Panne in Griechenland, ein Erfahrungsbericht.

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Panne in Griechenland, ein Erfahrungsbericht.

Beitragvon Florian Freytag » 25.09.2005 - 22:04:03

Moin,

nun sind wir wieder Zuhause. Ich möchte hier einen Auszug aus meinem Reisebericht zum besten geben, vielleicht hilft er anderen bei der Vorbereitung.
Zitat:"
Bis jetzt entsprach die Reise eigentlich eher dem Durchschnitt. Der eine oder andere Leser mag sich vielleicht gefragt haben: ?Wo bleibt das Abenteuer?. Nun, hier ist es, und zwar Knüppeldick:
Der Morgen fing noch ganz gut an, nach dem Bezahlen und zusammen packen wollte ich losfahren. Beim runterfahren von den Keilen würgte ich den Motor ab, schon eigentümlich. Beim Versuch mit mehr Gas anzufahren wurde das ganze Ausmaß bekannt. Bei voll durchgetretenem Gaspedal dauert es ca. 20s bis der Motor hochdreht, und auch dann nur mit 3.000 Touren. Ich schleppe mich halb über den Campingplatz, um dann zu erkennen, dass ein Fahren auf der Straße mit Selbstmord gleichkäme. Also: Angehalten und Schutzbriefversicherung anrufen. Dafür hat man die ja. Ist ja kinderleicht. Ein Anruf und die Kümmern sich um alles....Muarharharhar
Es fing damit an, das die Dame im Callcenter versuchte mich zu überreden: ?Warten sie noch einen Tag, vielleicht ist es morgen weg.? Auf meine Frage nach der Nächsten Peugeot Werkstatt hörte ich nur Ratlosigkeit. Ob ich schon den Campingplatzwart gefragt hätte. Dieser ist jedoch unauffindbar, lediglich seine Frau ist hier, die jedoch nicht weiter weiß. Nach 2 Stunden bekomme ich eine Adresse von einer Peugeot Werkstatt in Kalamata. Ca 50Km von hier. Ein Anruf ist jedoch erfolglos. Kein Anschluss unter dieser Nummer. Erneuter Anruf im Callcenter. Ist diese Nummer korrekt? Ja. Ganz sicher. Wieder erfolglos. Auch andere Nummern von Fiat und Citroen brachten keinen Erfolg. Erneuter Anruf im Callcenter. Ob ich Leistungen erstattet bekomme, die der ADAC vermittelt. Kein Problem. Anruf beim ADAC in Deutschland. Ich werde sofort mit dem deutschsprachigen Supportcenter in Athen weiterverbunden. Das Serviceteam weist mich darauf hin, dass diese Leistung kostenpflichtig ist. Jedoch kann man mir gern einen Partner vermitteln. Ich bekomme eine Telefonnummer, die komplett anders ist wie die vorherigen. Anruf bei Peugeot Kalamata. Ich werde mit einem englischsprachigen Techniker verbunden, der sich mein Problem anhört, und mir dann mitteilt, der Wagen muss hierher. Abschleppen kann er aber nicht. Wieder Anruf im Callcenter. Ob Abschleppkosten übernommen werden die vom ADAC vermittelt werden. ? Ja. Anruf beim ADAC. Meine Daten sind bereits gespeichert. Ich brauche nicht von vorn anfangen. Der Mitarbeiter antwortet: ?Gern kann ich ihnen ein Abschleppunternehmen in ihrer Gegend nennen, aber wie gut ist ihr Griechisch. Soll ich das für sie bestellen? ? Natürlich.
Rückruf durch den ADAC: Wie groß ist der Wagen? 3.3t 5,7m. Bei solchen Größen kann der Griechische OLPEV nicht mehr abschleppen. Die Fahrt über die Serpentinen ist zu gefährlich. Der Wagen muss verladen werden. Dies macht jedoch nur die Firma Express-Service. Kosten: Statt 135,-? nun 250,-?. Hilft ja nichts. Also gekauft.
3 Stunden Später rollt ein uralter Mercedes 813 Laster auf den Campingplatz, bei dem ich mich frage, wie der ohne Liegenbleiben hierher gekommen ist. Der Fahrer macht sich sobald ans Werk, und zieht mich mit der Winde auf den Wagen. Ich wundere mich noch, wieso schaut der nur auf der linken Seite, und kein einziges mal rechts? Sekunden später sollte ich die Antwort erfahren. Mit einem großen Romms sackt der Wagen vorne Links ab. Der Transporterfahrer läuft um den Wagen herum, und macht ein ratloses Gesicht. Was ich bisher nicht sehen kann, ist das der Wagen vorn rechts von der Rampe gerutscht ist, und mit der Schnauze auf dem Laster aufliegt.
Ein Wagenheber wird ausgepackt, aber er scheint zu niedrig zu sein. Unmengen von Kanthölzern werden gestapelt, ich merke immer wieder wie der Wagenheber abrutscht. Als ich einigermaßen grade stehe, werde ich gefragt, ob ich aus eigener Kraft ein kleines Stückchen vorfahren kann. Gar nicht so leicht mit den übrig gebliebenen geschätzten 3,5PS. Endlich steht der Wagen mit der Vorderachse auf dem Laster. Nun muss noch das Hinterteil herauf. Als der Wagen mit der Hinterachse auf die Böcke aufrollt. Fällt dem Fahrer auf, dass der Pössl nicht in Flucht mit dem Transportwagen steht. Kurzerhand lässt man mich wieder mit der Hinterachse runterrollen, und der Fahrer steigt in den Wagen ein. Der wird doch wohl nicht... ? Doch er wird. Er fährt einfach ein Stück herum. (Zur Erinnerung, ich stehe immer noch mit der Vorderachse auf dem Laster.
