Doomsnet - Fortsetzung

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Doomsnet - Fortsetzung

Beitragvon ksw » 04.06.2007 - 18:57:08

Dangerzone ? Fortsetzung

Weniger als drei Minuten waren vergangen seit die ersten TCP/IP Pakete von Karls Laptop an den WLAN Router übermittelt worden waren, als Karl sich einen zweiten Schluck des köstlichen Rotweins aus seinem Glas gönnte. Hier war Karl eigen, er würde niemals Rotwein aus Plastikbechern oder Porzellan trinken ? Glas war das einzig wahre, dachte er. Eigentlich verstand er die Menschen nicht, die viel Geld für Rotwein ausgaben, und dann nicht verstanden, diesen auch wirklich zu genießen.
Diesen Rotwein hatte er sich für das Wochenende aufgehoben, an diesem Wochenende, an dem er allein ohne seine Frau Claudia unterwegs war.
Claudia wollte wie so oft nicht mitfahren, sondern die Tochter besuchen, na ja, dachte Karl, da haben die beiden sich viel zu erzählen und ich kann endlich von der Geschäftsreise ausspannen, die die letzte Woche so anstrengend gemacht hatten.
Was wohl der Weinhändler in Madrid über diesen Alemannen gedacht haben mag, als er abgehetzt von der Tagung aus dem Taxi gesprungen war, schnell zwei Flaschen aus dem Regal gegriffen hatte ? die mit den zweistelligen Eurobeträgen ? nur seine Visakarte auf den Tresen gelegt hatte, und ohne wirklich hinzusehen den Beleg unterzeichnete.
In diesem Augenblick durchfuhr es Karl siedend heiß, er hatte tatsächlich unterschrieben, ohne den Beleg anzusehen.
Das war gegen seine Grundsätze, Karl war immer sehr vorsichtig , wenn er auf Reisen seine Kreditkarte benutzte. Zwar hatten Claudia und er getrennte Konten, aber man muss es ja nicht riskieren, dachte er.
Karl überlegte, ob er wohl den Durchschlag bei sich hätte und dann fiel ihm ein, dass er alle Belege im Arbeitszimmer gelassen hatte. Also versuchte er den Gedanken an Madrid und den Weinhändler nach hinten zu drängen und seine Emails konzentriert zu lesen.
Karl blickte auf den Monitor seines Laptops und sah die Liste der eingegangen Emails. Wieder 18 neue Mails und das meiste so ein Schund mit Betreffzeilen über Viagra und Fotos von Britney... Dagegen müsste man wirklich was machen, dachte Karl, während er die Mails nacheinander löschte.
Peter blickte gespannt auf seinen Konsolenmonitor und konnte sehen, was Karl auf seinem Bildschirm hatte. Dooms war so programmiert, die Bildschirminhalte eines Zieles ? Peter dachte nur in den Kategorien Angreifer, Gegner, Ziel ? in einem Fenster auf der Konsole zeitgleich darzustellen, während alle Inhalte auf einer LAN-Platte mit 450Mbyte Kapazität und rasend schnellem Pufferspeicher mitgeschrieben wurden.
Peter warf einen Blick kurz auf die Anzeige der LAN-Platte und sah die blaue LED blinken. Zufrieden lächelnd wandte er sich wieder dem Monitor zu. Bisher läuft alles wie geplant, dachte Peter und beschloss, ein wenig mehr über den Angreifer zu erfahren.
Also Karl heißt er, dachte Peter während er eine Email las, die Karl gerade in seinem Wohnmobil geöffnet hatte. Und verheiratet ist er auch, blitzte es durch Peters Kopf, jetzt muss ich noch herausfinden, wie seine Frau heißt.
Karl betrachtete in diesem Moment mit wenig Interesse die Email seiner Tochter, in der sie sich für ein Geschenk bedankte, das er aus Madrid an sie geschickt hatte. Ist also schon angekommen, dachte Karl. Das ging ja sehr schnell, die Organisation der Tagung war schon klasse.
