Übernachten in Holland

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Re: Übernachten in Holland

Beitragvon Schwedenopa » 03.03.2008 - 12:40:51

Hallo nochmal,

am Wochenende war ich in Katwijk an der Nordseeküste. Dort hat man leider, wie in vielen anderen Gemeinden auch, "rechtzeitig" auf die neue Rechtslage reagiert und an jeder Ortszufahrt ein großes Schild angebracht, nach dem das Abstellen von Wohnmobilen und Wohnwagen über Nacht nur auf Campingplätzen zulässig ist. :(

MfG
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Re:

Beitragvon Seekater » 08.04.2010 - 10:08:46

EuraGerhard hat geschrieben:
Seekater hat geschrieben:gibt's hier zwischenzeitlich neue Erkenntnisse?

Hallo Seekater,

ich beobachte die "Szene" hier schon eine Weile, .......
Auf der privat betriebenen Website Camperpunt.nl findet man die neuesten Informationen (auf niederländisch), sowie ganz unten die Möglichkeit, eine aktuelle Liste mit der Situation in fast allen Gemeinden herunterzuladen.

Fazit: Auch wenn sich auf rechtlicher Seite viel geändert hat, in der Praxis hat dies bislang wenig Auswirkungen.

MfG
Gerhard


Hallo Gerhard,
ich hab' mir eben mal die aktuelle Situation in NL angesehen. Der von Dir angegebene Link ist auch nach 2 Jahren "goldwert" und sehr aktuell gepflegt. Doch - leider - inhaltlich nicht sehr erfreulich: Die Anzahl der Gemeinden mit "nee - geen overnachting toegestaan" ist erheblich. Somit ist Niederlande zwar rechtlich auf der Ebene auf der sich viele europäische Staaten bewegen, doch in der Rechts-Umsetzung der Gemeinden bestehen deutlich mehr Restriktionen als in anderen Staaten.....
Hast Du zwischenzeitlich Erfahrungen wie's mit den Restriktionen in der Praxis aussieht ? Nicht jeder liest vor einer NL-Reise derartige Tabellen. Wie werden die lokalen Verbote kenntlich gemacht ? Welche Strafen/Kontrollen bestehen eigentlich, wenn das jeweilige Gemeinderecht mißachtet wird?
Anders formuliert: Tagsüber darf ein WoMo wohl immer - im Rahmen der Verkehrsregeln - parken. Doch woran wird das Verbot des unerlaubten Übernachtens fest gemacht? Uhrzeit? Parkdauer? Übernachtung im Fahrzeug? Hast Du Dein eigenes Fahrzeug schon einmal "über Nacht vor dem Haus" geparkt (selbstverständlich ohne Übernachtung darin)? Konntest Du schon Maßnahmen der Ordnungsbehörden bei WoMos gegen nicht erlaubte Übernachtung beobachten?

Schöne Grüße
Seekater
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Re: Übernachten in Holland

Beitragvon franz » 08.04.2010 - 10:54:06

diesen Link könnte ich noch nennen.
http://www.campercontact.nl/cc_land.php?c=nl
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Re: Re:

Beitragvon Schwedenopa » 08.04.2010 - 11:31:06

Hallo!

Seekater hat geschrieben:Doch - leider - inhaltlich nicht sehr erfreulich: Die Anzahl der Gemeinden mit "nee - geen overnachting toegestaan" ist erheblich.

Seit November 2009 ist die Anzahl nicht nur erheblich, sondern vollständig! Denn eben im November 2009 hat die Gemeinde Reimerswaal als letzte niederländische Gemeinde ebenfalls ein Übernachtungsverbot erlassen. Womit nun - was das wirklich freie Übernachten betrifft - faktisch der alte Zustand wieder hergestellt ist. :evil:

Mit dem Unterschied, dass die Gemeinden jetzt viel leichter offizielle Stellplätze ausweisen können. Wenn sie es denn wollen. Eben jene Gemeinde Reimerswaal hat dies zeitgleich mit der Einführung des Verbots auch getan. Andere hingegen, insbesondere solche mit überregional bekannten Touristenattraktionen (fast sämtliche Küstengemeinden, Lisse mit dem Keukenhof etc.), tun dies nicht, wohl auf Druck der örtlichen CP-Betreiber.

