von Hannibal » 12.10.2011 - 09:59:28
hier gehts also weiter:
6. Woche (01.1. –06.01.2011) Das Neue Jahr fängt gut an - und - endlich an der Algarve!!!
Montag geht es nach anfänglichem erneuten Zahnarztbesuch (Fäden ziehen), mit viel Schwung auf die Piste und wir landen in Sagres, dem südwestlichsten Punkt Europas. Auf dem Parkplatz vor der „Fortaleza“, der Festung , die bis zum Jahr 1460 die berühmteste Seefahrerschule der Portugiesen beherbergte, finden wir einen Übernachtungsplatz.. Eine über 40 m große Windrose ist der Beweis für die Seefahrt.. Das Wetter ist viel wärmer und freundlicher geworden, seit wir uns immer mehr Richtung Süden bewegen. Mein erster Gang barfuss durch den Sand ist ein erstes Highlight in diesem gerade begonnenen Jahr.
Aber wir müssen uns das Leben ja schwer machen. Kaum in diesem herrlichen Wetter und der tollen Landschaft angekommen, haucht unser kränkelnder Kühlschrank sein Leben ganz aus und wir rasen auf der Suche nach einem Kühlgerät an der gesamten Algarve entlang, werden von Hinz nach Kunz geschickt, verderben uns zwei lange Tage mit sinnlosem Suchen in verschiedensten Städten und erreichen nichts. Wir sind genervt und frustriert. Aber wir finden eine GPL Tankstelle, auf der wir unsere Gasflaschen auftanken lassen können.(Ein kleiner Teilerfolg.) Und landen schließlich in Monta Rota, ein Badeort in der Nähe vom Grenzübergang nach Spanien. Am Strand finden wir einen, von WOMO’s überfüllten Parkplatz und lassen uns dort für die Nacht nieder. So haben wir uns den Bummel entlang der Algarve nicht vorgestellt.
Abends, auf dem herrlichen Strandspaziergang beruhigen wir uns wieder und genießen erneut Land und Leute. Mit Hunden ist es sehr einfach, Kontakte zu schließen, wenn auch mit sehr holperigem Englisch, wir hier eine portugiesische Lehrerin mit zwei Hunden treffen und zusammen bummeln gehen, damit die Hunde spielen können. Das war es dann mit der Algarve.
Am nächsten Tag landen wir abends müde in Tarifa.
7. Woche (7.01. –15.01.) Das Abenteuer Marokko beginnt.
Von Tarifa aus nehmen wir nachmittags, nachdem wir allen möglichen Proviant gebunkert haben, die Schnellfähre und 45 Min. später sind wir da. Afrika ist erreicht und wir landen in Tanger. Alles, vom Kauf des Tickets, Einschiffen, Hunde einführen, hatte wunderbar geklappt. Nur die Überfahrt war so stürmisch, dass viele Passagiere eine Tüte brauchten. Eva und ich blieben verschont.
Tanger erwartet uns mit total überschwemmten Strassen, Massen an Autos und Menschen. Ein völlig anderes Straßenbild als gewohnt, besonders durch die lange, bunte Kleidung von Männern und Frauen. Wir schaffen es, mühelos Geld zu tauschen 100 Euro= 1100 Dirham und können endlich tanken, da wir mit dem letzten Tropfen angekommen sind. Auch das lohnt sich, denn der Sprit kostet umgerechnet ca. 0,70 Euro. Das freute uns Krämerseelen natürlich sehr.
Der erste Stop soll Asilah sein, aber auf dem bewachten Parkplatz können wir nicht über Nacht stehen bleiben, der Platz ist voll, und so fahren wir auf einen freien WOMO-Stellplatz, laut „Schulz“- Buch (unserem Reiseführer). Nachdem wir uns zunächst im Sand festgefahren haben und nur mit großer Anstrengung und Teppichen unter den Rädern wieder herauskommen, machen wir uns für die Nacht bereit. Es währt nicht lange und Eva bemerkt Geräusche und Gewackel am Auto. Nach vorsichtigem Herausspähen stellte sie fest, dass unsere Räder halb abmontiert sind. Von den Dieben keine Spur mehr. Jetzt aber nichts wie weg. Der nächste CP war geschlossen, und so nächtigen wir vor einer Gendamerie in Moulay Bousselham.
Marokko scheint doch sehr gewöhnungsbedürftig zu sein, und wir haben unsere erste Lektion schnell lernen müssen.
Wir fahren weiter nach Rabat- Sale. Dort finden wir, selbst nach langem Herumirren, auch mit Hilfe von Ahmet, einem sich als Führer anbietenden Marokkaner, keinen CP. So begnügen wir uns mit einem Bummel über den Fischmarkt und mit einem ersten marokkanischen Fischessen in einer Bar am Meer, lecker! Und zum Schluss der Minztee, köstlich! Und fahren weiter.
Die Suche nach einem bewachten Platz für die Nacht erweist sich im Augenblick als äußerst schwierig. So müssen wir wieder einmal frei stehen, was wir eigentlich gar nicht wollten. Und zwar in Temara, in einer Seitenstrasse. Bei einem Hundegang hat Eva noch eine vergnügliche Begegnung mit einem Liebespaar. Sie holen zu Eva’s Erstaunen, allerlei Genüssliches aus ihrem Auto, es wird getanzt, getrunken und erzählt. Marokko zeigt sich von seiner nettesten Seite.
Weiter geht’s am Atlantik entlang. In dem winzigen Badeort Bouznika-Plage finden wir nach langem Suchen ein unbebautes Plätzchen am Strand, wo wir uns häuslich niederlassen. Hier verbringen wir zwei entspannende Tage bei herrlichstem Sonnenschein, leider waren die Nächte dafür umso unruhiger, da die jungen Leute hier gern abends feiern. Ganz in der Nähe entdecken wir wieder Fischverkäufer und eine Garküche. Gern lassen wir uns von einem Marokkaner einweisen, was zu tun ist. Fisch aussuchen, ausnehmen und filetieren lassen, wenn es Frau mag, zur Garstube bringen, sich Tee und Brot zum Fisch servieren lassen und alles genüsslich verspeisen, oder es sich zum Mitnehmen einpacken lassen. Dieser Service ist wirklich toll und preiswert. Die Marokkaner werden uns in ihrer netten und hilfsbereiten Art hier sehr sympathisch. Jeder, der bei uns vorbei kommt, grüßt freundlich, einige möchten sich mit uns unterhalten, was schwierig ist, da sie nur Französisch, wir nur etwas Englisch sprechen. Es wird sogar vom bösen „Hitler“ gesprochen, was wir verstehen können. Aber mit Händen und Füßen und viel Fantasie lassen sich manche Informationen austauschen. Das lässt uns vergessen, wie wir in der ersten Nacht behandelt wurden.
