Hallo Womo-Gemeinde,
ich möchte, und das auch noch in meinem ersten Beitrag hier, von einem Schadensfall berichten und damit auch andere warnen.
1. Bei meinem Fahrzeug handelt es sich um einen Knaus Sun Traveller, er verfügt auf dem Dach über zwei Standartdachluken, eine davon auf dem Alkoven, und über eine große, aus Plexiglas gefertigte, transparente, elektrisch zu bedienende Dachluke des Typs Remistar im Mittelteil des Daches.
2. Ich beabsichtigte, am 17.5.2007 den DB Sylt-Shuttle, betrieben von der DB AutoZug GmbH Niederlassung Sylt, (?Bahnverladung?) von Niebüll nach Westerland/Sylt zu benutzen.Es herrschte damals starker West- bis Nordwestwind mit einer Windstärke von 7 bis 9.
Während PKW auf den Doppelstockwagen der DB in Fahrtrichtung des Zuges verladen werden (die Insassen bleiben in den Fahrzeugen), werden PKW mit einer Höhe über 1,65 m, Lieferwagen, LKWs und auch Wohnmobile auf einstöckigen Wagen entgegen der Zugfahrtrichtung, das heißt also mit dem Heck voran, transportiert.
Wir waren das letzte Wohnmobil auf dem einstöckigen Wagen. An der Spitze des Zuges befand sich die Lokomotive, dahinter eine Vielzahl von Doppelstockwagen, dann folgten mehrere leere Einstockwagen, zwei oder drei PKW mit Dachlasten, dann unser Wohnmobil, davor zwei weitere Wohnmobile und sodann ein PKW mit einem Fahrraddachgepäckträger. Den Schluss des Zuges bildet ein geschlossener Wagen, mit dem Motorräder und deren Besatzung transportiert werden können.
Auf dem Verladebahnhof Niebüll sind wir von einem dortigen Bediensteten aufgefordert worden, zu überprüfen, ob die Fenster und Dachluken geschlossen sind ?wegen der Geschwindigkeit des Zuges?. Wir haben daraufhin nochmals überprüft, ob alle Fenster und Dachluken geschlossen und verriegelt waren: sie waren ordnungsgemäß verschlossen!
Auf dem Hindenburgburgdamm erreichte der Zug seine Höchstgeschwindigkeit, diese soll ca. 100 km/h betragen. Mitten auf dem Damm begegneten wir dem Gegenzug, der die gleiche Geschwindigkeit gefahren haben soll. Bei der Vorbeifahrt der Lokomotive des Gegenzuges gab es aufgrund des Luftdrucks ein explosionsartiges Geräusch, unser Wohnmobil erhielt einen Schlag?und die mittlere, große Dachluke riss ab. Diese flog über die beiden anderen Wohnmobile in Richtung Zugende und zerschellte auf dem Dach des letzten PKW unterhalb dessen Fahrradträgers, wo sie sich in viele kleinere Teile auflöste und sodann Fahrzeuge auf dem Gegenzug beschädigt haben soll.
Ferner öffnete sich durch den Luftdruck die kleine Dachluke auf dem Alkoven an der Vordersite und riss dort aus der Halterung aus, flog jedoch nicht vom Fahrzeug weg. Das Fahrzeugdach hob sich durch den Luftdruck im Bereich des Alkovens um ca. 6 mm an, so dass eine dort vorhandene Stabilisierungsverbindung mit einem Metallquerträger um diesen Wert ausriss.
3. Ich lege nachdrücklich Wert auf die Tatsache, dass beide Dachluken ordnungsgemäß, wie technisch vorgesehen, verschlossen und arretiert waren. Weitere Sicherungsmöglichkeiten der Dachluken bestanden technisch nicht.
4. Der Vorfall wurde nach Ankunft auf dem Bahnhof Westerland/Sylt durch die DB AutoZug GmbH aufgenommen. Der dortige Mitarbeiter der DB AutoZug GmbH zeigte sich von dem Vorfall nicht im Mindesten überrascht: dies geschehe bei entsprechenden Windlagen mehr oder weniger regelmäßig.