Seekater hat geschrieben:Somit ist Niederlande zwar rechtlich auf der Ebene auf der sich viele europäische Staaten bewegen, doch in der Rechts-Umsetzung der Gemeinden bestehen deutlich mehr Restriktionen als in anderen Staaten.....

Richtig, so ist es. Leider.

Seekater hat geschrieben:Hast Du zwischenzeitlich Erfahrungen wie's mit den Restriktionen in der Praxis aussieht?

Viele der Gemeinden, die vorher schon eher wohnmobilfreundlich eingestellt waren, haben ihr offizielles Stellplatzangebot eher ausgebaut, zum Teil umständliche bürokratische Hürden (z.B. verpflichtende Anmeldung bei der Polizei, wenn man den Stellplatz benutzen wollte) abgebaut, gleichzeitig aber auch auf den offiziellen Stellplätzen die maximale Anzahl der übernachtenden Wohnmobile sowie die maximale Aufenthaltsdauer genau festgelegt.

Kenntlich gemacht werden Stellplätze durch ähnliche Beschilderung wie in Deutschland, also Parkplatzschilder mit Wohnmobilsymbol. Auf die Verbote wird meiner Beobachtung nach sehr unterschiedlich hingewiesen: Manchmal steht ein Verbotsschild am Ortseingang, das gilt dann für den ganzen Ort. Manchmal stehen Schilder mit durchgestrichenem Wohnmobil und Zeitangabe an besonders attraktiven Plätzen. Manchmal steht auch gar nichts da.

Seekater hat geschrieben:Welche Strafen/Kontrollen bestehen eigentlich, wenn das jeweilige Gemeinderecht mißachtet wird?

Persönliche Erfahrungen damit habe ich nicht, und gedenke auch nicht sie zu sammeln ...
Die Gemeinden können bei Verstößen durchaus saftige Bußgelder verhängen, mit einigen Hundert Euro ist man da schon dabei. Diese können sie entweder über die reguläre Polizei oder über kommunale Ordnungskräfte eintreiben. In der Praxis werden allerdings "illegal" übernachtende Wohnmobilfahrer meistens erst mal nur mündlich verwarnt und zur sofortigen Weiterfahrt aufgefordert. Wie, wie oft und wie gründlich kontrolliert wird, das ist aber sehr unterschiedlich. Es hängt vermutlich einerseits davon ab, welchen politischen Einfluss die örtlichen CP-Betreiber haben, und andererseits davon, ob Beschwerden von Anwohnern eingehen.

In einigen Gemeinden eher im Hinterland wird laut Hörensagen auch das freie Übernachten geduldet, so lange man sich nicht daneben benimmt. Eine offizielle "Duldungspolitik", wie sie etwa beim Cannabisverkauf in den "Coffeeshops" besteht, gibt es jedoch nicht.

Seekater hat geschrieben:Anders formuliert: Tagsüber darf ein WoMo wohl immer - im Rahmen der Verkehrsregeln - parken.

Richtig! Auch nachts darf es im Rahmen der Verkehrsregeln parken, allerdings nur in unbewohntem Zustand. Und in aller Regel ist - ebenfalls über Gemeindeverordnungen - die Parkdauer auf der öffentlichen Straße in Wohngebieten für alle Fahrzeuge, die größer sind als ein PKW, auf 3-4 Tage am Stück beschränkt.

Seekater hat geschrieben:Doch woran wird das Verbot des unerlaubten Übernachtens fest gemacht? Uhrzeit? Parkdauer? Übernachtung im Fahrzeug?

An der Übernachtung im Fahrzeug. Manche - nervenstarke! - Niederländer haben es durchaus schon gebracht, im Womo zu übernachten und sich ganz mucksmäuschenstill zu verhalten, wenn ein Uniformierter nachts an die Tür klopft. :wink:

Seekater hat geschrieben:Hast Du Dein eigenes Fahrzeug schon einmal "über Nacht vor dem Haus" geparkt (selbstverständlich ohne Übernachtung darin)?

Als wir nach NL gezogen sind, war es eine notwendige Bedingung bei der Auswahl des Hauses, dass wir unser Womo auf eigenem Grundstück abstellen können. Und das tun wir jetzt auch. Auf der öffentlichen Straße vor dem Haus wäre dafür ohnehin kein Platz, das ist ein verkehrsberuhigter Bereich mit markierten Parkflächen in PKW-Größe. Bei einigen unserer Nachbarn, die weniger Platz auf dem Grundstück haben als wir, da übernachten Besucher mit Wohnmobil auch schon mal auf der Straße vor dem Haus. Wo kein Kläger da kein Richter.

