Mietwohnmobil kaufen?

[maschuma]

Hallo, ich bin relativ neu hier im Forum und muss mich heute mal an die User wenden. Wir fahren z. Zt. einen VW T5, langer Radstand, Hochdach mit dem Ausbau durch Campmobil-Schwerin. Da wir langsam älter werden, wird es immer schwerer in das Bett zu klettern, so dass wir uns jetzt mit dem Kauf eines WoMo's mit Heckbett interessieren. In der engeren Wahl sind Fahrzeuge mit 5,41 m Länge, da größere nicht mehr auf unseren Parkplatz passen und wir das WoMo auch als "Stadtwagen" nutzen. Nun haben wir ein für uns interessantes Angebot gefunden. Es handelt sich um einen Kanus BoxStar 540, der z. Zt. in der Vermietung ist und zum Herbst verkauft werden soll. Wer hat Erfahrungen mit dem Kauf eines vorher vermieteten Wohnmobils? Auf was müssen wir achten, wenn wir so ein WoMo kaufen wollen?

[Bernhard]

Nutze die Gebrauchtwagenchecklisten wie bei jedem Womo-Gebrauchtkauf.
Meist sind die Fahrzeuge 0,5-1,5 Jahre in der Vermietung haben also noch Garantie (vom Hersteller) oder Gewährleistung (vom Händler). Frag direkt nach einer Garantieverlängerung.
Es ist klar, kein Mietkunde fährt das KFZ so als wäre es sein eigenes. Ein guter Händler bereitet Dir das Fhrz. aber ordentlich auf und macht den TÜV nagelneu. Matratzen oder Sitzkissen sind teilweise leicht zu erneuern oder mit neuen Schonbezügen fällt auch der Ekel weg.
Ich habe selber mein 1. vermietet und dann mir die nächsten 2 Womos ausgesucht, gemietet und geplant nach der 2. Saison übernommen. Der Motor steht dann bei ca. 40.000 - ist also gut eingefahren. Ich habe darauf geachtet, die ersten 1000 km mal selber zu fahren.
In der Summe war es für mich ein Model, den Kaufpreis nochmals deutlich zu senken.
Trotzdem bin ich jetzt froh, mein neues Mobil vom 1. Tag an nur für mich fahren zu dürfen.

Bernhard

[Tourist]

Servus maschuma,

willkommen im Forum!

Zu Deiner Anfrage kann man schwer allgemeingültige Aussagen machen. Unser Womo war in der ersten Monaten ein "Werksfahrzeug" von Volkswagen (mit ganz normaler Zulassung - vermutlich der "Dienstwagen" einer Person mit "besserer Position") und hatte knapp 12.000 km auf der Uhr, als wir es im Alter von einem Jahr gekauft haben. Wir haben immer noch - auch 12 Jahre später - viel Freude damit, Gewährleistungs- und Garantieprobleme konnten zufriedenstellend gelöst werden.

Anders sieht´s bei Vermietfahrzeugen aus: Da können sich die Hersteller auf verkürzte Gewährleistungsfristen herausreden, die auch dann gelten, wenn das Fahrzeug nicht mehr vermietet wird. Auf eine umfassende Gebrauchtwagengarantie ist dann zu achten, ob eine Garantieverlängerung für solche Fahrzeuge gilt ist nicht sicher, die Gültigkeit sollte man sich (vom Versicherer, nicht vom Händler) schriftlich bestätigen lassen.

Viel Erfolg,
Tourist

[maschuma]

Vielen Dank für die Antworten. Bei dem Angebot ist ein Preisnachlass von 7000 Euro (vom Listenpreis) angegeben. Das Fahrzeug ist 04/15 zugelassen und wird im Herbst geschätzte 30000 km gelaufen sein. Ist das ein fairer Preis?

Marlies

[Bernhard]

zum Check eines Preises:
sieh Dir erst von genau Deinem Fahrzeug bei den Internetpreisen den günstigsten NEUwagen an. Achte auf Ausstattungsunterschiede, ob noch mal Vorfracht oder Papier dazukommen. Vergleiche dann mit "Jahreswagen".
Vergleiche dann mit gleichen Grundrissen von Pössel/Vantourer/Eura/Globecar/Westfalia.

Mit diesem Preisrahmen und Vergleichspreisen gehest Du zum Händler Deines Vertrauens und sprichst mit ihm darüber. Denn das wichtigste beim Womo Kauf ist nicht der Listenpreis, nicht der Rabatt, sondern dass Du bei der ersten Garantieabwicklung einen fairen Partner hast, der Dir hilft. Hier trifft dann viele der Schlag, der den "KnallerPreis" bei der Messe gemacht hat und zur Gewährleistung dann durch Deutschland fahren muss oder sich wundert, dass er beim Händler vor Ort nicht zuvorkommend behandelt wird.