Am nächsten Morgen geht es dann weiter nach Casablanca . Wir haben noch nie so ein Gewimmel von Menschen, Verkaufsgütern, überfüllten Lastwagen oder kleinen Dreirädern gesehen wie hier. Auch die Eselskarren schlagen sich tapfer durch die engen, überfüllten Strassen. Und ein Gehupe und Getöse ist hier, als ginge die Welt unter. Ich behalte die Ruhe und steuere tapfer durch die Strassen und wie ein Wunder klappt alles wunderbar. Eva liegt derweil mit Magenkrämpfen auf der Liege. Ob der frittierte Fisch oder der Tee das Unheil ausgelöst haben, ist nicht herauszufinden. Auch mir ist sehr plümerant zumute. So halten wir hier nicht an, um uns in das Getümmel der Souks zu stürzen, sondern fahren in den Vorort ans Meer, Dar Bouazza. Herrlich hier!! Wie an jedem Fitzelchen Strandstrasse oder Strand müssen wir hier auch Parkplatzgebühren bezahlen. Es gibt unendlich viele Parkplatzwächter, die sich durch die 5 DH (= ca. 0,50 Euro) hier ihren Lebensunterhalt verdienen.
Auf dem Strandplatz werden wir von einem Deutsch - Marokkanischen Ehepaar angesprochen. Es werden gleich die Tel.Nr. ausgetauscht und die Bereitschaft signalisiert, uns bei Bedarf zu helfen. Wir fangen an, Marokko und deren nette Menschen zu genießen.
Durch Mohamed und Aisha, die beiden netten Deutsch-Marokkaner, eroberten wir uns am nächsten Tag erneut Casablanca, diesmal aber mit arabisch sprechender Unterstützung. Nachdem wir morgens telefonisch um Hilfe gebeten haben, werden wir mittags abgeholt und nach Casablanca begleitet. Dort stürzen wir uns in kleine Handwerksunternehmen um diverse Dinge erledigt zu bekommen. In einer Fahrradwerkstatt werden die demolierten Räder abgegeben, bei einem Elektrohändler der Kühlschrank, der nicht mehr kühlt, beim Schneider eine Hose und beim Friseur mein Kopf. Alle Betriebe sehen für europäische Augen seeehr gewöhnungsbedürftig aus und alleine hätten wir nie einen Fuß in diese Werkstätten gewagt, sahen sie doch sehr provisorisch, finster und unordentlich aus. In den Strassen reihten sich meilenweit unendlich vieler solcher winziger Geschäfte, Cafes, Bars, Werkstätten mit unendlich vielen Männern, Frauen und Kindern. Viele Handlanger in den Betrieben waren noch Kinder oder auch Afrikaner, die schwarz hier arbeiten. Ich konnte mir gut vorstellen, dass die Geschichten der alten Filme hier einmal Wirklichkeit waren und die Leute hier warteten, nach irgendwohin verschifft zu werden.
Unsere Sachen wurden, kaum angefragt, umgehend, ohne lange Wartezeiten, in Angriff genommen. Mit Geschick, Improvisationstalent oder nur notdürftig wurde alles innerhalb eines halben Tages erledigt, dank der tollen Übersetzung der beiden netten Menschen. In der Zwischenzeit lernten wir Mohamed und Aishas Gastfreundschaft noch mehr schätzen. Sie luden uns in ihre Wohnung zu einem späten Mittagessen ein Wir aßen marokkanischen Eintopf aus einer Schüssel und konnten viele Fragen stellen, die uns auf der Seele brannten. Mohamed war jedoch so sehr stolzer Marokkaner, dass er sein Land und dessen Probleme - unserer Ansicht nach - zu verklärt darstellte. Bei Mütter- und Großmütterproblemen hingegen gab es kaum Unterschiede zwischen Aisha und mir.
Am nächsten Tag trafen wir uns zu einem Abschiedstee bei uns im WOMO. Da wir auch noch nach Fes eingeladen wurden, dem Zweitwohnsitz des Ehepaares, kann es sein, dass wir uns noch einmal sehen werden.
So repariert und präpariert (mit vielen guten Tipps), kann die Reise weitergehen.
Leider hat nun auch mich auch die Magen-Darm- Infektion erwischt und ich krebse einige Tage damit herum. Trotzdem geht es weiter nach Azemmour. Die Medina ist komplett mit dicken Mauern umgeben, die die portugiesischen Eroberer vor 600 Jahren erbaut haben. Es reizt, zu schauen, aber nicht so elend, wie ich mich fühle. So fahren wir Richtung Strand und relaxen.
8. Woche ( 16. – 23.) Entlang der mittleren Atlantikküste, Abstecher nach Marrakech
Das Wetter ist, seit wir in Marokko sind, sonnig. Nachts ist es kalt, so zwischen 8° und 10° Grad, dann erwärmt es sich im Laufe des Vormittags bis auf 22° - 26° Grad. Dabei weht häufig ein Wind, so dass wir uns im Windschatten sonnen können. Ansonsten ist eine leichte Jacke über dem T-Shirt angenehm. Ab 16.00 Uhr wird es dann schon wieder kälter. Gegen 18.00 Uhr (marokk. Zeit = 1 Std. zurück) wird es schlagartig dunkel. Bis dahin ist es wieder richtig winterjackenkalt geworden. Wir lieben diese Temperaturen, bei denen wir auch in der Sonne noch unternehmungslustig bleiben.
Heute, nehmen wir uns die Besichtigung von Azemmour vor. Die alte Stadtmauer aus dem Jahre 1465 ist umwerfend. Innerhalb der alten Stadt gibt es ärmliches Leben. Ich glaube kaum, dass Strom und Wasser in den uralten Häuschen zur Selbstverständlichkeit gehören. 17 km weiter treffen wir auf den touristischen Badeort El Jadida. Welch ein Unterschied. Hier machen die reichen Marokkaner im Sommer Urlaub. Es ist ein gepflegter Ort mit breitem, sauberen Strand, Promenade, Lokale über Lokale.
Wir besichtigen die etwas an den Rand der Stadt gerückte sogenannte „Cite Portugaise“, die alte Befestigungsanlage der Portugiesen. Schöner und besser erhalten, als in Azemmour. Vor der Anlage ziehen sich die Souks und kleinen Geschäfte bis in die Neustadt. Da lassen wir uns einen ausgiebigen Bummel nicht entgehen. Außerdem müssen wir ja für unser Mittagessen sorgen. Obwohl uns so manches Mal der Bissen im Halse stecken bleibt, wenn wir die Hühner, Truthähne, das Fleisch voller Fliegen sehen, kaufen wir etwas Gemüse und Eier ein. Die Eier sind superlecker und das Gemüse taufrisch. Von Fleisch verabschieden wir uns wohl in diesem Urlaub.
