Wintercamping in Skandinavien

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Wintercamping in Skandinavien

Beitragvon Schwedenopa » 31.01.2022 - 11:46:52

Hallo,

ich bin gefragt worden, ob ich vielleicht ein paar Tipps zum Wintercamping mit dem Wohnmobil in Skandinavien geben könnte. Als "amtierender Forumsschwede" :wink: will ich das gerne tun. Ich muss allerdings dazu sagen, dass sich meine persönlichen Erfahrungen mit Wintercamping in Skandinavien bisher auf die Breitengrade südlich des Polarkreises beschränken.

Wintercamping mit dem Wohnmobil war in Skandinavien lange Zeit wenig verbreitet. Wenn schon Wintercamping, dann bedeutete dies üblicherweise, einen Caravan über mehrere Monate auf einem Campingplatz in einem Wintersportgebiet stationiert zu haben. Seit einigen Jahren schon ändert sich dies allerdings, man sieht auch im tiefsten Winter immer häufiger Wohnmobile auf skandinavischen Straßen fahren. Und so nach und nach stellen auch manche Betreiber von Camping- und Stellplätzen auf Ganzjahresbetrieb um.

Es ist auch ein tolles Erlebnis, wenn man z.B. nach einer Skitour durch dicht verschneite Wälder ins gemütlich warme Wohnmobil zurückkehrt. Und mit etwas Glück vielleicht sogar Nordlichter bewundern kann. Damit dies aber funktioniert, ist ein gewisses Maß an Planung und Vorbereitung nötig. Und dies hat vor allem mit dem Klima zu tun.

Schon der schwedische Naturforscher Carl von Linné hat im 18. Jahrhundert festgestellt, dass sich eine ziemlich deutliche naturgeographische Grenze durch Skandinavien zieht, und diese Grenze als Limes norrlandicus bezeichnet. Während das Klima südlich dieser Grenze eher noch mit dem in Norddeutschland vergleichbar ist, ist es nördlich davon deutlich mehr arktisch geprägt. Nächtliche Tiefsttemperaturen unter -20°C kommen südlich des Limes norrlandicus gelegentlich vor, nördlich davon sind sie häufig. Ganz Norwegen und ganz Finnland liegen nördlich des Limes norrlandicus. Dänemark liegt südlich davon, und in Schweden zieht er sich etwa von Strömstad an der Westküste bis an den Nordrand des Vänernsees und dann ungefähr in einem 45-Grad-Winkel bis nach Gävle an der Ostküste hinauf.

In den folgenden Artikeln werde ich mich mit den Themen Reisevorbereitung, Ausrüstung, Anreise, Kraftstoff- und Gasversorgung, Übernachtungs- sowie Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten speziell im skandinavischen Winter beschäftigen.

MfG
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Re: Wintercamping in Skandinavien

Beitragvon Schwedenopa » 31.01.2022 - 18:36:15

Nun zur Reisevorbereitung und zur Ausrüstung:

Neben den üblichen Vorbereitungen fürs Wintercamping in Mitteleuropa, die ich jetzt einmal voraussetze, sollten für Winterreisen nach Skandinavien Folgendes beachtet werden:

Auch wenn aufgrund des Klimawandels richtig strenge Winter auch in Skandinavien seltener werden, vorkommen können sie immer noch. Und das kann - auch südlich des schon erwähnten Limes Norrlandicus - bedeuten: Wochenlang ununterbrochener, zweistelliger Dauerfrost. Tiefsttemperaturen unter -20°C, weiter im Norden auch unter -30°C. Plötzlicher, starker Schneefall, gerade entlang der Ostküste durchaus mal 10 cm Neuschnee pro Stunde, und daraus resultierende Straßensperrungen. Und das alles bei nur wenigen Stunden Tageslicht, jenseits des Polarkreises auch ganz ohne.

