Dirks_Karmann hat geschrieben:Das ist eine "Grundsatzdiskussion" (ob frei nun besser ist als Marke ... oder umgekehrt) die wir hier eh nicht zuende führen können.
Hallo Dirk,
ich entnehme Deinem Beitrag tolle qualifizierte Fakten - danke dafür.
Ich stimmer Dir vollkommen zu: Es gibt keine eindeutige Entscheidung, welcher Wartungsweg "frei" oder "Vertrag" der bessere ist. Die Grundsatzdiskussion bringt nichts. Ich finde es lediglich sehr interessant Kenntnis von den vielfältigen Einflußfaktoren zu haben, die dann auch noch in jedem Betrieb mit seinen Mitarbeitern unterschiedlich beobachtbar sind. Mancher Vertragsbetrieb ist Aubildungs- oder Trainingsbetrieb vom Hersteller selbst, manch anderer Vertragsbetrieb ruht sich auf dem "Informationsvorsprung" vor den "Freien" aus und kann Marketing des Herstellers nicht mehr von sachlichen Informationen unterscheiden. Zu beiden Fällen kenne ich Beispiele.
Genauso gibt's auch bei den freien Werkstätten erhebliche Unterschiede: Beispielsweise habe ich den Eindruck, daß die großen bekannten Ketten über Ihr Marketing die Kundschaft "produzieren" und eher schlechte Arbeit abliefern (aber manchmal eine Top Ersatzteil-Logistik und Preise haben), wogegen die unbekannten Ketten/Betriebe eher durch ihre Arbeitsqualität den Kunden zum Wiederholungstäter machen wollen. Auch hier kenne ich zu beiden Fällen Beispiele.
Dirks_Karmann hat geschrieben:frag mal in einer freien Bude (Beispiel des Herstellers Opel) ob die einen Tech 2 haben .... dieser Tester ist vom Hersteller Opel in den Bedingungen für die Garantie und als Inspektionsbestandteil vorgeschrieben .... kaufen kann den aber nur ein Opel Betrieb ..... das Ding gibt es ganz einfach in der Opelkonfiguration im freien Markt nicht
Diesen sehr interessanten Fall kenne ich nicht.
Ich habe mal ähnlich Fragen gestellt und als Antwort erhalten (in meinem Fall war's Ford, nicht Opel): "Wieso nicht ? Hier gibt's Grundsatzurteile, daß alles was in der Ford Logistik erhältlich ist, nicht nur für Vertragshändler erhältlich sein darf. Außerdem haben wir Freistellung zu den Garantiebedingungen aller Hersteller. Und das klappt mittlerweile problemlos. Außerdem kaufen wir zwar nicht immer bei Ford ein, doch wenn's nicht anders geht, dann eben doch. Bei Meßgeräten sind wir nicht umsonst immer noch Bosch-Dienst. Wir können somit auch das Meßgerät beim Meßgerätehersteller und nur den Datensatz bei Ford kaufen - müssen wir manchmal sogar, weil wir auch noch die Daten anderer Hersteller benötigen, was in einem gebrandeten Gerät aus der Hersteller-Logistik gar nicht geht."
Welche dieser Aussagen in welchem Einzelfall nun tatsächlich zutreffend sind, kann ich sowieso nicht überprüfen. Für mich sind das alles Indizien die eine Glaubwürdigkeit erhärten oder nicht.
In der Praxis habe ich allerdings auch schon mehrmach beobachtet, daß die Hersteller-Logistik meist deutlich problemloser funktioniert, als die Logistik der freien Ketten. Funktioniert's mal nicht, dann sind die Vertragswerkstätten allerdings hilfloser - der Lagerist dort kennt nur das Herstellersystem, sonst nix.
Dirks_Karmann hat geschrieben:Unstreitig ist, das viele Freie Betriebe günstigere Stundenverrechnungssätze anbieten .... woher das wohl kommt
... die stehen doch auch morgens auf um Geld zu verdienen ... oder
..... die kochen doch auch nur mit Wasser.
Das habe ich auch schon erlebt, allerdings sind mir alle Betriebe die mit günstigen Stundensätzen auffielen auch durch schlechte Arbeit aufgefallen. Nach meiner Wahrnehmung scheint das jedoch zunehmend Vergangenheit zu sein: Ich kenne derzeit keine Werkstatt mehr, die nicht, nach den Original Verrechnungseinheiten Empfehlungen der Hersteller arbeitet und keine Tariflöhne zahlt. So gesehen ist die Basis überall gleich. Unterschiedlich ist jedoch das KnowHow und der Umgang der Werkstätten mit den Wartungsanleitungen: Wird die Frontscheibe ausgewechselt, obwohl der Schaden nicht im Sichtfeld liegt ? Oder wird die Bremsflüssigkeit grundsätzlich gewechselt (weil es in der Wartungsanleitung so drin steht) oder doch erst der Wasseranteil gemessen ? Derjenige der weder Meßgerät noch KnowHow hat, wird gemäß Herstellerempfehlung immer wechseln (die Frontscheibe, wie die Bremsflüssigkeit) und vielleicht sogar mehr Zeit, auf jeden Fall mehr Material benötigen, wie der Kollege, der mißt. Der messende Kollege muß dabei nicht immer der bessere sein, er braucht - auf jeden Fall dann wenn gewechselt wird - mehr Zeit, da er ja vorher noch gemessen hat. Hier spielt also nicht nur der Preis, das "sichere Gefühl" des Kunden, sondern auch Umweltaspekte und Verläßlichkeit der Dienstleistungen eine Rolle.
Schließlich kommt noch die Ehrlichkeit der Mitarbeiter im Unternehmen dazu. Wer nach der Messung des Feuchtigkeitsanteils zum Ergebnis kommt: "Bremsflüssigkeit bleibt drin" ist schneller fertig und kann vom Chef den nächsten Auftrag abholen. Mancher macht die Aufaddition der Verrechnungseinheit und sagt das dem Chef, mancher nicht. Im einen Fall zahle ich als Kunde die tatsächlich aufgewandte Zeit, im anderen Fall die Vorgabezeit. Auch hier ist nicht das eine Vorteilhaft und das andere Nachteilig: Die Vorgabezeit kann auch zu knapp sein, der tatsächliche Aufwand höher.
Aus diesen Gründen beobachte ich die Kommunikation im Unternehmen. Bei manchen gelingt das allerdings nie, weil immer wenn ich da bin, nur noch der Verkäufer anwesend ist.....
Schöne Grüße
Seekater