Weiter geht es an der Küste entlang. Gern fahren wir die besonders kleinen Landstrassen entlang, weil da unterwegs viel zu sehen ist. Neben einem großen Industriegebiet, hässlich und stinkend, sehen wir danach nur noch Landwirtschaft. Hier werden die Äcker doch wahrhaftig noch mit Muli und Einhandpflug vom Bauern bearbeitet. Das ist Schwerstarbeit, besonders da das Land sehr steinig ist. Viele Männer und große Jungen kommen uns auf Eseln, voll mit Gras oder anderen Dingen bepackt entgegen. Kühe und Schafe drängeln sich gern mal an unser Auto heran und auch vor Hühnern müssen wir uns in Acht nehmen. Die Erzeugnisse werden in kleinen Verkaufsbuden, manchmal z..B. liegt nur ein Blumenkohl auf einer Kiste, angeboten. Gern kaufen wir hier ein. Und überall winken und grüßen die Menschen, vielleicht manchmal auch mit dem Hintergedanken, etwas zu bekommen. Wir grüßen zurück und fahren weiter. In den Souks jedoch geben wir alten, gebrechlichen oder behinderten Menschen etwas Geld, Schnorrer bekommen nichts. Das Sozialsystem in Marokko scheint uns doch sehr unausgereift.
Unser nächster Aufenthalt ist in Safi. Nach einer Übernachtung erreichen wir mittags die Stadt und steuern direkt einen Campingplatz an. Er hat, oh Wunder auf. So können wir mal wieder duschen, Strom aufladen, die Stühle und den Tisch auspacken und so richtig auf Camping machen. Das tut gut.
Safi ist bekannt als Keramikhochburg, und so machen wir uns auf den Weg zum Töpferhügel. Hier reiht sich ein Brennofen an den anderen, alle sind am Arbeiten, Brennen und natürlich auch am Verkaufen. Mit den einfachsten Mitteln wird hier Massenware, aber auch ganz besonders schöne, individuelle Dinge angefertigt. Nur mühsam beherrschen wir uns, zu kaufen. Unser WOMO hat wenig Platz für unsere extravaganten Wünsche.
Von Edeltraud, einer deutschen Wohnmobilistin und erfahrene Marokkoreisende bekommen wir nützliche Tipps für die Weiterfahrt.
Und so reisen wir nun auch -entgegen unseren Plänen- zunächst ins Landesinnere, nach Marrakech.
Dort finden wir einen Parkplatz direkt an der Koutoubia Moschee, der bedeutensten Moschee Marokkos, nur 500 m entfernt vom „Platz der Gehenkten“. Ein idealer Platz, um Marrakech zu erobern. (Leider müssen Emma und Lisa, wie immer in den großen Städten, leiden.)
Die nächsten drei Tage verbringen wir dort und sind nur noch fasziniert. Einmal per Bus, einmal per Pferdekutsche lassen wir uns die Sehenswürdigkeiten der Stadt nahe bringen, sehen das Schloss Mohamed des VI`, die Moscheen, Stadtmauern, Souks, das Wasserschlösschen, die Parks und die modernen Hotels.
Dann lassen wir uns von der Menschenmenge mit in die Souks schwemmen und bewundern all die vielen wundervollen Handarbeiten der Marokkaner. Da gibt es Leder, Silber, Stoffe und Tücher aller Art, Wolle und Wollsachen, aber auch die kleinen Handwerksbetriebe wie Schlosser, Schuster, Metzger, dazwischen immer wieder Garküchen oder kleine Teestuben. Hier werden gekochte Tierköpfe, Schweinefüße, sowie viel undefinierbares fettes Fleisch angeboten. Wir probieren vorsichtig Cuscus im Fladenbrot, lecker! Bei allem anderen graust es uns ein wenig.
Am nächsten Tag gehen wir in eine andere Richtung. Wir können uns nicht satt sehen an den Menschen in ihren langen bunten Gewändern, den Kindern mit ihren schwarzgelockten Haaren und riesigen Augen. Und dann verlaufen wir uns so sehr in diesen kleinen engen Gässchen, dass uns Angst und bange wird, wieder herauszufinden. Mit netter Hilfe haben wir es, nach langem Marsch dann endlich geschafft und waren froh, wieder frische Luft zu atmen. Den Samstagabend genießen wir dann auf dem großen Platz Djemaa el Fna. Hier scheint sich seit der Zeit der großen Karawanen noch nichts verändert zu haben. Gaukler, Musiker, Schlangenbeschwörer, Märchenerzähler, Tänzer und Tänzerinnen, alles ist hier zu bewundern. Die Menschen drängen sich um die einzelnen Schausteller herum, es ist ein buntes Jahrmarkttreiben. Wir genießen diesen Trubel sehr und schleppen uns erst am späten Abend müde in unser „Hotel“.
Am nächsten Tag finden wir per Zufall die Gasse der Markisenhersteller und lassen uns spontan eine Gummihülle für unsere Fahrräder anfertigen.
In 10 min. ist sie nach unserer Zufriedenheit fertiggestellt. Dann versucht Eva, die Stadt zu verlassen. Statt dessen führt uns das Navi von einer winzigen Gasse in die andere. Aber mit einer Gelassenheit sonder gleichen schafft sie es, uns aus diesem Gewirr wieder zu befreien und wir finden die Strasse Richtung Essaouira. Über die fast neue Autobahn geht es geschwind in Richtung Agadir und wir finden auf dem Weg dort hin einen CP in einem kleinen Kuhdorf Ounara (teuerster CP bisher). Da haben wir dann wenigstens gut geschlafen.