Es passt, und endlich steht der Wagen so wie er soll. Gut festgezurrt, kann eigentlich nix mehr schief gehen.
Wir steigen ein. Nun beginnt der eigentliche Horrortrip. Hier hat doch niemand im ernst geglaubt, dass man sich hier Anschnallen kann oder? Hihi! Ich glaube sein Fauxpas mit der Verladung hat ihm den frühen Feierabend gekostet. Er fährt, als ginge es um sein Leben(oder auch nicht). Angsterfüllt blicke ich immer wieder in den Rückspiegel. Man kann richtig sehen, wie der Wagen sich in den Kurven aus dem Fahrwerk hebt. Ich bemerke, wie der Haltegriff schon längst keine Farbe mehr trägt. Offensichtlich bin ich nicht der erste, der bei dieser Fahrt Panik schiebt.
In Kalamata angekommen muss ich zum Bezahlen noch mit in die Firma von Express Service. Ich lasse ihm von meinem Englischsprachigen Mechaniker übersetzen, dass es die Möglichkeit einer direkten Kostenübernahme per Fax gibt oder auch Kreditkarte. Bargeld würde ich im Notfall auch hergeben. So sitze ich am Tresen von Express-Service. Die Nette Dame wählt verständnisvoll eine Nummer und hält mir den Hörer hin. Am anderen Ende der Leitung ist eine weniger nette Rechtsanwältin, die mir deutlich macht, dass nur Bargeld akzeptiert wird, und man mich verhaften würde, wenn ich nicht sofort bezahlen würde. Immerhin ist man bereit, mich zu Bank zu fahren. Die Reisekasse hatte ich nämlich in der Aufregung im Fahrzeugsafe liegengelassen.
Bargeld lacht, und so ist man immerhin noch so freundlich, und bringt mich zurück zur Peugeot Werkstatt.
Als ich ankomme, ist der Mechaniker schon in vollem Gange. So richtig erfüllt sieht er jedoch nicht aus. Er fragt mich, ob ich in einer deutschen Peugeot Werkstatt anrufen kann, und das Problem schildern, da das Französische Supportcenter schon geschlossen hat, und er dort nichts mehr erreicht. Es stellt sich heraus, dass Peugeot den 2,8L Commonrail Diesel nicht in Griechenland vertrieben wird, und dementsprechend der Wissensstand auch sehr gering ist. Er tippt auf Commonrail Anlage, wo der Druck zu gering ist, oder Luftmengenmesser. Die Fehlerdiagnose Software gibt keinen Fehlercode aus. Ich rufe meinen Schwager an, der hört sich die Sache kurz an, und sagt: ?Definitiv Luftmengenmesser. Commonrailsysteme gehen eigentlich nie Kaputt? Mit dieser Aussage gehe ich wieder um Mechaniker. Dieser hat mittlerweile herausgefunden, dass wenn man den Stecker vom Luftmengenmesser ablässt, geht die Motorelektronik in Störung, aber der Motor bringt wieder fast volle Leistung. Wir fahren zur benachbarten FIAT Werkstatt. Hier ist der Motor zwar bekannt, aber wurde noch nie Verkauft. Ob die Teile auf Lager sind, weiß der Verkäufer nicht, es ist zu spät. Wir dürfen uns aber häuslich auf dem Grundstück niederlassen, bekommen Wasser und Strom. Man lässt uns außerdem das Tor auf, was sonst hier wohl gar nicht möglich ist. Es heißt also abwarten. Entweder wir bekommen am Montag ein OK von Peugeot, dass wir mit dem Notprogramm die 250 Km nach Patras fahren können. In Venedig ist die Ersatzteilversorgung kein Problem. Vielleicht hat auch FIAT einen passenden Geber. Im schlimmsten Fall müssten wir die Teile aus Deutschland einfliegen lassen. Dann wird aber die Zeit knapp. Mittwochabend geht die Fähre.
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Endlich kommt die Antwort von Peugeot. Wir dürfen die 200 Km bis Patras vorsichtig weiterfahren. Es heißt also Abschied nehmen von Kosta, meinem Mechaniker, den ich mittlerweile als guten Freund gefunden habe.
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Heute heißt es zurück Richtung Patras. Auf der Straße entpuppt sich das ganze Ausmaß des gebrückten Luftmengenmessers. Die Motorleistung liegt bei geschätzten 40PS. Über 2000 Touren hat der Wagen keine Kraft. Bergauf zwingt es uns mit 20 Km/h im 2. Gang hoch. Und die Steigung ist noch nicht einmal steil. "
Zitatende