MfG
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Re: Übernachten in Holland

Beitragvon Pego » 08.04.2010 - 12:33:22

....tja so kann sich ein EU-Mitgliedsland wie die Niederlande auch selbst ins Abseits manövrieren. Und das bei den gestiegenen Zulassungszahlen von Wohnmobilen innerhalb ihrer eigenen Grenze ! ( Dies ist zumindest unsere optische Wahrnehmung wenn wir durchs Land fahren )

Manche Länder brauchen eben etwas länger, da müssen wir wohl Geduld haben, mit unseren freundlichen Nachbarn aus dem Nordwesten...!

Wir sind jedoch immer noch gerne dort und haben eigentlich nur gute Erfahrungen allerdings auf den CP und Minicampings gemacht...!

Freies übernachten haben wir uns nie getraut...Gerhard hat's ja sehr gut geschildert !

:D
Zuletzt geändert von Pego am 09.04.2010 - 09:51:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Übernachten in Holland

Beitragvon feldhamster » 08.04.2010 - 13:22:33

Es ist ja nicht nur die Misere bei der SP-Ausweisung, bzw. dass die Gesetzesänderung über die freie Ü-Möglichkeit das Papier nicht wert ist, auf dem es steht.

Nein, darüber hinaus reagieren sehr viele CPs flächig nahezu allergisch auf Hunde. Wir wurden südlich von Amsterdam mindestens auf 8 Plätzen wegen des Hundes rigoros abgewiesen.

Persönlich habe ich hieraus schon längst meine Konsequenzen gezogen. Anstatt zu jammern, gebe ich meine € lieber anderweitig im €-Land aus, und gut is.............. :twisted:
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Re: Re:

Beitragvon Seekater » 08.04.2010 - 15:07:41

lieber Gerhard,

meinen herzlichen Dank für Dein excellente, ausführlich und anschauliche Antwort.
Aus meiner Sicht ist die Gesetzesänderung (vor dem Hintergrund des niederländischen Campingverhaltens) durchaus verständlich. Genau wie Du schon feststelltest berücksichtigt sie leider nicht, dass wohnmobiles Übernachten kein Camping sein muß. Auch scheint mir das Gesetz ein bischen zu sehr aus Randstad-Sicht geschrieben zu sein. Im "weiten" Friesland, mit dem Respekt der dortigen Bevölkerung vor Land und Natur, würde das einfacher gehen - wenn da nicht die nahe deutsche Grenze wäre......
Derzeit kann ich verstehen, wie die Niederlande zu einer derartigen Regelung kommen. Wir werden sehen, wohin gelebte Praxis, der Umgang mit dem knappsten Gut der Niederländer, dem Land, und die rechtliche Situation sich entwickeln werden.

Vielen Dank nochmal
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Re: Übernachten in Holland

Beitragvon franz » 08.04.2010 - 18:15:20

man kann aber durchaus auf Parkplätzen immer mal wieder nee gute Übernachtungsmöglichkeit finden wo man auch nicht gestört wird. Ich bin öfters mal am Lauwersmeer und da gibt es auch Möglichkeiten. Man muß da nicht auf den teuren CP fahren.
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Re: Übernachten in Holland

Beitragvon PRIVATIER » 08.04.2010 - 18:19:48

Moin @ all,
zu dem Thema kann ich auch meine neuesten Erfahrungen beitragen:
Wollte jetzt, in der kommenden Woche, nach Holland und zwar nach Yerseke in Zealand, dem Europäischen Muscheldorf, dort sollte man -lt Internet- auf offiziellen Stellplätzen in mehreren Ortsteilen bis zu 5 Tage kostenlos parken + übernachten dürfen, ohne jeglichen Service. Voraussetzung sollte sein, eine Anmeldung per Fax/Tel/E-mail an die Gemeinde mit der Zusicherung, dass das Fahrzeug autark bzw. mit allen erforderl. Sanitärtanks ausgestattet ist.
Auf meine entsprechende Anmelde-E-Mail erhielt ich postwendend die Antwort, dass die Gemeindeordnung geändert worden ist. Ein Aufenthalt im WoMo ist nur auf Campingplätzen gestattet. Ausnahmen gäbe es zwar, aber nur bei Großveranstaltungen wie z.B. der Tour de France.
Ergo: Ich bleib in Deutschland. - .....und Muscheln gibt`s bei uns auch.
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Re: Übernachten in Holland

