AGM oder GEL? Das Ende des "Glaubenkrieges"!

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AGM oder GEL? Das Ende des "Glaubenkrieges"!

Beitragvon braun999 » 15.04.2014 - 20:06:28


Kürzlich hat PROMOBIL (PM) ausführlich über die "Wartung der Aufbaubatterie" brichtet und dabei - ungewollt? - einem jahrelangen Glaubenskrieg endlich ein Ende gesetzt: http://www.promobil.de/ratgeber/wohnmob ... 31282.html (dort jeweils auf die Seite 2, 3 usw clicken!). Der PM-Artikel erscheint mir eine Pflichtlektüre zu sein; ich habe mir ihn sogar abgespeichert.

Im PM-Artikel werden darin offen die Vorteile von GEL gegenüber AGM erläutert. Und was leider viele Womo-Hersteller und auch Händler meistens nicht wissen (wollen): Die üblichen Ladegeräte und Solarregler sind für AGM ungeeignet und lassen diese folglich vorzeitig altern, AGM darf weniger Strom (als GEL) entnommen werden, und sie können erst noch weniger oft entladen werden.

Ein kompletter Vergleich fehlt leider im PM-Artikel für beispielsweise eine
GEL ES 900 und AGM EK 920 (je aus dem Hause EXIDE).
(Die nachstehende erste Zahl gilt jeweils für GEL, die zweite für die AGM; der bessere Wert ist in grüner Schrift:)

Ah-Kapazität:
80/92 (Die AGM hat 12 Ah bzw 15 % mehr, müsste folglich stets 15 % besser sein!)
Entladetiefe in %:
80/50 (Die GEL kann um 60 % mehr entladen werden)
Nutzbare Kapazität:
900 W/850 W
Anzahl Zyklen während der Lebensdauer:
400/300
Watt gesamt:
360/255 (Die GEL liefert somit 41 % mehr Watt als AGM)
Kaufpreis in € inkl. d-MWSt gemäss Movera-Katalog von 2014:
€ 290/250
Kosten in € pro 1'000 Watt:
-,81 / -,98 (Die Differenz beträgt 17,3 % zu Gunsten GEL)
(Berücksichtigt man den Aufpreis für ein AGM-kompatibles Ladegerät und Solarregler, erhöht sich die Differenz zu Gunsten von GEL entsprechend erheblich).

Der abrupte Kehrtwende!
Bislang haben Presse und Handel die GEL ins Antiquariat geschickt, dafür die AGM hochgejubelt. Warum nun diese abrupte Kehrtwende der Presse? Hat sie inzwischen die ursprünglich nur zagen Vorbehalte gegen AGM in den Foren mehr und mehr zu Kenntnis genommen? Haben Batteriehersteller vermehrt aufgeklärt? Oder was mag der Grund sein?

Wird der WomoBesitzer jetzt König?
Mit dem PM-Artikel in der Hand, könnten nun Womo-Besitzer Regress zu erhalten versuchen, wenn in ihrem neuen Camper, einerseits ein Ladegerät (und ggf ein Solarregler) serienmässig eingebaut ist, das gar nicht AGM-fähig ist - wie zB jenes von Schaudt oder das CB 516/18. Und falls andererseits der Fahrzeughersteller und/oder Händler dazu gleichzetig AGM-Aufbaubatterien einbauten. Das betrifft abertausende von neuen Womo's, wie zB HYMER, Bürstner, Laika, Tiago-Gruppe usw mit vorzeitig alternden AGM-Aufbaubatterien zu Lasten des Geldbeutels des Kunden.

Muss das der Womo-Käufer einfach akzeptieren? Ich fand NEIN, legte meinem Händler die schriftlichen Beweise vor (wie zB Betriebsanwendung des Ladegerätes und Solarreglers, das "Batterieblatt"). Ohne Wenn und Aber sanierte er darauf meine gesamte Anlage, kostenlos für mich. Das Verhältnis zwischen ihm und mir wurde dadurch überhaupt nicht belastet - im Gegenteil!
Heute würde ich ihm zusätzlich obigen PM-Artikel vorlegen. Auf Nichtwissen oder Markt- und Branchenüblichkeit könnte sich ein seriöser Händler, der doch Fachmann sein will, dann kaum mehr herauszureden versuchen, nicht wahr? (Ich bin kein Jurist, und mein Händler ist einer der grösseren in Deutschland).

GEL in der Praxis
Bereits in meinem früheren Womo achtete ich darauf, nie mehr als 20 % aus den Batterien zu entnehmen. Dies dankten mir meine damaligen GEL-Batterien mit einer Lebensdauer von über 15 (!) Jahren. Auch andere Womo-Besitzer berich-
teten in diesem Forum und anderswo von über 10-jähriger Lebendauer ihrer GEL.