Was lernen wir daraus?
Abschleppstange ist ein muss (entschuldigung Familie Schulz, wie konnte ich an euch Zweifeln)
Ein Selbsthilfebuch ebenfalls(So man sich selbst helfen kann)
Ein ADAC Schutzbrief wäre unersetzbar gewesen
Glücklich können sich die Schätzen, die ein älteres Fahrzeug haben, hier scheint es weniger Probleme zu geben. Bei neuen Fahrzeugen muß ich den Autoren leider widersprechen. Man kommt teilweise gar nicht an Teile heran.
Traue keinen Abschleppwagenfahrern.

Den kompletten Bericht könnt ihr unter http://www.unterwegs-daheim.de downloaden.

so denn

Florian
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Beitragvon slomo » 27.09.2005 - 14:58:36

Hallo Florian,

da hast Du noch Glück gehabt. Meinen alten J5, Bj 1990, hat der ADAC zwar nur aus der Schweiz heimtransportieren müssen weil er keine Leistung mehr gebracht hat und sich in der Schweiz der TCS nicht in der Lage war eine verschmorte Lüftersicherung zu diagnostizieren. Man hatte auf defekte Zylinderkopfdichtung getippt und die war in CH nicht zu reparieren, weil man angeblich mit Dieseln dieser Bauart (2,5 Turbo) keine Efrahrung hat.
Hat mich fast meinen ganzen Urlaub gekostet, weil der ADAC >2 Wochen gebraucht hat, bis er das Fahrzeug in Franken hatte. Da hat dann die Werkstatt in 20 Min neue Strippen und Sicherungshalter eingebaut.
Gruß
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Beitragvon 4art » 27.09.2005 - 22:20:37

Tatsächlich wurde ab 1987/88 der 2.5lt TD in der Schweiz nicht mehr verkauft, da Abgas- und Lärmbestimmungen nicht mehr eingehalten wurden. An jemanden hierzulande zu geraten, der mit diesem Motor bescheid weiss, ist absolute Glücksache!

