Urlaub an der französischen Atlantikküste
Über Freiburg und Montluçon fuhren wir in 3 Tagen mehr als 1200 km nach Coulon, das unser erster Ausgangspunkt für Besuche in die umgebenden „Marais“ werden sollte. Den dortigen Wohnmobil-Stellplatz (Autremont) fanden wir dank GPS und Beschilderung sofort. Er war riesig, offensichtlich vor noch nicht allzu langer Zeit neben dem PKW-Parkplatz angelegt, mit Entsorgung, und bei unserer Ankunft an einem Samstag schon ziemlich belegt.
Wir stellten unser WOMO ab und machten uns zu Fuß auf zum Besucherzentrum Marais Poitevin und den Kanälen. Noch ein Orientierungsspaziergang, dann wollten wir zurück zum WOMO, doch dazu kam es nicht. Wir liefen einen mit Split befestigten Gehweg entlang, der seitlich ohne Übergang steil nach unten abfiel. Wegen der dort stehenden Büsche und Sträucher war dieser Abhang nicht sofort zu sehen, so dass mein Mann so unglücklich dort runterrutschte, dass er sich einen komplizierten Bruch direkt über dem Fußknöchel zuzog.
Aus einem nahe gelegenen Restaurant kamen zwei Damen aufgrund der Schmerzensschreie angerannt und riefen die Feuerwehr an, da Ralph hilflos am Boden lag. Etwas später kamen zum Glück noch 3 Feuerwehrleute, die zufällig auf den Kanälen gerudert waren und leisteten Erste Hilfe, indem sie den Fuß stabilisierten und einen Sonnenschirm besorgten. Das Krankenauto der Feuerwehr ließ etwa 45 Minuten auf sich warten, dann ging es zum nächstgelegenen Krankenhaus in Niort. Da Ralph kein französisch kann, durfte ich mitfahren, um erste Formalitäten zu erledigen und Fragen nach seinem allgemeinen Gesundheitszustand und vergangenen Krankheiten bzw. Operationen zu beantworten. Liebe Zeit, wie heißt denn nun Leistenbruch auf französisch. In meiner Aufregung fielen mir auch einfachere Worte nicht mehr ein. Da ich aber die gleichen Fragen noch viermal beantworten musste (gibt es hier keinen Computer?) war ich am Ende richtig fließend im Medizinjargon.
Außer einer Druckmanschette hatte Ralph bisher noch keine Behandlung und entsprechend große Schmerzen. Schließlich nach fast 2 Stunden bekam er die erste schmerzstillende Spritze, die aber nur wenig half. Dann Röntgenaufnahme, Ausrichten des Fußes unter lokaler Betäubung, warten auf den Chirurgen. Dann Entscheidung, es muß operiert werden. Endlich abends 20.00 h, 6 Stunden nach dem Unfall, ging es in den OP. Die Operation sollte nur 1 ½ Stunden dauern, doch um 23.00 Uhr sah ich zufällig den Chirurgen, der offensichtlich verwundert war, dass ich immer noch wartete. Ralph müsse noch mindesten 1 ½ Stunden im Aufwachraum verbringen.
Eine der Schwestern rief mir netterweise ein Taxi und um Mitternacht war ich wieder im WOMO.
So, nun war ich allein mit unserem WOMO. Ich war zwar schon damit gefahren, aber nie allein. Außerdem hasste ich Stadtdurchfahrten und enge Straßen. Auch hatte ich mich nicht weiter um technische Details gekümmert. Ver- und Entsorgung, Strom, Gas usw. waren immer die Sache meines Mannes. Schließlich wollte er das – in meinen Augen - Riesen-Gefährt unbedingt haben!! Mein Orientierungssinn ist auch nicht der Rede wert. Zum Glück hatten wir ein Navi (mit Namen Elfriede), das uns zwar schon öfters in die Irre führen wollte, aber wenigstens die Richtung angeben konnte.
