von Seekater » 30.12.2003 - 09:56:19
Hallo Lacky,<br><br>Deine technische und Unfallfrage sollte meines Erachtens im Zusammenhang gelöst werden - wie Du unter "Quasselecke" schon schriebst, will Dein Bauch etwas anderes als Dein Verstand, ich würde also beide zusammen beachten. Zum Thema:<br><br>"Spurtreue und Aufschaukeln" hierzu fällt mir ein:<br><br>- Möglichst tiefer Schwerpunkt<br>Die wird mannigfaltig beeinflußt, sowohl bauartbedingt vom WoMo (niedriger Aufbau, teilintegriert), wie von der Beladung (schweres nach unten), wie vom Fahrgestell (Tiefrahmen). Je tiefer der Schwerpunkt, desto geringer ist die Neigung, daß überhaupt ein Wanken oder Aufschaukeln entsteht.<br><br>- Die Bereifung<br>Ein kleiner Camper-Spezialreifen mit höchstem Luftdruck und Tragfähigkeit wird beim Platzen einen ähnlichen Effekt erzielen, wie der LKW-Luftdruck beim schnellen Fahren. Auswege bei der hoch belasteten Hinterachse sind hier Tandemachser oder Zwillingsbereifung.<br><br>- Möglichst gut auf die Beladungsverhältnisse abgestimmtes Fahrgestell.<br>Man sollte beachten, daß ein jedes Fahrgestell an der Grenze der möglichen Belastung "weich" und unfallträchtiger wird. Ein straffes "in Position Halten" ist eben an der Grenze der Zuladungsmöglichkeit nicht mehr gegeben. Nun werden leider viele WoMos permanent an oder sogar über der Grenze von 3,5t betrieben um schnell fahren zu können. Euer Hymer Swing hat als Alkoven-Fahrzeug mit hohem Schwerpunkt, 3,5t und mit 4 Personen/Gepäck sicherlich alle diese Eigenschaften vereint. Wenn Du Dich für ein Fahrzeug mit höherer Zuladung (z.B. 3,85t) entscheidest hast Du viel mehr Sicherheitsreserven, fährst nicht permanent "voll ausgereizt" und darfst auch nur sicherheitsverträgliches Tempo fahren. Alternativ kannst Du auch ein Fahrzeug mit höherer Zuladung erstehen und ohne bauliche Änderung auf 3,5t ablasten lassen, dann darfst Du wieder schnell (mit dem entsprechenden Risiko) fahren.<br><br>- Die Energie die in bewegter Masse steckt berechnet sich mit M/2*V*V wobei M die Masse (Gewicht des Fahrzeugs) ist, die halbiert wird und V die gefahrene Geschwindigkeit mit der 2 Mal multipliziert wird. Du siehst, ein größeres, schwereres Fahrzeug geht nur einmal zur Hälfte in die Berechnung ein, die gefahrene Geschwindigkeit quadratisch. Diese Kräfte müssen vom Fahrgestell gehandhabt werden, die also umso größer und schwieriger zu beherrschen sind, je schneller gefahren wird. Konkret: Ein Fahrgestell muß bei Tempo 120 DOPPELT so starkt ausgelegt sein, DOPPELT so große Kräfte handhaben können, als bei Tempo 80. Damit bin ich wieder beim obigen Punkt: Ein Fahrzeug was an der Grenze seiner Zuladung mit hoher Geschwindigkeit gefahren wird ist das größere Risiko, unabhängig davon welches Fahrgestell drunter ist. Also, langsam fahren, mit einem Fahrgestell, was für eine möglichst höhere Masse taugt, als Ihr braucht. Dies dürfte wesentlich mehr bringen, als die übliche "Fahrgestell"-Feinheiten-Diskussion<br><br>Du siehst, ich halte nicht allzuviel von den ewigen Diskussionen welches Fahrgestell (Fiat X, Fiat Maxi, Fiat Flachboden, Alko, Iveco, Ford, DB oder oder) das bessere ist. Auch die Gretchen-Frage Luftfederung oder nicht bringt nichts, wenn die Einsatzbedingungen des Fahrzeuges nicht beachtet werden. Dem andernorts geäußerten Vorschlag vom "Schnellfahren" Abstand zu nehmen kann ich mich nur anschließen.<br><br>Deine Frau wird sich sicherlich mit einigen Selbstvorwürfen herumquälen. Ich drücke Ihr die Daumen, daß Sie mit einer Änderung Ihres Fahrstils, langsamer fahren, sich noch einmal traut ein WoMo zu lenken - oder auch nur in einem WoMo mitzufahren. Dabei dürfte psychisch wichtig sein, daß das Umfeld dann ein anderes ist, also kein Hymer, kein Fiat (egal mit welchem Chassis) und keine 3,5t und vor allen Dingen, LANGSAMER.<br><br>Gute Genesung an Deine Frau und viel Zeit für eine gemeinsame, wohlüberelegte Entscheidung wünscht<br><br>Seekater<br>
Wenn schon Irren, dann lieber durch eine Tat, als durch eine Unterlassung