Gamla Linköping und Bergs Slussar

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Gamla Linköping und Bergs Slussar

Beitragvon Schwedenopa » 08.06.2020 - 18:28:14

Hallo,

nach langer Zeit wieder mal ein "Abstecher" von mir, diesmal eine Verbindung zwischen den Touren 13a und 14 des WOMO-Südschweden-Führers. Zu sehen gibt es ein altes schwedisches Stadtbild, einiges an Wasser, Flugzeuge und viele Schleusen.

Für diesen Abstecher fährt man am Ende der Tour 13a nicht nach Norrköping hinein, sondern bleibt auf der E4 Richtung Linköping. Freunde royaler Pracht und ausgedehnter Schlossgärten im englischen Stil können bei der Ausfahrt Löfstad runterfahren und den Hinweisen zum gleichnamigen Schloss folgen. Leider darf man auf dem schönen und ruhigen Besucherparkplatz (N 58°33'06.9", E 16°02'31.6") nicht übernachten.

Einige Kilometer weiter der E4 folgend überquert man den Göta-Kanal. Wer jetzt müde ist und auf einem gepflegten und gut ausgestatteten Stellplatz übernachten will, fährt bei der folgenden Ausfahrt Norsholm runter, folgt den Hinweisen in den Ort Norsholm hinein und biegt sofort nachdem der Göta-Kanal per Klappbrücke überquert wurde rechts ab. "Kapten Billes Restaurang & Vandrarhem" bietet kostenpflichtige Stellplätze für Wohnmobile an:

Norsholm "Kapten Billes": kostenpflichtig, Apr-Sep, Strom, Frischwasser, Müllentsorgung, WC, Duschen (N 58°30'27.1", E 15°58'31.9")

Ansonsten ist hier eher nicht so viel zu sehen, man kann bedenkenlos auf der Autobahn durch die flache Agrarlandschaft weiterbrausen. Ab und zu schimmert rechts in der Ferne schon der See Roxen durch, dazu später mehr.

Wie in den allermeisten schwedischen Städten wurden auch in Linköping im Rahmen des nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzenden Baubooms die alten Holzhäuser in der Innenstadt buchstäblich abgeräumt und mussten breiteren Straßen, Parkplätzen und weitgehend gesichtslosen Neubauten Platz machen. Aber hier in Linköping engagierte sich ein junger Kommunalpolitiker namens Lennart Sjöberg dafür, zumindest einen Teil dieser alten Häuser zu retten und nach dem Vorbild des Skansen-Freilichtmuseums in Stockholm auf einem Gelände am Stadtrand wieder aufzubauen. Der Plan wurde in die Tat umgesetzt und das Freilichtmuseum Gamla Linköping (Alt-Linköping) erschaffen. Bis heute wurden etwa 125 Gebäude versetzt. Und das Besondere daran: Im Unterschied zu Skansen handelt es sich nicht einfach nur um ein Freilichtmuseum mit festen Öffnungszeiten, Zaun drumrum und Kassenhäuschen am Eingang. Nein, hier wurde ein lebendiges Stadtviertel im Stil des frühen 20. Jahrhunderts erschaffen! Ein großer Teil der Häuser ist bewohnt, Geschäfte und Gaststätten sind in Betrieb, und das Gelände ist jederzeit und kostenlos zugänglich.

In ein Stadtbild aus dem frühen 20. Jahrhundert passen natürlich weder moderne PKW noch Wohnmobile. Für PKW sowie Wohnmobile, die nicht viel länger sind als ein PKW, wurde gleich neben dem Museum ein Parkplatz (N 58°24'23.6", E 15°35'14.1")angelegt. (Merke: Das PKW-Symbol unter Parkplatzschildern gilt in Schweden auch für Wohnmobile, wenn nicht ausdrücklich auf PKW der "Klasse 1" beschränkt.) Der Platz ist aber nur bedingt übernachtungsgeeignet, da der Verkehr auf einer der großen Ausfallstraßen daran vorbeirauscht. Wesentlich ruhiger, schöner, und sogar als offizieller Wohnmobil-"Ställplats" ausgewiesen ist ein Parkstreifen an der ländlichen Sektion des Museums, Valla gård. Hier kann man gut übernachten, obwohl man direkt am Straßenrand steht, denn die Straße ist für Motorfahrzeuge eine Sackgasse:

