von nitefly » 12.10.2005 - 02:35:44
Ganz klare Sache:
Den Händlern wird die Luft auch immer dünner. Das Einzige, womit noch Geld verdient wird ist der Zubehörhandel und der Service.
Hier schlägt er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe:
1. Kundenbindung und Zufriedenheit (klar, der Kunde behält den Händler in guter Erinnerung, und geht da gerne wieder hin)
2. Der Händler kann seine Leute beschäftigen, und die Rechnung letztendlich dem Werk stellen. (Die wissen ja nicht, daß der Händler proaktiv den Kunden dazu eingeladen hat, wenn ja, würde der was zu hören kriegen!)
Jedes Automodell hat irgendwo Dreck am Stecken, und wenn sich der Kunde meldet, dann kriegt er das auch in Ordnung gebracht. Meldet er sich nicht, dann hat er halt Pech gehabt.
Und für den Händler ist es gerade egal, wer die Zeche zahlt, ob der Kunde, oder das Werk. Er hat den Umsatz.
Habe selbst mal sowas erlebt: In meinem A6 (V6-Motor) war serienmässig eine doppelte-Abgasanlage eingebaut (je eine für je drei Zylinder, daher auch zwei Katalysatoren)
Nun, als ich das Auto mit vier Jahren gekauft hatte, war einer der Katalysatoren kaputt (Keramikkörper gebrochen), und hat ziemlich Lärm gemacht.
Bin damit zu einem Audi-Händler, bei dem ich den Serviceleiter kenne.
Der hat sich das angesehen, hat mir den schwindelerregenden Preis für den Kat genannt, und mich dann gefragt: "Das Auto gibt doch im Unterbodenbereich heftige Dröhngeräusche von sich, oder???"
Ich habe erst nicht begriffen, doch er nochmal: "Das Ding dröhnt!! Sag halt JA!!!"
Na gut, wenn er mich so nett bittet....
Dann rückt er damit raus, daß es da eine Umrüstaktion gibt, bei der bei Kundenbeschwerden wegen "Dröhnen" die komplette Abgasanlage von den Hosenrohren bis zum Endschalldämpfer gegen eine Mono-Kat-Anlage ausgetauscht wird (Edelstahl, wohlgemerkt!)
Das haben die dann auch gemacht, ich habe keinen Pfennig bezahlt, und die haben einen Monteur und einen Azubi einen ganzen Tag lang beschäftigt, und nicht wenig Umsatz gemacht. Da mußten die Stehbolzen am Zylinder ausgetauscht werden (neue Gewinde schneiden), neue Befestigungspunkte am Wagenboden geschaffen werden, diese versiegelt werden etc.
Von Dröhnen im Unterbodenbereich habe ich wirklich nie was bemerkt!
Aber das ist es auch, woran unser System krankt:
Gerade bei großen Unternehmen ist es mittlerweile üblich, daß man so damit beschäftigt ist, sich intern gegenseitig Leistungen zu verrechnen (das ist sehr leicht, keiner fragt nach, jedenfalls viel leichter, als wenn es einen Kunden trifft, der das Geld nicht so locker sitzen hat), daß manche vergessen, woher das Geld denn eigentlich kommt. Das ist dann Blindleistung, bei der sich eine Abteilung an der anderen gesundstößt.
Für den Kunden ist das definitiv Klasse!
Nur die Arbeitnehmer dieser Firmen wundern sich dann irgendwann, warum ihr Arbeitsplatz plötzlich in Gefahr ist, sie haben doch das ganze Jahr heftigst zu tun gehabt. Sie hatten Auftragsnummern, worauf sie sich produktivieren konnten.
Doch daß sie damit das Gesamtergebnis des Konzerns vermindert haben, ist ihnen nicht klar, oder wollten sie nicht sehen.
Die von karl54de geschilderte Aktion ist höchstwahrscheinlich ähnlich gelagert.
Ich plädiere dafür, daß der Händler hier nur per PM genannt wird, denn der könnte mit dieser Aktion ernsthafte Probleme bekommen, wie man sich vielleicht vorstellen kann.
Gruß
Nite_Fly