So mal als "Rahmen" die Händler haben je nach Größe Spannen von 10-15%. bei Kasten eher weniger, bei Teuermobilen eher mehr. Lass dem Händler 5-6% Gewinn. Ich hatte bei meinem Händler vereinbart, von jeder seiner Ver-Mieteinnahmen gehen 50% auf meinen Kaufpreis, von seinen 50% bezahlt er Umsatzsteuer, Versicherung, Wartung, Öl, TÜV etc. Das war für beide fair. Wenn mehr in der Saison vermietet wurde, sank mein Übernahmepreis, wenn weniger vermietet wurde hätte ich ein "neuwertigeres Mobil". Der Händler wusste aber dass er das Mobil verkauft kriegt und er minimierte sein unternehmerisches Risiko bei fehlender Auslastung. Die "Übergabepauschale" von 120 Euro blieb immer bei ihm.

Das wichtigste ist, ob Du Deinem Händler vertraust und er für Dich ein fairer Partner bleibt. Dafür zahle ich die letztendlich nur 500 Euro Mehrpreis als beim Discounter gerne.

Viel Erfolg Bernhard

[frajop]

Hallo,
pauschal beantworten kann man die Frage nicht. Es kommt extrem auf den Händler/Vermieter an. Wie werden die Fahrzeuge zwischen den Touren gewartet und gepflegt, usw. Für ein 1/2-Jahreswagen aus der Vermietung mit 30tkm müssten ca 20-25% Nachlass drin sein. Ganz wichtig ist die Garantie/Gewährleistung. Mache es nur, wenn das Fahrzeug 2 Jahre ab Zulassung hat. Oft wird bei Mietfahrzeugen die Zeit reduziert. Und mache keinen Vertrag VOR Ablauf der Mietzeit, sonst kaufst du eine Katze im Sack. Schau das Fahrzeug an wenn es aus der Vermietung kommt und entscheide dann.
Unser Hymer stammt auch aus der Vermietung, wir haben nur gute Erfahrungen damit gemacht und würden es wieder tun.
Grüße
Frank

[Seekater]

.....Ist das ein fairer Preis?
Marlies

Liebe Marlies,

"der fairen Preis" ist nicht alles. Du solltest den Blick aber auch noch auf Dich und Euere Bedürfnisse wenden. Ich erinnere mich noch genau - als wir damals gemietet hatten - an die leuchtenden Augen des Vermieters, als wir zur Hochsaison schadenfrei zurückkamen.

Gerade zur Hochsaison sind manche Autos 3 oder 4 Mieter in Folge lückenlos gebucht. Wenn da ein Schaden dazwischen kommt, klappt es nicht immer ein vergleichbares Ersatzfahrzeug zu bekommen, bis der Schaden (z.B. ein "Astrempler") abgewickelt ist. Dann wir häufig eine "Schnellreparatur" durchgeführt, Hauptsache der Folgemieter kann ersteinmal fahren. 6 Wochen später ist die "Schnellreparatur" weitgehend vergessen - "hat doch toll gehalten". Auch hier solltet Ihr ehrlich miteinander umgehen: Der Händler hat aus der Vollkasko meist eine Schadenssumme. Die gehört dann auch in das Auto investiert und zwar fachgerecht. (Es gibt auch Händler, die stecken die Schadenssumme in die eigene Tasche und "rühmen" sich der erfolgreichen "Schnellreparatur" "hält doch prima" - 2 Jahre später hat sich die Schadenssumme dann möglicherweise verdreifacht).

Ein anderer Fall ist, dass Vorfälle von den Mietern verschwiegen werden und beim Vermieter nicht auffallen (z.B. "Aufsetzer" mit Lackschaden an tragenden Teilen unter dem Fahrzeug. Oder ein Undichtigkeit im Kühlsystem unterwegs, die nach Überhitzung des Motors bemerkt wurde und die der Mieter unterwegs hat reparieren lassen). Hier gehört eine sehr umfangreiche Inspektion vor dem Verkauf gemacht und der Händler "in's Gebet genommen" wie gründlich seine "Hauptsaison-Abnahmen" sind oder ob er bei der Versicherung auch Schäden nachmelden kann. Hier kann die Anschlußgarantie (so echte Leistung dahinter steckt) ein wichtiges Indiz sein. Ich persönlich halte die Ehrlichkeit und gegenseitige Fairness mindestens für genauso wichtig. Die meisten "Probleme" sind eher Kleinigkeiten, die verschwiegen werden und sich später zu größeren Problemen "auswachsen".

Zur gegenseitigen Fairness gehören dann beide Seiten: Der Händler, der die fachgerechte Schadensbeseitigung dokumentiert (z.B. Photos), der mit Euch gemeinsam die Übergabeinspektion macht und Ihr, der Ihr bereit seid das Fahrzeug trotz "reparierter Schäden" dann abzunehmen. (Auch Neufahrzeuge haben "Schäden", man sagt dann nur "Mangel" dazu.) Das Ganze hat natürlich auch irgendwo sein Ende: z.B. bei sicherheitsrelevanten Schäden, bei denen das Fahrzeug als "Unfallwagen" bezeichnet werden muß (also Auffahrunfall mit Deformation tragender Teile).
Bevor Ihr über mögliche Schäden zu kritisch nachdenkt, sollt Ihr aber auch bedenken, dass Mieter im positiven Sinne auch für Euch "arbeiten", wenn sie Mängel des Fahrzeuges an den Mieter melden und der Vermieter diesen danach beseitigt. Die Neufahrzeug-Mängle können bei der heutigen "Billigproduktion" ganz schön zahlreich sein (man kann durchaus die These vertreten, dass Fahrzeuge im Alter von 1 Jahr eigentlich am teuersten sein müßten, weil dann alle Mängel herauskuriert sind).

