Übernachtung auf Rastplätzen in Norwegen

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Übernachtung auf Rastplätzen in Norwegen

Beitragvon feldhamster » 12.01.2006 - 11:46:15

Aufgrund der dankenswerten Initiative von @EuroGerhard, der auf den nachfolgenden Link http://www.bobilforeningen.no/rasteplasse.htm verwiesen hat, habe ich euch den norwegischen Text im folgenden übersetzt.

Positive Haltung der norwegischen Straßenbaubehörde bezüglich der Übernachtung auf Rastplätzen. Bitte im Handschuhfach mitführen und bei Bedarf vorlegen.

?Rastplätze sollen Autofahrern eine Pause während ihrer Fahrt ermöglichen. Dies gilt sowohl für eine kurze als auch längere Rast; oft auch in Kombination mit der Besichtigung von Sehenswürdigkeiten. In einzelnen Fällen sind diese auch für spezielle Fahrzeuge mit vorgeschriebenen Ruhezeiten vorgeshen. Es gehört zu den wichtigen Verkehrssicherheitsregeln, dass die Verkehrsteilnehmer regelmäßige Pausen während einer längeren Autofahrt einlegen.

Ein Rastplatz besteht normal aus einer befestigten Fläche mit einer Eingrünung. Nach § 17.nr3. ist das Parken auf solchen Flächen erlaubt, so weit hierdurch nicht eine Behinderung oder Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer entsteht. Nach § 4 Naturschutzrecht ist das Parken in unmittelbarer Umgebung eines Rastplatzes auch erlaubt, soweit hierdurch nicht eine Schädigung oder Gefährdung der Umwelt erfolgt.

Mit der Einrichtung von Rastplätzen ist deren Nutzung auch im Falle einer längerfristigen Rast erlaubt. Während die Berufskraftfahrer Pausen einhalten müssen, nutzen Wohnmobilisten diese auch gerne zur Übernachtung. Beides ist erlaubt.

Die Straßenbaubehörde hat betont, dass, soweit im Einzelfall eine Womo-Übernachtung verhindert werden soll, dies nur durch Verhängung eines entsprechendes Parkverbot erfolgen kann. Dies trifft dann jedoch alle Verkehrsteilnehmer. Parkvorschriften beinhalten keine Campingregeln. Ein zusätzlich angebrachtes Schild ?Camping verboten? ist somit unwirksam.

Im weiteren weist die Straßenbauverwaltung darauf hin, dass Parkvorschriften nicht zur Verhinderung von Womo-Übernachtungen auf Rastplätzen zu missbrauchen sind. Auch der Womo-Fahrer hat aus Verkehrssicherheitsgründen das Recht auf eine Pause, ggf. auch Übernachtung. So weit im Ausnahmefall eine Beschränkung oder ein Verbot einer Übernachtung ausgesprochen wird, so hat dies in Verbindung mit einem Hinweis auf einen nahegelegenen Campingplatz zu versehen.

Die Kommune hat das Recht, im Einzelfall das Campen im Außenbereich unter Berücksichtigung maßgeblicher gesetzlicher Grundlagen zu regeln. Diesbezügliche Infos sind unter anderem auch auf den Rastplätzen zu veröffentlichen; dies betrifft jedoch nur die Nutzung der freien Natur. Die Infos sind nur für die Nutzer des Rastplatzes, nicht für den fließenden Verkehr vorzuhalten.

Aufgrund der Zulässigkeit eines längeren Regenerationsaufenthaltes kann eine hiermit verknüpfte weitere charakteristische Nutzung, wie der Gebrauch von Campingutensilien, Spielzeug und ähnliches, gleichfalls nicht unterbunden werden. Nutzungscharakter und Ausstattung der Rastplätze begrenzen auf natürlichem Weg ihre Nutzungsmöglichkeiten; das Thema ?Grillen? fällt unter das Verbot zum Gebrauch offenen Feuers in der Natur.

Nach Auffassung der Straßenverwaltung ist eine rücksichtsvolle und umsichtige Nutzung der Rastplätze durch alle Verkehrsteilnehmer; auch der Wohnmobilfahrer, der Garant für die Freude an den vielen schönen Plätzen auf dem Straßennetz. Sollten Konflikte jedoch anderweitig nicht vermieden werden, ist mit dem Erlass entsprechender restriktiver Regelungen zu rechnen.?


