GFK-Lösungsmitteldämpfe in WoMos

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GFK-Lösungsmitteldämpfe in WoMos

Beitragvon Seekater » 11.08.2004 - 15:44:06

Liebe Forumsfreunde,<br><br>Umweltgifte sind ein bekanntes Thema - vergl. den Formaldehyd-Messungs-Thread - . Jedoch gibt's in immer mehr WoMos weitere Gefahren, die da lauern.<br><br>Mir ist bekannt, daß bei der Herstellung von GFK Schutzmasken getragen werden müssen. Lösungsmitteldämpfe von GFK führen bei entspechender Dosis leicht zu Kopfschmerzen und Übelkeit.<br><br>Uns ist z.B. aufgefallen, daß in neuen Booten (z.B. Sonneneinstrahlung unter der Persenning) noch erhebliche Dämpfe frei werden, auf die heftigste Körperreaktionen eintreten können (unerträgliche Kopfschmerzen - uns schon einmal passiert).<br><br>Andererseits haben wir in anderen Situationen - älteres Boot, Beschattung - noch nicht einmal Gerüche oder sonstige Minimal-Beeinträchtigungen feststellen können. Und in WoMos, selbst wenn aus GFK, sind die Platten "hauchdünn" verglichen mit einem Boot, und wenn überhaupt Schadstoffe vorhanden sind, so sind diese - meist - wohl nur außen.<br><br>Jedoch werden im Innenraum immer mehr GFK Formteile verbaut und auch Langzeitstudien sind mir noch keine bekannt.<br><br>Wie sieht es also aus mit GFK-Lösungsmitteldämpfen im Innenraum von WoMos:<br>- Treten diese auf, sind diese meßbar ?<br>- Wie schädlich sind diese ?<br>- Ab welcher Konzentration ? Gibt es Grenzwerte ?<br><br>Viele Fragen, ich hoffe jemand hat auch Antworten.<br><br>Viele Grüße<br>Seekater
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Re: GFK-Lösungsmitteldämpfe in WoMos

Beitragvon Bernie » 11.08.2004 - 17:14:02

Hallo Seekater,<br><br>lass dich da mal nicht verrückt machen. Bei Reaktionsharzen, Klebern und Lösemitteln, z.B. in Lacken geht man davon aus, dass nach ca. 3 Wochen nach Produktion die vollständige Aushärtung erfolgt ist und somit über 99,9% der flüchtigen Bestandteile draußen sind. Die meisten o.g. Gefahrstoffe entweichen bei der Verarbeitung, in der Regel 60% in der ersten Stunde. Da ist dann je nach Exposition Atemschutz erforderlich. Die Grenzwerte hierfür sind so, dass du da als "normaler" Mensch nix befürchten musst, wenn das WoMo nach guter "Lüftung" bei dir steht. Denn die Leute, die bei der Herstellung täglich damit arbeiten, sterben dabei auch nicht. Die Grenzwerte sind am Arbeitsplatz so gewählt, dass ein "normaler" Mitarbeiter bei täglicher Arbeit dauerhaft keinen Schaden davonträgt.<br>Bei Schadstoffen, die sich langfrsitig verflüchtigen sieht das anders aus. Da können geringe Konzentrationen zu Beschwerden führen, siehe Formaldehyd. Da nützen dir aber Grenzwerte wenig, weil da jeder Mensch äußerst individuell reagiert. Da kenne ich einige Extremfälle, die in Brunos Kategorie passen.<br><br>Wenn du im normalen Leben nicht vorgeschädigt bist und nicht auf dir bekannte Gefahrstoffe reagierst, also gesund bist, würde ich mir da keinen Kopf machen.<br>Und glaube nicht alles, was in Öko-Test steht. Da habe ich auch schon sehr negative Erfahrungen mit deren Berichterstattung gemacht.<br>Man sollte ein gesundes Maß an Kritik haben, aber nicht alles für bare Münze nehmen.<br><br>Nicht alles was stinkt, schadet, aber einiges schadet, was nicht stinkt! :)<br><br>Schadstoffarme Grüße,<br>Bernie<br><br>P.S. Gleich wird die Schadstofffraktion auf mich einschlagen!
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Re: GFK-Lösungsmitteldämpfe in WoMos