9. Woche (24. – 30. 01. ) Essaouira, Agadir , Tiznit und weiter am Atlantik entlang nach Sidi Ifni
Von Ounara fahren wir am nächsten Tag nach Essaouira , nur noch ca. 25 km, um in eine der schönsten Strandstädte Marokkos zu kommen, leider im Regen. Aber was bekommen wir für einen Schreck, als es in der gesamten Stadt nur so wimmelt von WOMOs. Die Parkplätze sind voll, dreckig und nass. Wir beschließen, einen kurzen Gang in den Souk zu machen, um ein bisschen frisches Gemüse zu holen. Auch die Erdbeeren lachen uns an, die im Augenblick hier reifen. An einem Stand genehmigen wir uns Pommes und Teigtaschen mit Hähnchenfleisch gefüllt und sind so fürs Erste gesättigt. Dann verlassen wir fluchtartig die Stadt und Eva, steigt auf´s Gas und wir heben ab nach Agadir. Ich liege schon wieder mit Magenkrämpfen flach. Ich darf nichts essen, was womöglich frittiert ist, stelle ich schmerzhaft fest. Auf dem Weg dorthin bieten die Fischer immer wieder ihren Fisch zum Verkauf. Auch von Kindergruppen wird Honig und Öl an den Straßenrändern angeboten.. Es geht steil und kurvig in die Berge hinauf und genau so wieder hinunter. Wir sehen Ziegen, die in den Bäumen herumklettern und die Blätter und Früchte des Baumes fressen, unglaublich! Dann entdecken wir mindestens 30 Kamele, die wie eine Herde weitergeführt werden. Auch Kamele bei der Landarbeit sehen wir im Vorbeifahren. Es ist ein Stück Märchen, was wir erleben. In einem kleinen Ort Tamanar schlafen wir vor einer Polizeistation und tauschen am nächsten Morgen meine Gummistiefel in einem kleinen Souvenirladen gegen die tolle und weltweit bekannte Agarniencreme (ab hier werden wir ständig nach Tauschobjekten gefragt, mal sehen, was wir zum Schluss statt unserer Kleidung alles mitbringen).
Die Strandstrassen sind wunderschön anzusehen und zu befahren. Immer wieder gibt es Ausblicke aufs Meer und auch hier stehen immer wieder kleine Gruppen von WOMOs, die aber nicht so erdrückend wirken wie in der Stadt. So beschließen wir, hier, so geschützt mit anderen, zu stehen und zu nächtigen. Wir wundern uns, auch eine Reihe von Deutschen und Engländern anzutreffen, was bisher kaum der Fall war. Ganz Marokko scheint ansonsten in französischer Hand zu sein. Es tut mal wieder gut, uns in unserer Muttersprache unterhalten zu können.
Nachts regnet es ohne Unterlass und am nächsten Morgen, als ich mit den Hunden in dieses stürmische Wetter gehe, werden wir fast weg geweht. Am WOMO angekommen, wird mir die Tür aus der Hand und aus den Angeln gerissen. Ein großes Loch statt Tür ist nun da. Wir sind verzweifelt und wissen nicht, was wir machen sollen. Entsetzt sitzen wir an der halben Tür und die Gedanken rattern, wie es wohl weitergehen kann. Die Schraubenlöcher in den Türangeln sind mitten durchgerissen, und eine Bohrmaschine, um neue Löcher an anderer Stelle zu bohren, haben wir nicht mit. Aber Eva hat zum Glück noch ein paar Türangeln in ihrem unerschöpflichen Werkzeugkasten. Da erscheint unser Nachbar, dem wir die Tür zeigen und in Nullkommanix hat er die Tür mit ein paar Ersatzangeln wieder angebracht. Wir können unser Glück kaum fassen und spendieren ihm dafür unsere letzte Dose Bier. Er strahlt. Und wir auch. DAS WAR EIN SCHRECK IN DER MORGENSTUNDE und ohne rettenden Engel wäre es bei weitem schwieriger geworden.
Noch zitterig auf den Beinen geht’s weiter nach Agadir. Eine enttäuschend langweilige, europäisch anmutende Großstadt erwartet uns und so schlendern wir nur lustlos durch die Neustadt und machen uns dann aus dem Staub. Ihr werdet es kaum glauben, aber diese Nacht schlafen wir auf dem Parkplatz am Flughafen, sehr ruhig, sehr sauber (was wir gar nicht mehr kennen), ohne Händler, und schön gerade. Es regnet weiter in Strömen, aber auf dem Asphalt ist ein Rauskommen ja kein Problem. Mal sehen, wann wir wieder schönes Wetter bekommen.
Unser nächstes Ziel ist Tiznit, etwa 80 km entfernt. Mittags kommen wir an und bewundern die gut erhaltene Stadtmauer. Dann machen wir, wie immer gern, einen Bummel durch die Souks. Hier soll es schönen Silberschmuck geben, aber wir sind lediglich auf der Suche nach Sommergemüse für eine frische Suppe. Nach dem Einkauf fahren wir durch die Stadt, auf der Suche nach einem geeigneten Stellplatz, da der offene CP überfüllt ist.
Unterwegs finden wir eine Glaserei und einen Schlosser. Für wenig Geld und lassen wir uns die provisorische Tür richten (mit einem Brecheisen wird sie in die ursprüngliche Form gedrückt!) und eine Spiegelscheibe aus dem Bad ersetzen, die schon zu Hause kaputt war. Alles geht wieder in Minutenschnelle und die Preise sind uns so geläufig geworden, dass wir uns nicht scheuen, mit Handwerkern zu feilschen, was das Zeug hält und was in Marokko so usus ist. Und damit liegen wir wohl einigermaßen richtig ( für uns Touristen!!!). Und obendrein hilft uns der Glaser, indem er mit dem Auto vorfährt, die Autowerkstatt zu finden. Wieder eine gelungene Darstellung der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Marokkaner. Habe ich schon erwähnt, dass wir jetzt wirklich Marokko und seine Menschen lieben?
Wir verlassen Tiznit, um am Strand einen schönen Rastplatz zu finden, da das Wetter wieder herrlich ist und wir gern mal wieder ausruhen möchten.
So langsam werden wir ein wenig erholungsbedürftig. Ca. 15 km von Tiznit entfern liegt das Stranddorf AglouPlage. Nach einer Nacht am unbewachten Strand haben wir mal wieder das Bedürfnis nach Dusche, Waschmaschine usw. und mieten uns hier in einem sehr schönen CP ein.
Mal sehen, wie lange die Rast dauern wird. Es sind noch ca.75 km bis wir an unserem südlichsten Ziel, Sidi Ifni, sind, dann geht es ostwärts.
Wir sind jetzt ungefähr 6100 km gefahren und sind stolz auf uns, bisher alles so wunderbar gemeistert zu haben. Unser Dream-Team meistert jede Hürde!!!
10. Woche (31. 1. – 6.2.) Sidi Ifni, Guelmin, Plage Blanche
Nach ein paar ruhigen, erholsamen, sonnigen, aber auch stürmischen Tagen auf dem CP Aglou Plage und dem Blick auf’s Meer geht es heute, Montag wieder weiter. Eigentlich könnte ich noch etwas länger bleiben, da ich durch eine Erkältung ziemlich angeschlagen bin. Aber wir wollen endlich wieder wild stehen, die Campingplatzidylle ist nichts für uns Nomaden.
