kleinen Bar konnten wir das Achtelfinalspiel Deutschland-England schauen, es war fast leer, den Franzosen schien die WM ziemlich egal zu sein, was ja nicht verwunderlich war.
Die Womo-Park/Stellplätze am Ortsrand sind jedoch nach unserer Erfahrung (und Auskunft einiger Franzosen) nicht mehr als Übernachtungsplätze zugelassen, so dass wir uns zur Übernachtung auf einen (neu angelegten) Stellplatz am Camping Municipal begeben haben (4,-€). Dort ist auch eine Entsorgungsstation vorhanden, die jedoch extra kostet. Bis zum Stadtzentrum sind es etwa 1,5 km.
Salers
Am nächsten Tag wollten wir über den Pas des Peyrol (Puy Mary) nach Osten fahren. Laut Hinweisschild in Salers war der Pass nur für Fahrzeuge über 9 t und Gespanne gesperrt.
Am Fuß des Passes um ca. 10.30 Uhr angekommen gab es dann aber doch eine Überraschung: Der Pass war für alle größeren Fahrzeuge – auch „Camping-Cars“ - von 0.00 Uhr bis 12.45 in dieser Richtung gesperrt. Die Entscheidung ob wir trotzdem einfach fahren sollten nahm uns dann eine Gendarmerie ab, die in dem Moment hochfuhr. Also ins nächste Dorf runter, einen Kaffee getrunken und brav abgewartet. Später oben angekommen stand die Gendarmerie immer noch dort. Die Straße war auch recht schmal so dass 2 breitere Fahrzeug in der Tat nur mit Müh und Not hätten passieren können. In der anderen Richtung ist der Pass im übrigen von 12.15 bis 23.30 gesperrt.
Puy Mary/Pas de Peyrols
Über St. Flour ging es dann nach Langeac. Kurz vor Langeac trafen wir auf eine alten Bauern der seine Herde aus Kühen, Ziegen und Hund auf der Strasse talabwärts trieb und dabei jedes einzelne Tier beim Namen rief und über die Strasse dirigierte. Ein altertümliches und faszinierendes Erlebnis. Langeac selber ist eine sehr lebendige Kleinstadt mit vielen Geschäften, Bars und Cafes. Übernachtung erfolgte auf dem CP direkt am Allier gelegen.
Mit dem Lac des Naussac, schon im Departement Lozere gelegen, haben wir dann am nächsten Tag den südlichsten Punkt unserer Reise erreicht. Hier gibt es einen schön gelegenen Womo-Stellplatz, direkt am See (Entsorgungsstation Euro-Relais, Jetons bei der Segelschule). Leider ist gut die Hälfte es für Womos nicht nutzbar, da mit Schranken (2,30 m) versehen. Lage aber traumhaft.
Lac de Naussac
Am nächsten Tag wurde Pradelles besichtigt – auch eines der „schönsten Dörfer Frankreichs“. Hier gibt es am Ortseingang an de N88 auch einen Wohnmobil-Übernachtungsplatz. Zwar direkt an der Strasse, aber schön angelegt mit Bäumen und Büschen.
Weiter ging es nördlich, mit kurzem Abstecher zum Lac de Bouchet, einem kreisrunden Kratersee mit kristallklarem Wasser, bis nach Lavaudieu – schon wieder eines der „schönsten Dörfer …..“
Aber auch hier absolut sehenswert, insbesondere die ehemalige Abtei mit ihrem Kreuzgang. Als einzige in der Auvergne blieb diese Abtei von den Verwüstungen der Französischen Revolution weitgehend verschont.
Lac Bouchet
Lavaudieu
Endziel des Tages war Brioude mit sehenswerter Altstadt und der größten Kathedrale der Auvergne, St. Julien. Der Wohnmobil-Stellplatz liegt direkt unterhalb der Altstadt in der Ecke eines großen Parkplatzes. Keine Gebühr, Flot-Bleu-Station vorhanden, Jetons im Office de Tourisme. Restaurant-Tip: Le Traiteur, preiswert und gut, z.B. 3-Gang Menü für 16,-€.
Brioude
Am nächsten Morgen haben wir uns, bevor es nach Norden weiterging, den Ort St. Saturnin (unterhalb von Clermont-Ferrand) mit der Kirche aus dem 12. Jahrhundert angesehen. Auch diese Kirche hat die Französische Revolution nahezu unbeschadet überstanden.
St. Saturnin
Es ging dann an diesem Tag bis Digoin, wo wir übernachtet haben. (CP an der Loire da Stellplatz voll). Wetter merklich wärmer und teilweise drückend.
Nachdem wir am nächsten Tag noch mal eingekauft hatten, ging es über Landstraßen weiter bis zur Autobahn hinter Dijon. Vorsicht, Dijon ist momentan eine Riesenbaustelle (U-Bahn Bau oder ähnliches)daher viel Stau. Wir fuhren bis Pont-a-Mousson, wo es einen Womo-Stellplatz am Freizeithafen gibt (Port de Plaisance). Trotz Stadt- und Strassennähe relativ ruhig, allerdings waren die Temperaturen mittlerweile merklich gestiegen, 37°C tagsüber und nachts so um die 24°C.
Die restliche Strecke war dann eher unspektakulär, allerdings haben wir in Luxemburg noch mal die Gelegenheit zum günstigen Tanken wahrgenommen, immerhin eine Ersparnis von über 20,-€ für die Tankfüllung.
Fazit:
Wieder mal ein tolles, sehr ursprüngliches Stück Frankreich kennen gelernt, nicht touristisch überlaufen (OK, es war noch Vorsaison), und mit dem Wetter hatten wir auch Glück, es war schon richtig sommerlich warm. Werden die Gegend sicherlich wieder aufsuchen, da wir vieles nur gestreift haben und es noch viel zu sehen gibt.
Gruß Kai