In diesem und vergangen Frühjahr haben wir ein paar kurze Touren in den Nordosten Frankreichs unternommen, eigentlich ein Gebiet was uns bisher weniger interessiert hat (bzw. wir es nur von der Durchreise kannten), da offensichtlich weniger attraktiv als die Mitte und der Süden Frankreichs.
Als erstes Ziel hatten wir uns Vianden in der Nähe der deutsch-luxemburgischen Grenze ausgesucht. Der Ort liegt malerisch im Tal der Our, oberhalb der Stadt thront die mittelalterliche Burg Vianden auf einem Felssporn. Ein Besuch lohnt sich, auch die Innenräume sind sehr beeindruckend.
Übernachtet haben wir auf dem Campingplatz an der Our (Womo-Stellplätze sind in Luxemburg so gut wie nicht anzutreffen).
Burg Vianden
Am nächsten Tag ging es in südwestlicher Richtung weiter bis in den südlichsten Zipfel Belgiens. Hier haben wir uns die Abtei von Orval angesehen. Es gibt Ruinen des Alten Klosters aus dem 18. Jahrhundert und eine neueren Teil der in den 1920er Jahren gebaut wurde. Man kann den dort hergestellten Käse und das ziemlich bittere Trappistenbier erwerben.
Abtei von Orval
Wir überquerten die nahe gelegene Französisch-belgische Grenze und fuhren weiter nach Avioth. In diesem winzigen Ort befindet sich eine überdimensionale Kirche - Notre Dame d’ Avioth aus dem 12 – 15. Jahrhundert.
Notre Dame d’ Avioth
Ungefähr 12 km westlich von Avioth, in La Ferte sur Chiers befindet sich ein relativ kleines Werk der Maginotlinie, welches im Mai 1940 von Deutschen Truppen angegriffen und ausgeschaltet wurde. Obwohl keine Hoffnung bestand durften die armen Teufel sich nicht ergeben und ihre Festung verlassen und so sind 107 Männer elendig in einem unterirdischen Gang erstickt. Das Werk kann auch von innen besichtigt werden (nur im Juli und August täglich geöffnet, sonst WE.)
Maginot-Festung La Ferte
Weiter westlich im Tal der Maas bietet sich das Städtchen Mouzon als Übernachtungsplatz an. Die Stadt befindet sich hauptsächlich auf einer Insel in der Maas und ist durchaus sehenswert (u.a. Kirche und Stadtumwallung).
Am Sportboothafen befindet sich ein kleiner (6 Plätze) Wohnmobil-Stellplatz, Kosten ca. 8,- pro Nacht, Duschen, Toiletten, Strom und V+E vorhanden.
Mouzon
Alternativ kann man auch weiter bis Stenay fahren, ca. 17 km Maasaufwärts gelegen.
Der Ort selber besticht zwar nicht gerade durch bemerkenswerte Schönheit, aber der (große) Stellplatz liegt sehr schön auf einer Flussinsel der Maas (7,- incl. Strom, Duschen, Toiletten, V+E).
Am Stellplatz in Stenay
Wir fahren weiter das Tal der Maas hinauf und in Dun sur Meuse befindet sich schon der nächste empfehlenswerte Stellplatz. Auch hier wurde praktischerweise die vorhandene Infrastruktur des Sportboothafens genutzt, bzw. der Womo-Stellplatz an diesen angegliedert. Man steht sehr ruhig am Ufer des Maaskanals (7,- incl. Strom, Duschen, Toiletten, V+E).
Stellplatz in Dun sur Meuse
In der Nähe von Dun sollte man sich die Liebfrauenkirche in Mont-devant-Sassey ansehen,
eines der schönsten religiösen Gebäude in Lothringen. Die Kirche liegt in reizvoller Lage an einem Berghang und besonders sehenswert sind das gemeißelte Portal und die Krypta.
(nur im Juli und August täglich geöffnet, Mai, Juni, Sept. nur WE.)
Mont-devant-Sassey
Weiter südlich und süd-östlich werden die Spuren des 1. Weltkrieges nun überall deutlich.
Überall befinden sich Soldatenfriedhöfe und Denkmäler.
Die berüchtigten Schlachtfelder um Verdun haben wir ausgespart, da wir diese schon kannten und ich meiner besseren Hälfte einen weiteren Besuch ersparen wollte.