An dieser Stelle möchte ich mal den Unterschied zwischen „Siedlern“ und „Nomaden“ für alle WOMO-Unerfahrenen beschreiben.
Siedler – Menschen, die sich gern, oft über viele Monate, auf dem CP einen Platz mieten. Hier gibt es das eigene Häuschen, den kleinen Garten, die Siedlungsstrasse mit vielen, oft schon bekannten netten Leuten, mit denen man etwas unternehmen kann. Das Umfeld ist vertraut und man kann viele schöne Ausflüge in die Umgebung tätigen. Die CP Gebühren werden, je länger man dort steht, immer preiswerter und so bleiben manche Camper bis zu 1/2 Jahr dort. Es ist Wasser und Strom in Hülle und Fülle vorhanden, Duschen und Toiletten, für Entsorgung ist gesorgt und Internet ist oft vorhanden. Es gibt es einen kleinen Laden, in dem man alles einkaufen kann, was ein Siedlerherz begehrt. Im Süden ist das Wetter recht gut und man kann es dort prima aushalten.
Nomaden – Menschen, die es nie lange an einem Ort hält. Sie lieben die unberührte Natur und stehen dort gern möglichst allein. Nach ein, zwei oder spätestens nach drei Tagen zieht es sie weiter, um Abenteuer zu erleben, neue Orte kennen zu lernen oder nur um zu fahren. Unterwegs treffen sie gern mal Gleichgesinnte um wichtige Informationen auszutauschen, z.B. wo, es Brot, Wasser oder Entsorgung gibt, wo tolle Stellplätze sind u. vieles mehr. Sie lieben die Herausforderung und die Unbequemlichkeit.
Daneben gibt es natürlich auch viele Mischformen. Wir sind Nomaden, die ca. alle drei bis vier Wochen den Komfort des CP’s genießen und die Batterien wieder aufladen müssen.
Wir fahren also drei Meter weiter und stehen wieder frei, neben uns ein paar andere Nomaden und verbringen den sonnigen, aber seeehr windigen Tag und die Nacht dort.
Ein erfahrener Marokkofahrer (Horst) bietet uns am nächsten Tag an, uns und einen anderen Anfängerpaar (Dieter und Astrid), nach Gulmin zu den Thermalquellen zu bringen. So fahren wir in einem irren Tempo hinter den Autos her und die Stoßdämpfer müssen bei den Schlaglöchern tüchtig arbeiten. Durch unser südlich angepeiltes Endziel Sidi Ifni fahren wir bloß durch und erreichen 65 km südlicher unser neues Ziel.
Wir rasten auf einem klitzekleinen CP und machen es uns erst mal in der Sonne gemütlich, da wir erst um 19.00 Uhr in die Therme für „gemischte Männer“ laut Prospekt, dürfen. Am späten Mittag bestellen wir uns ein Essen ( Hähnchen –Tajine) im Hotel und können es dann zwei Stunden später in Empfang nehmen (serviert am WOMO). Lecker!! Hoffentlich klappt es diesmal mit dem Magen. Es klappt!!!
Abends geht es dann ins Thermalbecken. Eine Dusche zur vorherigen Säuberung gibt es nicht und das Becken ist schummrig dunkel (und dreckig?). Wir gehen mit der gesamten Gruppe, es haben sich jetzt 4 WOMO’s mit den entsprechenden Paaren gefunden, hinein und hatten viel Spaß miteinander.
Hier bleiben wir zwei Tage stehen und sind jetzt wieder so erholt, dass wir wieder Lust haben, weiter zu fahren.
Von Horst und Dieter lernen wir eine geniale Art der Gasumfüllung kennen und kommen so bequem an neues Gas. In Guelmin sehen wir einen Matratzenhersteller und suchen uns eine neue Matratze aus, der sie nach den Rundungen und Abkantungen unseres Womos schneiden soll. Als wir zuschauen, wie er das macht, bekommen wir einen gehörigen Schrecken. Mit Pattecks klebt er sie zusammen und mit einem Fuchsschwanz trifft er notdürftig die Rundungen. Zähneknirschend bezahlen wir. Eine Nacht schlafen wir schlecht darauf, Eva muss würgen, ob des Geruches und so entsorgen wir sie gleich wieder durch den Tausch gegen zwei Seezungen mit einem Fischer. Das war ein schlechter Kauf und schlechter Tausch. Aber wir waren froh, sie so schnell wieder los zu sein.
Das Ehepaar Dieter und Astrid und Horst treffen wir am Plage Blanche wieder, 60 km von Guelmin entfernt.
Das hätten wir auch nicht gedacht, dass uns der Atlantik so schnell wieder hat. Aber alle Menschen schwärmten so von diesem Strand, dass wir richtig angesteckt wurden und so doch noch weiter gen Süden fuhren. Auf einem riesigen Plateau, 60 km von jeder Zivilisation entfernt blicken wir auf der einen Seite aufs Meer und auf der anderen auf eine Flussmündung. Es wäre richtig schön hier, wenn hier nicht ein Windsturm wütete. Wir flüchten ins Auto, denn mit Sand in den Augen lässt es sich schlecht aushalten.
Morgens kommt ein Bauernmädel und bietet frisches Brot an (es ist so etwas ähnliches wie unser Fladenbrot, aber dicker und schmeckt noch ein wenig runder).
11. Woche ( 7.02. – 12.02.) Der Osten lockt mit Wüste und Oasen – Tata, Foum Zguid, Ouarzazate, Nekob, Tazzarine und Alnif
Da es so windig ist, fahren wir am nächsten Tag über Guelmin zur Oase Tighmart, die uns von Horst wärmstens empfohlen wurde. Die Oase ist mit Palmen dicht bewachsen und „frau“ meint, sich plötzlich im Paradies wieder zu finden. Von Kamelen jedoch keine Spur. Aber eine Frau aus einem Berberzelt zeigt uns in einem Hof ein Berberzelt und wunderschöne Handarbeiten aus den Oasen und erklärt uns, wie die Zelte der Berber hergestellt werden.. Wir finden ein wunderschönes Stellplätzchen an einem Hotel und wundern uns, als gegen 14.00 Uhr der Parkplatz brechend voll wird. Hier wird wohl ein großes Fest gefeiert. Als wir los wollen, um uns woanders hin zu stellen, kommt der Hotelbesitzer heraus und bittet uns zu bleiben und lädt uns auf einen Tee ein.
