von MaKaRoNi » 03.04.2011 - 20:15:06
Hallo Rückfahrkameraselbseinbauer und alle anderen, die es vielleicht noch vor sich haben,
ich habe mit großem Interesse den aktuellen Vergleich verschiedener RV-Systeme in der RI 04-2011 gelesen und der Bericht hat mein Bastelfieber wieder aktiviert, unterstützt von gutem Wetter und ein paar außerplanmäßigen Frei-Tagen.
Ich habe mich für den in diesem Vergleich preiswertesten Anbieter entschieden, weil das System lt. Testbericht ordentliche Ergebnisse, sprich Bilder, liefert, auch bei Nacht. Es handelt sich um das System Luis RV-Basic, im Internet bei den üblichen Versendern für ca. 200€ + Versandkosten erhältlich. Es besteht aus einer
-> Farbkamera mit 120° Erfassungsbereich (nicht viel, aber ausreichend - siehe Ergebnisbeschreibung), ca. 365T Pixel-Auflösung (passend zum Monitor), 18 Infrarot-LEDs zur Nachtaufhellung, integrierter Heizung und Sonnenblende (kein Schmutzschild) und einem
-> 7''-TFT-Farbmonitor mit gleicher Auflösung, mit mehreren Audio- und Video-Eingängen und eigener Stromzuleitung an die Kamera sowie dem
-> Installationszubehör, also 20m-Verbindungseitung, Stromversorgungskabel, Monitorhalter und Einbauanleitung.
So weit, so gut. Allerdings bemerkt man gleich nach dem Auspacken einige Fehlteile, die es wohl aus Kostengründen nicht mehr in den Lieferumfang geschafft haben:
-> die Stromversorgungskabel sind blank und werden ohne Stecker für den Zigarettenanzünder ausgeliefert
-> kein Befestigungsmaterial für die Kamera dabei
-> der mitgelieferte Standfuß für den Monitor kann werksseitig nur auf das Armaturenbrett geklebt werden, was natürlich keine 5 Minuten lang hält.
Ausgangsbasis
ist ein Bürstner A647 mit hinteren Querdoppelbett ohne rückseitigem Fenster. Den Fahrradträger am Heck habe ich demontiert, weil die Heckgarage unter dem Doppelbett für 4 Fahrräder und Campingstühle ausreicht. Also ein geschlossenes, gerades Heck frei von Störkonturen.
Einbau
Nach einem Probelauf an einer Autobatterie zum Funktionscheck bin ich also an die Installation. Ich habe mich zunächst entschieden, Kamera und Kabel ohne Bohrlöcher in die Außenhaut zu befestigen. Gründe sind Respekt vor Undichtigkeiten und die drohende Demontage der gesamten rückwärtigen Innenverkleidung. Ich habe eine am Heck umlaufende Dachrehling, an die ich in Fahrzeugmitte allerdings drei kleine Bohrungen als Durchgangslöcher gesetzt habe. Durch diese habe ich drei Gewindestangen durch geführt und per Kontermutter befestigt, Länge ca. 20cm, um die Kamera möglichst hoch und "frei schwebend" zu montieren (Prinzip "Dreibein" oder Stativ). An die freien Enden der Gewindestangen habe ich eine Platte befestigt, die die Kamera mit deren einstellbaren Befestigungswinkel aufnimmt. Im Ergebnis eine etwas dominante Optik, bündig in die Heckwand eingelassene (und damit gebohrte) Befestigungen ist sicherlich eleganter.
Das Kabel habe ich entlang der Reling, die Aufstiegsleiter hinab, an der Abschlußschürze entlang und dann unter dem Boden entlang einiger Kabel verlegt (Kabelbinder sind eine exzellente Erfindung für sowas). Das größte Problem war nun, wieder in den Innenraum ohne Bohrung zu gelangen. Ich bin daher durch das untere Kühlschlanklüftungsgitter wieder ins Innere gelangt, an der Einstiegstreppe vorbei unter diversen Leisten, unter dem Beifahrereinstiegsbereich, hoch am Radlauf entlang unter das Armaturenbrett. Insbesamt bleiben ca. 3-4m Kabellänge übrig. Unter dem Armaturenbrett (knifflig zum hinkommen) treffen sich dann das Anschlußkabel vom Monitor oben mit der Versorgungsleitung nach hinten an einer Verbindungsbox (Größe einer Zigarettenschachtel). Die Stromversorgungskabel habe ich an einen handelsüblichen 12V-Stecker geschraubt, einen 1-in-3-Verteiler für den Zigarettenanzünder mit separaten Schaltern hatte ich noch im Bestand, so kann ich RV-Monitor und Navi separat und/oder gleichzeitig mit Strom versorgen.
Ergebnis
Letztendlich genau so, wie im Test beschrieben: Das Bild wird etwas verzerrt ("Froschaugenperspektive"), umfasst aber einen sehr großen Bereich von der Stoßstange bis ca. 10m hinter dem Fahrzeug. Die Gewindestangenbefestigung mit frei schwebender Kamera erweist sich als vibrationsfrei. Die Kamera wird über den Monitor und nicht über das Rückfahrsignal am Scheinwerfer geschaltet, also geht beim Vorwärtsfahren/Rangieren das Bild nicht jedesmal wieder aus (das wollte ich unter allen Umständen vermeiden). Gleichzeig könnte man die Kamera auch als "Rückspiegel" mißbrauchen, aber dafür reicht der Erfassungsbereich nicht weit genug hinter das Fahrzeug (und das ist auch nicht interessant, wobei man ja die Kamera schwenken kann). Bei montiertem Heckträger mit Fahrrädern könnte man allerdings dessen Bewegungen kontrollieren.
Auch der geprobte Nachtversuch war sehr "erhellend". Insgesamt eine absolut ausreichende Bild- und Übertragungsqualität.
Zusammenfassung
Summa summarum ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, das bei Selbsteinbau allerdings einiges an Schrauberkönnen voraussetzt und vor allem noch ein paar zusätzliche Teile benötigt. Die Garantie des Systems seitens des Herstellers erlischt ohne eines fachmännischen Einbaunachweises seitens einer Fachwerkstatt. Die zusätzliche Informationsquelle des Bildschirms bedarf anfangs etwas Gewöhnung. Bisher bin ich mit Sachverstand, Augenmaß und Außenspiegeln eigentlich immer zurecht gekommen. Die kann eine Rückfahrkamera auch nicht ersetzen. Aber besonders beim rückwärtigen Einparken oder Wenden gegen ein Fahrzeug oder Hindernis, das sonst im Sichtschatten verschwinden würde, ist so ein System sehr hilfreich. Und einmal wo dagegen gefahren kostet in der Regel mehr als die Anschaffung (und ggf. Installation) eines solchen Systems, von erhöhten Wiederverkaufschancen ganz abgesehen.
Rückfahrkameradischer Gruß
Martin
P.S.: mehr Infos und Bilder vom Ergebnis auf Wunsch per PN.
MaKaRoNi =MartinKatrinRomyNiklas aus Sulz a.N. (Süddeutschland)