Am nächsten Morgen begann ich den Kampf mit Navi und Innenstadt von Niort. Der Weg zum Krankenhaus schien um die Stadt herumzugehen, wenigstens etwas beruhigendes. Bei der ersten Ampelkreuzung sagte Elfriede nichts, also geradeaus, obwohl die Straße reichlich eng war. Aber es gab kaum Verkehr und nach einigen Kilometern war ich auf der breiten Hauptstraße. Nach einigen Kreisverkehren sollte ich beim nächsten die „zweite Ausfahrt rechts abbiegen“, aber die war wegen Bauarbeiten gesperrt. Also schnell in die erste Straße rechts rein. Elfriede wollte dann die nächste links, was mir logisch erschien, doch diese Straße ging im Halbkreis nach rechts und am Ende sollte ich wieder rechts. Sogar mein geringer Orientierungssinn sagte mir, dass ich dann wieder am Kreisverkehr wäre. Also links rum, wo ich schließlich ein Umleitungsschild entdeckte und dem folgte. Von da ab ging alles gut, ich kam tatsächlich zum Krankenhaus. Aber freie Parkplätze gab es noch nicht mal für PKW geschweige denn Wohnmobile.
Ich fuhr wieder aus dem riesigen Krankenhausgelände raus und in die nächstmögliche Seitenstraße. Keine Parkplätze, dafür waren die Straßen auch viel zu eng. Schließlich kam ich zu einer Unterführung – passe ich da wirklich durch – und dann in eine Art Industriegebiet mit freien Parkplätzen am Straßenrand. Puh, ich war erst mal froh, das WOMO abstellen zu können, egal wie weit entfernt vom Krankenhaus. Elfriede zeigte 1.5 km, na das schaffe ich gut zu Fuß.
Ralph hatte einen dicken und schweren Gipsverband bis zum Knie, hatte Schmerzen und fühlte sich nicht so gut. Den Urlaub können wir vergessen und wie kommen wir nach Hause? Ganz abgesehen davon, dass ich die weite Strecke nicht fahren wollte, würde das Geschaukel im Wagen für meinen Mann eine Qual sein. Aber erst mal abwarten, wie lange er im Krankenhaus bleiben müsste. Der Arzt meinte 5 Tage, möglicherweise auch kürzer.
In unserem französischen Stellplatzführer war ein WOMO Stellplatz, allerdings ohne Entsorgung, in Niort in der Rue Bessac aufgeführt, Zufahrt über das Schwimmbad Prè Leroy. Die Rue de Bessac wäre laut Navi nur etwa 3 km vom Krankenhaus entfernt, immer noch zu Fuß erreichbar und definitiv besser als jeden Tag ins 17 km entfernte Coulon zu fahren.
Eine der Krankenschwestern kannte zwar das Schwimmbad, aber nicht die Rue de Bessac und wusste auch nichts von einem Stellplatz. Aber ich wollte es trotzdem mal versuchen. Elfriede führte mich zur Place de la Breche, einem riesigen Parkplatz in der Innenstadt mit verschiedenen Fahrspuren, die drum herum führten. An einer Ecke sollte ich nach rechts, doch diese Straße war für Autos gesperrt. Also geradeaus. Nach einer Weile nach links, dann wieder links und ich war wieder – wen wundert’s – auf der Place de la Breche. Mist. Also nochmal drum herum, geradeaus, nicht links sondern weiter. Eigentlich sollte ich doch nach rechts, aber es gab rechts keine Straße, in die ich einbiegen wollte, wobei das Navi immer wieder „biegen Sie links ab“ dröhnte – „Mache ich nicht, Du dumme Ziege“ ich führte hitzige Diskussionen mit Elfriede. Nach etlichen nervenaufreibenden Irrfahrten durch enge Straßen im regen Sonntagsverkehr, fand ich eine Lücke am Straßenrand und suchte im Navi das Schwimmbad Prè Leroy. Tatsächlich, Elfriede kannte das, es war aber ganz woanders und ca 17 km entfernt. Na, die Schwester kannte die Rue Bessac auch nicht, vielleicht stimmte diese neue Adresse doch. Also ließ ich mich vom Navi aus Niort herausführen und endete in einem Wohnviertel, in einer Sackgasse – „Sie haben Ihren Bestimmungsort erreicht“ – mit weit und breit keinem Schwimmbad und keinem Stellplatz. Wunderbar. Ich beschloss, zurück nach Coulon zu fahren.
Am Stellplatz angekommen, fuhr ich rückwärts in „unseren“ Platz, stellte den Motor ab und stieg aus, um zu sehen wie weit ich noch zurückfahren musste. Ein kleines Stückchen ging noch. Ich ließ den Motor wieder an bzw. wollte es, doch der tat keinen Mucks mehr. Klasse. Nachdem sich gar nichts rührte, konnte es nur an der Batterie liegen. Das war uns schon mal mit einem Miet-WOMO passiert, da war ein Kabel locker. Ich bekam tatsächlich die Motorhaube auf, fand auch die Batterie und wackelte ein bisschen an den sichtbaren Kabeln herum. Die waren fest. Also ADAC Frankreich. Ich erklärte die Situation und wo ich mich befand. Man wollte in etwa 2 Stunden kommen. Das wäre dann nach 19.00 h.
