Reisebericht Südfrankreich – Italien März 06
Nachdem wir Mitte Februar unser neues Womo, einen Rimor Katamarano 3, in Deutschland abgeholt, ihn dann selbst in die Schweiz importiert und den ganzen Papierkrieg auch glücklich hinter uns gebracht hatten, freuten wir uns natürlich sehr auf die Jungfernfahrt. Wir wollten am Sonntag, 5. März Richtung Südfrankreich abfahren. Leider war der Wettergott nicht ganz auf unserer Seite: am Samstag begann es zu schneien, und wie…. Am Sonntagmorgen sind wir um 5 Uhr raus und mussten erst mal einen halben Meter Schnee vom Womo-Dach wegräumen. An Abreise war angesichts der Umstände nicht zu denken, auch lag ein kleiner Baum umgestürzt quer über der Strasse. Also schaufelten wir erst mal das Womo frei, warteten auf den Strassenräumdienst und tranken Tee (oder so ähnlich..).
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(Am Samstagabend)
Montag 6.März
Die Meteorologen meldeten für heute etwas besseres Wetter, also nix wie los! Allerdings fuhren wir entgegen unseren Gewohnheiten auf der Autobahn via Mulhouse Richtung Süden. Kurz vor Lyon gab’s leichten Schneefall, aber nicht sonderlich beunruhigend. Es war dann auch schnell Schluss damit, das Wetter wurde eher immer besser. Wir sind dann auf der N86 am rechten Rhoneufer noch ein Stück runtergefahren, bis wir bei St. Pierre de Boeuf einen prima Parkplatz direkt an der Rhone fanden. (Im Ort Richtung „Base nautique“, am noch geschlossenen Campingplatz vorbei und kurz danach rechts runter).
Gefahrene km: 472, Autobahnkosten: 34 Euro
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(Parkplatz St. Pierre de Boeuf)
Dienstag 7.März
Nach einer total ruhigen Nacht ging es über die N86 weiter zum Pont du Gard, dort auf den Campingplatz wegen Ent- und Versorgung. Es gab kaum Leute bei der Brücke, im Gegensatz zum letzten Mal vor etlichen Jahren, als ich dort war. Das Reisen in der absoluten Nebensaison hat eben auch seine Vorteile!
Gefahrene km: 205, CP-Kosten: 16.80
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(Pont du Gard)
Mittwoch 8.März
Weiter nach St. Maries de la Mer bei ganz passablem Wetter, leicht bedeckt mit Aufhellungen und etwas Wind. Auf dem fast leeren Stellplatz beim Ortseingang machten wir Mittagspause, danach einen Ortsrundgang mit unseren kleinen Tretrollerchen, die sich einmal mehr als ungemein praktisch erwiesen. Anschliessend fuhren wir weiter nach Aigues-Mortes, wo wir am frühen Nachmittag ankamen und auch noch eine Ortsbesichtigung vornahmen. Der Stellplatz am Kanal mit Blick auf die Stadtmauern ist wirklich sehr schön.
Gef. Km: 101, SP-Kosten: 6 Euro
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(leerer Stellplatz Saintes Maries de la Mer)
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(Auf dem Stellplatz von Aigues-Mortes)
Donnerstag 9.März
Wir wollten weiter nach Süden, immer der Küste entlang. Knallschönes Wetter, immer wärmer und frühlingshafter! Also fuhren wir bis Cerbère direkt vor der spanischen Grenze. Dort war der toll gelegene Campingplatz Peyrefitte offen, allerdings war die Rezeption geschlossen, auf Nachfrage bei zwei netten Dauercampern wurde aber bestätigt, dass man sich einfach einen Platz suchen könne. Stromversorgung klappte auch. Wir genossen unseren ersten Apero 2006 im Freien – herrlich.
Allerdings: nachts nahm der Wind mehr und mehr zu, es wurde so ungemütlich auf unserem Panoramaplatz, dass wir mitten in der Nacht umparkten und uns ein etwas besseres Plätzchen suchen mussten. Genützt hat’s nicht sehr viel, aber wir fühlten uns doch sicherer. Unser Beispiel machte Schule, die beiden anderen Womos, die in unserer Nähe standen, suchten sich auch ruhigere Plätze.
