von Seekater » 12.08.2009 - 10:32:33
Hallo Reifendruck-Interessierte,
aus meiner Sicht - ich bin Ingenieur, die Temperaturabhängigkeit der Reifendrucks ist mir geläufig - kommt diesen Systemen im wesentlichen ein Vorteil zu: Bewußtsein für die Physik, für das was in den Reifen passiert. Sicherlich können diese Systeme auch Unfälle vermeiden. Jedoch dann, wenn man sich derartiges kauft, ist das Bewußtsein für die "Reifensorge" ja schon da. Braucht man es also - von Sabotageakten, Vandalismus und Unfallauswirkungen einmal abgesehen - wirklich ?
Zunächst einmal kurz zu den Zusammenhängen:
Reifendefekte geschehen in 90% der Fälle durch zu geringen Luftdruck; die dann zu große Walkarbeit im Reifen heizt diesen auf, bis die Festigkeit leidet. Bei WoMos gibt's zusätzliche Probleme durch ungeeignete (Gummi-) Ventile bei den dort nötigen hohen Luftdrücken. Durch einen hohen Luftdruck der am nicht wirklich kalten Reifen eingestellt wird, platzt später auf der Autobahn kein Reifen, sondern das Ventil. Hat man also (Metall-)Ventile, die für ausreichend hohen Luftdruck geeignet sind, wird ein Reifen kaum durch zu hohen, sondern durch zu niedrigen Luftdruck zerstört.
Also Fazit:
1) Metall- oder andere Hochdruck-Ventile am WoMo montieren lassen
2) Mit ausreichend hohem Luftdruck fahren.
3) Ist der Luftdruck niedriger, erwärmen sich die Reifen durch die Walkarbeit stärker.
Zum selbst Ausprobieren, welcher Luftdruck der richtige ist, hilft also ein Temperaturmeßsystem, mit dem man dann eine Meßreihe machen kann und die unterschiedliche Erwärmung bei unterschiedlichen Startluftdrücken und unterschiedlichen Außentemperaturen verfolgen kann. Wenn man so Technik-orientiert ist, kann man das sicherlich machen.
Ich vertraue da jedoch meinen Ingenieurskollegen, die die sinnvollen Betriebsdrücke in's Betriebshandbuch und in Form des Maximaldrucks auf die Reifenflanke geschrieben haben. Dabei wissen die Kollegen, daß man im Alltag nie mit wirklich "kalten" Reifen an der Tankstelle ankommen kann. Das reicht mir. Meine eigene Meßreihe brauche ich nicht.
Was bleibt also: Das sicherstellen, daß der Luftdruck nicht zu niedrig wird. Und das kontrolliere ich - beinahe - täglich, durch die Beobachtung der Reifenstandfläche. Ich habe mir die Größe der Fläche auf der der Reifen steht eingeprägt; beim Zwilling innen peile ich von hinten und sehe mir die Reifenausbuchtung nach beiden Seiten an und vergleiche mit dem äußeren, bzw. der anderen Seite. Ich erkenn hierdurch sehr gut, wann Luftdruckkontrolle nötig ist und fahre trotzdem eher zu viel als zu wenig zur Luftdruckstation an der Tankstelle, die in 99% der Fälle genau das anzeigt, was ich erwarte.
Geschehen Reifendefekte also so schnell, daß ich diese Kontrolle auch noch während der Fahrt permanent immer haben muß ? Nein - von unerkanntem Vandalismus, unerkannten Unfallauswirkungen einmal abgesehen. Wenn ein Reifendefekt auftritt, gehen meist eine längere Sorglosigkeit, zu niedrige Luftdrücke oder falsche/defekte Ventile der Angelegenheit voraus.
Die oben zitierte Werbung des Herstellers scheint also nötig zu sein - oder werden immer "grenzwertigere" Reifen mit zu geringen Traglasten in der Geiz-ist-Geil-Gesellschaft den Kunden untergejubelt? Dann sollte man "vernünftige" Reifen montiern lassen und keine Reifenkontrollsysteme
meint
Seekater
Wenn schon Irren, dann lieber durch eine Tat, als durch eine Unterlassung