Etwa 1 Stunde lang lief ich am Eingang zum Parkplatz hin und her, um dem ADAC-Menschen die Suche nach unserem WOMO zwischen den vielen anderen zu ersparen. Es kam niemand. Schließlich eine Nachricht vom ADAC, dass man den Parkplatz nicht finden könne. Ich erklärte noch mal genau die Lage und erfuhr, dass man dann in ca. ¾ Stunde da sein würde. Kurz darauf ein Anruf vom ADAC: „Muss es unbedingt heute noch sein? Falls die Batterie leer ist, müssen Sie eine Weile herumfahren.“ Ich hatte bereits den gleichen Gedanken gehabt und sagte erleichtert, morgen früh täte es auch. „Wie wäre es zwischen 10 und 11?“ fragte der ADAC-Mann. Das war mir doch zu spät, so einigten wir uns auf zwischen 9 und 10 Uhr.
Ich stand wieder Wache am Eingang, und tatsächlich kam der Abschleppwagen wie vereinbart. Der Techniker prüfte noch die Kabel unter der Batterieabdeckung, alles fest. Er startete den Wagen und meinte, ich müsse unbedingt sofort zur Fiatwerkstatt und mir eine neue Batterie besorgen, da diese offensichtlich kaputt sei. „Bloß nicht den Motor ausgehen lassen“.
Die Fiatwerkstatt wäre in der Avenue de Paris, Hausnummer wusste er nicht, ich würde sie schon finden. Elfriede wollte unbedingt eine Hausnummer, na denn 9, und los ging’s. Es eilte, da der ADAC-Mann wartete, ob ich auch losfahren konnte.
Elfriede rächte sich für mein Geschimpfe tags zuvor und führte mich wieder in enge Straßen in der Innenstadt. Schließlich sollte ich in eine kleine Seitenstraße fahren, vor der allerdings ein Sackgassenschild stand. Was nun? Es ging eine weitere Straße von dieser Straße ab, so hoffte ich blauäugig, dass das Schild für diese gedacht war und fuhr rein. Sicherlich gab es auch am Ende, falls wirklich nötig, eine Umkehrmöglichkeit. Nach etwa 200 Metern war aber die Straße wirklich zu Ende, der Weiterweg, den ich von vorne zu sehen glaubte, nur für Fußgänger und Radfahrer. Nun hätte ich eigentlich in die Einfahrten zweier gegenüberliegender Privatgärten rein fahren und zwar mühselig aber wahrscheinlich doch, umkehren können. Als ich ausstieg, um die Lage auszuloten, fuhr aber ein PKW vor eine der Einfahrten, eine Dame stieg aus und fragte nicht ganz freundlich, ob ich denn das Sackgassenschild nicht gesehen hätte. Ich murmelte was von GPS und ich könne doch hier wenden, wenn sie nur wegfahren würde.
Sie weigerte sich kategorisch: „Ich bin die Besitzerin dieses Gartens, mein Gartentor wurde durch Leute wie Sie schon so oft beschädigt, wobei ich die Reparatur bezahlen musste, dass ich hier niemand mehr wenden lasse. Fahren Sie doch rückwärts wieder raus. Wo wollen Sie denn eigentlich hin?“ Sie sah wohl meine Verzweiflung und versprach, mir vorauszufahren und den Weg zu zeigen, sobald ich aus diesem Engpass raus wäre.
Super, ich soll 200 Meter in einer engen Straße zurückfahren, auf der abwechselnd rechts und links Autos parken! Da hätte ich schon mit meinem PKW Schwierigkeiten. Und dann mit dem breiten WOMO ohne Sicht nach hinten nur mit zwei Seitenspiegeln. Wie soll ich das bloß schaffen? Doch ich hatte keine Wahl. Zentimeterweise – zumindest kam es mir so vor – fuhr ich rückwärts, die Dame mit ihrem PKW hinter bzw. vor mir her. Mehrmals stieg ich aus, dann kam eine Stelle, wo ich dachte umkehren zu können. Aber die Dame meinte, das wäre viel zu eng und der Weg wäre nun ja nicht mehr so lang. „Nicht mehr lang“, hatte die eine Ahnung vom Zustand meiner Nerven. Schließlich kam eine Stelle, an der ich definitiv umdrehen konnte, was ich dann auch tat. Da waren es aber wirklich nur noch ein paar Meter gewesen, das hätte ich mir sparen können.