Dabei zeigt er gleichzeitig sein wunderschön gepflegtes Hotel und den Garten mit Zelten, in denen die Menschen sitzen und feiern. Wir sind erfüllt von der Liebenswürdigkeit dieses Mannes. Nachts passt er auf uns auf und wir schlafen tief und fest in seiner Obhut.
Montag geht es dann mit dem Auto richtig in die Steinwüste. Wir fahren 340 km auf einer kleinen Strasse. Es ist fantastisch, diese flirrende Luft, die bizarren Berge, dieses weiche Licht. Viermal hört der Asphalt plötzlich auf, es geht steil durch ein trockenes Flussbett hinab und steil wieder nach oben auf die Strasse. Wir sind froh, dass es trocken ist, sonst hätte unser WOMO es wohl nicht geschafft. Im Flussbett grast eine Herde Kamele und wir freuen uns dolle, endlich eine Herde gesehen zu haben. Nach sechs Stunden sind wir froh die Provinzhauptstadt Tata erreicht zu haben. Der CP ist brechend voll und so stellen wir uns auf einen Parkplatz, auf dem schon ein paar WOMO’s stehen. Am nächsten Tag bummeln wir durch den Ort, aber da haben wir schon weitaus schönere gesehen, und gegen Mittag fahren wir weiter nach Foum Zguid, einer Zwischenstation, da die Strecken zwar nicht lang sind, wir aber trotzdem viele Stunden benötigen. Die Strassen sind eng und die Ränder ungesichert. Und ab und an kreuzt eine Herde Ziegen den Weg (bei einer musste Eva sehr abbremsen). Ansonsten sind die Strassen fast leer. Wir erschrecken immer richtig, wenn uns ein Auto nach 10 – 15 min. überholt. Unterwegs sehen wir ein Schild „Cascade Bani“ und Eva findet mehrere Wasserfälle, die in einen kleinen See münden. Unsere Hunde schwimmen darin glücklich herum. In Foum Zguid angekommen finden wir hinter einer Auberge einen kleinen, wunderschönen Campingplatz, erstmals sogar nach langer Zeit mit heißen Duschen und sehr sauber!!!
Doch wir wollen schnell weiter in den Osten und peilen als nächstes Ouarzazate an, wieder eine Provinzhauptstadt, die an einem wichtigen Kreuzungspunkt der Achsen Marrakech – Zagora und Agadir- Er Rachidia liegt (wo wir noch hin wollen). Die Fahrt dorthin (nur 150 km) und vier Stunden, war eine Tortur, ein Schlagloch neben dem anderen, eine Umleitung nach der anderen. Die Umgebung war kahl, trocken, und staubig und voller Geröll. Unser Auto und wir sehen innen wie außen so aus, als hätten wir tagelang kein Wasser mehr gesehen. Auch die Menschen sehen, je östlicher wir fahren, immer dunkler aus und wir Touris fallen immer mehr auf, besonders, da es immer weniger von uns gibt. In der Stadt angekommen, besichtigten wir die Kasbah Taourit, eine Festung aus dem 18. Jahrhundert, riesig und imposant. Die Andenkenläden bieten hier dann auch viele (sogenannte) Antiquitäten an.
Die Strasse am nächsten Tag ist dagegen die reinste Wohltat. An einem Fluss machen wir Mittagspause und sehen den Frauen beim Wäschewaschen im Fluss zu (Wasser und Waschmaschinen gibt es hier kaum, und ich denke mit Schrecken daran, wenn ich so etwas auf mich nehmen müsste...). Als sie näher kommen, allerdings in sehr respektvollem Abstand wegen der Hunde (endlich klappt es mal mit dem Hundeschutz), unterhalten wir uns mit Händen und Füßen mit ihnen, geben ein paar Sachen ab, die sie gebrauchen können und wollen flüchten, als sie sehr penetrant mehr fordern. Aber, oh Schreck, wir sitzen das zweite Mal in Marokko, im Sand fest. Mit Hilfe der Frauen und weiteren Helfern (Womofahrer) schafft es Eva dann, der Sanddüne zu entkommen. Toll, wie hilfsbereit hier die Menschen, aber auch die Touristen sind, wenn es um Hilfe geht.
Unterwegs kommen wir durch ein Örtchen, an dem gerade ein riesiger Wochenmarkt abgehalten wird. Da hält uns nichts mehr im Auto und wir mischen uns ins Getümmel. Hier wird alles angeboten, was ein Marokkanerherz begehrt, lebende Tiere, Obst und Gemüse, neue und gebrauchte Kleidung, Kannen und Eimer selbst hergestellt aus alten Reifen oder Gasflaschen, Werkzeuge und vieles mehr. Habe ich gesagt, wir können schon sehr gut handeln: hier zeigt es sich, dass wir als Touris ganz schön ausgenommen werden, bezahlen wir doch überall mehr als die Einheimischen. Da es sich jedoch nur um wenige Dirham handelt, nehmen wir es gelassen hin. Auch Tauschgeschäfte werden uns angeboten, z.B. Aspirin gegen Berberartikel, aber das haben wir nicht und können nicht in das Geschäft einsteigen.
In Nekob angekommen, fahren wir zu dem Hotel Kasbah Baha, eine Empfehlung unseres Womo-Reiseführers. Dort können wir uns auf dem Vorplatz häuslich für die Nacht einrichten. Sogar eine Führung durch das Hotel wird uns angeboten. Wir sind begeistert von diesem schönen Berberhotel. Auf der Dachterrasse haben wir einen Ausblick über das verschachtelte Örtchen, im Stall streicheln wir ein kleines Ziegenkitzlein und bewundern die Schlafräume, die Küche, den Salon. Sogar ein Schwimmbad nennen sie ihr eigen, aber bei 15° C Temperatur ist uns nicht nach Baden zumute. Sogar das Duschen wird uns angeboten, was wir am nächsten Morgen auch gern gegen einen Obolus in Anspruch nehmen. Es ist schon der Liebenswürdigkeit zuviel. Der Ort selbst ist staubig und uninteressant. Vor unserm Auto spielen kleine Jungen, so ca. 5-6 Jahre. Als sie unsere Hunde sehen, steigern sie sich in Mutproben hinein und trauen sich immer näher an sie heran. Und es werden immer mehr. Als sie anfangen, aus lauter Übermut die Hunde mit Steinen zu bewerfen, greift ein Vater ein und es gibt Ruhe. Der Ort ist ansonsten sehr staubig und langweilig und so fahren wir weiter nach Tazzarine.
