In der Betriebsanleitung für Boiler einer bekannten Firma steht folgendes.
Für eine Entkeimung empfehlen wir „Certisil-Argento“, andere Produkte – insbesondere chlorhaltige - sind ungeeignet.
Viele Womofahrer reinigen und desinfizieren ihre Trinkwasseranlage mit Chlorbleichlauge. Die obige Aussage der Firma kann die Anwender von Bleichlauge (DanKlorix) verunsichern.
Zu dem Thema habe ich auf der Caravan Messe einen Vertreter gesprochen.
Die Boiler sind aus dem Edelstahl V4A gefertigt. Nach Aussage trat an Schweißnähten Lochfraß auf, der auf die Anwendung von chlorhaltigen Mitteln zurückzuführen sei und die Firma deshalb von solchen Mitteln abrät.
Dazu möchte ich Stellung nehmen.
Der Boiler besteht also aus Nirosta V4A.
Das ist ein nicht rostender Edelstahl, der eine hohe Beständigkeit gegen Chloridionen (Kochsalz) aufweist.
Sind im Wasser zu viele Chloridionen (Kochsalz) vorhanden, kann Lochfraß, wie von Truma geäußert, auftreten.
Nun gibt es verschiedene V4A Edelstähle, genau gekennzeichnet werden sie durch eine Werkstoffnummer.
Der Stahl mit der Werkstoffnummer 1.4571 ist seewasserbeständig. Er ist gegen Chloridkonzentrationen von mehreren 1000 mg/l beständig.
Im Schwimmbeckenbereich wird häufig der Stahl mit der Werkstoffnummer 1.4404 verwendet. Dieser ist bis 400 mg/l Chlorid beständig.
Für meine Betrachtungen nehme ich an, dass der Boiler aus 1.4404 gefertigt ist.
Wieso sollte Chlorbleichlauge für den Lochfraß verantwortlich sein?
Chlorbleichlauge wird aus einer Kochsalzlösung (Natriumchlorid) durch Elektrolyse hergestellt. Dadurch enthält Chlorbleichlauge Kochsalz, es ist produktionsbedingt.
Danklorix, das von vielen verwendet wird, enthält 2-3 g/l Chlorid.
Zur Desinfektion des Trinkwassersystems verwendet man so ca. 1l DanKlorix auf 50 l Wasser. In dem Wasser wäre dann eine Chloridkonzentration von 60 mg/l. Das Trinkwasser enthält aber auch Chlorid, das man addieren muss. Bei unserem Wasser sind es 10 mg/l. Nehmen wir einfach mal an, es wären 160 mg/l Chlorid im Trinkwasser, dann käme man auf insgesamt 200 mg/l. Selbst wenn man die doppelte Menge Chlorbleichlauge (DanKlorix) verwenden würde, wäre man weit weg von der Grenze, ab der Lochfraß entstehen könnte, nämlich 400 mg/l.
Bei der Desinfektion ist die Chloridkonzentration nie so hoch, dass Lochfraß entstehen könnte.
Warum trat bei dem Boiler trotzdem Lochfraß auf?
In den Boiler sind Stutzen eingeschweißt. Auf den Schweißnähten bilden sich beim Schweißen Beläge, die Lochfraß erzeugen. Diese Beläge müssen entfernt werden.
Zur Reinigung werden die Verfahren Bürsten, Schleifen, Beizen oder Strahlen angewandt.
Wenn also hier ein Schweißer nicht sorgfältigst arbeitet hat, tritt später Lochfraß auf.
Der Grund für den Lochfraß am Boiler ist vermutlich die mangelhafte Säuberung der Schweißnaht und nicht die Verwendung von Chlorbleichlauge.
Zudem ist ein Boiler beim Desinfizieren im Jahr für vielleicht 48 Stunden einer erhöhten Chloridkonzentration ausgesetzt.
Ich zitiere nochmals:
Für eine Entkeimung empfehlen wir „Certisil-Argento“, andere Produkte – insbesondere chlorhaltige - sind ungeeignet.
Wenn etwas an dem V4A Boiler Lochfraß erzeugen kann ist es Certisil-Argento“.
Certisil-Argento besteht aus einem Natriumsilberchlorokomplex. Wenn dies dem Wasser zugesetzt wird, zerfällt es in metallisches Silber und Natriumchlorid.
Das Silber liegt als Kolloid mit einer Teilchengröße zwischen 1 und 100 nm (Nanometer) vor. Das menschliche Haar ist ca. 0,1 mm oder 100.000 nm dick. Diese Silberpartikel gehen auch an die Wand des Boilers und bilden mit Edelstahl Lokalelemente. Da Edelstahl unedler ist als Silber entstehen durch Lochfraß Pittings.
Die sind mikroskopisch klein und in der Praxis ist dies nicht so gravierend, da wenige Silberkolloide an der Wand haften.
Aber Truma empfiehlt ein Verfahren, das prinzipiell Lochfraß erzeugt.
Die Gefahr von Lochfraß besteht eher durch das Silber, als durch die Bleichlauge.
So ganz nebenbei.
Mit Certisil-Argento kann man Wasser desinfizieren aber keine Tanks oder Leitungen.
Noch ein anderes Argument.
Heerscharen von Wohnmobilisten desinfizieren ihre Wasseranlage und damit den Boiler mit Chlorbleichlauge und das schon lange Jahre ohne Lochfraß bemerkt zu haben.
Ich habe selten in so einem kurzen Statement
.
Für eine Entkeimung empfehlen wir „Certisil-Argento“, andere Produkte – insbesondere chlorhaltige - sind ungeeignet.
So viel falsche Aussagen und Schlussfolgerungen gefunden.
Gruß
Wolfgang