Diesen Sommer waren wir wieder in Frankreich unterwegs und wollten diesmal die Region Midi-Pyrenees im Südwesten Frankreichs erkunden. Eine Region die wir hier und da schon mal gestreift hatten, und die unser Interesse geweckt hatte.
Von Norden aus dem Köln/Bonner Raum kommend (über Luxemburg, Metz, Nancy) wählten wir als ersten Übernachtungsplatz das kleine Dorf Colombey les Deux Eglises, ca. 22 km nordwestlich von Chaumont. Bekannt ist der Ort durch den früheren Wohnsitz von Charles de Gaulle. Sein Wohnhaus, La Boisserie, kann besichtigt werden. Hier wurde als einziger ausländischer Staatsgast 1958 Konrad Adenauer empfangen. Folgerichtig wehten an der Gedenkstätte (Museum) oberhalb des Dorfes neben der Europa- auch nur die Frankreich- und Deutschlandfahne. Auf der Hügelkuppe befindet sich ein monumentales Lothringer Kreuz.
Der kostenlose Womo-Stellplatz befindet sich zentral und ruhig gelegen auf Asphalt hinter dem Bürgermeisteramt (Mairie). Toiletten sind dort ebenfalls vorhanden.
Geschäfte und Gaststätten sind in unmittelbarer Nähe.


Colombey - Friedhof und das schlichte Grabmal von Charles des Gaulle (im Hintergrund das Wachhäuschen für den Gendarm)

Colombey - Das Lothringer Kreuz
Weiter ging es einsam über Landstraßen und durch den Naturpark des Morvan bis nach Moulins (ca. 200 km nordwestlich), welches am Ufer der Allier liegt. Hier gibt es am Flussufer auf der stadtabgewandten Seite einen großen Stellplatz. Obwohl die Stadt ein mittelalterliches Zentrum und viele schöne Gebäude hat, waren wir nicht so angetan.
Vielleicht lag es daran das wir durch einen sehr abgewrackten Strassenzug das Zentrum erreichten, wo am Hauptplatz umfangreiche Baumaßnahmen im Gange waren.
Zum Stellplatz ist zu sagen, dass die Bezahlung stundenweise (0,10 €/Std) erfolgt. Dieses kann nur –ebenso wie die Entsorgungstation (Jetons)- mittels Kreditkarte erfolgen. Etwas umständlich und wahrscheinlich waren die Bankgebühren im Endeffekt erheblich höher als der Übernachtungspreis.

Moulins - Stadtansicht vom Stellplatz aus

Die Allier bei Moulins
Aufgrund schlechten Wetters hielten wir uns am nächsten Morgen nicht lange auf und fuhren auf der A 75 nach Süden mit dem nächsten Ziel Conques, das liegt ca. 75 km südwestlich von Saint-Flour.
Dieser kleine Ort war und ist eine wichtige Etappe am französichen Jakobsweg und ist bekannt durch seine Klosterkirche aus dem 12. Jahrhundert mit reich geschmücktem Eingangsportal. Ebenfalls berühmt ist der Kirchenschatz, da es sich hierbei um den größten erhaltenen Kirchenschatz des französischen Mittelalters handelt. Mittelalterliche Gassen und Häuser prägen das Ortsbild.



Conques



Conques - Klosterkirche Sainte Foy und Portal
Stellplätze in dieser Gegend sind offensichtlich etwas dünn gesät, aber in dem sehenswerten Örtchen Belcastel, ca. 20 km südlich, gibt es einen kleinen Campingplatz, malerisch an einer Flusschleife des Aveyron gelegen.
Am nächsten Tag fuhren wir nach Albi, Hauptstadt des Departement Tarn, um dort die Kathedrale zu besichtigen. Praktischerweise gibt es dort zentral einen kleinen, kostenlosen Parkplatz für Wohnmobile auf welchem man auch bis zu 48 Std. stehen bzw. übernachten darf.
Die Kathedrale von Albi ist eine der größten Backsteinkirchen der Welt. Von außen sehr schlicht, fast wie eine Festung wirkend; der Innenraum ist jedoch u.a. mit großen Fresken und einer großen Chorschranke (sogenannter Lettner) überaus prachtvoll ausgeschmückt. Ein Besuch ist unbedingt zu empfehlen.


