im aktuellen WoMo-Markt werden, wie seit Jahren schon, ausschließlich Erstkäufer bedient, die sich im Grundriss und im Featureitis-Zoo (noch) nicht orientieren können. Die Branche selbst setzt dabei ausschließlich auf "Design" und "billig".
Meine Erfahrungen vom letztjährigen "Solon"-Besuch: Trotz Bereitschaft ein neues WoMo zu kaufen, gibt es nichts, was ich kaufen würde. Diese Erkenntnis wurde schon auf der Fähre vor Düsseldorf und erst recht auf dem Campingplatz von vielen mit mir geteilt. Mittlerweile höre ich auch bei Zubehörhändlern und Service-Mitarbeitern, von Zunahme bei eigentlich unüblichen Aktionen. Z.B. "neuer Kühlschrank in ein 15 Jahre altes WoMo einbauen". Der Grund war in allen Fällen die frustrierte Rückkehr von irgendeiner WoMo Messe.
Hier mal meine – natürlich subjektiven – Enttäuschungen vom Markt:
- Fahrerhaus Ergonomie
Vor 12 Jahren habe ich mir in meinen WoMo auf Ford-Transit Basis andere Sitze eingebaut, weil ich mit meinen Augen leicht oberhalb der Scheibenoberkante war. Das geduckte Fahren strengte auf Dauer zu sehr an, niedrigere Sitze lösten das Problem.
12 Jahre später hat sich das Problem bei der mittlerweile vorhandenen Ducato-Monokultur verschärft: Wie ich aus eigenen zahlreichen Sitzproben weiß, wie auch Reisemobil-International in Ausgabe 7/2014 berichtete, ist der Ducato im Hinblick auf Ergonomie im Fahrerhaus das schlechteste Fahrzeug: Im Ducato mit serienmäßigen Fahrerhaus ist die Ergonomie selbst für Fahrer mit Durchschnittgrößen ungeeignete: Die Scheibenoberkante liegt auf Augenhöhe oder darunter. Warum: Ein höheres Fahrerhaus zu bauen, eine höhere Scheibenoberkante zu realisieren ist natürlich teurer, genauso wie niedriger bauende Sitze mit Drehkonsolen teuerer sind als Seriensitze unter die nachträglich eine Drehkonsole geschraubt wird. Fiat positioniert den Ducato ja ausschließlich über den Preis. Die Masse der WoMo-Serienhersteller ebenfalls. - Antriebskonzept
Durch Motor- und Fahrzeuggewicht eines WoMos ergibt sich, dass eine Traktion wie beim PKW eigentlich nur bei kleineren Fahrzeugen (6m-Klasse) mit Frontantrieb realisierbar ist. Die Masse der WoMos hat jedoch Längen über 6m und dementsprechend höhere Gewichte auf der Hinterachse. Den Ducato gibt es jedoch nur mit Frontantrieb. Die Mehrheit der restlichen Basisfahrzeuge ist auch oder nur mit Hinterantrieb erhältlich. Darauf werden in der Preisklasse – deutlich unter 100 T€ - nahezu keine WoMos mehr gebaut. Mit wenigen Ausnahmen und geringen Stückzahlen.
Der durchschnittliche WoMo-Käufer scheint dies nicht zu erkennen und "erfährt" dies im Nachhinein: Ich sehe auf nahezu jeder "Campingplatz-Wiese", die wir mit unserem WoMo anfahren, nach einem Regenguß mehrere Fahrzeuge, die nur mit Mühen oder gar nicht An- oder Abfahren können. Mit unserem, nun 12 Jahre in Verwendung befindlichem Transit mit Hinterradantrieb hatte ich derartige "Probleme" noch nie. (Beim Anschleppen vom Ducato reißt dann gelegentlich auch noch die Schleppöse aus, was ich mittlerweile auch schon mehrmals von Ducato-Eignern gehört habe).
Ich will hier – bei der Masse der vielen zufriedenen Ducato Eignern – gewiss keine pauschale Schelte über Fiat-Ducato anfangen. WoMos sind im allgemeinen wenig genutzte Fahrzeuge: Natürlich kann man die "Ducato-Qualität" unter diesem Aspekt auch als ausreichend ansehen. Doch mein persönliches "Maß" ist eben bei "Fahrerhausergonomie UND Antriebskonzept" allmählich voll. Die fehlenden "inneren Werte", die beim Service und in der Werkstatt auftreten, kommen dabei noch erschwerend dazu. - Design statt Funktion:
Als wir 2003 unser WoMo kauften, war meine erste Aktion nach dem Kauf, den Mikro-Mülleimer durch einen größeren Schwingdeckeleimer zu ersetzen, was in meiner Hobbywerkstatt durch Anpassung der Halterung glücklicherweise realisierbar war.
