Bernie hat geschrieben:......
im letzten Urlaub war auf einer Route National eine Gefällstrecke von 12% und 4km Länge. Die Gefällstrecke hatt keine starken Kurven, sondern ging relativ gerade bergab. Mein WoMo auf Transit mit Heckantrieb (Km-Stand 2800 km) hatte wohl ca. 3,6to Gewicht und ich bin langsam ca. 50km/h abwärts gefahren und habe dosiert gebremst, mit Pausen, so dass sich die Scheiben und Beläge erholen konnten. Trotzdem waren die Bremsbeläge nach 4km sehr stark zu riechen. Da am Ende der Gefällstrecke eine Baustelle war, an der wir warten mussten, versuchte ich die Handbremse zu benutzen. Diese reichte nicht aus und ich musste mit dem Fuß bremsen, um das Fahrzeug zu halten.
Eigentlich hat das Fahrzeug ein zulässiges Gesamtzuggewicht von 6to (mit Hänger). Ich kann mir das eigentlich nicht so ganz vorstellen, da dann die Bremsen noch mehr beansprucht worden wären.
Vielleicht waren die Beläge auch bisher nur noch nicht so stark beansprucht worden. Oder bin ich nur zu ängstlich?
Was sind eure Erfahrungen?
Gruß Bernie
Hallo Bernie,
also zunächst einmal glaube ich nicht, daß Du zu ängstlich bist, sondern angemessen vorsichtig und Dir rechtzeitig die richtigen Gedanken machst.
Ich habe im Führerschein Klasse II (jetzt Klasse CE) folgendes Verhalten mit Lastzügen in der von Dir geschilderten Situation gelernt, welches absolut notwendig eingehalten werden MUSS um Probleme zu vermeiden:
- rechtzeitig vor der Gefällstrecke auf die Geschwindigkeit und den Gang herabbremsen, wie man den Berg hinaufzu fahren könnte.
- In diesem Gang das Fahrzeug ohne Gas laufen lassen
- Wird das Fahrzeug zu schnell, dann bis auf deutlich langsamere Geschwindigkeit abbremsen, als die Ausgangsgeschwindigkeit am Gefälle-Beginn war und Fahrzeug erneut im selben Gang, ohne Gas, laufen lassen (diesen Zwischenschritt braucht man eigentlich nur am Anfang mit neuem Fahrzeug auf unbekannten Strecken, später kann man dann meist gleich entscheiden, ob der nächste Schritt nötig ist oder nicht)
- Wird Fahrzeug erneut zu schnell, dann fast bis zum Stillstand abbremsen und zurückschalten. Ziel sollte immer sein, nur mit geringem kurzzeitigen Bremsen (etwa vor Haarnadelkurven), ansonsten aber ohne Bremsen, die Gefällstrecke hinunterzufahren.
Bei neueren Fahrzeugen mit hoher Motorleistung, kann das natürlich heissen, daß man im zweiten Gang mit sagen wir einmal 30 km/h einen Berg hinunter fahren muß, den man hinauf locker mit 50 km/h im dritten Gang bewältigen würde. Ursache ist, daß Diesel neuerer Bauart immer geringere Motorbremswirkungen haben. Dazu gibt es in Foren heiße Diskussionen über die Angemessenheit der Bremsanlagen.
Hierzu ist zu sagen, daß eine herkömliche Bremsanlage, egal ob Scheibe oder Trommel, egal wie groß man sie auch dimensionieren mag, die Bremsenergie mechanisch in Wärme umwandelt. Das heißt irgendwann ist die größte Bremsanlage heiß gelaufen und wird versagen, weil die mechanische Reibung nicht mehr in ausreichendem Maße stattfindet. Es kommt also nur auf die Länge der Gefällstrecke an, bis ein Bremsversagen auftreten wird.
Ausweg sind alleine Motorbremsen, die innermotorisch durch Schubabschaltung, oder Retarder (meines Wissens sind das Wirbelstrombremsen auf der Kardanwelle), die für Dauerbetrieb ausgelegt sind - oder eben, die angepaßte Geschwindigkeit, und wenn's der erste Gang ist.
- Angepaßte Geschwindigkeit kannst Du jederzeit praktizieren, auch wenn's vielleicht schwer fällt, weil das Tempo "tierisch" langsam ist und der Hintermann hupt (doch mein Leben wäre mir lieber....)
- Retarder kannst Du beim Transit mit Hinterradantrieb nachrüsten
- Motorbremsen dürfte beim Transit schwierig werden.
Ja und zum "Stehen" an der Baustelle:
Wenn Du Dir sicher bist, daß der Griff Deiner Feststellbremse "normal" besser ist, dann ist das ein eindeutiges Zeichen dafür, daß die hinteren Trommelbremsen so heiß gelaufen waren, daß sie sich verformten und nicht mehr richtig griffen. Also Deine Vorsicht ist wohl angemessen. Dein Fahrzeug ist noch neu und hat volle Gewährleistung/Garantie. Wenn Du mit der Klimaanlage in der Werkstatt bist, würde ich den Wagen auch einmal auf dem Bremsenprüfstand checken lassen.
Ansonsten habe ich persönlich derartige Erfahrungen noch nicht gemacht, kenne allerdings den Hinweis mit der Festellbremse, die bei heißen Trommeln nicht greift und bin noch nicht derartig lange und steile Gefällstrecken gefahren. Ich hatte zwar bei meiner früheren Hausstrecke ein ähnlich langes Gefälle, bin da allerdings auch immer nur mit verkehrsabhängigem Kurzbremsen gefahren. Schwierig ist auch das einschätzen Deiner Bremserei, da müßte man wirklich einmal gemeinsam Fahren um einen evtl. zu ändernden persönlichen Fahrstil festzustellen. Also ich neige mal dazu zu sagen, daß der (dritte Gang ?) und 50 km/h eventuell, beim geschilderten Berg, nun doch etwas zu viel, oder sagen wir einmal "an der Grenze" gewesen sein könnte. Aber wie gesagt, das ist ein subjektiver Eindruck aufgrund Deiner Schilderung. Näheres wird die Überprüfung in der Werkstatt ergeben.
Gruß
Seekater
PS: Tue mal in ungefährlicher Situation die letzten 5 km/h mit der Feststellbremse (statt Betriebsbermse) bis zum Stillstand bremsen. Hast Du dann ein eiriges Gefühl, starkes und schwaches Bremsen im Wechsel, dann hast Du an diesem Gefälle die heiße Trommel hinten so sehr verformt, daß kein gleichmäßiges Bremsen mehr da ist. Dann muß die Bremstrommel ausgedreht werden. Regel: bei heißen Bremsen, Feststellbremse nicht "anknallen". Doch bei Deinem Verhalten würde ich nicht davon ausgehen, daß dies der Fall ist.