Albi - Stadtansicht am Tarnufer


Albi - Kathedrale


Kathedrale von Albi - Inneres mit Chorschranke
Für die nächsten 2 Tage quartierten wir uns auf einem Stellplatz ein, welchen ich wärmstens empfehlen kann. Er heißt Les Miquels und befindet sich unterhalb von Castelnau de Montmirail, ca. 25 km westlich von Albi.
Ein ehemaliges Weingut in landschaftlich wunderschöner Lage, welches von einem Ehepaar restauriert wurde und 6 Stellplätze (und 2 Gästezimmer) bietet. Die Stellplätze sind schön angelegt und kosten 9,50 €/Nacht einschl. Strom, Ver- und Entsorgung. Als Highlight ist im Preis die Benutzung des Swimmingpools enthalten, welcher in dieser Gegend, wo es sehr heiß werden kann, eine wirkliche Wohltat ist.
Angeboten wird außerdem abends ein 4-Gang Menü (Table d’Hote) einschl. aller Getränke (Aperitif, Wein, Digestif, Kaffee) zum Preis von 23,- € p.P. Wir haben es probiert und es war sehr lecker.
Da der Platz beliebt ist, sollte man allerdings vorher reservieren. Die Besitzer sprechen Englisch.


Stellplatz Les Miquels
Von Les Miqules aus haben wir verschiedene Bastiden besucht (Castelnau de Montmirail, Puycelsi, Lisle sur Tarn). Das sind mittelalterliche Städte mit einem schachbrettartigem Grundriss die in einem Zug erbaut wurden. Der zentrale Marktplatz wird oft von Häusern mit Arkadengängen eingerahmt.





Castelnau de Montmirail






Puycelsi



Lisle sur Tarn
Eigentlich hatten wir die Besichtigung von Toulouse geplant, aber bei hochsommerlichen Temperaturen war uns nicht nach Stadtbesichtigung und so steuerten wir als nächstes Mas d’Azil an (ca. 60 km südlich von Toulouse). Hier gibt es eine gigantische Grotte zu sehen, durch welche eine Straße führt (auch Wohnmobile passen durch, wenngleich es am Rand in einem Bereich mit ca. 3,00 m etwas niedrig wird). Die Höhle kann besichtigt werden, es wurden dort einige bedeutende Funde aus der Steinzeit gemacht. Nach einer Übernachtungsmöglichkeit suchend sprach uns ein französischer Wohnmobilist an und empfahl uns den Dorfplatz (er stand selber auch dort), wo wir in Flussnähe eine ruhige Nacht verbracht haben. Bis spät in die Nacht wurde dort Boule gespielt, was jedoch nicht weiter störte. Mittwochs ist übrigens ein großer Markt in Mas d’Azil, welchen man sich nicht entgehen lassen sollte wenn man um diese Zeit dort ist. Auf jeden Fall stellten wir dort den Tiefstpreis für offenen Wein vom Fass fest - 0,90€/l, und das Gebräu war überaschenderweise erstaunlich gut



Grotte von Mas d'Azil

Mas d'Azil - Dorfplatz an der Arize
Nun ging es Richtung Tarasacon sur Ariege wo wir uns zwei prähistorische Höhlen ansehen wollten.
Zuerst sahen wir uns die Grotte von Niaux mit ca. 13.000 Jahre alten Zeichnungen an. Die Bilderhöhle von Niaux ist die einzige unter den bekannteren Bilderhöhlen Südfrankreichs und Spaniens die öffentlich zugänglich ist. Die Führung erfolgt in Gruppen von ca. 20 Personen mit Grubenlampen, da die Höhle nicht beleuchtet ist (in der Hochsaison Voranmeldung empfehlenswert)
Anschließend machten wir noch eine Führung durch die Grotte von Bedeilhac.
Auch in dieser Höhle gibt es prähistorische Malereien sowie Tropfsteinbildungen zu sehen.
Fast noch beeindruckender sind allerdings die Ausmaße der Vorhalle der Höhle mit einer Länge von 700 m und einer Höhe von 35 m. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie von der Wehrmacht als Lager genutzt und in der Halle wurde sogar mal ein Flugzeugstart durchgeführt.

Grotte von Niaux


Grotte von Bedeilhac
Einen Stellplatz haben wir nicht gefunden, so übernachteten wir auf einem kleinen Campingplatz am Ufer der Ariege (Ariege-Evasion in Ornolac les Baines).