Mein Tip für Norwegenreisende: Die unter vorgenanntem Link verknüpfte Datei ausdrucken und für den Eventualfall (Disput/Kontrolle etc.) ins Handschuhfach legen.

Ansonsten plädiere ich in evtl. Konfliktfällen für die Einhaltung des gesunden Menschenverstandes und Berücksichtigung der Tatsache, dass wir im Ausland das Gastrecht genießen. Insbesondere das Thema DEUTSCHE/WOMOs ist für breite Bevölkerungsgruppen in Norwegen zu einem Reizthema geworden, weil sich eine Vielzahl von unseren lieben Mitbürgern dort wie die berüchtigte Axt im Walde benimmt. :cry: :cry: :cry:

Sollte der Konflikt auf Dauer nicht lösbar erscheinen, müssen auch die vernünftigen Vertreter unserer Zunft mit holländischen Verhältnissen auf norwegischen Straßen rechnen. :idea:
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Beitragvon Christine » 12.01.2006 - 17:29:26

Hallo Feldhamster!

Bei unserer Anfahrt hoch hinauf auf die Lofoten haben wir immer fast ausschließlich auf kleineren Rastplätzen die durch Bäumen o.ä. von der Str. (meistens E 6) abgeschirmt waren genächtigt!

Haben dort aber noch nie ein Campingverbotsschild entdeckt. Kann ich o.g. Erklärung der Campingverbotsschilder denn auf Parkplätze in Strandnähe ausweiten? Die sind zumindestens im Süden mit solchen Schildern verunziert!

Ehrlich gesagt haben wir uns immer dann nicht an das Campingverbotsschild gehalten, wenn ein Wohnwagen abgebildet war! Denn wir haben das bisher so ausgelegt: wir campieren nicht, wir stellen nur unsere Fahrtüchtigkeit wieder her. Und da wir über ein geschlossenes Abwassersystem und eine eigene Toilette (im gegensatz zu 90 % der Wohnwagen) verfügen, fühlten wir uns oftmals halt nicht angesprochen...

Gruß auch an Dein holdes Eheweib

Christine
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Beitragvon feldhamster » 12.01.2006 - 18:02:45

Hei Christine,

der vorgenannte Link betrifft die sogenannten klassifizierten Straßen des Landes, die unter der Herr- und Pflegschaft des Statens Vegvesen stehen. Nicht darunter fallen Gemeinde- und Privatstraßen.

Die von dir zitierte E6 ist der klassische Autoput um in Norge Meter zu machen und gehörte zu den bedeutendsten Nord-Süd-Verbindungen überhaupt. Hier hat der v.g. Link volle Gültigkeit.

Die reinen Camping-Verbotsschilder haben mich in Norwegen auf Stellplätzen, auf denen ich ausschließlich übernachten wollte, selten interessiert. Anders verhält es sich mit ausgeschilderten Parkverboten (Parkering forbud - gjelder Bobiler) mit dem typischen, dazugehörigen Piktogramm des durchgestrichenen Womos. Eine gern gewählte Abwandlung ist das Schild "Overnatting forbud" (Übernachten verboten) oder : Bobilparkering kun til kl. 22:00 (Womos dürfen nur bis 22:00 parken).

Diese Beschilderung darf nach dem o.g. Link jedoch nicht willkürlich und nur zur Vertreibung von Womos aufgestellt werden, ohne ggf. auf eine nahegelegene alternative Campingmöglichkeit zu verweisen.

Natürlich nützt einem im Falle eines Falles bei mangelnden Sprachkenntnissen ein vielleicht sogar noch emotional eingefärbter Diskussionsversuch mit norwegischen Amtspersonen herzlich wenig. Aber gerade in einem solchen Falle wäre das Vorzeigen des betroffenen Auszuges - verbunden mit einem unschuldigen Augenaufschlag :wink: :idea: - gar nicht mal die schlechteste Vorgehensweise.

Ich persönlich hab da naturgemäß weniger Schwierigkeiten. Eher im Gegenteil - wenn die Burschen von mir in fließendem "Vestlandsdialekt" angelabert werden, habe ich oft meine liebe Mühe, ihnen glaubhaft zu machen, daß ich zumindest auf dem Papier Deutscher bin.