Daraus folgt als wichtigste Voraussetzung:

1. Zeit einplanen

Reiseziele und Fahrzeiten so planen, dass es kein Problem darstellt, eine zusätzliche Nacht irgendwo unterwegs zu verbringen. Also keinesfalls davon ausgehen, es in vier Tagen von Malmö bis zum Nordkap zu schaffen (was schon im Sommer sehr sportlich wäre).

2. Bereifung

Hier gilt ganz klar: Gute Winterreifen müssen sein! Die sind nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, und zwar mit mindestens 3,0 mm Profiltiefe, sondern lebenswichtig. Bitte gar nicht erst über Ganzjahresreifen mit M+S-Kennung o.ä. nachdenken. Auch wenn diese den Buchstaben des Gesetzes genügen mögen, den Gesetzen der Physik sind auch sie unterworfen.

Zwar sind in den skandinavischen Ländern Spikesreifen im Winter grundsätzlich zulässig. Aber erstens unterscheiden sich die Zeiten, in denen sie zulässig sind. Und zweitens sind sie während der Anreise durch Deutschland strikt verboten. Ich rate daher zu Winterreifen ohne Spikes. Aber es dürfen gerne "nordische" Winterreifen wie z.B. der Nokian "Hakkapeliitta" sein.

Auch Schneeketten sollten unbedingt dabeisein, auch wenn sie nicht vorgeschieben sind. Und deren Handhabung natürlich geübt sein, am besten bei Dunkelheit und mit dicken Handschuhen. Meistens braucht man sie zwar nicht für lange Strecken. Aber wenn man z.B. auf einem Stellplatz mit den Antriebsrädern auf blankem Eis gelandet ist - selbst schon erlebt, dann bräuchte man ohne Ketten einen Abschleppwagen.

3. Ausrüstung

Neben der üblichen Ausrüstung für Wintercamping sollten folgende Dinge unbedingt an Bord sein:

  • Schneeschaufel: Sehr hilfreich, falls über Nacht ein halber Meter Neuschnee gefallen ist.
  • Irgendeine Möglichkeit, aufs Womo-Dach zu kommen: Falls man keine Heckleiter hat, dann z.B. eine Teleskopleiter mitnehmen. Hilfreich, um den halben Meter Neuschnee vor der Abreise vom Dach zu entfernen.
  • Stirnlampen: Sehr hilfreich, wenn beim Schneeschippen oder Schneekettenaufziehen die Sonne noch nicht auf- oder schon wieder untergegangen ist.
  • Smartphone oder mobilfunkfähiges Tablet oder Laptop mit ausreichend Roaming-Datenvolumen: Die beste, und immer häufiger die einzige, Möglichkeit um zeitnah Wetterwarnungen o.ä. zu erhalten.
  • Sonnenbrille: Mag unsinnig klingen. Aber wenn die Sonne im skandinavischen Winter schon mal scheint, dann steht sie sehr tief und kann in Verbindung mit einer geschlossenen Schneedecke verflucht blenden.
  • Gute Winterschuhe und dazu passende Schuh-Spikes.

MfG
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Re: Wintercamping in Skandinavien

Beitragvon Allhie » 31.01.2022 - 20:04:53

Hallo Gerhard,

Vielen Dank für die hilfreichen Tips.
Auch wenn mein "Youngtimer-Alkoven" für Wintercamping in Skandinavien leider ungeeignet ist. :(

Vielleicht beim nächsten Mobil in 10 Jahren :wink:

LG Allhie
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Re: Wintercamping in Skandinavien

Beitragvon Alfrederix » 01.02.2022 - 14:10:28

Ich rate daher zu Winterreifen ohne Spikes. Aber es dürfen gerne "nordische" Winterreifen wie z.B. der Nokian "Hakkapeliitta" sein.

Hier noch der Hinweis, dass man den "Hakkapeliitta" mit Schraubspikes versehen kann, die nach der Reise wieder entfernt werden.
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Re: Wintercamping in Skandinavien

Beitragvon Schwedenopa » 01.02.2022 - 15:40:49

Alfrederix hat geschrieben:Hier noch der Hinweis, dass man den "Hakkapeliitta" mit Schraubspikes versehen kann, die nach der Reise wieder entfernt werden.