Beitragvon tisum » 08.04.2010 - 23:54:16

Hallo miteinander,
ich kann die ganze Geschichte überhaupt nicht verstehen. Seit 1987 sind wir während der Saison (Ende März - Anfang November) mit dem Segel- und jetzt Motorboot in den Kanälen Frieslands, also dem Gebiet nördlich des Ijsselmeeres unterwegs. Marinas bzw. Yachthäfen haben wir in der ganzen Zeit gemieden und höchstens zu Versorgungszwecken aufgesucht. Das war auch nie ein Problem da man fast überal (frei) mit seinem Boot festmachen und übernachten kann. An vielen Stellen in den Kanälen und Seen sind von der Marekrite (eine Stiftung) Stege und Liegeplätze, vergleichbar mit Wohnmobil-Stellplätzen mit und ohne Versorgung angelegt worden, die man kostenlos benutzen darf. Es wird lediglich der jährliche Kauf der Flagge für 12 € als freiwilliger Jahresbeitrag erwartet. Solange man keinen stört oder belästigt und sich ordentlich benimmt, hat man nahezu jede Freiheit. Auch haben wir die Friesen als sehr selbstbewußte und freiheitsliebende Menschen kennengelernt, die sich so schnell nichts von Vater Staat vorschreiben lassen. Außerdem sind unsere Nachbarn eigentlich als sehr campingfreudig und gute Geschäftsleute bekannt.
Wieso stellen die sich im Bezug auf Womos so kleinkarriert an?
Ich habe mal gelesen das statistisch jedes Womo im Schnitt rd. 70 € pro Übernachtung im betreffenden Ort lässt. Im Wassersportbereich nehmen sie was sie kriegen können und diese geniale Einnahmequelle schlagen sie aus? Außerdem nehmen die Stellplätze nicht den Campingplätzen die Einnahmen. Wer lieber frei oder höchstens auf einem Stellplatz steht, geht nie freiwillig auf einen CP, der gibt sein Geld wo anders aus! Die Franzosen, insbesondere an der Atlantikküste, sind da viel schlauer. Freies Übernachten wird bei entsprechend zurückhaltendem Verhalten fast überall geduldet und auch in dem kleinsten Ort gibt es mindesten einen SP und das oft nicht weit außerhalb sondern an sehr reizvollen Stellen. Fazit: ab Mittag sind meist alle Plätze voll (man rechne mal nur 20 Fahrzeuge x 70 € Umsatz pro Tag für Einkaufen, Essen und Trinken; Aufwand: ggf. ein Parkautomat, einige Schilder und ein Parkplatz, der meist ohnehin bereits vorhanden ist). Ich denke das rechnet sich.

Na ja vielleicht haben unsere Nachbarn ja mal eine Erleuchtung.
Bis dahin allen eine schöne Saison.
Gruß und allzeit gute Fahrt.
Heinz


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Re: Übernachten in Holland

Beitragvon Seekater » 09.04.2010 - 14:42:17

tisum hat geschrieben:Hallo miteinander,
ich kann die ganze Geschichte überhaupt nicht verstehen. ......

Hallo tisum,

ich bin - ähnlich wie Du - ebenfalls viele Jahre auf den Niederländischen Seen und Kanälen unterwegs gewesen und kann Dein Unverständnis nachvollziehen. Es gibt jedoch noch einige Aspekte in Deinem Vergleich Boot - WoMo, die Du unerwähnt gelassen hast:

