von Seekater » 14.08.2006 - 16:11:35
Nachdem das Thema immer wieder hockommt...... mal ein kleines Vorwort zu Hintergründen und Ursachen:
Wir haben seit einiger Zeit eine Hochpreisphase im (weltweiten) Stahlmarkt; ein Güterzug mit "Coils" ist ein Vermögen wert. Kfz-Hersteller wie Ford, Opel, Renault etc. haben langfristige Lieferverträge mit Stahlhändlern. Darin ist auf zig-Seiten Qualität, Preis und "Just In Time-Lieferung" fixiert. Nun haben Stahlhändler ab und an Probleme ihre Lieferverpflichtungen zu erfüllen, da ist nichts zu bekommen und wenn, dann zu höheren Preisen als der langfristig fixierte Abgabenpreis. Also Pech gehabt, Konkurs des Stahlhändlers (bei den Vertragsstrafen kein Problem) und Fertigungsstillstand beim Kfz-Hersteller...... Natürlich nicht, der Stahlhändler sucht, weltweit, kämpft und findet "in letzter Sekunde" noch jemanden der den gewünschten Stahl in gewünschter Menge und Qualität liefern kann. Zumindest auf dem Papier. Wareneingangskontrolle - Prüfung von Stahl - macht niemand mehr, weder der Stahlhändler, noch die Kfz-Hersteller. Solange in der Produktion nichts auffällt, geht man davon aus, daß das, was bestellt wurde auch geliefert wird - weltweit, hat "selbstverständlich" jeder die Stahlspezifikationen von Ford, Opel, DB, Renault etc. etc. zu verstehen und im Detail umzusetzten (egal wo das Eisenerz gefördert und verhüttet und gewalzt wurde, ob in Südafrika, Asien oder Südamerika). Stahl ist ja nun "alte" Technik, das beherrscht doch jeder weltweit oder ?
Ich hoffe es wird klar, das dies - zumal in einer Zeit knapper Rohstoffe und gleichzeitig hohem Preiskampfes - keinesfalls immer klappt. Gerade die Firma, die die Erfahrung hätte, ist wegen hoher Preise schon lange "weg vom Fenster". Da steht dann also ein Stahl-Coil (ein 40 t Güterwagon der Bahn ist mit einer einzigsten dieser Stahlrollen ausgelastet, LKW-Transport ist nahezu unmöglich) länger als spezifiziert im Regen (weil die Frau mit Kinderwagen das 200 m Kupfer-Signalkabel über Nacht von den Gleisen geklaut hat - kein Witz ist kürzlich mehrfach bei "uns" in Deutschland passiert), da wird die ganze Ladung ab Singapur - obwohl gegensätzlich spezifiziert - doch als Decksladung ohne Regenschutz transportiert (und niemand merkt es, an Bord des Frachtschiffes mit der "Kaiman-Island" Flagge am Heck; dort kann sowieso nur einer englisch, und der liest keine Ladepapiere). Was also tun ? Wieder die Fertigung bei Opel, Ford, Renault etc. monatelang anhalten bis neuer besserer Stahl da ist ?
Nein, der Stahl wird "aufbereitet", gewaschen, gebürstet, durch zusätzliche Bäder gezogen und was weiß ich was noch alles. Hauptsache die Kotflügelpresse läuft wieder an, bevor der Vorrat aufgebraucht wurde. Und daß für derartiges nur ein Mann zur Verfügung steht, versteht sich von selbst - wir arbeiten ja höchst rationell. Wenn der in Urlaub ist, wird eben die "Standard-Stahl-Vorbereitung" durchgezogen, zusätzliche Maßnahmen gibt's da dann keine (ganz abgesehen davon, daß die auch Geld kosten)
Ich gehe mal davon aus - Rostprobeleme - wird es, solange diese Stahlknappheit und dieser wirtschaftliche Druck anhält - bei allen Herstellern immer wieder geben.