Das wäre mir neu ...

MfG
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Re: Wintercamping in Skandinavien

Beitragvon Alfrederix » 01.02.2022 - 15:55:24

Halllo Gerhard,
Schaust du hier:

https://www.nokiantyres.de/winterreifen ... iitta-lt3/

Dort, wo auf dem abgebildete Reifen die Spikes sitzen sind bei spikelosen Reifen, wie sie in D erhältlich sind, Löcher, in die Spikes eingeschraubt werden können.
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Re: Wintercamping in Skandinavien

Beitragvon Schwedenopa » 01.02.2022 - 16:48:29

Alfrederix hat geschrieben:Dort, wo auf dem abgebildete Reifen die Spikes sitzen sind bei spikelosen Reifen, wie sie in D erhältlich sind, Löcher, in die Spikes eingeschraubt werden können.

Meine in Schweden gekauften Hakkapeliittas, das sind allerdings CR3 und nicht LT3, haben keine Löcher. Und in der Beschreibung der LT3 steht kein Wort davon, dass man die Spikes rausschrauben kann.

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Re: Wintercamping in Skandinavien

Beitragvon Schwedenopa » 01.02.2022 - 18:41:10

Und weiter mit der Anreise:

Die meisten Skandinavienfähren fahren ganzjährig, zumindest diejenigen, die auch LKW mitnehmen. Ausgenommen vielleicht unmittelbar an den Feiertagen. Allerdings legen die Reedereien die Werftzeiten gerne in die verkehrsschwache Zeit im Januar und Februar, so dass die eine oder andere Verbindung mal mit einem kleineren Schiff als normal gefahren wird, oder ganz ausfällt. Wer gebucht und dabei Emailadresse und/oder Mobilnummer hinterlassen hat, wird darüber aber rechtzeitig informiert.

Abgesehen vielleicht von der Vorweihnachtszeit herrscht auf den Fähren im Winter meist wesentlich weniger Betrieb als in der Sommersaison. Das ermöglicht günstigere Preise, weniger Gedränge an Bord sowie, falls man nachts fährt, mehr Auswahl bei den Kabinen.

Allerdings ist die Winterzeit auch Sturmsaison, die Überfahrt kann also wetterbedingt etwas unruhiger ausfallen. Betriebseinstellungen wegen Sturm kommen auch vor, sind aber zumindest bei den großen Fähren, wie sie auf Kiel-Oslo, Kiel-Göteborg oder Travemünde-Trelleborg verkehren, sehr selten.

Theoretisch könnte auch Eisgang ein Hindernis für die Fährschifffahrt darstellen. Allerdings sind auch hier die großen Ostseefähren mit ziemlich hohen Eisklassen zertifiziert. Überdies sorgt auch der Klimawandel dafür, dass zumindest die südliche Ostsee immer seltener zufriert. Das letzte Mal, dass die Ostsee (nahezu) komplett zugefroren war, war im Winter 1986/87.

Weder von Seegang noch von Eisgang betroffen ist die Überfahrt über die großen Brücken. Aber wenn es einen richtigen "Kuhsturm" gibt, dann werden auch die mal gesperrt. Und zwar insbesondere für hohe Fahrzeuge wie eben Wohnmobile!

MfG
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Re: Wintercamping in Skandinavien

Beitragvon Schwedenopa » 07.02.2022 - 14:36:08

Hallo,

nach einer gewissen Pause geht es nun weiter mit der ...

Treibstoffversorgung

Diesel ist in ganz Skandinavien erhältlich. Er ist aber im Gegensatz zu Deutschland nicht steuerbegünstigt, der Dieselpreis kann daher gerade im Winter höher sein als der (Super-)Benzinpreis. Dennoch empfehle ich, mit möglichst leerem Tank in Skandinavien einzutreffen und dann bei erster Gelegenheit voll zu tanken, denn skandinavischer Diesel ist noch kältefester als deutscher Winterdiesel. Schon der skandinavische "Sommerdiesel" ist kältefest bis mindestens -24°C, während der Winterdiesel bis -32°C herunter geht. (Manche Tankstellenketten verzichten auch auf die Umstellung und bieten ganzjährig Winterdiesel an.) Und ganz weit im Norden wird im Winter auch sog. "Polardiesel" angeboten, der sogar bis -40°C benutzt werden kann.