  • Niederländer, speziell Friesen, haben eine lange, viel längere Geschichte im Umgang mit Wasser, Land und Booten; im Wohnwagen-Sektor dagegen ist der niederländische Umgang damit eher Randstad-geprägt – raus aus dem dicht bevölkerten Land, rein in räumlich große Gegenden. So vereint das Land einen Kontrast in sich, den nur wir Ausländer wahrnehmen. In Niederlande war das seit Jahrzehnten normal, daß der Wohnwagen nur auf dem Privatgrundstück abgestellt werden darf. Das hat erst die Anpassung an EU-Vorschriften gelockert.
  • Marekrite gibt's nur in den nördlichen Provinzen, Friesland, Groningen und ich glaube auch in Overijssel. Auf den Seen in der Randstad sieht's dagegen schon etwas anders aus, und gaaaanz anders auf "Schiffsautobahnen" wie dem Amsterdam-Rhijn-Kanal z.B. Da ist ebenfalls viel mehr reglementiert.
  • Das Bewußtsein für den Umgang mit Booten, Land, Wasser nimmt in Niederlande leider ab. In weiten Bereichen der Niederlande, gerade auch in Friesland, wird darüber geklagt, daß die jüngere Bevölkerung nicht mehr mit Wind/Wellen/Booten umgehen kann, sondern mehr zum Technik-Konsumenten geworden ist und das Gefühl für den Umgang mit der Wasser-bezogenen Umwelt ein Stück weit verloren hat. Jüngere Niederländer nutzen Boote immer mehr als selbstverständliches Fun-Event oder auch genauso selbstverständlichen Fortwegungsmittel wie ein Auto. Dazu kamen Unfälle durch maritime Großevents wie die Sneek-Week, bei der zu viele Leute die Grenze überschritten (Koma-Saufen, tödliche Unfälle auf dem Princess-Margriet-Kanal). Den Rest hat dann die Zunahme des Bootstourismus bewirkt: Es geht einfach nicht mehr, Abwassertanks auf 'nem See abzulassen. Dazu gibt's zu viele Boote und zu viele unerfahrene (deutsche) Skipper. So mußte und wird die die Niederlande im Bootssektor weiter Regeln einführen – ganz im Gegensatz zu uns, die wir im Bootssektor zu viele Regeln hatten und dieses – siehe Charterschein – gelockert haben.
  • Niederlande ist ein Urlaubsland für "ich muß mal eben weg" der großen Nachbarnation Deutschland. Viele Deutsche machen in NL-Kurzurlaub: In max. 4 Tagen, Wochenende mit Brückentag, möglichst viel Fun erleben. Da bleibt jegliches Interesse für die Niederlande zurück. Zeeland oder Friesland kann kaum einer unterscheiden, man sagt sowieso "Holland" dazu und schert sich nicht die Bohne um niederländischen Lokalcolorit. Das schreit doch – aus niederländischer Sicht - geradezu nach Regeln, die die negativen Seite des Tourismus eindämmen. Folglich ist es 'ne große Leistung - wenn man in diesem Umfeld bestehende Regeln lockert. In Deutschland fiel es mit dem Charterschein ja auch sehr sehr schwer und von einer generellen Einführung auf allen deutschen Binnenrevieren ist man ja noch immer weit entfernt.

Wenn Du das alles zusammen nimmst, ist das, was uns Gerhard so excellent erklärt hat – leider – die logische Konsequenz. Ob man die Sache weiter lockern wird – z.B. 1-maliges Übernachten im öffentlichen Straßenraum erlauben, nur Camping verbieten - bleibt abzuwarten. Abzuwarten, welche Erfahrungen man in der niederländischen Öffentlichkeit mit den WoMos macht.

Man kann's auch ganz einfacher formulieren: Deutschland ist ein Autoland und hat Handlungsbedarf beim Bootsurlaub auf Flüssen, Seen und Kanälen, der bei uns ein kümmerliches Schattendasein führt. In Niederlande ist das eben umgekehrt.

Schöne Grüße
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Re: Übernachten in Holland

Beitragvon Biggi » 09.04.2010 - 17:19:21

Ich muss ehrlich sagen, dass ich wegen den sehr strikten Regulungen die Niederlande nicht mehr so gerne besuche. Allerdings gibt es ein paar Orte, die ich sehr mag. Da ich auf Schulferien nicht angewiesen bin, kaufe ich mir die ASCI-Karte und gehe dann eben auf Campingplätzen. Damit werden die CP´s durchaus bezahlbar.