So geschehen in auf dem legendären RV 17 in 2003. Eine Streife ging aufgrund meiner Verbalaktionen davon aus, einen Norweger vor sich zu haben; sah auf das Kennzeichen unseres Womos und machte mich an, da es für Norweger ist es verboten ist, im Inland ein ausländisches Fahrzeug zu chauffieren. :wink: :wink:

Das sind halt nette Erlebnisse, die man so am Rande mitnimmt, wenn sich mal keine Verständigungsschwierigkeiten ergeben.

Noch liebe Grüße auch an Andreas
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Beitragvon Palmstroem » 27.01.2006 - 14:34:59

Hallo Feldhamster,
danke für den Text vom Vegvesen!
Ich folge deinem Rat und nehm ihn im Sommer mit, in der Hoffnung dass ich ihn nie benützen muss. Aber wenn, dann habe ich das Glück, dass meine Frau als Norwegerin ihrer Muttersprache äusserst mächtig ist.... :evil:
Ich bin schon sehr gespannt, es ist inzwischen einige Jahre her, seit ich das letzte Mal mit WoMo in Norge war; man liest und hört ja dauernd, dass sich alles so verschlechtert haben soll. Das fällt mir allerdings schwer zu glauben, schaumermal.
Beste hilsen fra Sveits!
Jürg
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Beitragvon FrankS » 28.01.2006 - 12:34:11

Hallo Jürg,
verschlechtert würd ich nicht sagen. Nur hat in den letzten Jahrzehnten der Urlauberverkehr zugenommen und damit geht halt leider die Freizügigkeit etwas verloren. Heute zahlt man halt an vielen Tankstellen für Wasser und Abwasser. Das war vor zig Jahrzehnten bestimmt noch nicht so. Am Briksdalsbree gibts jetzt halt routinemäßig keine Pferdekutschen mehr, sondern Massentransportjeeps - wer es nicht anders kennt ... , ich kenns noch romantisch mit Pferdekutsche. Ich hab mir auch sagen lassen, das vor vielen Jahren die Straßen sehr schlecht waren, das kann man nun überhaupt nicht mehr sagen. Es ändert sich halt nur die Ausgangssituation und damit halt auch die Rahmenbedingungen. Troztdem find ich alle skandinavischen Ländern bezüglich Freizügigkeit immer noch toll. Und von meinem diesejährigen Finnlandurlaub erwarte ich dahingehend noch mehr.

Tschüß FrankS
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"Übernachten auf Rastplätzen"

Beitragvon frankea » 05.02.2006 - 14:03:46

Hallo Feldhamster,
danke für Deinen interessanten Beitrag,hab ihn mir ebenfalls kopiert.Hoffen ihn auf unserer Fahrt auf die Lofoten nicht benützen zu müssem ???!!! :cry:
Nur sollten sich eben auch alle Camper an die Verhaltensmaßregeln beim Umgang/Aufenthalt mit der Natur halten !!!
MfG von Frank aus EA
Der Weg ist unser Ziel....und natürlich wo es schön ist....
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Beitragvon feldhamster » 23.06.2006 - 12:46:02

Zum vorgenannten Thread ist meines Erachtens ein Nachtrag fällig.

Anlass ist der durch mannigfachige Ignoranz und Übertretungen durch (leider vornehmlich deutsche) Womofahrer angestaute Ärger von Kommunen und Bevölkerung.

Hierdurch verstärkt sich in Süd- u. Mittelnorwegen deutlich und zunehmend der Trend, Rast-, und Parkplätze für Womos zu sperren, indem man die Parkdauer auf jeweils 4-6 h beschränkt, kontrolliert und streng ahndet.

Sieher hierzu auch d i e s e n Link.

Ich habs kommen sehen :cry: :cry:
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Beitragvon Jofu » 27.06.2006 - 09:46:24

Traurig, traurig...

Ich denke man sollte über die Einführung eines europaweiten "Sachkundenachweises" für alle Womo-Fahrer nachdenken, anderenfalls wird es auch noch in den bisher eher tolerierten Gegenden dazu führen, dass man nur noch auf Campingplätzen / Stellplätzen stehen darf...ich weiss nicht was die Leute dazu treibt, sich so zu geben... :evil:
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