Heckantrieb oder Frontantrieb

Motor, Getriebe, Chassis, AHK, Beleuchtung

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Heckantrieb oder Frontantrieb

Beitragvon Rocas » 28.10.2016 - 12:53:50

Hallo,
ich bin auf der Suche nach einem neuen Wohnmobil und es stellt sich für mich als erstes die Frage nach der Antriebsform.

Mir wurde gesagt, dass der Frontantrieb bei Fiat problematisch ist, wenn ein WoMo länger als 7 Meter ist, vor allem wenn es Berg hoch geht.
Welche Erfahrung habt Ihr gesammelt. Würde mich brennend interessieren.

Zweitens ist die Frage, dass Mercedes mit Heckantrieb ja die Kardanwelle durchs Mobil zieht. Dies sehe ich eigentlich als Nachteil, da es Platz raubt. Kompensiert das der mögliche Vorteil durch den Heckantrieb.

Ich wäre dankbar, wenn ich ein paar Aussagen erhalten würde, von Leuten die hier Erfahrung haben.

Schöne Grüße
Rocas
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Re: Heckantrieb oder Frontantrieb

Beitragvon Schwedenopa » 28.10.2016 - 13:44:04

Hallo Rocas,

und erst einmal herzlich willkommen im Forum des WOMO-Verlages!

Klar ist, das ist rein physikalisch bedingt: Je mehr Last auf der Antriebsachse, desto besser die Traktion. Bei den meisten Wohnmobilen ist nun aber die Hinterachse stärker belastet als die Vorderachse. Dies gilt insbesondere, wenn schwere Lasten hinter der Hinterachse transportiert werden, z.B. Fahrräder oder gar ein Motorroller in der Heckgarage oder auf einem Heckträger. Und wenn es bergauf geht, verstärkt sich das Problem noch. Beim Frontantrieb kann es also tatsächlich leichter passieren, dass beim Anfahren die Antriebsräder durchdrehen. Das spricht für den Heckantrieb.

Gegen den Heckantrieb spricht, wie Du schon erkannt hast, die Tatsache, dass die Antriebswelle sich durch den Unterboden des Wohnaufbaus zieht, wodurch Platz verloren geht. Überdies wiegt die Welle auch was, das Leergewicht erhöht sich also. Und teurer wird es auch, nicht zuletzt weil die Wohnmobilbauer ihren Aufbau mit Installationen, Wassertanks etc. um den Wellentunnel herum planen müssen.

Hauptnachteil ist jedoch, dass schon vor Jahren die Hersteller von Basisfahrzeugen mit Heckantrieb, insbesondere Mercedes und Volkswagen, anscheinend entschieden haben, den Womo-Markt zu vernachlässigen und damit dem ohnehin schon dominierenden "Platzhirsch" Fiat Ducato (ausschließlich Frontantrieb) das Feld zu überlassen. Worauf dieser auch mit viel Enthusiasmus eingegangen ist und zahlreiche Optionen gezielt für den Womo-Markt entwickelt hat. Abgesehen vom Luxussegment hat daher der Ducato zusammen mit den weitestgehend baugleichen Modellen Peugeot Boxer und Citroen Jumper inzwischen nahezu ein Monopol.

Meine persönlichen Erfahrungen: Wir fahren seit 14 Jahren ein 6 Meter langes Alkovenmobil auf Ducato-Basis, also mit Frontantrieb. Davor sind wir mehrere Male mit Mietmobilen von bis zu 7,5 Meter Länge gefahren, ebenfalls ausschließlich mit Frontantrieb. Zugegeben, wir sind in dieser Zeit zwei-, dreimal stecken geblieben und haben "Vorspann" :wink: gebraucht, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit wären wir da mit Heckantrieb auch nicht aus eigener Kraft rausgekommen. Wenn man auf einem Grasplatz steht und dann fallen in der Nacht vor der Abreise 50 Millimeter Regen, dann wird es einfach problematisch.

