Hallo Klaus,
meiner praktischen (und Foren-) Erfahrung nach muß ersteinmal unterschieden werden worum es geht, denn mögliche Maßnahmen (oder auch gar keine) sind unterschiedlich.
Gerade im von Dir erwähnten
"Holzbodenthread" wurde ja auch sowohl über Rost an Gußteilen, genauso wie über rostende schlecht verzinkte Blechteile am Ducato geredet. Eine Hohlraumversiegelung ist etwas anderes wie Flugrost an Kanten, Rost auf schlecht grundierten Blechteilen ohne Vorbehandlung etwas ganz anderes wie Rost auf einem dickwandigen Gußteil, wie dem Getriebegehäuse. Und mit der "Marke" des Fahrzeuges hat es - meiner Erfahrung nach - eher wenig zu tun. Warum ?
Kurze HIntergrundinformation:Für Metallteile existiert ein weltweiter Markt. Stahlhändler kaufen - nach sehr speziellen Vorgaben der Kfz-Industrie - sogenannte Coils ein (das sind die dicken Blechrollen, die man auf der Bahn ab und an mal sieht). Diese werden dann wieder an die Kfz-Industrie als Rohmaterial weiterverkauft. Wenn die Spezifikationen (bzw. die entsprechende Übersetzung davon) vom Blechhersteller "irgendwo auf der Welt" nicht verstanden und nur teilweise umgesetzt wurde, oder gar das Eisenerz XY eben doch nicht die Zusammensetzung hatte, die aufgrund Probenentnahme angenommen wurde, nun, dann haben die Stahl-Coils eben nicht genau die Eigenschaften, die der Kfz-Hersteller gerne hätte; die Eigenschaften der jeweiligen Rolle weichen geringfügig (oder auch einmal etwas mehr) von dem ab, was der Hersteller eigentlich haben will.
Was dann passiert dürfte wieder sehr wechselhaft sein. Eine Wareneingangskontrolle gibt's heutzutage kaum mehr. Wo fallen Stahlprobleme also auf: Frühestens in der Fertigung (dann sind x-Kotflügel jedoch schon produziert). Und dann gibt's auch in der Fertigung kleine Unterschiede: Mal kommt der Kotflügel aus dem einen Werk, mal aus dem anderen, mal ist das Trennoil frisch eingefüllt, mal die Düse zum Einsprühen des Presswerkezuges leicht verstopft, mal das Grundierungsbad frisch, mal alt, mal wird ein Reinigungszwischenschritt eingelegt, mal nicht. All diese Kleinigkeiten wirken sich minimal auf die Fertigungsqualität aus.
All diesen Kleinigkeiten ist jedoch eines gemeinsam: Beim neuen Auto sieht man keinen Unterschied...... das macht sich erst in einigen Jahren bemerkbar – wenn überhaupt. Und die meisten gewerblichen Abnehmern der Basisfahrzeug interessiert das sowieso nicht – solange das Auto seinen Zweck erfüllt und wenig im Unterhalt kostet. Deshalb kann man nur sehr selten sagen: Beim Hersteller X sind die Kisten nach Y-Jahren "durch", denn dann wären die beim gewerblichen Abnehmer schon durchgefallen. Und oberhalb der Y-Jahre machen sich dann die Kleinigkeiten der einstigen Fertigung und des späteren Gebrauchs gemeinsam bemerkbar. Deshalb ist auch das "Y" in Jahren nicht festlegbar - viele Kleinigkeiten, bei den Herstellern und beim Nutzer verändern gemeinsam den Zeitpunkt, wann der Rost auffällig wird. Wie das hängt vom Zufall (der Kombination aus den vielen Kleinigkeiten) ab. Deshalb macht es Sinn über die Rostschutzpflegemaßnahmen zum Langzeiterhalt zu reden – doch jeder Fall ist anders und man sollte genau hinsehen.
Mein (generelles) Fazit: Rost ist, solange mit Stahlprodukten gebaut wird und man an Langezit-Werterhalt denkt, immer ein Thema, egal bei welchem Hersteller. Beim Gespräch über "Rost am Fahrzeug" sollten wir allerdings auch erwähnen worüber wir sprechen (z.B. Blech-/Gußteil, Hohlraum/Kante/Fläche, zugänglich/unzugänglich, Art der Vorbehandlung, Zeitpunkt des Auftretens, Flugrost/Oberflächlich/Durchrostung/Loch) und natürlich auch die sonstigen Rahmenbedingungen (Gewährleistung, Durchrostungsgarantie, Bereitschaft für Pflegemaßnahmen Geld auszugeben, oder DoItYourself). Sonst redet man unheimlich schnell aneinander vorbei.
Mein konkreter Fall zum Thema:Aufgebautes WoMo mit Serien-Leiterrahmen und -Fahrerhaus BJ 2003 (Ford Transit). Forenberichte zum Kaufzeitraum gerade zum Transit stimmen mich damals kritisch - allerdings wurde in den Forenberichten alles durcheinandergeworfen, z.B. wurde damals die Fertigung des Transit quer durch Europa verlagert und man konnte alleine deshalb kaum Vergleiche anstellen; viele reden pauschal von Rost, keiner wußte etwas konkretes. Ich kaufte also Ford, machte meine Güteprüfung beim Kauf und prüfte mein Fahrzeug auch danach kritisch und fand ersteinmal nichts (guter Unterbodenschutz im Bereich der Blecharchitektur der Fahrerhauses, Wachs im tragenden Rahmen, weiße, graue und schwarze Lackierung unter dem Fahrzeug, Gußteile teilweise unbehandelt (was bei Guß o.k. sein kann). Folglich keine Maßnahmen.
Nach etwa 1,5 - 2 Jahren bemerkte ich einige Kanten mit geringer anfänglicher Rostbildung im Bereich der Blecharchitektur, sowie einige Gußteile, deren Rostansatz über passiven Oberflächenrost hinaus ging. Demzufolge habe ich die Kanten genauso wie die problematischen Gußteile mit Rostschutzlack nachbehandelt (do it yourself - das kostet einiges an Arbeitszeit, jedoch keine Qualifikation oder technische Ausrüstung; ein Händler bietet mir derartiges folglich auch gar nicht an). Nach etwa einem Jahr, habe ich die Nachbehandlung im wesentlichen an den selben Stellen wiederholt.
Im Frühjahr 2009 (Auto 5,5 Jahre alt) habe ich ausführlich kontrolliert und minimal nachbehandelt. Soweit mir ersichtlich ist das Fahrzeug rostfrei (was nicht heißt, daß der Wagen ewig hält, irgendwann ist der auch "durch")
Schöne Grüße
Seekater