Verbrauche ich heute beispielsweise 50 Ah pro Abend, so wäre dies bereits zu viel für die eingangs erwähnte 92-Ah-AGM. Daher müsste ich eine AGM-Batterie mit wesentlich höherer Ah-Kapazität kaufen, was teurer, schwerer und grösser bedeutet. Mein Händler empfahl mir zuerst 360-Ah-AGM für meinen budgetierten Verbrauch; ich wählte jedoch nur 280-Ah, aber als GEL. Dadurch sparte ich einerseits Gewicht, Diesel, Stauraum, Geld und andererseits, was mir wichtiger war, meine GEL lieferten mir erst noch mehr (!) Watt und viel mehr Zyklen, als die vom Händler empfohenen 360-Ah-AGM. Warum soll ich mit AGM auf eine neue Technologie setzen, die noch gar keine Langzeiterfahrungen haben kann?

Die erwähnten 50 Ah pro Abend würden nur 17,9 % meiner gesamten Ah-GEL-Kapazität entsprechen. Dank dieser jeweils geringen Entnahme würden mehr als 3'000 Zyklen möglich sein. Auf Jahre umgerechnet wird die Lebensdauer meiner GEL wieder weit über 10 Jahre sein.

Weder Staubsaugen (starke Entnahme via Umwandler bis 500 W; heute auch Haarföhn à 1700 W via Umwandler) noch Wintercamping unter dem Gefrierpunkt bereiteten meinen früheren GEL-Batterien während über 15 Jahren Probleme. Sie wurden im Winter nie (!) an das Landstromnetz gehängt (da genügend Sonne für die Spannungserhaltung vorhanden ist). Auf Camping- und Stellplätzen hängte ich mich nie ans Netz, da nicht nötig und da ich zu bequem dafür war; dadurch sparte ich nebenbei über Tausend Euros für Stromkosten auf CP/SP und tilgte damit die Investition in meine beiden Aufbaubatterien.

Ich bin kein Techniker, verdiente mein Brot nie in der Batterie- oder Campingbranche und musste daher lange recherchieren. Die obigen Zahlen und Aussagen erhielt ich in Schriftform oder telefonisch von mehreren Ladegeräte-Herstellern (inkl. Schaudt) und insbesondere einem Techniker der Firma EXIDE, der intern Mitarbeiter und extern Händler schult und der zudem Batterien untersucht, die während der Garantiezeit angeblich "ausgestiegen" und zurückgegeben wurden. Zu guter Letzt: Obiges ist unverbindlich, nach meinem bestem Wissen und ich habe nicht zum Ausdruck gebracht, dass EXIDE besser oder schlechter sei als Batterien anderer Hersteller. Es ging mir "nur" um den prinzipiellen Vergleich zwischen AGM und GEL.


Allen wünsche ich stets volle Batterien - nicht nur im Womo!
ROLF
braun999
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Re: AGM oder GEL? Das Ende des "Glaubenkrieges"!

Beitragvon heulnet » 16.04.2014 - 08:39:46

als der AGM boom ausbrach unter den womo fahrern hatte ich seinerzeit meinen übermieter angesprochen und um auskunft gebeten. der ist Dr. ( gebiet chemie ) und arbeitet bei der fa. EXIDE in der entwicklungsabteilung. seine damalige aussage war " AGM ist für wohnmobile ungeeignet " und diese aussage gab ich hier in die debatte. das wurde belächelt und zerrissen, obwohl ich das nicht fachlich gewertet habe, denn dazu habe ich null ahnung. ich hatte seinerzeit seinen rat beherzigt und mir nach 11 jahren neue Gel batterien gekauft. wenn ich das jetzt so lese, dann war das doch alles richtig damals. schadenfreude ---> nein. genugtuung ---> ja.

aber wer weiss, was nächste woche kommt. da wird vielleicht alles über den haufen geworfen.

gruss
heulnet
 

Re: AGM oder GEL? Das Ende des "Glaubenkrieges"!

Beitragvon chastefahrer » 11.07.2014 - 05:20:34

sehr guter Bericht Rolf,

jedoch 1x 92 Ah AGM (speziell die Bullen mit Prostata) mit Gel 280 Ah vergleichen ist wie ein Topolino der versucht den Ferrari aufm Nürnburgring einzuholen. 1700 W Föhn mit gutem Wandler entspricht 2 KW : 12V = 170A. 1 Stunde und Batterien sind am Röcheln.
Nach Gelangaben übersetzt sind Hochstromentnahmen für diese Typen nicht geeignet. AGM dagegen schon jedoch auch nicht C1 sonst auch tot und dazu kann mit demselben Lader auch die AGM Starterbatterie mitgeladen werden. Oder kann heute auch 90Ah Gel den Startstrom von 300-500A und die höhere Temperatur bewältigen?

Ich habe mir auch Gedanken betr. Gel gemacht. Jedoch scheiterte das bis anhin an den Abmessungen für die 2. Womobatterie zu den vorherigen an Prostata leidenden rennenden /stehenden Bullen, die nur max .11,5cm breit x 40cm x 29cm sein darf. Und dies gibt es leider bisher nur bei AGM Flies.

Von den Kosten da kann ich beipflichten, insbesondere, weil hier in CH Diese speziellen AGM's praktisch nicht erhältlich sind oder nur die, welche liegend (4 von 5) nicht dicht und damit nicht zulässige Einbaulage sind und die Säure aus dem Gasungsventil ausläuft. Hier wäre wiederum ein plus für Gel Ventillos.