Langsam nahm er wieder einen Schluck des Rotweins und spürte die erdigen und nussigen Aromen, die diesen Wein so besonders machten. Er ließ den Schluck in seinem Mund hin und her fließen und freute sich auf den Moment des Abgangs.
Das sind die wahren Momente des Lebens, sinnierte er und lächelte kurz danach, als er an die Momente zurückdachte, die er in Madrid als noch bewegender und atemloser erlebt hatte.
Dieser Wein ist sein Geld allemal wert, überlegte Karl, aber kann niemals ein Ersatz für die schwarze Rose sein - und klickt auf den Öffnen ? Button für die nächste Email.
Augenblicklich erschien ein Fenster auf seinem Bildschirm und riss Karl aus seinen Überlegungen. Mist, so ein blöder Virus, was mach ich jetzt? Schoß es ihm durch den Kopf.
Augenblicklich war ihm klar geworden, dass ein Virus sich in der Email befunden hatte und irgendeines der Programme, die er von Dieter kopiert hatte, diesen jetzt gefunden hatte. Aber was jetzt, was macht man jetzt, dachte Karl.
Peter wurde blitzartig hellwach und löste sich von seinen Gedanken über die Frauennamen, die wohl zu seinem Gegner, dessen Namen er als Karl nun kannte, passen würden.
Auf seinem Konsolenmonitor wurde ebenfalls die Virenwarnung angezeigt und Peter überlegte, was sein Gegner nun tun würde.
War Karl ein ruhiger Zeitgenosse oder würde er nun in Panik das Laptop ausschalten? Was dann, würde sein Kampf weitergehen können und Dooms sich beweisen können?
Während Peter diese Gedanken durch den Kopf schossen fühlte er wie er schneller atmete und seine Handflächen feucht wurden. Ein irres Gefühl, dachte Peter und starrte gebannt auf den Monitor. Seine Hand lag über der Maus und sein linker Zeigefinger lag auf der linken Maustaste und zitterte leicht ? er wusste, dass ein einziger Klick nun die Prozedur auf Whiskey starten würde, um die Prozessortaktfrequenz auf Karls Laptop zu erhöhen ? aber würde die Zeit reichen, um die Prozedur bis zur Zerstörung des Prozessors durchzuführen?
Noch in diesen Gedanken erkannte Peter, dass Karls Virenschutzprogramm den Virus nicht nur erkannt hatte, sondern sofort in einen Quarantänebereich verschoben hatte. Ob sein Angreifer das wohl erkennen würde, schoss es Peter durch den Kopf.
Sein linker Zeigefinger schwebte nur Bruchteile eines Millimeters über der vernichtenden linken Maustaste. Sekundenbruchteile wurden zu Minuten und Peter spürte wie die Anspannung in ihm immer größer wurde. So war es schon lange nicht mehr gewesen, überlegte er und wusste, dass er diese Momente auskosten wollte.
Er hatte seinen Gegner an der Angel und wollte mit ihm spielen, ihn zappeln lassen und irgendwann den tödlichen Stoß versetzen.
Karl blickte auf den Monitor und hatte seinen letzten Gedanken noch nicht zuende gedacht, als eine neue Meldung auf dem Monitor auftauchte. Virus unschädlich, stand da, und in den Quarantänebereich verschoben. Du liebe Güte klang es in Karls Kopf nach, während er mit der linken Maustaste die Frage seines Virenschutz-Programms bestätigte, ob der Quarantänebereich gelöscht werden solle. Das war knapp. Gut, dass Dieter so ein Technikfreak ist und sich so gut auskennt. Karl atmete einmal tief durch, stand auf und ging zum Weinkühler, um sich nachzuschenken.
Er nahm die Flasche aus dem Kühler und las die Temperatur ab, 18° C stand dort. Genau richtig, für diese Perle unter den Weinen, sagte er stumm vor sich hin und musste wieder lächeln als er das leichte Ziehen in der Leistengegend wieder spürte, das ihn an diese unglaublichen Nächte in Madrid erinnerte. So war es fast jedes Mal, obwohl doch jedes Mal wie das erste Mal mit der schwarzen Rose war.