An der Ariege bei Ornolac


Teufelsbrücke (Pont du Diable) an der Ariege
Unser nächstes Hauptziel war der Cirque de Gavarnie, auf dem Weg dorthin machten wir Halt und übernachteten in St. Bertrand de Comminges. Die Stadt war zur Römerzeit eine bedeutende Siedlung mit ca. 30.000 Einwohnern. In der Nähe wurden römische Ruinen freigelegt.
Im Ort befindet sich auf einer Anhöhe die Kirche Notre-Dame de Saint-Bertrand-de-Comminges aus dem 12. Jahrhundert. Sehenswert sind das Chorgestühl sowie der kleine Kreuzgang.
In St. Bertrand gibt es verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten: einen Campingplatz etwas außerhalb der Stadt, einen großen Stellplatz in der Unterstadt – wir haben uns zum Übernachten in der Oberstadt auf einem ganz normalen Parkplatz gestellt. Es war sehr ruhig, und zum Essen gehen gibt es Lokale in unmittelbarer Nähe.

Notre Dame des St. Comminges

Chorgestühl


Kreuzgang
Weiter ging es nun über Lourdes (welches wir nicht besichtigt haben, da wir schon früher einmal dort waren), in die Hoch-Pyrenäen, durch das Tal der Gave nach Gavarnie.
Der ganze Tag war wolkenverhangen und diesig, so dass man von den umliegenden Bergen rein gar nichts sah.
Es gibt in Gavarnie einen Womo-Stellplatz; wir haben den Campingplatz La Bergerie aufgesucht, eigentlich mehr ein Zeltplatz, wo bei recht kühlen Nachttemperaturen um die 5° C einige hartgesottene ihr Zelt aufgeschlagen hatten.
Am nächsten Morgen starteten wir früh in Richtung des Talkessels, immer noch waren die Berge in dichten Wolken verborgen. Nach und nach brach jedoch die Sonne durch und gab den Blick auf ein unglaubliches Panorama frei. Am Hotel du Cirque angelangt, umgeben von 3.000 m hohen Gipfeln und dem mit über 400 m höchsten Wasserfall Europas. Das war schon sehr beeindruckend und sicher eines der Highlights unserer Reise.

Auf dem Weg nach Gavarnie - Tal der Gave



Cirque de Gavarnie

Wasserfall Grande Cascade
Am Nachmittag brachen wir bei nun strahlendem Sonnenschein Richtung Norden auf; einen genauen Übernachtungsplatz hatten wir nicht geplant.
Mehr oder weniger per Zufall entdeckten wir in dem winzigen Örtchen Lunax (bei Boulogne sur Gesse) einen kleinen Campingplatz (Le Canard Fou) welcher von einem deutschen Ehepaar geleitet wurde, die sich vor längerer Zeit in Frankreich niedergelassen haben. Mangels eigener Vorräte haben wir dann dort zum günstigen Preis von 15,- € p.P. am mehrgängigen Abendessen einschl. Wein am Tisch des Hausherrn teilgenommen. In unmittelbarer Nähe befindet sich ein See (Lac de Gimone, Wassersport und Angeln möglich).


Lac de Gimone bei Lunax
Nachdem wir bereits mehrfach an Moissac vorbeigefahren waren, wollten wir uns diesmal einen Besuch nicht entgehen lassen. Auch dieser Ort liegt am französischen Jakobsweg.
Die bedeutendste Sehenswürdigkeit ist das ehemalige Bendiktinerkloster Saint Pierre. Das Portal gilt als das großartigste in Südwest-Frankreich.
Der Kreuzgang von Moissac ist ebenfalls einmalig, nicht nur einer der ältesten und schönsten Kreuzgänge Frankreichs, sondern auch der größte und am reichsten ausgestattete Kreuzgang der gesamten Romanik.