Die Französin hatte aber wohl doch Mitleid mit mir, denn sie winkte mir, ihr nachzufahren – ich hatte eigentlich erwartet, dass sie inzwischen die Geduld verloren hätte. Mit ihrer Hilfe fand ich dann tatsächlich die lange, breite Av. de Paris. Von wegen Nr. 9. Ich kam bei Nr. 300 raus. Zum Glück eine nicht ganz legale Möglichkeit zum Halten und auf der anderen Straßenseite eine Tankstelle. Motor laufen lassen, schnell über die Straße und nach der Fiat-Werkstatt fragen. „Die ist da runter“. Also wenden und weiter die Straße lang. Keine Fiatwerkstatt. Auf dem Parkplatz eines Möbelgeschäftes hielt ich und fragte eine Verkäuferin. Die hatte keine Ahnung, meinte aber, ein Stück weiter rechts wären die ganzen Autofirmen, da müsse auch Fiat sein. Na das hörte sich doch schon besser an. Ich fuhr in ein riesiges Industriegebiet rein. Da gab es wirklich alle Marken von VW bis Peugot, aber kein Fiat. Das gibt es doch gar nicht. Ich fragte bei VW, nicht weil das eine deutsche Autofirma ist sondern weil deren Parkplatz am größten war. „Fiat ist gleich gegenüber auf der anderen Seite der Straße. Sie müssen ganz außen rum fahren.“ Hm, mit der Erklärung konnte ich nicht viel anfangen, fuhr aber der Handbewegung des Erklärers folgend weiter. Alle möglichen Firmen, kein Fiat.
Inzwischen klingelte mein Handy. Ich hielt an. Mein Mann sollte heute entlassen werden und ich solle ihn gefälligst abholen. Na so was, es waren doch mindesten 3 Tage vorgesehen wenn nicht 5. Das waren ja gute Nachrichten, aber ich musste erst diese Fiatwerkstatt finden. In den Autounterlagen entdeckte ich schließlich die Adresse bzw. Hausnummer der Werkstatt, doch Elfriede behauptete, die gibt es nicht. Die höchste Nummer im Navi war 430, Fiat 459. Also dann halt 430, das müsste zumindest in der Nähe sein. Elfriede führte mich zurück zur Hauptstraße. „Biegen Sie rechts ab.“ Das kam zu spät, schon war ich auf der Umgehungsstraße. Nächste Ausfahrt raus und zurück. Schließlich wieder Av. de Paris. „Nach 150 Metern biegen Sie links ab“. Ja, da war ich noch nicht. Ich atmete auf. Kaum war ich abgebogen, meinte Elfriede: „Kehren Sie wenn möglich um.“ Was denn nun? Ich fuhr ein Stück die Straße rein, kein Fiat. Also doch umkehren und rechts rum, anders ging es nicht. Nächste Möglichkeit wenden, dann wollte Elfriede wieder in die gleiche Straße rein. Was soll’s, vielleicht traf ich dort jemand, der den Weg zur Werksatt kannte. Im nächsten Geschäft hatte ich tatsächlich Glück. Ein sehr netter Herr beschrieb mir den Weg genau. Die Werkstatt war nur ein paar Meter entfernt, aber von hier aus nicht zugänglich. Einmal ums Karree, auf die Av. de Paris, und da ENDLICH Fiat. Die Werkstatt war etwa 300 Meter von dem Möbelgeschäft entfernt, wo ich zuerst gefragt hatte, aber auf der linken Seite kurz hinter der Kreuzung, wo ich rechts abgebogen war. Dafür bin ich nun eine Stunde Zickzack gefahren
Nun ging alles ganz schnell. Mein Wagen wurde sofort in die Werkstatt gebracht und die Batterie untersucht. Der nette Techniker fand auch gleich den Fehler: Es war doch eines der Kabel unter der Abdeckung etwas gelockert. Die Batterie war in Ordnung. Er reinigte die Verbindungen, schraubte alles wieder fest und war nach 20 Minuten fertig. Puh.