MfG
Gerhard
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Re: Heckantrieb oder Frontantrieb

Beitragvon Gimmund » 28.10.2016 - 14:00:45

@Gerhard hat soweit ja alles gesagt.

Ich hatte 10 Jahre ein Duc-Womo und weitere 7 Jahre ein Womo auf Sprinter.
Wenn ich mich wieder zu einem Womo entschließen würde, und der Geldbeutel würde es hergeben, würde ich immer wieder zum Hecktriebler greifen.
Ich weiß, viele Konjunktive, aber ich bin mit der Kombi aus PKW und Wowa immer noch zufrieden.

Gruß,
Gwaihir
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Re: Heckantrieb oder Frontantrieb

Beitragvon Rocas » 28.10.2016 - 17:08:58

Hallo Gerhard und Gwaihir,
vielen Dank für die kompetente Antwort.

Unser Plan geht eben auch auf ein WoMo mit 7 - 7,5 Metern und einen Doppelachser würde ich nicht gerne fahren wollen.
Erschwerend kommt hinzu, dass wir auch 2 E-Bikes mit alleine schon 45 kg in der Heckgarage unterbringen wollen.

Vielleicht meldet sich ja noch jemand der so unterwegs ist und Erfahrungen schildern kann.

LG
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Re: Heckantrieb oder Frontantrieb

Beitragvon hanschoen » 29.10.2016 - 11:20:57

Hallo Rocas,
Ich habe auch schon ein WoMo auf Sprinter- und eines auf Ducato-Basis gehabt. Mit dem Ducato hatte ich mehrmals Probleme, von einer feuchten Weise weg zu kommen. Mit dem Sprinter hatte ich keine derartigen negativen Erfahrungen. Habe mir u.a. auch deshalb wieder ein Sprinter-WoMo bestellt (Hymer ML-T580), das Anfang März geliefert wird :lol: . Allerdings wirst Du nicht viele Hersteller finden, die WoMos auf Basis des Sprinters anbieten.
Viele Grüße
Hans
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Re: Heckantrieb oder Frontantrieb

Beitragvon kawajan » 29.10.2016 - 18:09:44

Renault und Ford bieten auch noch Heckantrieb an .Wir haben seit 2011 einen Rimor auf Ford mit Heckantrieb und sind voll auf zufrieden damit . Wenns in ein paar Jahren wieder ein neues Womo geben soll dann such ich sicher erst wieder nach Hecktriebler wobei ich glaub da gibt's nix bei den Vollintegrierten bis 3.5 Tonnen .

Grüsselis Jan
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Re: Heckantrieb oder Frontantrieb

Beitragvon Rocas » 29.10.2016 - 18:17:35

Vielen Dank für Eure Antworten.
Ja bei Hymer bin ich auch am gucken und finde das die Sprintermodelle sicher eine Option sind.

LG Rocas
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Re: Heckantrieb oder Frontantrieb

Beitragvon hehnchen » 29.10.2016 - 22:44:57

Hallo Rocas,
es gibt noch andere Gesichtspunkte bei der Chassis-Wahl als eine nasse Wiese. Die bisherigen Aussagen (Womo 7-7,5 m) lassen vermuten, daß die 3,5to-Grenze keine Rolle spielt. In diesem Fall ist der Sprinter eine Option. Bis 3,5to hat der Ducato erhebliche Vorteile, weil er leichter und vorne kürzer ist, aber dafür breiter. D.h. bei gleicher Außenlänge ca. 15 cm mehr Innenraum. Das breitere Fahrerhaus erlaubt zwei Armlehnen, der Sprinter nicht! Bei Drehsitzen selten doof!Mehrpreis ca. 7000€.
Ein weiteres Argument ist noch die Spritzigkeit der Maschinen. Auch hier ist der Sprinter mit dem 6-Zyl. einsame Spitze mit Automatik und ca. 4,5to oder mehr. Der 4-Zyl. mit 163 PS ist eine lahme Ente trotz nomineller Mehrps und kann mit dem 148er 2,3l vom Duc nicht mithalten. Dafür sind dann beim Duc bei 50000km die Vorderreifen platt, aber das waren dann auch Spaßkm. Der Sprinter-Motor läuft bei aller Kritik allerdings etwas geschmeidiger und ist leiser. Also etwas für Leute, denen Komfort wichtiger als Leistung ist. Zum Motor fällt mir gerade noch ein, daß der 316er ca. 1-1,5 l mehr verbraucht als der Duc, aber diese Werte sind stark fahrerabhängig.
Mein Fazit: Für eher kleinere Womos und preisbewußte Eigner ist der Duc. erste Wahl, bei schweren Womos hat der Sprinter Vorteile, wenn der Mehrpreis verkraftbar ist.(Oder ein Ford-Hecktriebler, aber da ist die Auswahl wohl nicht sehr groß)
Schöne Grüße, hehnchen(Ex)
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Re: Heckantrieb oder Frontantrieb