Es gibt immer mehr reine Automatentankstellen. Diese sind etwas billiger als die bemannten Stationen, ohne Bank- oder Kreditkarte geht hier aber gar nichts. (Tut es aber in Skandinavien auch sonst nicht mehr.) Aber auch an den bemannten Tankstellen ist es mehr und mehr üblich, zum Bezahlen gar nicht mehr in den Laden zu gehen, sondern direkt an der Zapfsäule mit Karte zu zahlen.

Noch wichtiger als im Sommer ist es im Winter, nicht zu lange mit dem Tanken zu warten, denn im ländlichen Raum sind Tankstellen mitunter dünn gesät. (Und wenn einem dann in einem schwedischen Dorf der Tankwart sagt, dass er erstens keinen Diesel hat und zweitens die nächste Tankstelle, die Diesel führt, "sieben Meilen" entfernt ist, dann sind das 70 Kilometer! Selbst schon erlebt, und wir haben es so gerade noch geschafft ...)

Und noch ein Tipp: Bei einer zunehmenden Anzahl von Tankstellen kann man nicht nur Treibstoff, sondern auch Scheibenwaschlösung zapfen. Letztere braucht man im Winter mitunter reichlich, und wenn man sie aus der Zapfsäule holt, spart das Plastikverpackungen.

MfG
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Re: Wintercamping in Skandinavien

Beitragvon Schwedenopa » 18.02.2022 - 12:09:23

Hallo,

ein etwas heikles Kapitel ist die Gasversorgung:

Heikel deshalb, weil erstens Besitzer von Gasheizungen im Winter sehr viel davon brauchen, und weil zweitens ebenso wie in Mitteleuropa auch in Nordeuropa länderspezifisch unterschiedliche Anschlusssysteme und Flaschengrößen existieren.

Zunächst einmal die gute Nachricht: Butangas ist in Skandinavien praktisch unbekannt. Und das ist deshalb gut, weil Butan bei Frost nicht nutzbar ist. Propangas in Flaschen ist bei fast allen bemannten Tankstellen, bei Bau- und Gartenmärkten, oft auch bei großen Supermärkten erhältlich. Mancherorts gibt es sogar Gasflaschen-Tauschautomaten! Genau wie in Deutschland werden diese Flaschen leer gegen voll getauscht. Stahlflaschen mit 11 kg Inhalt und mit den gleichen Abmessungen wie die deutschen Flaschen sind weit verbreitet. Allerdings versucht immer mal wieder einer der großen Gasanbieter, diese bewährten Stahlflaschen vom Markt zu verdrängen und durch Kunststoffflaschen zu ersetzen. Diese eignen sich aber im Winter nicht so gut, weil durch die schlechtere Wärmeleitfähigkeit der Kunststoffhülle bei großer Kälte Gasreste nicht so leicht verdampfen können.

Das Problem dabei ist nur: Abgesehen von Finnland passen die Ventile nicht an deutsche Gasanschlüsse, und deutsche Flaschen werden nicht getauscht! Es gibt zwar einige wenige Gas-Abfüllbetriebe, die deutsche Flaschen befüllen. Aber diese sind dünn gesät und haben oft recht eingeschränkte Öffnungszeiten. Solche Füllstationen sind in den WOMO-Reiseführern gelistet.