Nun schnell ins Krankenhaus. Hoffentlich findet Elfriede das von hier aus. Aber es gab kein Problem. Natürlich keinen Parkplatz, so dass ich wieder in meiner Straße parken musste.
Mittlerweile war es 14.00 h, doch die Entlassungspapiere waren noch nicht fertig. Nach 2 weiteren Stunden konnten wir das Krankenhaus verlassen. Ich holte den Wagen und fuhr wieder zum Stellplatz nach Coulon. Wir hatten ja noch keine Gelegenheit gehabt zu überlegen, wie es nun weitergehen solle.
Meinem Mann ging es eigentlich gar nicht gut. Im Laufe des Abends wurde sein Zustand immer schlechter. Um 23.00 Uhr brachte ich ihn wieder zurück ins Krankenhaus. Notaufnahme – da waren wir doch schon mal. Mitten in der Nacht gab es sogar einen freien Parkplatz
Nach sage und schreibe 15 Stunden die Diagnose: Lungenentzündung. Sofort wieder auf Station. Dieser Urlaub hatte es wirklich in sich.
Für Navi-Touren durch Niort auf der Suche nach dem verflixten Stellplatz hatte ich heute keine Nerven, so fuhr ich abends zurück nach Coulon. Da kannte ich mich wenigstens aus. Am nächsten Tag gleich zur Seitenstraße parken. Die Ärztin meinte, Ralph müsse einige Tage im Krankenhaus bleiben. Am Nachmittag machte ich mich zu Fuß auf in die Fußgängerzone der Innenstadt, wo es laut dem kleinen Stadtplan in unserem Reiseführer ein Informationsbüro geben sollte. Sicherlich wusste dort jemand, wo der Stellplatz war.
Das Informationsbüro war umgezogen, so kaufte ich mir in einer Bücherei einen Stadtplan und fand dann auch schnell den großen Parkplatz mit daneben liegendem scheinbar neu angelegtem Stellplatz mit Ver- und Entsorgungsstation und sogar Stromanschluß. Ein handgeschriebenenr Zettel am Eingang sagte: Gebühr €7 pro Tag. Ich fragte einen der Camper, wo man das bezahlen müsse. Der meinte, es sollte eigentlich jemand kassieren, aber es kam nie jemand, also war das ganze wohl in der Nebensaison kostenlos. Der Platz war tatsächlich in der Rue de Bessac und etwa 30 Minuten zu Fuß vom Krankenhaus entfernt.
Abends fuhr ich das letzte Mal nach Coulon, weil ich noch einkaufen musste und es auf dem Weg einen größeren Supermarkt gab. Außerdem meinte ich, dass die Zufahrt zum Stellplatz von Coulon aus einfacher wäre, da ich nicht durch die Innenstadt müsste. Das war denn auch der Fall, wenn mich Elfriede auch am Ende wieder in eine Sackgasse manövrieren wollte. Diesmal fiel ich nicht drauf rein, drehte um und fuhr zum nächsten Kreisel. Dort sah ich dann das erste Hinweisschild zum Stellplatz und war ein paar 100 Meter weiter dann tatsächlich angekommen. Ich suchte mir einen schönen Platz mit Stromanschluß und stellte das WOMO erleichtert ab. Das wollte ich einige Zeit nicht mehr bewegen.
Nun lief ich zweimal am Tag, vor- und nachmittags, zum Krankenhaus und zurück, denn ich sollte bei den Arztvisiten dabei sein, um zu übersetzen. Ich lernte die Innenstadt von Niort kennen, entdeckte den kostenlosen Shuttlebus, besah mir die vielen Kirchen, den beeindruckenden Donjon von außen, suchte einen zu Fuß erreichbaren Supermarkt und legte viele Kilometer zurück. Soll ja gut sein für die Hüftgelenke. Ver- und Entsorgung hatte ich mittlerweile auch gelernt.
Die Rückfahrt nach Hause war aber immer noch nicht geklärt. Wir hatten gehofft, dass einer unser Söhne uns abholen könne - „So eine Fahrt mit dem TGV wäre doch auch mal interessant“ - doch die hatten keine Zeit. „Ruft doch den ADAC an. Wozu habt Ihr eine Versicherung?“ Sie hatten ja Recht und nach der Lungenentzündungsdiagnose war zumindest für meinen Mann eine Reise im WOMO kaum mehr möglich. Noch von der Notaufnahme aus rief ich in München an. Selbstverständlich würde er zurück transportiert, falls die Ärzte das für nötig hielten. Mit einem Gipsbein wäre das so gut wie sicher. „Was ist dann mit dem WOMO?“ fragte ich. Wenn ich mich nicht allein zurück zu fahren traute, würde jemand kommen und mit mir fahren. „Wie schnell geht das denn?“ Mit ein paar Tagen müsste ich schon rechnen. Na, das hörte sich doch ganz gut an.