Beitragvon BadHunter » 31.10.2016 - 11:44:28

Ich habe auch schon beides gefahren, damals einen VW LT mit Heckantrieb, danach 3 Ducatos mit Frontantrieb. Der jetzige Concorde mit 3,85 t und oft mit Motorradanhänger hat den Ducato als Basis, und in den 10 Jahren die ich das Fahrzeug jetzt fahre brauchte ich erst einmal etwas Hilfe. Aber mit 4 Leuten zum Schieben kam ich dann aus eigener Kraft von der Wiese und durch den Matsch, das war in Wacken nach dem Festival. Viele Andere, auch Hecktriebler, brauchten die Hilfe von Traktoren.

Mit vorsichtigem Gasfuß hat mich der Ducato sonst bisher von jeder feuchten Wiese "gezogen", während ich mit dem Hecktriebler mehrmals Hilfe brauchte. Wenn die Antriebsräder hinten erstmal durchdrehen und anfangen, sich einzugraben, dann ist Feierabend. Den direkten Vergleich hatte ich mal mit einem Bekannten: wir standen auf der gleichen Wiese, waren zusammen Surfen, und es hat heftig geregnet. Als wir nach Hause wollten kam ich mit Frontantrieb ohne fremde Hilfe weg, er mit Heckantrieb musste von mehreren Leuten über das gesamte Gelände geschoben werden, bis wieder fester Boden kam...

Mein Fazit: ich persönlich würde ein Fahrzeug nicht von der Antriebsart abhängig machen, da sind mir andere Sachen wesentlich wichtiger, und wahrscheinlich würde ich sogar bei gleichem Aufbau einen Fronttriebler nehmen...
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Re: Heckantrieb oder Frontantrieb

Beitragvon LeoBodo » 31.10.2016 - 15:35:12

Ich sehe das ebenso.

Ich kaufe mir kein Fahrzeug zur Vorsorge für relativ unwahrscheinliche, vermeidbare Situationen (ganz toll, wenn man von nasser Wiese mit irgendeinem Konzept besser wegkommt als mit dem anderen, aber nasse Wiesen sind nicht so mein Geläuf), sondern das, welches für mich den besten Kompromiss aller Eigenschaften und Anforderungen darstellt.

Und wenn´s dann mal schiefgeht und nicht nicht mehr wegkomme, weil ich mich eingegraben habe, wie im Mai d.J. auf Öland geschehen, frage ich den Eigentümer der Wiese (Campingplatz), der holt seinen Audi S 5 aus der Garage und zieht mich raus.

So sehr ich den Sprinter und die Daimler-Benz-Qualität schätze, aber für ein Kastenwagenwohnmobil ist er nicht erste Wahl, obwohl er auf nassen Wiesen sicherlich seine Vorzüge hätte.

Mit freundlichen Grüßen

Leo
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Re: Heckantrieb oder Frontantrieb

Beitragvon yogi » 01.11.2016 - 10:40:49

Wir hatten einen Ducato mit 7.2m Länge. Mit dem sind wir so rund 150 tKm gefahren, über so ziemlich alle Arten von Strassen, in Europa, USA/Kanada und Südamerika. Von -87m u.M. bis auf fast 5000m ü.M.

