von Ikaruso » 19.05.2008 - 12:42:35
Winter an der Algarve
Am Barril ein Stellplatz mit vielen Womos. Seitlich stehen einige originelle Selbstausbauerwohnbusse. Ich habe mich zu denen gestellt, lauter lustige Typen aus Deutschland. Einer ist mit Frau und Allradfahrzeug schon bald zehn Jahre unterwegs. Frührentner mit nur noch Telefon und Postadresse bei Freunden im Norden der Heimat. Die Beiden waren damit schon ist halb Afrika unterwegs, tragen in ich eine Ruhe und Gelassenheit welche bewundernswert ist.
Daneben ein Pärchen in einem umgebauten Militärtank der ehemaligen DDR-Volksarmee. Sie renovieren derzeit Häuser von Deutschen an der Algarve. Ein Anderer bastelt gerade an der Innenverkleidung seines Fahrzeugs.
Am Abend sammeln wir Holz und machen ein Lagerfeuer. Jeder gibt etwas leckeres dazu, Wein, Käse, Grillwürstchen, ... . Ich habe frisches Vollkornbrot eines deutschen Bäckers aus Lagos dabei und Philadelphia-Streichkäse. Freudig wird meine Gabe genommen, nach viel Weissbrot eine willkommene Abwechslung.
Einer packt sein Gitarre aus, ich mache meinen Laptop an und lese daraus einige meiner neusten Gedichte vor, welche mir unterwegs zugefallen sind.
Ein poetischer Abend mit lieben Menschen am Lagerfeuer. Daneben gluckert das Meer, das sich in der Ebbe gerade vom Land zurück zieht.
Die anderen Womos haben schon fast alle dunkel, während wir noch ins Feuer blicken und Reiseerinnerungen austauschen. Eine verschworene Gemeinschaft für eine Nacht. Am nächsten Tag löst sich das Lager auf und zurück bleiben nur die Womos und ich alleine am Rande des Platzes.
Ein Tiroler sitzt vor seinem Womo und schnitzt Hergottsfiguren und geschmeidige Delphine, das saarländische Paar macht eine Radtour. Der achtzigjährige Peter aus München wird von zwei alleinreisenden Frauen bemuttert, einer Stuttgarterin aus München und einer Belgierin mit lustigem Hund, einer aus meiner Region spricht mich an, da er am Kennzeichen mich erkannte. Er ist ein Rheumatiker, der dem feuchten deutschen Winter entfloh und erst nach Ostern wieder heimwärts fährt.. Viele Rentner welche in wärmeren Gefilden überwintern und dem Leben einen neuen Sinn abgewinnen. Besser so, als zuhause im Alltag zu ersticken. Dieses Reisen fordert jeden Tag etwas neu und ist doch geruhsam und ausgleichend zugleich.
Immer wieder entstehen neue lockere Gemeinschaften, da man sich immer wieder auf unterschiedlichen Plätzen trifft. Für Stunden oder Tage sich begegnet und dann wieder in der Freiheit der Strasse verliert.
Peter B.
2008