Ein gute Idee ist auch, dass Ihr "als letzter Mieter" das Fahrzeug z.B. 1 Woche mietet, damit zu einer Werkstatt Euerer Wahl fahrt, das Fahrzeug durchchecken läßt (dann wißt Ihr über verborgene Mängel des Basisfahrzeuges Bescheid) und anschließend eine Woche darin wohnt. Dann merkt Ihr schnell, was alles im Aufbau funktioniert und was nicht. Erwerbt Ihr das Fahrzeug anschließend, wird der Mietpreis auf den Kaufpreis angerechnet, wenn nicht zahlt Ihr normal die Miete und habt als "Lehrgeld" lediglich die Check-kosten bei der Werkstatt gezahlt.

Schöne Grüße
Seekater

[Schwedenopa]

Hallo,

wir haben 2002 ein Mietmobil gekauft. Und es nie bereut, wir fahren es bis heute!

Erstmieter waren allerdings wir selbst. Ursprünglich hatten wir gar nicht geplant, ein Wohnmobil zu kaufen. Wir hatten schon mehrfach zuvor Wohnmobile gemietet. Aber als wir dieses Mobil nach einer vierwöchigen Skandinavienreise wieder zurückgeben mussten, hatten wir Tränen in den Augen und uns war klar: Jetzt hatte uns das - unheilbare! - Womo-Virus erwischt. Das Mobil ist dann noch zwei- oder dreimal anderweitig vermietet worden, bis wir genügend Geld zusammengekratzt hatten, um es zu kaufen.

In unserem Fall war es allerdings kein hauptberuflicher Vermieter, sondern ein Händler mit Fachwerkstatt, der nur nebenbei einige Fahrzeuge vermietet hat.

MfG
Gerhard

[maschuma]

Vielen Dank für die vielen wertvollen Hinweise. Bislang haben wir keinen "Händler unseres Vertrauens". Habe nur im Internet viele Seiten durchforstet. Waren auf einer kleinen Campingausstellung hier bei Berlin. Inzwischen denke ich, dass wir mit dem Kauf eines Neufahrzeugs, das dann unseren Wünschen und Ansprüchen entspricht, besser fahren. Da wir erst im Herbst kaufen wollen, ist ja auch noch etwas Zeit!! Auf jeden Fall sind die Hinweise von euch sehr hilfreich bei der Suche nach einem Neuen.

[Tourist]

Servus maschuma,

... na ja, mit einem neuen Womo hast Du auch nicht zwingend weniger Probleme. Jedes Womo (ich lehn mich da jetzt mal so weit aus dem Fenster...) brauch zu Beginn erst mal - ich nenn es jetzt mal so - eine gewisse "Reifezeit". In der gilt es alle Mängel, die werksseitig vorhanden sind nach und nach abzuarbeiten. Wichtig ist dabei eben, dass uneingeschränkt die Herstellergarantie (Basis- und Aufbauhersteller) greift, sonst geht es schnell ans Eingemachte, wenn man wegen jeder Kleinigkeit eine Rechnung präsentiert bekommt. Bei einem Jahreswagen oder dgl. kann das der Vorbesitzer schon erledigt haben, muss es aber nicht.

In unserem Fall war das noch nicht erledigt, zwei Werksaufenthalte und viele Werkstattbesuche waren dazu erforderlich (und wurden vom Hersteller inkl. Ersatzfahrzeug diskussionslos übernommen).

Eine Rolle spielt natürlich auch (für uns zumindest) der deutliche Preisnachlass, der sich durch den Gebrauchtkauf ergibt: Bei unserem Karmann war es nach 10 Monaten (und davon nur drei (!) Betriebsmonaten) ein "Rabatt" von 25 % des "Listenpreises". Darüber hinaus kann man - anders als bei einer "Neuwagenbestellung" - genau das gewählte Fahrzeug in Augenschein zu nehmen und so entscheiden, ob es das richtige ist - oder eben nicht.

Meine Empfehlung daher: Viele Mobile anschauen, nicht von "aktuellen Super-Sonder-Rabatt-Nachlass-nur-heute-Preisen" blenden lassen, und im Herbst zuschlagen (da sind die Preise nämlich eh niedriger, als jetzt vor der Saison).

Viel Spaß bei der Suche
Tourist
(der froh ist, einst offenbar ein "Langzeitmobil" erwischt zu haben)