einerseits habe ich während meines Winterurlaubs einen messbaren Energieeintrag in meine Bordakkus durch die Solaranlage feststellen können (auf etwa 2000m Höhe bei sehr frostigen Außentemperaturen), und zwar sowohl bei absolutem Sonnenschein als auch bei leicht bewölktem Himmel (da eben etwas weniger).
Andererseits belehren mich erfahrene User hier wiederholt, dass Solarpanels im Winter absolut nichts bringen (können)!
Woher rührt also diese Diskrepanz?

Ich weiß es noch nicht endgültig, deshalb stelle ich hier meinen aktuellen Wissensstand zur Diskussion.
Die meinen aktuellen Wissensstand begründenden Quellen sind z.T. ziemlich "wissenschaftlich" und erschließen sich selbst mir als Halbleiter-Fachmann mit entsprechendem Grundlagenwissen nur schwerlich, aber trotzdem!
Ich versuche mal verträglichst zu übersetzen ...Schau'mer male!

(Absatznummerierung zum leichteren Zitieren!)
(1) Ich vermute, dass die meisten der mich belehrenden User hier Solarpanels auf Si-(Silizium)-Basis überm Kopf haben (in welcher der vielen Si-basierenden Möglichkeiten auch immer). Richtig??
Meine Panels sind hingegen CIS-Panels (also Dünnschichtpanels, Würth-Solar via Büttner Elektronik).

(2) Si-basierende Solarpanels können aufgrund der Eigenschaften des Siliziums (Grundwissen Halbleiterphysik) nur infrarote Strahlung (IR, also Wärmestrahlung) in Ladungstransport (also Strom) umsetzen.
Gibt es kein IR - dann gibt es auch keinen Strom aus der Si-Sperrschicht!
Da die Sonne in der Winterszeit dank der atmosphärischen Eintrübung uns kaum noch IR erhaschen lässt, ist bei Si-basierenden Solarpanels "Daumendrehen" angesagt.
Und das noch zusätzlich dank der für die hohen Sommertemperaturen ausgelegten guten Hinterlüftung, die eine Eigenerwärmung (also IR-Strahlung im Panelinneren) im Winter praktisch ausschliesst!
(3) Si-basierende Solarpanels brauchen eine bestimmte Betriebstemperatur (mein Wissen aktuell: etwa oberhalb des Gefrierpunkts?), um dem durch die Infrarot-Einstrahlung entstehenden Strom eine sinnvolle (also niederohmige) Verbindung zwischen den Panel-Elektroden zu bieten (Stichwort aus der Halbleiterphysik: freie Weglänge). Darunter geht temperaturbedingt jeder strahlungsgenerierte Strom aus der Si-Sperrschicht verloren ...
(4) CIS-Zellen verwerten aufgrund ihrer Eigenschaften zusätzlich zur IR-Strahlung (Stichwort aus der Halbleiterphysik: Sperrschichtweite) gleichwertig auch UV-Strahlung! Und die gibt es (aufgrund der kürzeren Wellenlänge) auch im Winter ausreichend (wie war das mit der Sonnencreme beim Skifahren?), und das sogar bei bedecktem Himmel! Und je höher (wie gesagt: ich war auf 2000m) um so mehr! Also nix mit "Daumendrehen" in der stromgenerierenden Sperrschicht!
(5) Aufgrund der geringeren Schichtdicke der CIS-Zellen liegt die Betriebstemperatur zum Erreichen einer sinnvollen (also niederohmigen) Verbindung zwischen den Panel-Elektroden (Stichwort aus der Halbleiterphysik: freie Weglänge; bitte nicht verwechseln mit: Sperrschichtweite!) deutlich niedriger als bei Si-basierenden Zellen (mein Wissen aktuell: knapp oberhalb -20 Grad C).
(6) Mein aktuelles Fazit: CIS-basierende Solarpanels liefern im Winter bei deutlichen Minusgraden und eher geringem Sonnenschein wohl einen Energieeintrag, den Si-basierende Zellen frühestens bei frühlingshaftem Wetter (Sonne + Temperaturen!) erreichen können!

(7) Gerade bei tiefem Sonnenstand ist eine evtl. Beschattung (SAT-Anlage!) der Solarpanels zu beachten!

- Für Si-basierende Solarpanels evtl. der endgültige "Todesstoß", da sie aufbaubedingt (selbst bei optimalem IR-Eintrag) bei Teilabschattung (bauartbedingt evtl. schon ab 20% Teilabschattung!) keinen vernünftigen Ladestrom mehr produzieren!

- Bei CIS-basierenden Solarpanels sinkt der Ladestrom nur etwas unterproportional zur Teilabschattung ...

(8) Der aufgrund des Entwicklungsstands um ca. 3-5% (?) niedrigere Wirkungsgrad der CIS-Solarpanels gegenüber spitzenmäßigen monokristall-Si-basierenden Solarpanels (verglichen bei optimaler Einstrahlung und Raumtemperatur oder höher!) scheint mir da vernachlässigbar, denn gegenüber allen anderen Si-basierenden Solarpanels bieten sie einen (z.T. eklatant, siehe (9)) höheren Nutzwert!
(9) CIS-basierende Solarpanels erzeugen eine deutlich höhere Leerlaufspannung als Si-basierende Solarpanels und somit können die Laderegler auch bei deutlich schlechteren (wetter- bzw. sonnenstandsbedingten) Randbedingungen noch ausreichend gespeist werden! D.h. auch durch diesen Effekt ein "gleitender" Übergang in den Bereich des niedrigen Energieeintrags statt eines abrupten Si-bedingeten Endes!
Ernest: Abschnitt (9) ergänzt am 21.01.2009
Allzeit wohlgeladene Bordakkus und von mir "spannende" Grüße

Ernest