Auch die Besitzer von festen Gastanks oder Tankflaschen sind nicht viel besser dran, denn LPG-Tankstellen haben in Skandinavien Seltenheitswert. Das, was in Skandinavien als Autogas, "Fordonsgas" o.ä. verkauft wird, ist komprimiertes Erdgas (CNG) und kein Flüssiggas (LPG). Für LPG-Gasanlagen ist CNG absolut ungeeignet, der Druck ist mehr als 10mal so groß! Aus diesem Grund sind die Anschlüsse auch so gestaltet, dass sie nicht passen. Es kommt dennoch ab und zu vor, dass jemand mit einem selbst gebastelten oder auf dem Schwarzmarkt erworbenen Adapter versucht, CNG in eine LPG-Anlage zu füllen. In der Regel überlebt dies weder das Auto noch dessen Insassen, und der Knall ist in etlichen Kilometern Umkreis zu hören. Zum Glück füllen die oben genannten Abfüllstationen auch LPG-Tanks.

Für den Skandinavien-Winterurlauber gibt es damit folgende Möglichkeiten:

  1. Mit den deutschen Flaschen fahren und bei Bedarf nachfüllen lassen:
    Kann man machen, zumindest wenn man nicht über den im ersten Beitrag erwähnten "Limes Norrlandicus" hinausfahren will. Aber man sollte dabei die Liste der Füllstationen stets parat haben und keine Gelegenheit zum Nachfüllen verstreichen lassen.
  2. Dieselheizung:
    Ich will jetzt nicht das Für und Wider von Dieselheizungen diskutieren, dafür gibt es etliche Threads in diesem und anderen Foren. Aber klar ist: Wer Gas nur zum Kochen und evtl noch für den Kühlschrank braucht, kommt mit dem mitgebrachten Gasvorrat sehr weit.
  3. Gastank oder Tankflaschen:
    Wie oben schon gesagt: LPG-Tankstellen sind selten und haben meist sehr eingeschränkte Öffnungszeiten. Aber es gibt sie, und dort können natürlich Festtanks und Tankflaschen nachgefüllt werden.
  4. Gemischte Flaschen:
    Moderne Gasanlagen, bei denen der Druckminderer nicht mehr direkt, sondern über einen Hochdruckschlauch an die Flasche angeschlossen wird, lassen sich ja leicht auf andere Ventilformate umrüsten, einfach indem man den passenden Hochdruckschlauch erwirbt. Auch für klassische Druckminderer gibt es passende Adapter im Campingzubehörhandel. Und insbesondere Zweiflaschenanlagen lassen sich so auch "gemischt" betreiben. Das ermöglicht es, mit nur einer deutschen Flasche loszufahren, sofort bei Ankunft im Reiseland eine einheimische Flasche zu kaufen, und ab dann die deutsche Flasche nur noch als Reserve zu verwenden. Kurz vor der Rückreise gibt man dann die einheimische Flasche wieder zurück.
    Bei Truma bräuchte man da für Schweden den Hochdruckschlauch Typ G.10. Dieser passt auch an norwegische Flaschen mit sog. "Industriventil", und nach Angaben in schwedischen Wohnmobilforen werden solche Flaschen beiderseits der Grenze problemlos durchgetauscht. Für norwegische Flaschen mit "Hushållsventil" ebenso wie für dänische Flaschen braucht man hingegen den Hochdruckschlauch G.8 und zusätzlich einen speziellen Bajonettanschluss. Finnische Flaschen haben hingegen die gleichen Anschlüsse wie deutsche.
    Einen Nachteil hat dieses Verfahren: Anders als in vielen älteren Reiseführern und Forumsbeiträgen (auch von mir selbst) noch behauptet, sind zumindest schwedische Gasflaschen keine Pfandflaschen (mehr)! Sondern vielmehr Nutzungsflaschen so wie die grauen Flaschen in Deutschland. Man kann sie zwar an jeder Tauschstation zurückgeben. Aber man kann nicht erwarten, den Kaufpreis erstattet zu bekommen. Geschieht dies dennoch, so handelt es sich um reine Kulanz.
  5. Komplettumstieg:
    Wer häufig nach Skandinavien fährt und zu Hause einen geeigneten Platz zum Abstellen von Gasflaschen hat, kann natürlich auch komplett auf skandinavische Flaschen umsteigen. Wir haben das in umgekehrter Richtung so gemacht, als wir nach Schweden umgezogen sind. So lange wir in Skandinavien reisen, haben wir schwedische Flaschen an Bord. Und vor einer Reise nach Deutschland, Frankreich, Benelux etc. kommen die deutschen Flaschen rein.