Und dann gibt's natürlich noch die "Garantie gegen Rost". Bei nahezu allen Herstellern bezieht sich die "Garantie" auf ein "Durchrosten von Innen", nur dann wird geleistet und kostenlos repariert. Ein sich anbahnender Rostschaden liegt im Regelfall im Ermessensspielraum des Händlers, ob an diesem etwas gemacht wird oder nicht. Im Klartext: Rostet das - von innen - so schnell, daß vor Erreichen des Garantie-Ende ein Durchrosten möglich erscheint, dann wird gleich etwas gemacht (je früher desto preiswerter). Ist der Rostschaden genügend klein, das Material genügend dick, kann jedoch auch erst einmal abgewartet werden, wie der Rostschaden sich weiter entwickelt (solange keine Sicherheitsbedenken seitens des TÜV bestehen). Hier muß man durchaus den Erfahrungen der Werkstätten vertrauen - die dürften mehr Rostschäden an Transporterfahrzeuge in der Woche sehen, als die meisten WoMo-Besitzer im ganzen Leben.
Und "natürlich" ist der Werterhalt des Fahrzeuges auch Aufgabe des Fahrzeughalters. Man kann das delegieren an Werkstätten des Vertrauens oder auch selbst machen (wie sagte man früher so schön: "Besitz verpflichtet"). Die Garantie, ein Leistungsversprechen der Hersteller, ist also nicht zum Werterhalt da und greift (bei den üblichen Bedingungen) auch erst dann, wenn von innen nach außen durchgerostet ist, also ein Schaden besteht. Vorbeugendes tätig-werden bei sich anbahnenden Rostschäden ist nicht unbedingt Gegenstand einer Garantieleistung. Der Ermessensspielraum von Werkstätten ist also durchaus gerechtfertigt, zumal auch die Nutzungsbedingungen ein Rolle spielen (manche Womo's fahren im Winter nicht, rosten aber im Schwitzwasser unter der Plane vor sich hin. Andere fahren 2 x im Winter, und stehen dann länger herum, auf das bei hoher Luftfeuchte das Streusalz auch gut einwirken kann. Ein dauer-genutztes Monteur-Auto dagegen wird permanent bei jedem Regenguß durch das Spritzwasser von unten abgewaschen.) Für diese verschiedenen Nutzungsbedingungen kann man (Stahlverarbeitungs-) Qualität (die Geld kostet) zwar fordern, wird sie momentan, in der Geiz-ist-geil Gesellschaft aber suchen müssen, so sie überhaupt erhältlich und vom privaten Etat bezahlbar ist.
Last but not least sind viele Rostschäden, nicht oder nur sehr schwer "behandelbar" - z.B. an unzugänglichen Stellen, im Falz, an einer Schweißnaht. Werkstätten haben da - zumal ohne fürstlichen Lohn, kaum Lust dazu. Ich persönlich greife da statt zum Small-Talk am Empfangstresen einer Werkstatt lieber zur Drahtbürste und einer der vortrefflichen Rostschutzfarben, die jeder Baumarkt mittlerweile im Angebot hat - und mache die Dreckarbeit, die keiner machen will seben selbst. Rechtzeitig natürlich - Oldtimer sind auch nur durch Pflege Ihrer Eigentümer zum Oldtimer geworden und weniger durch Garantien oder Arbeit von Fachwerkstätten. Rostschutz-Garantien kannte man in den 60-er Jahren noch gar nicht und fanden erst langsam in den 70-ern Einzug (als allenthalben zweiteilige Heckklappen - durchgerostet - zu sehen waren)
Und um zum eigentlichen Thema des Thread zu kommen:
An meinem Ford WoMo FT 350 L, EZ 11/2003, ist rostmäßig nahezu nichts dran. Und die (wenigen) Stellen, an denen sich was entwickeln könnte, die habe ich mittlerweile in der Pflege gehabt. Wir werden sehen, ob's reicht, oder ich nochmal 'ran muß.
Viele Grüße
Seekater
Wenn schon Irren, dann lieber durch eine Tat, als durch eine Unterlassung