Beitragvon Uli_bw » 11.08.2004 - 17:17:15

Hallo Seekater,<br><br>das sind meines Wissens keine Lösungsmitteldämpfe sondern die Momomere der Bindemittel, die Radikalstarter  (oft Isocyanate) und ihr Zerfallsprodukte. Zusätzlich Weichmacher, Stabilisatoren Farbstoffe etc,..<br>Zu den Radikalstartern kann ich hier nur anmerken, daß hier der Trend vermutlich auch wie in der Druckbranche zu billigeren (stinkenderen) Monomere geht. Radikalstarter werden im Überschuß zugegeben, so daß nicht alles abreagieren kann. Dies reagiert dann päter under thermischer Belastung langsam weiter, die Geruchsstoffe diffundieren nur langsam durch die hochdichten Oberflächen.<br>Dies führt alles zur Geruchsbelastung.<br>Hier werden oft auch Stoffe verwendet, die rel. neu sind und die noch nicht als Langzeitstudie vorliegen. Hier werden evtl. dann auch zu hohe MAKwerte angegeben.<br>Dies setzt die Industrie aus Kostengründen durch. Dies ist Fakt, der der das billigste Kunststoffteil liefert, der bekommt den Auftrag.<br>Letztendlich braucht er billige Grundstoffe, billige Arbeitskraft und billige Maschinen. Wer hier irgendwo billigst ist hat große Chancen zum Zug zu kommen.<br><br>ULI
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Re: GFK-Lösungsmitteldämpfe in WoMos

Beitragvon Gast » 11.08.2004 - 17:25:52

Hallo Freunde,<br><br>35 Jahre lang war ich aus beruflichen Grüden massiv den a.g. Stoffen und anderen mehr ausgesetzt und lebe noch immer, doch ist unbestritten, dass nicht alle Menschen ohne Schaden zu nehmen solchen Stoffen widerstehen können.<br><br>Grüße Karlheinz
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Re: GFK-Lösungsmitteldämpfe in WoMos