Karl blickte auf das Etikett der Flasche und musste wieder an den Weinhändler denken. Jetzt spürte er doch eine kleine Nervosität in sich aufkommen und erinnerte sich, dass er sich ja seine Kreditkartenumsätze online ansehen konnte. Und wenn was falsch gelaufen sein sollte, dachte er, dann kann ich ja sofort bei Visa anrufen.
Peter blickte immer noch regungslos auf seinen Monitor, dort tat sich gar nichts. Die Sekunden kamen ihm immer noch wie Minuten vor und schließlich startete er ungeduldig zwei Diagnoseroutinen in separaten Fenstern auf seiner Konsole.
Diag1.proc überprüfte innerhalb weniger Millisekunden die Netzwerkverbindungen in Peters vermeintlich offenen, aber doch so gut geschützten LAN per Ping.exe und Finger.exe. Alle Verbindungen online und ok, las er auf seiner Konsole.
Diag2.proc sendete ein Datenpaket an Whiskey und startete dort ein kleines Tool, das Peter schon einige Male getestet hatte. Das Datenpaket von Whiskey raste über das LAN an den Router während Whiskey bereits die Zeitmessung gestartet hatte. Der Router übergab das Paket sofort an den Modulator, der es in Sekundenbruchteilen in elektromagnetische Impulse übersetzte und an die Lambda-Viertel Antenne übergab. Sogleich lösten sich die magnetischen und die elektrischen Teile der Funkwellen im 2,456 Gigahertz Bereich. Das gesendete Datenpaket bestand aus dem einfachen Ping an Karls Laptop und Peter wusste, dass dieser Befehl durch seinen Tunnel an das Windows Betriebssystem von Karls Laptop übertragen und auch beantwortet werden würde.
Whiskey hatte den Timer gestartet und wartete auf das Antwortdatenpaket, um den Timer zu stoppen. Diag2 hatte nicht lange zu warten und das Antwortpaket traf ein. Diag2 berechnete in Sekundenbruchteilen die Distanz zwischen der Antenne des Routers und der Antenne des Angreifers ? Millisekunden später konnte Peter auf seinem Konsolenmonitor 450 ? 470 Meter ablesen. Peter strich sich mit der Hand über sein Kinn und lächelte, also war Karl irgendwo in einem Abstand von 450 bis 470 Meter von seinem Zimmer. Und weil er wusste, dass dieser Angreifer noch niemals zuvor in sein LAN eingedrungen war, musste es ein Laptop in einem Fahrzeug sein. Oder ein Nachbar? Hier auf dem Land war alles sehr überschaubar, dachte Pater. Langweilig, dachte er, wäre auch so ein Wort, um das Land zu beschreiben.
Peter stand auf und blickte aus dem Fenster seines kleinen Zimmers im ersten Stock das freistehenden Hauses, als sein Zentralrechner ein neues Fenster auf dem Konsolenmonitor öffnete und ein jingle erklang. Peter hatte diesen Fall noch nicht gesehen, aber wusste sofort, dass eine Kreditkartennummer eingegeben worden war.
Er wandte sich ab vom Fenster, um wieder gespannt auf den Monitor zu starren. 4440 2225 3456 .... blinkte es da und darunter stand VISA.
Peter holte tief Luft und blickte auf die LED der LAN Platte. Diese blinkte, also fuhr es Peter durch den Kopf, wird alles aufgezeichnet. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl wirklich einer der Großen zu sein. Dooms würde ihn zum Größten machen, dachte er.
An die Möglichkeit des eigenen Untergangs dachte er in diesem Augenblick nicht.

Fortsetzung folgt
ksw
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