Linköping "Valla gård": kostenpflichtig, ganzjährig, im Sommer WC (N 58°24'05.2", E 15°35'08.5")

Auf beiden Parkplätzen kann - wie meistens in Schweden - nur mit Karte oder mit einer Smartphone-App bezahlt werden. Die Tarife 2020 sind 6 Kronen pro Stunde, maximal aber 50 Kronen pro 24 Std. Im Valla gård kommen auch die kleinen Wohnmobilreisenden auf ihre Kosten: Es gibt einen großen Spielplatz, einen Streichelzoo, einen Spielbauernhof und einen Planschteich. Im Sommer ist auch für das leibliche Wohl gesorgt.

Wer sich für die Geschichte der Luftfahrt im Allgemeinen und der schwedischen Militärluftfahrt im Besonderen interessiert, sollte bei der Weiterfahrt beim großen Kreisverkehr die vierte Ausfahrt in Richtung Autobahn E4 nehmen und ab der Ausfahrt Malmslätt den Hinweisen zum "Flygvapenmuseum" folgen, dem offiziellen Museum der schwedischen Luftwaffe. Der Eintritt ins Museum ist kostenlos. Im Corona-Jahr 2020 öffnet es allerdings erst ab dem 24. Juni, jeweils Mittwoch bis Sonntag, und die Besucherzahl ist begrenzt. Neben dem Besucherparkplatz gab es früher einen offiziellen Wohnmobil-Übernachtungsplatz. "Offiziell" wurde dieser 2018 geschlossen, aber eine Übernachtung auf dem Museumsparkplatz wird nach Angaben schwedischer Wohnmobilfahrer nach wie vor toleriert:

Linköping "Flygvapenmuseum": kostenlos, ganzjährig, leichter Bahn- und Fluglärm (N 58°24'39.1", E 15°31'27.3")?

Wer am Luftwaffenmuseum "vorbeifliegen" will, nimmt am o.g. Kreisverkehr schon die zweite Ausfahrt auf den sog. Y-Ring und folgt diesem bis zum nächsten Kreisverkehr. Die dritte Ausfahrt führt hier Richtung Berg, das ist unser nächstes Ziel. In Berg nach etwa 9 Kilometern angekommen, folgt man der Hauptstraße, bis man unmittelbar bevor diese über eine Klappbrücke den Göta-Kanal überquert, scharf nach rechts abbiegt (Sehenswürdigkeitenhinweis "Bergs Slussar"). Auf dem riesigen Besucherparkplatz ist am hinteren Ende ein ausgeschilderter Stellplatzbereich für Wohnmobile abgetrennt. Stellplatzgäste bezahlen nicht am Parkscheinautomaten, sondern beim Cafe am Minigolfplatz! Tagsüber herrscht häufig großes Getümmel, nachts ist es aber ruhig:

Stellplatz "Bergs Slussar": kostenpflichtig (2020: 185 SEK), Apr-Sep, Frischwasser, WC, Duschen, Waschmaschine, Trockner (N 58°29'04.3", E 15°31'42.5")

Zwei Nachteile hat der Stellplatz: Erstens gilt das Ticket nur bis 12 Uhr am Folgetag, wer länger bleiben will, muss gleich für einen weiteren vollen Tag bezahlen. Und zweitens ist es bis zum Servicehaus ein Fußweg von rund 400 Meter. Aber die Nutzung des Servicehauses ist inklusive, die Schlüsselkarte kann man bei der Bezahlung gegen Kaution erhalten.

Bergs Slussar ist die größte Schleusenanlage des 1832 eröffneten Göta-Kanals. Mit Hilfe einer siebenstufigen Schleusentreppe und zwei Doppelschleusen wird hier ein Höhenunterschied von über 29 Meter überwunden. Man kann bei den Schleusenmanövern zuschauen, am unteren Ende der Schleusentreppe "Carl Johan" gibt es einen Badestrand, und man kann von hier aus zu Radtouren am Göta-Kanal starten. Mehrere Restaurants und Cafes sowie ein Supermarkt im Zentrum von Berg sorgen bei Bedarf für das leibliche Wohl.