Beitragvon Seekater » 12.08.2004 - 11:29:40

[quote author=Bernie link=board=WOMO-Technik;num=1092231846;start=0#1 date=08/11/04 um 17:14:02]....dass nach ca. 3 Wochen nach Produktion die vollständige Aushärtung erfolgt ist und somit über 99,9% der flüchtigen Bestandteile draußen sind. Die meisten o.g. Gefahrstoffe entweichen bei der Verarbeitung, in der Regel 60% in der ersten Stunde. ......<br>Bei Schadstoffen, die sich langfrsitig verflüchtigen sieht das anders aus. .......<br>[/quote]<br><br>Hallo Bernie,<br><br>vielen Dank für die Information. Ich fasse das so auf, daß bei GFK keine langfristige Ausdünstungen von schädlichen Stoffen erfolgen, sondern nur kurzfristig unmittelbar nach der Produktion. Bleibende/dauerhafte Schäden beim Nutzer können somit ausgeschlossen werden.<br><br><br>[quote author=Uli_bw link=board=WOMO-Technik;num=1092231846;start=0#2 date=08/11/04 um 17:17:15]...... das sind meines Wissens keine Lösungsmitteldämpfe sondern die Momomere der Bindemittel, die Radikalstarter  (oft Isocyanate) und ihr Zerfallsprodukte. Zusätzlich Weichmacher, Stabilisatoren Farbstoffe etc,..<br> [/quote]<br><br>danke Uli für die tollen Infos, die leider meine Chemiekenntnisse etwas überfodern. Der Reihe nach:<br><br>[quote author=Uli_bw link=board=WOMO-Technik;num=1092231846;start=0#2 date=08/11/04 um 17:17:15]...... die Momomere der Bindemittel ......<br>Zu den Radikalstartern kann ich hier nur anmerken, daß hier der Trend vermutlich auch wie in der Druckbranche zu billigeren (stinkenderen) Monomere geht.....<br>[/quote]<br>ist mit Monomer ein Restprodukt aus der Reaktion Bindemittel + Harz gemeint, das im Bindemittel zum Start der Reaktion Harz + Binder verwendet wird ? Warum heißen die Monomer, was haben die gemeinsam ? Wie würdest Du Radikalstarter und Monomer gegeneinander abgrenzen ?<br><br><br>[quote author=Uli_bw link=board=WOMO-Technik;num=1092231846;start=0#2 date=08/11/04 um 17:17:15]...... die Radikalstarter  (oft Isocyanate) und ihr Zerfallsprodukte.<br> [/quote]<br><br>werden also Radikale als Mittel zum "Anwerfen" der Reaktion Bindemittel + Härter verwendet ?<br><br><br>[quote author=Uli_bw link=board=WOMO-Technik;num=1092231846;start=0#2 date=08/11/04 um 17:17:15].....Zu den Radikalstartern kann ich hier nur anmerken, daß hier der Trend vermutlich auch wie in der Druckbranche zu billigeren (stinkenderen) Monomere geht. Radikalstarter werden im Überschuß zugegeben, so daß nicht alles abreagieren kann. Dies reagiert dann päter under thermischer Belastung langsam weiter, die Geruchsstoffe diffundieren nur langsam durch die hochdichten Oberflächen.<br>Dies führt alles zur Geruchsbelastung.<br> [/quote]<br><br>das heißt für mich zunächst einmal, daß es sich nur um Geruchsstoffe handelt, wenngleich diese unter dem Kostendruck der GFK-Produktion zunehmen und deshalb auch langdauernder ausdünsten. Richtig so ?<br><br><br>[quote author=Uli_bw link=board=WOMO-Technik;num=1092231846;start=0#2 date=08/11/04 um 17:17:15].......<br>Hier werden oft auch Stoffe verwendet, die rel. neu sind und die noch nicht als Langzeitstudie vorliegen. Hier werden evtl. dann auch zu hohe MAKwerte angegeben.<br>Dies setzt die Industrie aus Kostengründen durch. Dies ist Fakt, der der das billigste Kunststoffteil liefert, der bekommt den Auftrag.<br>Letztendlich braucht er billige Grundstoffe, billige Arbeitskraft und billige Maschinen. Wer hier irgendwo billigst ist hat große Chancen zum Zug zu kommen.<br><br>ULI[/quote]<br><br>jawohl, das ist der Mechanismus, neue Risiken werden durch Kostendruck eingegangen. Doch noch eine Sachfrage:<br>Was sind MAKwerte ?<br><br>Nochmals vielen Dank für die tollen Rückantworten.<br><br>Gruß<br>Seekater<br>
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Re: GFK-Lösungsmitteldämpfe in WoMos