Nach wenigen km ( ich glaube ca. 30) haben wir den Ort erreicht und suchen nun die Gravursammlung auf dem Berg Ait Ouaazik, Die 13 km Piste (unbefestigte Strasse), entwickelt sich als eine aufregende Expedition dorthin. Das erste Mal haben wir das Gefühl, so richtig in der Wüste zu sein. Wir brauchen eine Stunde für diese 13 km hin - und auch wieder zurück - und haben ab und zu Angst, stecken zu bleiben. Aber mit vor Aufregung hochroten Backen schafft Eva die Fahrt bravourös.
Und dann werden wir so richtig belohnt. Mit einem Führer, der auch gleichzeitig Wächter der Steine ist, sehen wir 80000 Jahre alte Steingravuren, Elefanten, Antilopen, Giraffen, Strauße, Löwen, Gnus, Rindviecher, aber auch eine Sonnenuhr, ein Gesellschaftsspiel und vieles mehr. Und das alles auf herumliegenden Felsbrocken. Hier soll es richtig viel Wasser gegeben haben, Jäger wurden mit Beute reich belohnt, es war gut besiedelt. Leider wurden schon viele Steine von Kunstsammlern abgeschleppt. Wir sehen uns andächtig die Steinzeitkultur an und versuchen uns in diese Zeit hineinzubeamen. Auf dem Rückweg bieten uns Jungen mit ausgestrecktem Arm Fossilien an und wir ersteigern ein kleines, in Stein geprägtes Urtier, als Erinnerung an diesen Tag.
Wieder zurück nach Tazzarine, sind wir froh, in einer kleinen Oase, die auch einen WOMO-Stellplatz bietet, eine Platz zu finden, wo wir uns ausruhen und die staubige Fahrt abwaschen können. Es ist wirklich eine OASE für uns. Wir bestellen uns eine typische Berbersuppe und bekommen sie in einem sonnendurchfluteten Berberzelt serviert. Mit langen Holzlöffeln machen wir es den Nomaden nach. Ein aufregender Tag geht einmal mehr zu Ende.
Dann geht es weiter Richtung Rissanie. In Alnif lassen wir uns von einem Geologen ein wenig die Fossilienfunde erklären, die hier überall angeboten werden. Es ist sehr spannend und wir müssen unbedingt ein paar davon erstehen.
Auf der Fahrt merken wir, dass die Bremse unseres Hannibals (Womo) nicht mehr zuverlässig reagiert. Hier in Alnif geht plötzlich gar nichts mehr. So fragen wir notgedrungen in diesem relativ kleinen Ort nach einem Automechaniker. Der hat auch sofort Zeit für uns und baut den Bremszylinder aus. Da wir uns kaum miteinander verständigen können, sagt er auch nicht, wohin er mit dem guten Stück für eine Stunde verschwindet. Wir bleiben rat- und bremslos zurück. Mit einem neuen Teil kommt er dann wieder, aber oh Schreck, es passt nicht. Jetzt wird wild herumtelefoniert und wirklich, er kann einen neuen Zylinder bekommen, der aus einem 50 km entfernten Ort mit einem Taxi herangekarrt wird. Aber das soll dauern. Und es dauert und dauert und dauert... Wir sitzen an einem trostlosen Ort fest, vor uns der Abfall, um uns herum Gülle, es ist einfach schrecklich. Und alle Nase lang kommt jemand zum Betteln oder Gucken. Eva und ich sind genervt und haben Angst, dass uns nicht wirklich geholfen werden kann. Es ist eben keine deutsche Werkstatt, und sie wirkt wenig vertrauenserweckend. Nach langen drei Stunden kommt dann unser Ersatzteil. Und wie von Zauberhand funktioniert dann alles wieder. Nach zähen Verhandlungen des Reparaturpreises, bei dem wir uns gut schlagen, können wir dann abends von diesem schrecklichen Ort flüchten. Und finden nach 20 km Zuflucht hinter einem kleinen Cafe. Der Wirt, Chez Addi, begrüßt uns so liebenswürdig, so dass wir endlich den schrecklichen Tag in seiner Obhut beenden können. Am nächsten Morgen werden wir mit einem Tee begrüßt, wir müssen uns sein dickes Gästebuch anschauen und selbst hineinschreiben und können uns erst verabschieden, als wir seine Adresse aufgeschrieben haben und versichern, dass wir ihm die Fotos schicken, die wir von der Zeremonie geschossen haben
12. Woche (12.02. –20.02.2011) Rissani, Merzouga, Taouz, unser östlichstes Ziel, dann weiter...
Am Sonntag fahren wir durch das belebte Rissani, fast alle Geschäfte und Werkstätten sind auf, wie überall hier in Marokko und so ist es uns ein leichtes, Brot, Butter und das lebensnotwendige Wasser zu erstehen. Wir wollen ja schließlich weiter hinein in die Wüste. Nach ca. 50 km auf guter Strasse, die dann vor den Toren Taouz endet, sind wir mittendrin. Die Kinder spielen hier auf der Hauptstrasse im Sand Fußball. Wir kommen nun nicht mehr weiter. Die algerische Grenze ist noch 30 km entfernt, aber alles völlig harmlos. Hier lacht man nur über unsere Ängste. Wir bleiben nur auf einen Kaffee und dann geht es in unsere vorher ausgespähte Auberge „Kasbah Mohayut“, die uns einen kostenlosen Stellplatz bietet, sogar mit WIFI. Wir können duschen, was auch nach all dem Staub nötig ist, und nehmen dann ein wahrhaft vornehmes Dinner in einem sehr schönen Speisesaal zu uns.
Natürlich schicken wir schnell alle unsere Post, die wir schon fertig geschrieben haben, ab.
Am nächsten Morgen geht es dann richtig zu Fuß in die Dünen des „Erg Chebbi“. Emma kugelt sich vor Freude über soooo viel Sand, rennt überall hin und auch gleich in die Berberzelte rein, die wir entdecken. Nur vor den Kamelen hat sie tüchtig Respekt.
.... erst zurück nach Rissani, dann Richtung Norden über Arfoud, Richtung Errachidia, Goulmima
Nachmittags geht’s dann Richtung Norden zu den Fossilienschleifereien in Arfoud. Wir klappern diverse Geschäfte ab, sehen aber leider keine Schleiferei, die gerade in Betrieb ist, dafür aber ein Museum mit viel Wissenswertes über die jahrmillionenalten Fossilien. Ob wir das alles behalten können?