Gef. Km: 250
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(CP Cerbère)
Freitag 10.März
Die Rezeption war immer noch geschlossen, wir warteten bis kurz vor elf, so fuhren wir halt los ohne zu zahlen. Das ist zwar sonst gar nicht meine Art, aber wenn nie jemand da ist, kann man nichts machen. Die Reise ging via Quillan nach Rennes-le-Chateau, wo wir die äusserst merkwürdige Kirche besichtigten. Das Land der Katharer bietet ja zu den wildesten Spekulationen Anlass, das wollten wir uns endlich mal in natura ansehen. Die vielen spektakulären Burgen und Schlösser hoch oben auf den Felsen im „Pays Cathare“ lösten bei mir mittelalterliche Rittervisionen aus, kein Wunder, dass die Gralsgeschichte in dieser Region stattgefunden haben soll. Wir wollen unbedingt noch mal dorthin, um uns alles genauer anzusehen.
Leider wurde es nämlich immer regnerischer, deshalb liessen wir auch die Besichtigung von Carcassonne fallen, das wir beide schon kannten, und fuhren direkt nach Trèbes an den Stellplatz am Ufer des Canal du Midi. Wir waren eine Woche zu früh für das Restaurant du Moulin an der Schleuse, welches wir gerne wieder einmal getestet hätten, vor ca. 20 Jahren war ich mal mit meinem ersten Uralt-VW-Westfalia-Bulli da und habe es seither in allerbester Erinnerung. Schade, aber vielleicht ist es ja besser so, wer weiss, ob das Restaurant heute noch was taugt….
Gef. km: 190
Samstag 11.März
Die ganze Nacht war starker Wind und Regen, uns reicht’s, wir wollen besseres Wetter. Also hiess die Devise: ab an die Côte d’Azur. Hinter den Seealpen und dem Massif des Maures sollte es eigentlich viel schöner und geschützter sein. Dies bedeutete zwar einen Tag lang zu fahren, aber das war uns egal. Die Côte ist ja eigentlich nicht gerade Womofreundlich, aber so früh im Jahr geht es schon. Wir wollten auf den einzigen offenen CP in Ramatuelle bei St. Tropez; als wir ihn dann endlich erreicht hatten, wurden wir relativ unfreundlich empfangen: es sei jetzt Samstagabend, ich möge mich bitte beeilen mit der Anmeldung und am Sonntag sei die Barriere sowieso den ganzen Tag geschlossen und niemand in der Rezeption. So unwillkommen habe ich mich noch selten gefühlt, also beschlossen wir dieser „Gastfreundschaft“ zu entsagen. Nur ein paar Kilometer weiter, bei St. Maxime, gibt es ja einen grossen Parkplatz, der ausdrücklich für Womos freigegeben ist, zwar ohne VE, aber sonst ganz schön und zentrumsnahe. Das hat dann auch geklappt.
Abends: Käsefondue und um die Dekadenz noch zu steigern: DSDS auf RTL!
Gef. km: 428
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(SP St. Maxime, Foto vom Februar 2005, die Situation ist unverändert)
Sonntag 12.März
Langsam mussten wir wieder auf Heimatkurs gehen, also fuhren wir noch das schönste Stück der Côte d’Azur entlang dem Esterel-Gebirge bis nach Cannes,
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(Côte d’Azur, Kaffeepause)
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(am Esterel)
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(Segelregatta bei Cannes)
dann via Autobahn Richtung Monaco (die Durchfahrt durch Nizza wollte ich mir nicht wieder antun!) und dann wieder auf der Nationalstrasse nach Ventimiglia. Von dort Richtung Cuneo, das entpuppte sich als spektakuläre Schlucht- und Berg-Strecke, total lohnenswert, wenn auch ab und zu ziemlich eng und kurvig. Zum Glück haben wir Servolenkung!
In Cuneo konnte wir gut entsorgen, aber die Parkplätze rund um die Stadt gefielen uns nicht so besonders, deshalb fuhren wir noch ein wenig weiter auf der Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. Den fanden wir ziemlich bald an der SS 231 zwischen Cuneo und Fossano bei einem Restaurant
( http://www.ristorante-elfuiot.it ) mit grossem Privatparkplatz. Auf Nachfrage, ob wir hier stehen und übernachten könnten, wenn wir bei ihnen zu Abend essen würden bekamen wir ein herzliches „benvenuti“ zu hören! Wir haben dann ausgezeichnet gegessen zu ziemlich zivilen Preisen. So soll es sein! Weil Montag Ruhetag ist, wurde nachts das grosse Eisentor, welches den Parkplatz abtrennt, extra für uns nur zugezogen und nicht abgeschlossen, so dass wir am Morgen wegfahren konnten wann immer wir wollten.