Auch ein Besuch von Vreta Kloster am südwestlichen Ortsrand von Berg lohnt sich. Es handelt sich dabei um die Ruinen eines um 1100 gegründeten Zisterzienserinnenklosters.

Weiter geht es entlang des Göta-Kanals in westlicher Richtung. Man verlässt den Schleusenparkplatz, fährt nach links in Richtung Linköping und biegt nach etwa 400 Metern scharf rechts ab, an der Klosterruine vorbei in Richtung Motala. Nach einigen Kilometern fährt man ebenfalls Richtung Motala auf die hier gerade noch als Schnellstraße ausgebaute 34. Sehr bald wird aus ihr jedoch wieder eine normale Landstraße, wo man - wie üblich in Schweden - die Geschwindigkeitsbeschränkungen strikt einhalten sollte. Wenig später kommt von rechts wieder der Göta-Kanal. Was es mit dem hier befindlichen "Museihuset" auf sich hat, weiß ich leider nicht. Es war bislang immer geschlossen, wenn ich vorbeigekommen bin. Der dazugehörige Parkplatz könnte übernachtungsgeeignet sein, wenn er nicht so nahe an der Straße wäre. Doch nicht verzagen, es kommt Besseres! Biegt man gleich an der nächsten Kreuzung rechts in Richtung Ljung ab, so folgt nach 160 Metern ein einfacher Schotterparkplatz direkt am Göta-Kanal:

Stellplatz "Ljungs Västra": kostenpflichtig (2020: 95 SEK, nur SWISH), ganzjährig, keine Ausstattung, direkt am Kanal (N 58°31'15.7", E 15°25'34.0")

Nach etwa 7 Kilometern liegt rechts am Straßenrand Brunneby Musteri (N 58°32'27.3", E 15°19'28.7"). Diese traditionsreiche und in Schweden sehr bekannte Mosterei beschränkt sich längst nicht mehr nur auf die Herstellung von Apfelsaft und Cider, sondern produziert auch Marmeladen und andere Produkte aus diversen Früchten. Es gibt einen Werksverkauf und ein empfehlenswertes Restaurant.

Etwa 1,4 Kilometer weiter, kurz nachdem man den Göta-Kanal UNTERquert hat, folgt der Rastplatz Kungs Norrby mit Latrin-Entsorgung (N 58°33'11.7", E 15°19'18.8"). Bereits kurz vor dem Rastplatz hätte man Richtung Borensberg abbiegen können. Wer den Rastplatz angesteuert hat, kann aber auch im Bogen um den Ort herumfahren und ihn von Norden aus ansteuern. Borensberg ist im Sommer ein recht lebendiges Städtchen, die Umgebung von Fluss und Kanal hat sogar etwas französisches Flair. (Unter kulinarischen Aspekten allerdings kein Vergleich mit Frankreich, das gastronomische Angebot beschränkt sich auf "Schwedische Hausmannskost", also Pizza und Kebab.) Dafür gibt es hier einen schönen und nachts ruhigen, allerdings auch sehr beliebten und nicht billigen Stellplatz:

Borensberg "Kaffeteriet": kostenpflichtig (2020: 200 SEK), Apr-Sep, Frischwasser, VE, Strom, WC, Duschen, Waschmaschine, Trockner (N 58°33'31.0", E 15°16'47.1")

Wer es noch komfortabler mag, für den hat Borensberg auch zwei Campingplätze zu bieten. Der südlichere davon, Strandbadets Camping, hat dabei den Vorteil, "unabhängig" zu sein, es wird daher keine Camping Key Europe Karte benötigt.

Wer lediglich übernachten will und die Einrichtungen des offiziellen Stellplatzes oder CPs nicht benötigt, konnte früher auf einem allgemeinen Parkplatz am nördlichen Flussufer kostenlos unterkommen. Bei unserem letzten Besuch im Mai 2020 war dieser Platz zwar gesperrt, möglicherweise aber nur vorübergehend aufgrund von Bauarbeiten:

Borensberg Hamnvägen: kostenlos, max. 1 Nacht, ganzjährig, sonst nichts (N 58°33'40.1", E 15°16'47.9")?

Folgt man der 33 weiter in westlicher Richtung, so stößt man nach nach ungefähr 15 Kilometern auf die Schleusenanlage Borenshult und damit auf die Tour 15.

MfG
Gerhard
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