An einer Kasbah (natürlich mit Fossilienverkauf und zwei Kamelen vor der Tür) halten wir am Spätnachmittag, und fragen nach einem Platz für die Nacht, da wir zu müde zum Weiterfahren sind. Errachidia ist nach hiesigen Verhältnissen noch weit. Mehr als freundlich wird uns Einlass hinter das Tor gewährt und wir sind glücklich, Ruhe zu finden. Die Frau des Hauses kommt mit ihren zwei kleinen Söhnchen, mit Tee und einem riesigen Brot, zeigt uns stolz Garten und Haus und wir zeigen ihr unser Haus auf Rädern und revanchieren uns mit Tempotüchern (da der Kleine starken Schnupfen hat) und anderen Lebensmitteln für die Geschenke. Wieder einmal mehr werden wir von der Gastlichkeit und Hilfsbereitschaft dieser Menschen überrascht und schlafen sicher ein.
Morgens quälen wir uns wie in den letzten zwei Wochen immer um ca. 6.30 Uhr bei 2°- 4° Innentemperatur aus dem Bett, weil unsere Hunde jankelnd raus wollen. Ich hangele mir noch im Bett Socken und Leggins, dann schnell einen dicken Pullover angezogen, zwei Jacken übereinander und raus geht es an die herrlich klare Luft. Eva kocht derweil Kaffee, danach sind wir dann wirklich wach und munter. Aber ehe wir dann wieder startklar sind, vergehen noch einige Stunden. Wir sind ja schließlich im Urlaub und nicht auf der Flucht (wie hier alle immer so schön sagen). Emma genießt die Freiheit hier, denn sie kann mit den Hunden des Hauses übermütig rumtollen, was auch mal wieder sehr wichtig für sie ist.
Das nächste Ziel ist Goulmima, ca. 50 km von Errachidia entfernt, die Stadt, die wir nur mit dem Auto durchfahren, da sie genau so langweilig wie Agadir sein soll. In Goulmima möchten wir uns das Dorf Ksar Goulmima anschauen, ein 900 Jahre altes, noch bewohntes Sahara-Dorf, das von der UNESKO zum Kulturerbe erklärt wurde. Aber erst mal geht es auf einen CP. Wir sind müde von langen, anstrengenden Autofahrten, Besichtigungen und Verhandlungen.
Am nächsten Morgen ist es, oh Wunder, plötzlich in der Nacht und am Morgen angenehm temperiert und das Aufstehen macht wieder richtig Spass.
Aber Eva hat schon wieder diesen verflixten Darmvirus. So lassen wir es erst mal langsam angehen. Es muss ja auch mal wieder geputzt und gewaschen werden, da kann die Besichtigung des Ksars noch einen Tag länger warten. Der CP ist nur mit 5 WOMO’s bestückt und alle Menschen finden schnell Kontakt zueinander, auch mal richtig schön, dass wir unsere Erfahrungen auf Deutsch, Englisch und Französisch und per Gebärdensprache austauschen können.
Nach einer ausgiebigen Pause verabschieden sich alle Menschen nacheinander, nicht ohne vorher noch die Adressen ausgetauscht zu haben und wir besichtigen nun endlich den Ksar Goulmima. Am Dorfanfang finden wir sofort einen Führer, der uns Rachid herbeiholt. ( Rachid wurde uns wärmstens empfohlen.) Mit ihm dringen wir ein in dieses Gewimmel von kleinen dunklen Wegen, Türeingängen, Haus an Haus gebaut, Stall an Stall gebaut. Es sollen hier noch ca. 1000 Menschen wohnen. Am Besten kann man es sich vorstellen, wenn man an die Bauern aus früherer Zeit denkt. Unten ist der Stall, darüber die karge Wohnung, nur mit dem nötigsten bestückt, einem alten Lehmofen, einem Einflammengasherd, eine Liegestätte für alle, einem „Salon“, d.h. Kissen zum Sitzen auf der Erde. Das Neueste ist der Fernsehapparat, kein Strom, kein fließend Wasser. Das wird von einem Brunnen hinter dem Ksar geholt. Im Gegensatz zu unseren früheren Dorfbewohnern steht das Haus nicht vereinzelt, sondern alle ca. 200 Häuser sind ineinander verschachtelt gebaut.
Durch Rachid erhalten wir Zugang in ein Haus, in dem wir mit Tee empfangen werden und lachen und erzählen mit Fatima, ihrem Mann und ihrer Freundin, sehen die Wohnung, die Ställe, die Wege, die Terrassen, auf denen die Menschen im Sommer schlafen und bekommen Respekt besonders vor den Frauen, die Wäsche mit kaltem Wasser von Hand waschen müssen und alles andere auch sehr erschwerend ohne die neuesten Techniken ist, mit denen wir verwöhnt sind.
Nach dem Besuch des Marktes Goulmima, wo wir das Currygewürz Ras-el-Hanout für Sonja, Evas Tochter, suchen, treibt es uns weiter zur Todhra-Schlucht, (nach einer erneuten Kühlschrankreparatur) eines der größten Naturwunder Marokkos (laut Reiseführer). Bei Gorges, der engsten und interessantesten Stelle der Schlucht ragen die Felswände manchmal bis zu 300 m senkrecht nach oben. Uns wird ganz mulmig zumute, haben wir doch das Gefühl, von einem riesigen Felsbrocken erschlagen zu werden. Wir atmen auf, als wir die Höhe erreicht haben und das Tal der grünen Oase unter uns liegt. In Tamtattouchte kommen wir auf die Idee, weiter durch über die Hochebene Richtung Rich zu fahren. Wir streifen die Örtchen Ait-Hani, Assoul, Amellago, Mizizel, die weder auf der Karte, noch auf dem Navigationsgerät zu finden sind und werden mit Naturschönheiten ohne Gleichen belohnt. Statt wie in der Schlucht alles von unten, sehen wir nun herunter in die Täler, neben uns bizarre Felsformationen, schimmernd in allen Farben, Lehmdörfer, Oasen. Wir sind begeistert. Dauernd hält Eva an, um ein weiteres Foto zu schießen, und so brauchen wir für die 200 km Stuuunden, so dass mein Popo von der langen Fahrt schon taub wird. Hier werden wir auch endlich mal von den bettelnden Kindern weitestgehend verschont. Und es ist saukalt hier oben.
Am Spätnachmittag kommen wir in Rich (Stadt der Federn, da die Zugvögel den Winter über hier ausharren) an und werden von einem Polizisten gleich zu einem Platz gewiesen, wo er uns beschützen kann. Dort schlafen wir abends erschöpft ein.
Am nächsten Morgen, nach einer eiskalten Nacht fragen wir uns, warum wir in den Hochebenen weiter frieren sollen und beschließen, unsere Fahrtroute lieber wieder gen Westen zu lenken.
weiter geht es mit Teil 3
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Oscar Wilde