Beitragvon Uli_bw » 12.08.2004 - 11:49:32

Hallo Seekater<br><br>[quote author=Seekater link=board=WOMO-Technik;num=1092231846;start=0#4 date=08/12/04 um 11:29:40]<br>ist mit Monomer ein Restprodukt aus der Reaktion Bindemittel + Harz gemeint, das im Bindemittel zum Start der Reaktion Harz + Binder verwendet wird ? Warum heißen die Monomer, was haben die gemeinsam ? Wie würdest Du Radikalstarter und Monomer gegeneinander abgrenzen ?<br>[/qoute]<br><br>Monomere werden zB durch Radikalstarter vernetzt. (Es muß nicht immer ein Radikalstarter sein.) Bei 2 komponenten erfolgt die Vernetzung meist untereinander, aber oft wird auch hier ein Starter zugegeben, damit die Rktion schneller oder unter wiedrigen Bedingungen besser abläuft.<br><br>[quote author=Seekater link=board=WOMO-Technik;num=1092231846;start=0#4 date=08/12/04 um 11:29:40]<br>werden also Radikale als Mittel zum "Anwerfen" der Reaktion Bindemittel + Härter verwendet ?<br>[/quote]<br><br>Im Härter sind oft Strater drin, diese zerfallen zu  Radikalen, die dann die Doppelbindungen der Monomere aufbrechen.<br><br>R-R + Energie --> R. + R. (Radikalstarter)<br>R. + CH2=CH2 --> R-CH2-CH2.  (hier eine einfache Chem. Formel... der Punkt ist das einzelne Elektron, das freie Radikal.)<br>R-CH2-CH2. + CH2=CH2 --> R-(CH2)3-CH2.  und soweiter bis zum Kettenabbruch<br>- wenn 2 radikale zusammen finden.<br>- Natürlich gibt es keine 1000% Polymerisation.<br><br>[quote author=Seekater link=board=WOMO-Technik;num=1092231846;start=0#4 date=08/12/04 um 11:29:40]<br>das heißt für mich zunächst einmal, daß es sich nur um Geruchsstoffe handelt, wenngleich diese unter dem Kostendruck der GFK-Produktion zunehmen und deshalb auch langdauernder ausdünsten. Richtig so ?<br>[/quote]<br><br>Als Geruchsstofe bezeichne ich hier mal fast alle Chemischen Grundstoffe der Organik, das dufte alles mehr oder weniger.<br>Billigere Stoffe duften oft mehr und sind teurer, das ist einfach so.<br>Die Industrei entwickelt nichts anderes, wenn sie bereits die Eierlegendewollmilchsau hat, die jeder kauft.<br><br>[quote author=Seekater link=board=WOMO-Technik;num=1092231846;start=0#4 date=08/12/04 um 11:29:40]<br>Sachfrage:<br>Was sind MAKwerte ?<br>[/quote] <br>Max. Arbeitsplatz Konzentration<br>hierfür gibt es für alle Stoffe Tabellen.<br><br>Gruß ULI
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Re: GFK-Lösungsmitteldämpfe in WoMos

Beitragvon Bernie » 12.08.2004 - 12:22:16

Hallo Seekater,<br><br>wir reden hier über Gefahrstoffe, also Stoffe, von denen eine Gefahr ausgehen kann. Unter diese Kategorie fällt so gut wie alles!!! Da muss man dann über das Risiko sprechen und eine Risokobetrachtung anstellen. Dann kommt sofort Dosis und Statistik ins Spiel! <br><br>Deshalb passt der Gesetzgeber fortlaufend (wobei sich natürlich die Veränderungsgeschwindigkeit in Maßen hält!) die arbeitsplatzbezogenen Grenzwerte (MAK-Werte) den aktuellen Erkenntnissen an und veröffentlich dies in der TRGS (Technische Regel für Gefahrstoffe).<br><br>Werte, die bei dir zu Hause (WoMo) auftreten, sind geringer als beim Herstellungsprozess.<br>Somit ist deine Belastung geringer, als die des Arbeiters in der Fabrik. Aber das heißt nicht, dass du pauschal Langfristschädigungen ausschließen kannst.<br><br>Alles eine statistische Betrachtung. Aber statistisch betrachtet, kannst du in deinem WoMo beruhigt schlafen, es sei denn ein Flugzeug fällt drauf!<br><br>Das ist auch wieder Statistik, aber davon genug!<br><br>Beruhigende Grüße,<br>Bernie<br>
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Re: GFK-Lösungsmitteldämpfe in WoMos

Beitragvon Seekater » 12.08.2004 - 13:53:21

Hallo Bernie, Uli und Karlheinz,<br><br>vielen Dank für Euer Beiträge, die mir ermöglichten mal wieder einiges dazu zu lernen (Gefahrstoffe, maximale Ausbeitsplatz Konzentration, Technische Regeln für Gefahrstoffe.......)<br><br>Gruß<br>Seekater
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