Wobei ich langsam das Gefühl habe, das in der Schweiz in Sachen Dieselmotoren überhaupt gar niemand Bescheid weiss! Ich bin mit meinen 2.5 lt 95er-TDI-Problemen mittlerweile in der 4. Garage gelandent. Frust!!! Jetzt fahre ich am Donnerstag abend halt mit kaputtem Motor nach Griechenland. Was soll's...
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Beitragvon Delphin » 27.09.2005 - 22:49:09

Hallo,

egal wie so eine Panne verdirbt einen den Urlaub und man kommt gestresst aus seinem Erholungsurlaub.
Ich sprech aus Erfahrung.....
Zuerst haben wir unser Problem über Hymer laufen lassen, da ja Garantie, aber das war mehr schlecht als recht.
Dann haben wir uns an den ADAC gewendet und ab dann hat alles geklappt.
Den ADAC würden wir auch nie kündigen!

Ich wünsche allen pannenfreie Urlaub und wenns doch dazu kommt gute Nerven und viel Gelassenheit

Viele Grüße vom Bodensee

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Beitragvon slomo » 28.09.2005 - 09:10:45

Hallo Delphin,

das mit Hymer kann ich bestätigen. Die leiten meist auch nur an den ADAC weiter.

Sei froh, daß es beim ADAC geklappt hat. Da habe ich auch so einige bleibende Erinnerungen an unschöne Zeiten, als der ADAC mich in einer Notsituation über Stunden hinweg immer wieder vertröstet hat ohne auch nur das geringste zu meiner Unterstützung getan zu haben. Danach wollte man erst nichts davon gewußt haben. Als ich dann auf Basis der Handyrechnung die exakten Daten der vielen Anrufe belegen konnte, war alles "leider ein Mißverständnis".
Gruß
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Beitragvon Uli_bw » 28.09.2005 - 10:18:25

Regt euch bitte nicht über Schutzbriefe und deren Organisationen auf...
Als meine Mutter im Juli in Ungarn verunglückte haben wir versucht über den Schutzbrief den Unfallort rauszukriegen...
Ihr Mann hat uns völlig verwirrt eine Telefonnummer durchgegeben.
Und die Info 50 km vor Ungarn, nachher noch 50 km vor Budapest...
Da wir nicht wussten was und wo, Montags Flüge zu kriegen eh schwierig ist haben wir die andere Oma angerufen , die Kinder in die Schule geschickt und sind mit dem Womo losgefahren. Kurz vor der Österreichischen Grenze konnten wir die Info endlich erhalten wo wir hin müssen...
(3h später!)
(Die Polizei hat sich bis heute bei uns nicht mehr gemeldet, bei denen haben wir auch gefragt.)
Vor Ort hat sich alles als schwierig erwiesen.
Dolmetscher zwar beim Verhör anwesend aber der Mann stand total unter Drogen (BTM).
Auto für 100 € häte uns der Abschlepper die Schilder geschickt, wenn die Polizei mit dem Auto fertig ist...
Anruf beim Schutzbrief: Nein das machen wir! Bitte lassen Sie das.
Der ACE hat eine holländische Firma beauftragt - das Auto wurde nach Holland geschaft. Gestern sind dieSchilder und die Papiere wieder gekommen. 2 1/2 Monate später mal sehen ob der Schutzbrief dies übernimmt. (Was hat wohl der Transport gekostet?)
Den Rücktransport vom Mann meiner Mutterhaben wir übernommen. Er wurde im Krankenhaus nicht untersucht, wäre aber im Pkw definitiv nicht transportfähig gewesen. Aber wir haben keinen liegenden Transport beantragt!
Kosten wurden nur in Mietwagenhöhe übernommen!
Für mich eine im großen und ganzen zähe Aktion der einzelnen Unternehmen, kein Mensch hat sich auch nsch unserem Anruf beim Schutzbrief vor Ort um die verunfallten bis zu unserer Ankunft gekümmert.
Glücklicher weise ist ein rumänischer Freund auch gleich ins Auto gestiegen!
Was geklappt hat war einzig der Rücktransport meiner Mutter.

Soviel zum Thema Schutzbrief...

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