Gruss Willy
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Re: AGM oder GEL? Das Ende des "Glaubenkrieges"!

Beitragvon a13rondo » 31.07.2014 - 16:58:27

Hi
der Beitrag von braun999 finde ich gut und zutreffend und teile ihn im Wesentlichen.

Allerdings könnte man etwas ergänzen: Bei AGM müsste man streng genommen unterscheiden zwischen
A) den ( bisherigen), den üblich/normalen AGM (die im Wesentlichen aus der Entwickllung von Start-Stop-Anlasserbatterietechnik für moderne PKW kommen) (und die von da her zwar hohe Anlasserströme, aber als Womo-Aufbaubatterie eben keine allzu hohe Entlade-ZyklenTIEFE , sollten sie länger halten, verkraften können (selbst wenn sie mit der notwendigen, bei Womos meist aber nicht vgorhandenen, richtigen Ladeendspannungvon von 14,7 V geladen werden) - uns aber dennoch als aufbautaugliche Versorgungsbatterien genau dafür angehökert wurden/werden oder weil halt billiger wie GEL erstausgerüstet wurden/werden) und
B) den neueren deep cyclus AGM (moderne Zubehörkataloge z.B. Reimo/Büttner usw weisen heuer nun BEIDE AGM-Arten aus- während das bei den Nutzern scheints immer noch nicht so recht angekommen scheint, dass AGM noch lange nicht gleich AGM sein muss) , die auch dickere Platten/höheres Gewicht ähnlich wie bei den GEL haben und schon eher geeignet sind, als AGM-Versorgunsbatterie auch bei der ZyklenTIEFE und damit dann auch bei der ZyklenZAHL mit den GEL-Werten mitzuhalten.

Denn 2 AGM-Vorteile sidn bei B) dennoch nicht von der Hand zu weisen: sie können ohne die Nachteile von A) höhere Entladestromstärken wie das die GEL eher schädigend (z.B. für WR-Fans undund) und sie sind bei Minustemp. besser, denn so ab minus 5 grd ist bei GEL (Wintercamper) chemisch/physikalisch wegen der dann halt immer steiferen reaktionsträgeren Paste innen drin kaum noch Ladungsaufnahme gegeben - bei AGM schon auch noch etwas tiefer immer noch. Es kommt also auch auf das jeweilige persönliche Nutzer-Profil (oder andersherum den halt heute oft serh hohen Komfort-ANSPRUCH bei allerlei elektrische 12V-Helferlein, die gemeint alo selbstverständlich, gar als unverzichtbar erscheinen) an, ob eher GEL geeignet/ausreichend (bei eher kleineren absoluten Entladestromstärkenhöhe) jeweils oder doch besser eine NEIN keine AGM (die die meisten kaufen !) sondern eine """deep cyclus""" - AGM, die dem wenn denn tatsächlich vorhanden höheren Entladestromstärken dann doch viel besser gerecht wird.

Ansosnten sah und sehe ich auch früher wie heute unverändert GEL für usn klar als besser geeignet an.

Allerdigns eines sollte auch erwähnt werden: Alles, was an Info so aus dem kleinen EXIDE-Bereich selbst (nicht vom Übervater Jonson-C....) in den Endconsumer-Bereich gestreut wird, muss man immer auch ETWAS danach betrachten, dass die anders wie andere EU-Hersteller da noch tüchtig in eine neue, nicht abgeschriebene GEL-Fabrik investiert haben. Egal ob sich da jetzt ein Vertriebler oder ein Entwickler/Labormensch zu äußert - geht es immer auch um seinen GEL-Arbeitsplatz.
Also nochmal: Kompliment für den finde ich guten Beitrag
Grüsse
a13rondo
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Re: AGM oder GEL? Das Ende des "Glaubenkrieges"!

Beitragvon Scout » 31.07.2014 - 18:02:52

Was ist bessser, was ist schlechter?
Nach dem Exidus meiner GEL Batterien habe ich AGM eingebaut. Die halten jetzt schon ein Jahr länger als die GEL Batterien, 7 Jahre.
Hier orientiere ich mich an der Praxis. Es gibt halt nicht DEN Anwendungsfall an dem schlechter oder besser festgemacht werden kann.
Gruß
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Re: AGM oder GEL? Das Ende des "Glaubenkrieges"!

Beitragvon feldhamster » 15.08.2014 - 15:08:20

Nach intensivster Recherche zu dieser Thematik habe ich bei meinem neuen Wombi die Batteriewahl nach dem Motto "back to the roots" getroffen und mich für eine wartungsfreie 180 Ah Solar-Marken(nass)batterie mit Megapulser und einen Batteriecomputer von Büttner entschieden. Das hat insbesondere was mit der Thematik Hymer und Schaudt zutun. Details hierzu würden den Rahmen sprengen.

Jedenfalls bin ich mit meiner Wahl mehr als zufrieden.
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