Per Zufall entdeckten wir in Romagne sous Montfaucon ein kleines, aber bemerkenswertes Museum mit Cafe, welches von einem Niederländer betrieben wird. Bemerkenswert insoweit, als es eine vollständig privat zusammengetragen Sammlung ist - die in einem Umkreis von 15 km um das Museum gefundenen ca. 60.000 Gegenstände wurden mehr oder weniger so wie vorgefunden belassen. Der Inhaber bietet auch geführte Wanderungen im ehemaligen Schlachtfeldgebiet und Tagesprogramme für Schulen an.
Museum Romagne 14-18
Im ansonsten eher unbedeutenden Varennes en Argonne wurde zur Zeit der Französischen Revolution der aus Paris geflohene König Ludwig XVI festgenommen. Er endete später mit seiner Frau Marie Antoinette auf der Guillotine. Ein Museum hat in Varennes unter anderem diese Ereignisse zum Thema.
Wir nähern uns dem Gebiet des Argonnerwaldes, wo im 1. Weltkrieg schwere Kämpfe stattgefunden haben. Vor allen längs der Kammstrasse „Haute Chevauchee“ sind im Wald überall Schützengräben und Granattrichter erkennbar. Die Heftigkeit der Kämpfe lässt sich auch heute noch anhand der Geländespuren deutlich erahnen.
Spuren des 1. Weltkrieges im Argonnerwald
Im Bereich der Argonnen mussten wir etwas nach Stellplatzmöglichkeiten suchen, es gibt jedoch mehr als man denkt, allerdings sind diesen nur regional ausgewiesen bzw. beschildert. Unter anderem z.B. in Les Islettes (bei St. Menehould), sehr ruhig im Wald gelegen mit Strom und V+E, oder in dem reizenden Bergdorf Beaulieu en Argonne am Südrand der Argonnen (eigentlich nur eine Grünfläche an einem Parkplatz, aber das Dorf ist wirklich sehenswert). Insbesondere für Wanderer bietet die Gegend viele Möglichkeiten.
Für die nächsten Tage haben wir uns das Gebiet um den Lac du Der vorgenommen, welcher ca. 60 km südlich von St. Menehould bei St. Dizier liegt. Der größte Stausee Frankreichs bietet zahlreiche Möglichkeiten für Wassersportler und Angler aber auch Ruhezonen für (Wasser)Vögel sind vorhanden.
Rund um den See befinden sich zahlreiche Campingplätze und Wohnmobil-Stellplätze.
Die Stellplätze fanden wir jedoch nicht übermäßig idyllisch, was vielleicht auch am schlechten Wetter lag. Wir haben uns dann für 2 Nächte auf einem mehr oder weniger legalen Stellplatz in der Nähe des Hafens von Giffaumont-Champaubert einquartiert.
Am Lac du Der
Da das Wetter recht wechselhaft blieb, haben wir eine Rundfahrt zu den Fachwerkkirchen am Lac du Der gemacht. Das hörte sich zunächst wenig spannend an, die Kirchen waren aber doch recht interessant und ungewöhnlich.
Straße der Fachwerkirchen – Chattilon sur Broue
Straße der Fachwerkirchen – Outines
Straße der Fachwerkirchen – Bailly le Franc
Straße der Fachwerkkirchen - Lentilles
Am nächsten Tag hieß es langsam wieder die Heimreise anzutreten, Unterwegs haben wir halt gemacht an den Ruinen der Abtei von Trois Fontaines (ehemal. Zisterzienserabtei), ca. 10 km von Saint Dizier.
Trois Fontaines
Einen letzten Übernachtungsstop legten wir in Bonzee ein, ca. 20 km südöstlich von Verdun. Ein großes Gelände an einem Badesee, mit 2 Campingplätzen, die Wohnmobil-Stellplätze liegen etwas abseits und ruhig direkt am Ufer. V+E-Station und Strom vorhanden.
Bonzee
Wir haben überwiegend positive Eindrücke mitgenommen, der kleine oder auch etwas größere Sprung über die Grenze lohnt sich also - auch Lothringen ist es wert nicht nur mal eben durchzureisen.
Insgesamt wird für Wohnmobilisten genug geboten - überrascht waren wir insbesondere vom Tal der Maas – hier wird viel getan um die Gegend touristisch zu erschließen.