Seekater hat geschrieben:Woher stammt Deine Einschätzung, dass der Break-Even-Point einer Maut bei 300 Mio.€ p.a. liegt?
Diese Einschätzung stammt vom ADAC, und bezieht sich auf die billigstmögliche Variante, eine Vignette. Jegliche andere Art der Mauterhebung, elektronisch, Kassenhäuschen, was auch immer, käme noch erheblich teurer. Zwar kann man natürlich einwenden, dass der ADAC hier keine neutrale Position vertritt. Andererseits beziffert die österreichische Mautfirma ASFINAG ihre jährlichen Verwaltungskosten mit ca. 100 Mio. €. Da Deutschland erheblich größer ist als Österreich, erscheinen mir die 300 Mio. daher keineswegs überzogen.
Seekater hat geschrieben:Um das ganze aufwandsneutral zu gestalten, müßte die Kfz-Steuer komplett entfallen;
Was dazu führen würde, dass sich mein oben genanntes Problem Nummer 1 nochmals erheblich verschärfen würde. Insbesondere die Besitzer kleiner Autos hätten dadurch eine erhebliche Mehrbelastung. Überdies müsste man dann auch die LKW-Maut deutlich erhöhen, oder aber die Kfz-Steuer für LKW belassen, und damit auch den Verwaltungsaufwand für die Erhebung der Kfz-Steuer. Und man müsste die PKW-Maut dann bei mindestens 160 € ansetzen, um den Wegfall alleine der für PKW erhobenen Kfz-Steuer zu kompensieren.
Seekater hat geschrieben:Natürlich bleiben auch dann noch weitere Problempunkte der Art und Erhebung der Maut, für jede Straße/nur Autobahnen, pauschal oder mit ökologischen Aspekten, bei letzterem dann auch noch die Art der technischen Durchführung/Überwachung. Davon werden anfängliche und laufende Kosten einer Mauterhebung ja auch noch erheblich beeinflußt.
Wie schon gesagt, alles was über eine simple Vignettenlösung hinausgeht, wird noch teurer. Und überdies kommt einem, wenn man die Maut nicht nur für Autobahnen und Bundesstraßen erheben will, die deutsche Kleinstaaterei in die Quere: Denn Autobahnen und Bundesstraßen machen, wie ich oben schon sagte, noch nicht einmal 10% des deutschen Straßennetzes aus, der Rest gehört Ländern, Landkreisen und Kommunen.
Meiner Meinung nach zielt die Forderung der CSU nach einer wie auch immer gearteten "Ausländermaut" auch nicht auf die Benutzung und den Zustand des deutschen Straßennetzes ab, sondern auf die Lufthoheit - über den Stammtischen! Und sonst nichts.
Für eine wie von Dir vorgeschlagene Abschaffung der Kfz-Steuer könnte ich mich allerdings durchaus erwärmen. Dann aber nicht, um sie durch eine Maut zu ersetzen. Sondern um statt dessen die Mineralölsteuer - aufkommensneutral - zu erhöhen. Damit hätte man automatisch auch eine Verbrauchsabhängigkeit eingebaut, würde also sparsame Fahrzeuge unabhängig von so unsinnigen Bemessungsgrundlagen wie Hubraum belohnen und Spritfresser stärker belasten. Wenn man dann noch die Mineralölsteuersätze vom Kohlenstoffgehalt des jeweiligen Treibstoffs abhängig macht, dann würde man gleich noch mehrere Fliegen mit einer Klappe erschlagen: Erstens würde man den CO2-Ausstoß mit berücksichtigen, zweitens automatisch niedrigere Steuersätze für LPG- und erst recht Erdgasautos ansetzen, und drittens ebenso automatisch reine Elektroautos von der Steuer befreien.
MfG
Gerhard