In den folgenden Tagen führten wir weitere Gespräche mit ADAC und einer deutschen Ärztin, die meinte, eine Rückfahrt im WOMO wäre völlig ausgeschlossen. Mein Mann müsse auf jeden Fall fliegen und ob ich bereit wäre, mit zu fliegen. Sonst müsse ein Sanitäter aus Deutschland kommen und ihn zurückbringen. Auf die Idee, dass ich mitfliegen könnte, waren wir noch gar nicht gekommen. Die Ärztin wusste allerdings nicht, was dann aus dem WOMO werden würde. So rief ich den ADAC Frankreich an. Die sagten, das WOMO würde so in 2 Wochen oder später dann zurückgebracht. Einzelheiten könnten aber erst besprochen werden, wenn der Rückreisetermin feststünde.
2 Wochen oder mehr bedeutete, dass unsere Lebensmittel und die bereits gekauften franz. Spezialitäten wie Käse und Wurst verderben würden. Außerdem hatten wir natürlich keinen Koffer dabei und könnten so kaum was im Flugzeug mitnehmen. Fotoapparate, Laptop, Ferngläser usw. wollten wir nicht so gerne im Fahrzeug lassen. Da wir Kleidung und Wäsche für etwa 4 Wochen mitgenommen hatten, würden wir zu Hause ganz schön oft waschen nüssen, um nicht 14 Tage in schmutzigen Klamotten herumzulaufen. Unser Bettzeug war natürlich auch im WOMO. So ganz glücklich waren wir über diese Lösung denn doch nicht.
ADAC München sagte aber auf erneute Rückfrage, das WOMO würde spätestens 2 Tage noch unserem Rückflug von einem vom ADAC beauftragten Fahrer vom Krankenhaus abgeholt.
2 Tage waren akzeptabel und so beschlossedn wir, dass ich mit zurück fliegen würde. Wiederum hing es nun von der französischen Stationsärztin und der deutschen ADAC-Ärztin ab, wann es so weit sein würde. Endlich am Montag die Bestätigung, mein Mann könne fliegen. Die Organisation des Transports würde aber einige Zeit dauern, vor Mittwoch wäre da kaum was zu machen. Nun gingen wieder die Telefongespräche hin und her. Frankreich rief an und bot 2 Möglichkeiten: Abflug von Bordeaux und Umsteigen in Paris mit 190 km Autofahrt zum Flughafen oder gleich Paris mit 400 km Autofahrt. Wir entschieden uns nach einiger Überlegung für Paris, denn durch das Umsteigen würden wir sicherlich Zeit verlieren, abgesehen von Ralphs Gehschwierigkeiten mit den Krüken.
Wie soll das dann mit der Abholung des WOMO laufen? Das solle ich auf den Krankenhausparkplatz stellen und die Schlüssel am Empfang hinterlegen. Welchen Krankenhausparkplatz? Da war ja nie etwas frei. Ich würde wohl in der Nacht dorthin fahren müssen und hoffen, dass dann wieder vor der Notaufnahme Platz wäre.
Nach weiteren Rückfragen stand dann endlich am Dienstag fest: Flug am Mittwoch um 17.00h ab Charles de Gaulle, Abholung vom Krankenhaus um 9.00 h mit Ambulanzwagen. Das WOMO würde ebenfalls am Mittwoch um 10.15h (!) abgeholt.
Zwischenzeitlich gab es Ärger auf dem Stellplatz. Dienstag Mittag hing am WOMO ein Zettel: Ich solle eine bestimmte Nummer anrufen, um die Stellplatzgebühren zu bezahlen. Telefonisch? Seltsam. Ich rief an, aber es meldete sich niemand. Da ich mittlerweile das neue Informationsbüro entdeckt hatte, ging ich auf meinem nachmittäglichen Weg zum Krankenhaus dort vorbei. In Coulon konnte man die Gebühr im Informationsbüro bezahlen, wenn man den morgendlichen Kassierer verpasst hatte. Doch die beiden Mädchen in Niort durften kein Geld annehmen und wussten auch sonst nichts mit mir anzufangen. So einen Zettel hatten sie noch nie gesehen. Schließlich erklärte sich eine bereit, die angegebene Nummer anzurufen, mit dem gleichen Erfolg wie ich. Keine Antwort.