Gef. Km: 249
Montag 13.März
Es ging weiter durchs Piemont bei schönstem Wetter Richtung Lago Maggiore. Dabei hatten wir eine kritische Situation: in irgendeinem kleinen Kaff gab es eine provisorische Unterführung, die offensichtlich weniger als 4 m Durchfahrtshöhe hatte, aber nicht genau bezeichnet war. Wenden war eigentlich auch unmöglich, also probierten wir es halt im allerlangsamsten Schneckentempo. (Unser Womo hat 3,2m Höhe). Nach meiner Schätzung sollte es reichen, wenn auch mit nicht allzu viel Spielraum. So war es dann auch, et het noch mal jut jejange! Aber ich schwitzte schon Blut und Wasser…. Puhh!
Abends waren wir auf dem Stellplatz in Cannobio am Fluss, sehr schön. Und einen italienischen Traumladen gibt’s auch im Ort, nicht billig aber soooo schön!
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(Laden in Cannobio)
Noch eine kleine Geschichte zur Erheiterung: Ich habe als Hilfsnavigator in meinem Sony Ericsson Handy das Programm Route 66 mobile installiert, das funktioniert mit einer Bluetooth GPS Maus ganz prima. Nur an diesem Tag wurde die nette Dame im Handy zunehmend störrisch und ungehalten, nachdem anfänglich der Kurs noch perfekt gestimmt hatte. Sie wollte mich unbedingt Richtung Mailand schicken und als wir schon auf dem direkten Weg zum Lago Maggiore waren, forderte sie mich dauernd auf umzukehren. Dies tat ich natürlich nicht, sondern stopfte ihr einfach das Maul. Abends fand ich dann des Rätsels Lösung: Ich hatte Canobbio eingegeben anstelle von Cannobio. Ersteres liegt nördlich von Lugano, letzteres am Lago Maggiore…
Gef. Km: 319 SP-Kosten: 10 Euro
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(SP Cannobio)
Dienstag 14.März
In Cannobio ein letztes Mal entsorgt und, weil es auf der Alpennordseite immer noch sehr kalt sein sollte, auch den Frischwasserrest abgelassen und den Boiler entleert. Die Fahrt zum Gotthardtunnel und auch anschliessend heim nach Basel fand bei schönem, in Norden tatsächlich ziemlich kaltem Wetter statt.
Gef. Km: 272
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(der Norden hat uns wieder)
Fazit nach 2487km:
Alles hat eigentlich ganz gut geklappt, es war wie immer wunderbar, unsere traditionelle Saisoneröffnungs-Reise in den mediterranen Vorfrühling machen zu können. Wenn wir hätten wählen können, wäre in diesem Jahr etwas später der bessere Reisetermin gewesen. Letztes Jahr war es im Februar wesentlich wärmer gewesen als dieses Jahr im März. Aber so ein Winter wie heuer ist ja zum Glück die Ausnahme.
Insgesamt sind wir vielleicht ein bisschen viel gefahren auf dieser Reise, das ergab sich so, weil wir wegen des Wetters halt doch noch an die Côte d’Azur wollten.
Der Rimor hat sich bewährt, das Ford-Flachbodenchassis hat eine eher bessere Strassenlage als erwartet und auch der Verbrauch hielt sich in angemessenen Grenzen:
Auf Landstrasse knapp unter 10 liter/100km, auf der Autobahn bei Reisegeschwindigkeit zwischen 90 und 110 km/h: ca. 11 liter. Das scheint mir für ein 6.40 m Alkovenfahrzeug ganz passabel zu sein.
Nach über 20 Jahren mit Westfalia-Bullis genossen wir den „richtigen Womo“-Luxus mit Dusche und Stehhöhe und genügend Stauraum und Sog-Entlüftung und und… Und vor allem: nichts umbauen zu müssen, zwei feste grosse Doppelbetten, keine Drehsitze, Leute, für uns ist das schon gehobener Luxus pur….
So, das war's, viele Grüsse
Jürg
P.S.: Übrigens, unseren prima Club-Joker-Klappdach-Bulli behalten wir mit Wechselnummer als Alltagsauto und für Tagesausflüge und wir freuen uns schon auf viele tolle Reisen mit dem Rimor !