Aber ich muss sagen, dass ich immer mehr das Land meide und dann eben nur franz. Nordseeküste fahre. Ist einfacher dort.
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Re: Übernachten in Holland

Beitragvon tisum » 09.04.2010 - 21:26:00

Danke an Seekater für die ausführliche Antwort.
Du hast natürlich recht aber ein wenig denke ich auch, wer die Musik bezahlt, bestimmt auch was gespielt wird. Was wäre z.B. Friesland ohne die deutschen Bootstouristen. Ich denke da mehr wie Biggi. Nachdem ich per Zufall ein betagtes Wohnmobil gekommen bin und meine ersten Erfahrungen in Normandie und Bretagne gemacht habe fühle ich mich von der dortigen Gastfreundschaft, sogar Deutschen gegenüber, sehr angezogen. Für mein Verständnis widerspricht der Urlaub auf einem parzellierten Campingplatz total dem Wesen eines Wohnmobils. Meine Touren mit dem Womo werden also auch zukünftig nicht in den Niederlanden stattfinden. Schade, wie mit dem Boot hätte ich das Land auch gerne per Womo erkundet. :(
Gruß und allzeit gute Fahrt.
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Re: Übernachten in Holland

Beitragvon Biggi » 09.04.2010 - 21:47:08

tisum hat geschrieben: Nachdem ich per Zufall ein betagtes Wohnmobil gekommen bin und meine ersten Erfahrungen in Normandie und Bretagne gemacht habe fühle ich mich von der dortigen Gastfreundschaft, sogar Deutschen gegenüber, sehr angezogen. :(



Die Erfahrung habe ich auch gemacht: In Frankreich wurde ich mit offenen Armen empfangen. Es war ein ganz anderes als in den Niederlanden, wo ich mir immer ein wenig ungewollt vorkam. Als wenn ich die teils hohen Campingplatzgebühren (in den Sommerferien geht es auch schon mal zwischen 30-40 €) bezahlen dürfte, aber dafür keine Rechte habe. Das ist natürlich eine sehr subjektive Meinung.

Dazu habe ich die französische Nordseeküste bei Nord-Pas-de Calais für mich entdeckt. Sie ist besser als ihr Ruf, an vielen Stellen genauso schön wie an der niederländischen Nordsee. Und ich fahre da gerade mal 80km weiter, was ja nicht viel ist. Für mich eine gute Alternative als Kurzreiseziel für ein langes Wochenende.

Statt Amerstdam (was wirklich eine wunderschöne Stadt ist) fahre ich in die belgischen Städte Bruegge (wunderbarer Stellplatz, allerdings teuer---aber auch die Hotels kosten in Brügge etwas mehr) oder Gent an. Antwerpen steht auch noch auf meiner Liste. Ich glaube, dort gibt es auch kostenlose Stellplätze.
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Re: Übernachten in Holland

Beitragvon Schwedenopa » 11.04.2010 - 18:31:55

Hallo!

Biggi hat geschrieben:Antwerpen steht auch noch auf meiner Liste. Ich glaube, dort gibt es auch kostenlose Stellplätze.

Kostenlos nicht (mehr). Das Übernachten auf dem Scheldekai ist inzwischen verboten (und war wegen Verkehrslärm und diverser nächtlicher "Aktivitäten" auch noch nie empfehlenswert). Es gibt jedoch einen offiziellen Stellplatz namens "Kampeerautoterrein Vogelzang", der kostet aber 10,- €/24h. Was im Vergleich zum Stellplatz in Brugge allerdings immer noch spottbillig ist. Von Vogelzang aus kann man mit dem Fahrrad oder mit der Straßenbahn in rund 10 min die sehenswerte Innenstadt erreichen.

Es stimmt allerdings tatsächlich, dass der Umgang mit Wohnmobilen in Belgien, selbst im flämischen (niederländisch sprechenden) Teil Belgiens, wesentlich unkomplizierter ist als in NL. Abgesehen von der Küste im Sommer! Das Übernachten auf Parkplätzen wird fast überall problemlos toleriert, und es gibt sogar die eine oder andere öffentlich zugängliche Ver- und Entsorgungsstation.

Auch ich muss zugeben, dass ich mir das Übernachten im Wohnmobil in den Niederlanden weitestgehend abgewöhnt habe. Abgesehen vielleicht von gelegentlichen Touren in die nördlichen Provinzen (Drenthe, Friesland). Was allerdings auch mit daran liegt, dass wir von unserem Wohnort Utrecht aus praktisch jeden Ort in NL bequem als Tagesausflug erreichen können.

MfG
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