von aldibrain » 28.05.2006 - 10:48:02
Hallo,
nachdem ich per PN und nun auch hier im Forum von BINGO einige Reaktionen auf meinen Bericht bekommen habe, nun anstelle eines ausführlichen Berichtes vielleicht doch besser ein paar Lehren und Tipps aus dem, was wir erlebt haben und was am Ende - eben das Wunder von Dion - letztlich glücklich ausgegangen ist:
1. Achte auf die Signale Deines Hundes
Verweigerung von Leckerlis (Schweineohr, Kauknochen) usw. besonders bei den Halts im Ausland deuten auf Protest hin: Grund: fremde Gerüche, Geräusche usw. - Signal: Ich will hier nicht hin, ich will hier wieder weg!
2. Achte auf die Körpersprache Deines Hundes
Verstärktes Zerren und Ziehen beim Gang an der Leine, sturer Vorwärtstrieb bedeutet: "Achtung, ich will hier weg, egal ob mit oder ohne Euch!"
3. Vermeide Gaststätten, bei denen der Hund "angepflockt" draußen warten muss
Ist uns und unserer Kawu gleich am zweiten Abend in GR passiert. Auch hier kam Signal vom Hund, er nahm keine Happen an, die ich für ihn von meinem Abendbrot abzweigte und ihm auf seinen Anpflock-Terrassenplatz brachte.
4. Bevor Du nach all solchen Signalen den Hund frei laufen lässt, erkunde das Gelände
Besonders in südlichen Gefilden kann hinter der nächsten Baum- und Buschgruppe eine völlig andere Situation lauern. Bei uns waren das versprengte Schaf-/Ziegenherden, wild lebende Hunderudel und plötzlich durch die Gegend donnernde Panzer, die dann auch noch kriegsübenderweise ihre Kanonen abfeuerten.
5. Chip und Telefonnummer am Halsband nutzen nur bedingt
Wenn den Hund niemand findet, er niemanden zuläuft nutzen beide Maßnahmen nichts. Selbst wenn er zuläuft, weiß niemand, dass der Hund gechipt ist. Erst wenn er in einer Tierauffangstation abgegeben wird, wird er dort auch auf das Vorhandensein eines Chips untersucht. (Auch unsere Kawu ist gechipt.)
Telefonnummer nutzt auch nur bedingt, da selten aus dem Ausland jemand eine deutsche Nummer anruft, schon allein wegen der Sprachhürde.
Chip und Telefonnummer sollten sein, sind aber meistens nur mehr oder weniger eine Option auf das Prinzip Hoffnung.
6. Führe eindeutige Identifikationsmerkmale für Deinen Hund mit Dir
Bilder, aus den die besonderen Merkmale des Hundes ersichtlich sind, in unserem Falle war das der doppelt gekringelte Schweif. Genaue Beschreibung des Halsbandes, Daten und Aussehen der Gesundheitsmarke, die der Hund immer am Halsband tragen sollte.
7. Der Name des Hundes und seine korrekte Aussprache
Bedenke, Du bist im Ausland und nicht jeder dort kennt sich mit der deutschen Aussprache aus. Verzichte im Verbaldialog mit Einheimischen auf lange Erklärungen und Beschreibungen, wiederhole den Namen Deines Hundes so oft wie möglich und nötig, bis Dein Gesprächspartner ihn fast von alleine nachspricht. "Kawu, Kawu" - das war im Ort DION schon ein geflügeltes Wort und drückte alles aus - "Habt ihr den Hund wieder?", "wir halten nach wie vor Augen und Ohren offen nach ihm", "wir fühlen mit euch" ...
Und: Das inländische Wort für Hund, in unserem Falle lautsprachlich "Skilli", das solltest Du als erste Vokabel mit der entsprechenden Fragegestik draufhaben.
8. "Fahndung" auslösen
Suche den nächsten Foto- und dann einen Copyshop auf, lasse in der Landessprache ausreichend "Wanted"-Poster in A4-Format herstellen. Darauf sollten nur neben den Bildern Deines Hundes die wirklich wesentlichen Angaben stehen. Vor allen Dingen nur eine Telefonnummer und hier wie in unserem Falle eine einheimische. Versuche auch, die örtliche Zeitungsredaktion für Deinen Notfall zu gewinnen.
Verteile "Wanted"-Poster an Tankstellen, auf Polizeistationen in Gaststätten und hänge sie an all Deine Womofenster. Erkläre Dein Problem nicht langatmig, funktioniert in der fremden Sprache eh nicht, und in GR wie bei uns siehts mit Englisch bei der "normalen" Bevölkerung auch nicht so gut aus. Lege vielmehr Wert auf das seelisch-menschliche, dann wirst Du viel besser angenommen und Dein Problem bleibt bei Deinem Gesprächspartner haften.
9. Suche Dir einen örtlichen Suchpartner, am besten einen, der selbst Hundehalter ist
Alle vorherigen Tipps hätten uns selbst wahrscheinlich nicht geholfen, wenn wir nicht vor Ort eine Familie gefunden hätten, die uns mit allen Mitteln - Suchfahrten mit ihrem Pkw, mit ihrem Moped, Suchaufrufe über die im Kirchturm plazierte örtliche Lautsprecheranlage, Aktivierung und Sensibilierung fast der gesamten örtlichen Bevölkerung - unterstützt hat.
Und, siehe Punkt 5, deren Telefon(nummer) war die zentrale Leitstelle für die Suchaktion. Nur so konnten alle örtlich und regional eingehenden Meldungen sprachbarrierefrei aufgenommen und weiterverarbeitet werden.
10. Gib die Hoffnung nie auf
Am 1. Mai trafen wir in Griechenland ein, am 2. Mai um 14:30 h verloren wir unsere Kawu, am 18. Mai machten wir uns ohne sie auf den Heimweg, unser Urlaub ging zu Ende und die lange Fahrt nach Hause lag noch vor uns. Am 21. Mai gegen 13:30 h erreichte uns die Nachricht, Kawu sei gefunden. Da befanden wir uns auf der A 24, ca. 100 km von unserer Haustür entfernt.
Gefunden wurde unsere Kawu in einem 15 km von DION entfernten Ort und zwar von dem DIONer-Ehepaar, unseren seither wunderbaren griechischen Freunden! das sich die gesamte Zeit über unserer Sache angenommen hatte und dem wir nicht nur zu verdanken haben, dass unsere Kawu wieder bei uns ist, sondern das uns gezeigt hat, was auch oder insbesondere in der heutigen Zeit Freundschaft und menschliche Werte bedeuten.
MeckPomm
"Urlaubsland Nummer eins
und sonst weiter keins!"