MfG
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Re: Wintercamping in Skandinavien

Beitragvon Schwedenopa » 15.03.2022 - 10:19:33

Hallo,

tut mir leid für die lange Pause, hatte viel um die Ohren. Nun aber weiter mit dem Thema Übernachtungsmöglichkeiten:

Campingplätze:

Zunächst die schlechte Nachricht für alle, die Campingplätze bevorzugen: Die meisten skandinavischen Campingplätze sind nicht für Wintercamping ausgelegt und haben in der kalten Jahreszeit geschlossen. Und diejeningen Campingplätze, die auch im Winter Gäste empfangen, befinden sich meist in Wintersportgebieten und sind nicht selten Monate im Voraus schon ausgebucht. Wer also Wert auf den Komfort eines Campingplatzes legt, sollte rechtzeitig übers Internet, z.B. mit dem unter Ausrüstung empfohlenen Smartphone, überprüfen, ob der gewünschte Platz offen hat und nicht ausgebucht ist.

Allerdings hat hier im Zuge der Coronapandemie eine gewisse Trendwende eingesetzt: Während vorher viele skandinavische Wohnmobilisten ihre Mobile im Winter entweder eingemottet haben oder aber darin im sonnigen Süden Europas überwintert haben, hat während der Pandemie ein Trend zu dem eingesetzt, was die Schweden als "Hemester" bezeichnen, also "Hem-Semester" bzw. übersetzt: Urlaub im eigenen Land.

Offizielle Wohnmobilstellplätze:

Ebenso wie Campingplätze schließen auch etliche offizielle Wohnmobilstellplätze im Winter. Allerdings bedeutet das hier häufiger, dass lediglich Serviceeinrichtungen geschlossen werden und die Stellflächen nach wie vor, oft kostenlos oder zumindest zu vergünstigtem Preis, zur Verfügung stehen. Wer also mal auf Stromanschluss und externe Sanitäranlagen verzichten kann, kommt hier also nicht selten auch im Winter unter. (Und gerade der Stromanschluss funktioniert mitunter auch dann noch, wenn Wasserversorgung und Sanitäranlagen abgestellt sind. Strom friert ja nicht ein :wink: ) Etwas problematisch kann es aber mit Stellplätzen bei Bootshäfen werden, weil hier mitunter die Flächen, die im Sommer für Wohnmobile zur Verfügung stehen, im Winter fürs Abstellen ausgekranter Boote herhalten müssen. Auch hier gilt: Im Zweifelsfalle im Netz nachschauen, auch z.B. in den Kommentaren in einschlägigen Stellplatzdatenbanken. Und so mancher "Lägerplats" schneit im Winter einfach zu und wird nicht freigeräumt.

Freies Übernachten:

In den skandinavischen Ländern, in denen das freie Übernachten im Sommer zulässig ist, gilt dies natürlich auch im Winter. Mehr noch, es kommt durchaus vor, dass Übernachtungsverbotsschilder im Winter von den Behörden zugehängt oder abmontiert werden. Dafür kann es sein, dass entlegenere Parkplätze vom Räum- und Streudienst entweder gar nicht oder zumindest nur mit sehr niedriger Priorität angesteuert werden. Wer sich also auf einen einsamen Parkplatz vorgewagt hat und am nächsten Morgen einen halben Meter Neuschnee vorfindet, ist froh darüber, eine Schneeschaufel dabei zu haben.

So oder so, man sollte immer nicht nur die Zeit, sondern auch die nötigen Bordvorräte dabeihaben (Lebensmittel, Trinkwasser, Heizgas, etc.), um nötigenfalls abseits jeglicher Infrastruktur übernachten zu können.

MfG
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