Bei nachfolgenden Serien war zunächst zu beobachten, dass etliche meiner "Anpassungen" sich in späteren Serien und auch bei der Konkurrenz wieder fanden (z.B. Spülbecken Einleger als Schneidbrett). Der Nutzwert der Fahrzeuge nahm somit zu. Doch dann passierte die Änderung: Nach der letzten WoMo-Markt-Krise wurden vergleichbare Fahrzeug keine mehr gebaut.
Und wie sieht es somit heute in Neufahrzeugen bei Mülleimern aus: Bei gefühlten 80% der Fahrzeuge, die wir am vergangenen Caravan-Salon besucht hatten, ist gar kein Mülleimer mehr an Bord – von ausreichender Größe gar nicht zu reden. Dementsprechend sehe ich auch immer die Mülltüten am Türgriff hängen….. - Atmosphäre statt Gebrauchswert
Bei nahezu allen Neufahrzeugen sieht man nicht nur ein großes Heki, sondern auch die mannigfaltigsten Ausführungen von großflächigen Plexi-Hauben im Frontbereich von Alkoven oder TI-Hutze. Mehr Licht im Wagen.
Meine Meinung dazu fand ich – mittlerweile sind ja einige Jahre seid der Erst-Produktion dieser Dinger vergangen – nun in ausreichender Zahl auf den Stellplätzen bestätigt: Dichtheits- und Bedienungsprobleme treten im erwarteten Umfang auf. Die Hauben sind allesamt nicht von der Qualität eines Heki, sie verformen und verziehen sich beim Öffnen, rasten nicht richtig ein, lassen sich nicht richtig schließen, Hebel brechen ab, die allgegenwärtigen Plissee-Verdunkelungen sind unbedienbar. Bei den aktuellen Hitzewellen wird es unerträglich heiß im Fahrzeug, im Fahrzeug ist nahezu kein Schatten mehr, Undichtigkeiten und Schäden nach Steinschlag/Hagelschauer, sind nicht gerade selten.
Bei uns ist es schon ein "running Gag" geworden, wenn wir mal wieder auf einem Platz einen "Plissee-Neu-Falter" verzweifelt mit den Knittern kämpfen sehen. Unsere Vorhänge haben das Problem nicht.
Solche Front-Hauben benötige ich nicht, die Dinger schrecken mich ab.
Nahezu alle Fahrzeuge haben beim Thema "Design" und überflüssige Funktionen viel an Bord, was mich mehr abschreckt als anzieht. Weitere Beispiele dazu sind:- Riesige WC-Raum-Spiegel, die auch meine Frau nicht benötigt und das Fahrzeug unnötig schwer machen
- Voll-flächige Design-Heckpartien, deren Kunstoffverkleidungen nur das Erkennen von Undichtigkeiten erschweren und nur für Promotion der Marke für nachfahrende Autos konstruiert wurden. Ich fahre relativ selten meinem WoMo hinterher……
- Elektrische Abwasserventile unter dem Auto erzeugen bei mir nur die Frage "und was mache ich wenn das Billigteil nicht funktioniert…." Den Handgriff eines soliden Absperrventils zu betätigen ist doch kein Hexenwerk, ich bewältige das seit 12 Jahren sogar an zwei Tanks….
- LED-Ketten überall, keine Schrankecke kommt mehr ohne Dekoration durch aufgeklebte LEDs aus. Auch das macht sich gut auf Photos, solange die Kabel noch nicht abgerissen sind…..
Ist bei diesem Zustand der WoMo-Branche nicht die nächste Krise im WoMo-Markt vorprogrammiert ?
Wie sind Euere Erfahrungen bei Neukaufansinnen: Findet Ihr das was ihr sucht ? Genügt Euch die Qualität ? Würdet Ihr für mehr Qualität auf Nonsens-Features verzichten ? Welche sind das ?
Ich bin gespannt auf Euere Meinungen.
Herzliche Grüße
Seekater