Moissac - Kathedrale St. Pierre, Eingangsportal




Moissac, Kreuzgang
Es gibt in Moissac auch einen Campingplatz (Ile de Bideounet), welcher wunderschön auf einer Flussinsel des Tarn liegt, jedoch führte die Zufahrt durch ein tunnelartiges Gebäude, welches wir aufgrund der geringen Höhe von 3,07 m nicht passieren konnten.
Wir fuhren weiter nach Les Eyzies de Tayac, welches bereits im Perigord liegt. Wer Interesse an prähistorischer Geschichte hat, wird hier fündig werden. Neben einem Museum im Ort gibt es in der Umgebung zahlreiche Höhlen und Wohnstätten zu sehen. Diese haben wir vor etlichen Jahren schon mal abgeklappert. In Montignac, ca. 18 km nordöstlich befindet sich die Nachbildung der weltberühmten Höhle von Lascaux.
In Les Eyzies gibt es einen großen, ruhig und zentrumsnah gelegen Stellplatz (6,-€/Nacht)
Entsorgungstation und Toiletten ebenfalls vorhanden.


Les Eyzies de Tayac
Über Perigeux ging es am nächsten Tag nach Brantome. Dieser an sich sehenswerte Ort erschien uns jedoch irgendwie eher Wohnmobil-unfreundlich, da auf allen normalen Parkplätzen Wohnmobile verboten waren (obwohl genug Platz da war), und es nur einen etwas unattraktiven Womo-Stellplatz mit Parkplatzcharakter gab.
Wir fuhren daher etwas unentschlossen in westlicher Richtung weiter, und wie es manchmal so kommt entdeckten wir nach ein paar Kilometern in Bourdeilles einen sehr schönen Stellplatz am Ufer der Dronne. Auf einer großen Wiese (ehemaliger Sportplatz) idyllisch gelegen für 3,-€/Nacht (V+E vorhanden), und das kleine Städtchen war wirklich sehenswert.



Bourdeilles
Aufgrund des sonnigen Wetters wollten wir nun noch ans Meer und beschlossen nach Fouras (unterhalb von La Rochelle) zu fahren.
Die im promobil Stellplatzführer angegebenen Stellplätze waren jedoch - wie wir fanden - eine einzige Enttäuschung (Lage nicht schön bzw. auf Asphalt direkt an Strasse, kein draußen Sitzen oder Grillen erlaubt) so dass wir für ein paar Euro mehr (9,50 €/Nacht) einen CP Municipal (Les Esperances) aufsuchten, welcher direkten Zugang zum Strand hatte. Man blickt auf das Fort Boyard und die Ile d’Aix Hier haben wir ein paar Tage ausgeruht. Allerdings merkte man doch das der Atlantik nicht das Mittelmeer ist - abends wurde es ziemlich kühl.


Strand von Fouras

Fort Boyard
Langsam wurde es nun Zeit für den Heimweg.
Zwei Übernachtungen hatten wir noch eingeplant und entschieden uns für die erste Nacht in Beaugency an der Loire Halt zu machen. Unterwegs besichtigten wir noch in Saint Savin die romanische Abteikirche mit vielen gut erhaltenen Wandmalereien des 11. und 12. Jahrhunderts (Unesco-Weltkulturerbe).





Saint Savin
In Beaugency angekommen, ergatterten wir den letzten "offiziellen" Platz auf dem nicht gerade kleinen Stellplatz (kostenlos, V+E vorhanden). Nicht verwunderlich, der Platz liegt schön am Ufer der Loire, und die Stadt hat einige Sehenswürdigkeiten zu bieten. Später und in der Nacht wurde dann überall geparkt wo es noch ging, aber morgens fuhren dann doch die meisten direkt weiter.

Loirebrücke in Beaugency


Beaugency


Notre Dame in Beaugency
Auch wir rollten weiter und fuhren über Orleans, Troyes bis nach Arc en Barrois. Ein kleines hübsches Städtchen wo wir im letzten Jahr schon mal Station gemacht hatten. Für 3,-€ einschl. V+E (ohne Strom) kann man auf dem Parkplatz vor dem CP Municipal stehen.
Der gepflegte Campingplatz kostet ca. 8,-€.



Arc en Barrois
Am nächsten Tag ging es über Toul, Nancy, Metz Luxemburg wieder nach Hause.
Es war eine schöne Reise mit sehr abwechslungsreichen Eindrücken und vielem was es noch zu sehen gibt.
Idealerweise sollte man die Gegend im Früh- oder Spätsommer bereisen; im Hochsommer wird es in der Gegend um Albi und Toulouse sehr heiß, 40°C sind keine Seltenheit.