Zwar keine E-Bikes auf dem Heckträger aber ein zweites Ersatzrad auf dem Heckträger und einen 90l Gastank in der Garage.
All das mit Frontantrieb.

Solltest du solche Reisen im Kopf haben - an ein oder zwei Stellen wäre eine Differenzialsperre hilfreich gewesen, weder Heckantrieb noch Allrad wären da im Vorteil gewesen.

Gruss
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Re: Heckantrieb oder Frontantrieb

Beitragvon Seekater » 02.11.2016 - 23:51:37

EuraGerhard hat geschrieben:....Zugegeben, wir sind in dieser Zeit zwei-, dreimal stecken geblieben und haben "Vorspann" :wink: gebraucht, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit wären wir da mit Heckantrieb auch nicht aus eigener Kraft rausgekommen. Wenn man auf einem Grasplatz steht und dann fallen in der Nacht vor der Abreise 50 Millimeter Regen, dann wird es einfach problematisch.

also das "durften" wir in mittlerweile 13 Jahren mit Heckantrieb und Zwillingsbereifung noch nie kennen lernen. Haben wir allerdings schon dutzend-fach, teilweise direkt neben uns, mit Fronttrieblern, ansehen können. Egal welche Größe die Fronttriebler hatten.

SG
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Re: Heckantrieb oder Frontantrieb

Beitragvon BadHunter » 03.11.2016 - 07:23:47

Seekater hat geschrieben:also das "durften" wir in mittlerweile 13 Jahren mit Heckantrieb und Zwillingsbereifung noch nie kennen lernen. SG
Seekater


Da dürfte die Zwillingsbereifung dann der entscheidende Vorteil sein! Viel mehr Auflagefläche, da gräbt sich so schnell nichts ein...
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Re: Heckantrieb oder Frontantrieb

Beitragvon frajop » 03.11.2016 - 08:40:35

Hallo,
nur wegen einer evtl. nassen Wiese würde ich jetzt nicht das Basisfahrzeug auswählen. Man kennt doch das Problem beim Fronttriebler und kann entspr. vorausschauend das Fahrzeug abstellen.
Grüße
Frank
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Re: Heckantrieb oder Frontantrieb

Beitragvon Roadrunner » 03.11.2016 - 10:03:45

Leute, das Problem ist nicht die nasse Wiese. Bei meinem Ford Transit mit Vorderradantrieb hatte ich öfter mal andere Probleme:

Einmal bei unserem Abstecher in der Toskana nach Bagni Petrioli (WOMO Band 8, Tour 9). Von dort sind wir die 23% Steigung auf der Schotterstraße nur mit durchdrehenden Reifen mit größter Mühe hochgekommen. Ohne "Anlauf" von unten wären wir Chancenlos gewesen. Gut - das war einmal...

Die anderen Probleme habe ich regelmäßig im Winter. Dort wo Hinterrädler problemlos hochziehen muss ich anhalten und Schneeketten anlegen. Das alleine ist noch kein großer Akt, aber wenn die Straße dann steiler wird bekomme ich trotz Schneeketten die selben Probleme wie bei "Erstens". Und ich bin im Winter sehr viel unterwegs! Es ist nun mal so dass mit zunehmender Steigung sich der Schwerpunkt des Fahrzeugs nach hinten verlagert und die Vorderräder kein Gewicht mehr auf die Straße bringen.

Trotzdem war bei der Wahl des neuen Womo nicht das Basisfahrzeug ausschlaggebend sondern der Aufbau und der Grundriss. Ich würde mir aber wünschen dass die Hersteller hier mehr Varianten anbieten. Hätte es mein jetziges Womo mit Hinterradantrieb gegeben so wäre das trotz Mehrgewicht und Auspreis die erste Wahl gewesen.

Gruß
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