Tatsächlich ist es auf Sylt eine bekannte Tatsache, dass aufgrund des Transports mit dem Heck voran bei bestimmten Windlagen regelmäßig die Halterungen von Dachluken an Wohnmobilen und Campingcaravans auf der Bahnverladung ausreißen, dies wurde uns mehrfach von Angestellten von Campingplätzen und dem Inhaber der einzigen Reparaturwerkstatt für Campingfahrzeuge auf der Insel bestätigt. Auch der Mitarbeiter der Niederlassung der DB AutoZug GmbH in Westerland, den wir am 18.05.2007 aufsuchten, bestätigte dies, verwies aber auf deren Beförderungsbedingungen und den darin enthaltenen Haftungsausschluss.
Technisch begründet der Transport einen Wohnmobils mit dem Heck in Fahrtrichtung des Zuges ein sehr hohes Risiko für das Abreißen von Dachluken, wie ich dies nach dem Vorfall durch meine Reparaturwerkstatt erfahren habe. Diese sind konstruktiv nicht dafür ausgelegt, einem solchen Winddruck aus Heckrichtung standzuhalten, üblicherweise ist Fahrtwind nur aus der (Front-) Fahrtrichtung zu erwarten. Aufgrund des plötzlichen Winddrucksanstiegs durch den Gegenzug reißen die mit Haken gesicherten Bolzen im hinteren Bereich der Remistar-Dachluke aus, Wind fängt sich unter der Luke und reißt sie auf. Sie bricht sodann am Scharnier ab. Die Gefahr ist beim ersten Wohnmobil auf den einstöckigen Wagen umso größer (wie man hier sieht). Der starke Gegenwind erhöht den Winddruck noch erheblich.
Ich sehe die DB AutoZug GmbH als Verantwortliche für den Schadensfall an: in Kenntnis der potentiellen Gefahr hat man das dort bekannte Risiko in Kauf genommen ohne uns mit einem Wort darauf hinzuweisen. Man hätte uns den Transport verweigern oder uns zumindest über die Gefahren bei einer entsprechenden Windlage aufklären müssen. Wir hätten dann die Fährverbindung Romo/List genutzt, zumal wir es nicht eilig hatten, wie wir dies dann auch für die Rückfahrt vorgezogen haben.
Ich wüsste nicht, wie ich den Schadensfall hätte verhindern können.
Unser Schaden beträgt ca. 1.100,00 ?, ferner reguliert unsere Haftpflichtversicherung die Schäden an den anderen Fahrzeugen, was mit einem Verlust des Schadensfreiheitsrabatts verbunden ist.
5. Mit Sicherheit stellen wir hinsichtlich dieses Schadensfalls keinen Einzelfall dar, auch andere Wohnmobile werden bereits entsprechende Schäden davongetragen haben. Natürlich wären wir auch interessiert zu erfahren, ob es sich tatsächlich um eine Vielzahl von Schadensfällen handelt, die von der DB Autozug schlichtweg ignoriert werden. Ich habe den Eindruck, dass man Wohnmobilisten bei entsprechenden Wetterlagen schlichtweg ins "offene Messer" laufen läßt, sich dann aber aus der Verantwortung stehlen will.
Ausschlaggebend für den Schadensfall ist nach meiner Meinung die Aufstellung der Wohnmobile auf den einstöckigen Wagen entgegen der Fahrtrichtung.
Man kann sich nur überlegen, ob die Bahnverladung tatsächlich der sicherste Weg nach Sylt ist. Ich würde mich freuen, zu erfahren, ob andere User dieses Forums auch schon entsprechende Erfahrungen gemacht haben.
Für uns gilt: Bahnverladung nach Sylt? Nie wieder!
Beste Grüße aus Berlin
Stefan