Ich war inzwischen cirka ein halbes Jahr in Finnland, zuletzt im Sommer 06 für 7 Wochen. Finnland ist wegen der Anreise das Land, welches wohl am meisten Zeit beansprucht. Nach meiner Einschätzung lohnt es sich nicht unter 4 Wochen.
Zu den Mücken: Ist wie in jedem skandinavischen Land Jahres- Jahreszeit-, Orts- und Topographieabhängig. Letztes Jahr war es sehhhr gnädig!
Zur Eintönigkeit: Wälder wie in Schweden, mehr Seen und Seeverbindungen, mehr Flüsse (attraktiv für Kanuten), in Karelien und Kuusamo wilder und einsamer, aber nicht so bergig wie in Norwegen. Im Norden Fjell wie in Schweden und Norwegen.
Geschichte, Land und Leute: Interessanter Mix zwischen östlichem orthodoxem Katholizismus und dem Nationalepos Kalevala. Die Finnen konnten ihre eigenständige National-Identität mit den entsprechenden Attributen erst sehr spät entwickeln. Waren lange Zeit Anhängsel von Schweden oder Russland. Dies ist spürbar und grenzt Finnland von den anderen skandinavischen Ländern ab. Ich erlebe die Finnländer nicht so herzlich und offen wie die Schweden, konnte aber spontaner mit ihnen in Kontakt treten als in Norwegen, obwohl in Finnland lange nicht alle Englisch sprechen.
In den nördlichen Städten trifft man die etwas trostlose, melancholische Kaurismäki-Romantik an.
Wer Natur, Wasser und wirklich einsame Gegenden liebt ist - auch in der Hochsaison - ist mit Karelien sehr gut bedient. Es ist durchaus möglich auf einem CP in der Wildnisgemeinde Kuusamo oder Karelien im Juli der einzige Besucher zu sein). Dies ist wohl ausser ganz im Norden nur noch im schwedisch-norwegischen Grenzgebiet möglich.
Für mich bietet Finnland - von den skandinavischen Ländern die urchigsten und einsamsten Naturerlebnisse, obwohl die Berge, Fjorde und Hochebenen Norwegens karger und wuchtiger sind.
Aber selbstverständlich ist dies Geschmackssache und ich bin wirklich nicht böse, wenn viele Menschen auf Grund ihrer Einschätzung (Mücken, Eintönigkeit, langweilig) dieses Land auslassen oder meiden!
Ueli