Ich solle doch dann die Handy-Nummer anrufen. Welche Handy-Nummer? Tatsächlich standen unten auf dem Zettel ganz klein noch Nummern der Verwaltung von Niort. Musste ich tatsächlich wissen, dass eine davon die Handy-Nummer des Kassierers ist? Und wieso wird auf dem Zettel eine Nummer angegeben, die nicht erreichbar ist? Ich wurde allmählich sauer. So rief das Mädchen die Handy-Nummer an und erwischte tatsächlich den Zuständigen. Ich solle in 30 Minuten beim WOMO sein, er würde dann vorbeikommen. Das würde bedeuten, dass ich den ganzen Weg zurückgehen müsste, und ich sollte doch ins Krankenhaus. Ich erklärte den Beiden, dass ich jetzt wirklich keine Zeit hätte, zum Stellplatz zurück zu gehen. „Dann rufen Sie doch den Mann auf dem Handy an“, meinte die eine ziemlich patzig. Von wegen Touristen betreuen. Die andere rief schließlich an, erklärte meine Lage ausführlich und legte auf. Sie eröffnete mir, dass die Polizei bereits meine Auto-Nummer vermerkt habe und ich mit einer Strafe wegen Nichtbezahlung der Gebühren rechnen müsse. Wie und wo sollte ich denn bezahlen? Nirgendwo war vermerkt, dass man um eine bestimmte Zeit beim WOMO sein müsse. Ich solle halt heute um 18.00h beim WOMO sein.
Auf dem Weiterweg zum Krankenhaus murmelte ich Verwünschungen gegen diese Stadt vor mich hin. Unfreundliche Touristmusbüro-Angestellte, unerreichbare Kassierer. Na, hier würde ich nie wieder hinfahren. Nachdem ich mich so etwas abgeregt hatte, las ich den Zettel nochmal durch. Die Büro- bzw. Arbeitszeiten waren zwischen 14.00 und 17.00h. Also wäre abends um 18.00h wieder niemand da. Vom Krankenhaus aus rief ich nun doch die Handy-Nummer direkt an. Der Mann am anderen Ende war sehr freundlich. Ich erklärte ihm, dass ich abends „abreisen“ würde, also am nächsten Tag morgens auch nicht zahlen könne. „Wo sind Sie denn gerade?“, fragte er und meinte dann, er würde in 5 Minuten im Krankenhaus sein. Super. Ich ging schnell in die Eingangshalle, er kam gleich und ich bezahlte. Das ging ja noch mal gut.
Am Abend fuhr ich das WOMO zum Krankenhaus und hatte tatsächlich Glück. Es gab einen Parkplatz für unser Gefährt.
Nach einer unruhigen Nacht und nach einigen Problemen bei der Schlüsselübergabe am Empfang des Krankenhauses fuhren wir am nächsten Tag gegen 9:30h los. Ralph hatte eine Liege, was für die lange Autofahrt auch nötig war.
Nach etwa 5 Stunden Autofahrt, mit 30 Minuten Essenpause auf einem Autobahnrastplatz, kamen wir zum Flughafen. Von da an ging eigentlich alles ganz gut, wenn wir auch um den Flughafen-Rollstuhl etwas kämpfen mussten.
Wir flogen Business-Class. Ganz pünktlich kamen wir in München an, wo uns auf dem Rollfeld bereits ein kleiner Transporter erwartete, der uns zum Flughafengebäude fuhr. Dort wurde mein Mann in einen Rollstuhl verfrachtet und von einem Flughafenangestellten zum Ausgang gebracht. Leider konnten wir zunächst unsere Abholer nicht finden. Ich ließ sie ausrufen, doch es meldete sich niemand. Also mal wieder ADAC anrufen, dann endlich die Malteser. Um etwa 21.00h waren wir wieder zu Hause, nach einem nicht gerade erholsamen Urlaub.
Am nächsten Tag abends kam unser WOMO schon an. Also trotz der vielen Telefonate und dem Hin und Her hatte die Rückführung super geklappt. Ich muss dran denken, mich beim ADAC zu bedanken.