von carlos100 » 14.12.2009 - 15:42:03
Hallo Alle,
so ich habe mich wie versprochen kundigt gemacht. Einem Ingenieur ist nichts zu schwör.
Die Tandemachse ist eine aufwändig konstruierte Längslenkerachse mit Drehstabfederung. Das Prinzip wurde 1931 von Dipl.Ing. Porsche entwickelt und bei Fahrzeugen auch eingesetzt. Der Aufbau ist einfach. Prinzip: es gibt ein äußeres Achsroh, welches ein inneres Achsroh aufnimmt. In dem inneren Achsroh sind die Drehstabfedern untergebracht -also schweben sozusagen in der Luft, weil sie ja vom Achsschelem/Radschemel aufgenommen werden-. Außen, am inneren Achsrohr ist dann der Radschemel befestigt, der Bremse und Rad aufnimmt. Zur weiteren Verminderung der Massenbewegung ist dann noch ein zusätzlicher Dämpfer angebracht.
Abgeschmiert wird also hier, nur der wenige mm große Zwischenraum zwischen äußerem und inneren Achsrohr. 1,5Kg Fett ist purer Unsinn. AL-Ko liefert eine Fettkartusche mit 400gr. für das Abschieren. Diese hält ca. 3- 4 Jahre. Man soll mit einer Handfettpresse 6-8 Hübe pro Nippel Fett verpressen (ca. 60-80gr.) Dafür muss aber die Achse Lastfrei sein, d.h. das Hinterteil muss aufgebockt sein, die Räder sind frei vom Boden abstehend. Damit wird gewährleistet, dass keine Belastung zwischen den beiden Rohren vorhanden ist. Mit Fett abgespritzt wird nur der Zwischenraum zwischen dem äußeren und dem inneren Achsrohr. Im inneren Achsroh liegen die Drehstabfedern, die werden ihr Leben lang kein Fett sehen. Bemerkung: die brauchen auch keins, wofür? . AL-KO sieht eine jährliche Abspritzung der Achsrohnippel mit Fett vor -siehe Betriebsheft, das jeder von uns auch hat-. Das Fett soll verhindern, dass sich das äußere Achsrohr durch Rostbildung mit dem inneren Achsroh verbindet.
Zum abschieren von Drehstäben: Die Drehstäbe haben keinen mechanischen Verschleiß, sprich Abrieb, brauchen also auch kein Fett. Hier ist Fett purer Unsinn. Drehstebe werden nur auf Torision beansprucht. Drehstäbe benötigen keinen Wartungsintervall. Wenn es zu einseitigen Hängen am Wagen kommt, gibt es die Möglichkeit, Drehstäbe um einen Grad zu verstellen. Man sollte jedoch zuvor prüfen, ob die Drehstäbe durch Torision (Verdrehung durch Überbelastung oder auch Ermüdung) nicht bereits verdreht wurden.Dazu muss der/die Drehstäbe aus dem inneren Achsrohr ausgebaut werden.
Warum treten also Brüche bei den Drehstabfedern auf.
1. durch Überladung, dies ist jedem klar (brauche dies nicht weiter fortzuführen).
2. Ähnliches K A N N auch passieren, wenn ich die Doppelachse überbeanspruche, wie beim Überfahren einer größeren, hohen Bodenschwelle/Bordstein oder einseitig sehr tiefer Löcher. Verschlimmern wird sich dies noch durch die Komponente Geschwindigkeit.
3. Aber nun möchte ich auf das Problem der Brüche der Drehstabfeder(n) kommen, wenn nicht ordnungsgemäß abschmiert wird. Wenn sich das äußere Achsrohr durch Rostbildung mit dem inneren Achsrohr verbindet (ergibt sich dann ein verbundenes System).Somit gehen alle Schwingungen und Lasten auf die Drehstabfedern. Der Rost verhindert mehr oder weniger das zurückschwingen des inneren Achsrohres. Es kommt dann zum Bruch der Drehstabfedern über kurz oder lang, weil die überdreht werden -Torision/Verdrehung der Enden des Stabes zueinander-.
Versuche mal zusätzlich noch Bilder hier einzustellen. Sie betreffen den Ausbau der Drehstabfedern und deren Einstellung! Da kann man auch das äußere und innere Achsrohr und die dort befindlichen Drehstäbe sehen.
Wer also Fragen zu seinem Problem hat, kann auch Herrn Warne von AL-KO 08221 97579 anrufen. AL-KO bietet auch nach Terminabsprache eine Überprüfung an, kostet ca. 30 Euro (eine halbe Stunde Zeitaufwand). Wer also in den Süden fährt, der kann hier vorbei schauen und den Service in Anspruch nehmen.
Viele Grüße an Alle!
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carlos100 am 14.12.2009 - 17:25:23, insgesamt 7-mal geändert.
Carlos100
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